Naalakkersuisut

Naalakkersuisut
Staatliche Ebenelandesweit
StellungVerfassungsorgan
Gründung1. Mai 1979
HauptsitzNuuk, Grönland
VorsitzMúte B. Egede (Regierungschef)
Websitehttps://naalakkersuisut.gl
Das Einkaufszentrum Nuuk Center mit der Zentraladministration der grönländischen Regierung darüber (2022)

Das Naalakkersuisut („die Vorschriften Setzenden“; dänisch Grønlands Landsstyre „Grönländische Landesregierung“) ist die grönländische Regierung, welche die Exekutivgewalt in Grönland ausübt. Sie besteht aus dem Regierungschef, der vom grönländischen Parlament, dem Inatsisartut, gewählt wird, und den Ministern, die vom Regierungschef vorgeschlagen werden.

Gesetzesgrundlage

Aufgaben und Arbeit des Inatsisartut sind gesetzlich geregelt durch das am 18. November 2010 beschlossene und zuletzt am 14. Dezember 2021 geänderte Gesetz Nr. 26 zum Inatsisartut und Naalakkersuisut (Inatsisartutlov Nr. 26 om Inatsisartut og Naalakkersuisut).

Dem Inatsisartut wird die gesetzgebende Gewalt, dem Naalakkersuisut die ausführende Gewalt und den Gerichten die rechtsprechende Gewalt zugesprochen (§ 1). Das Naalakkersuisut ist gegenüber den Mitgliedern des Inatsisartut zur Auskunft verpflichtet, es sei denn, die Beantwortung der Fragen ist unmöglich oder nur durch unverhältnismäßig großen Einsatz zustande zu bringen, oder die Antwort unterliegt der Schweigepflicht (§ 12). Jedes Mitglied des Inatsisartut sowie des Naalakkersuisut hat das Recht, Gesetzesvorschläge einzubringen. Ratifizierungsvorschläge für Grönland gültiger dänischer Gesetze werden vom Naalakkersuisut eingebracht (§ 13). Der Haushaltsplan (finanslov) ist vom Naalakkersuisut einzubringen und spätestens am 15. November des vorangehenden Jahres zu beschließen (§ 15). Die Abgeordneten des Inatsisartut wählen aus ihren eigenen Reihen einen Regierungschef, welcher einen Kabinettsvorschlag einbringt, welcher wiederum gesammelt vom Inatsisartut genehmigt wird. Die Mitgliedschaft in der Regierung bedarf nicht zwingend einer Mitgliedschaft im Parlament, jedoch muss Wählbarkeit vorliegen (§ 22). Der Regierungschef hat das Recht Mitglieder seines Kabinetts abzusetzen (§ 23). Wenn ein Kabinettsmitglied aus gesundheitlichen oder anderen wesentlichen Gründen eine Beurlaubung wünscht, ist diese vom Regierungschef zu genehmigen. Wenn ein Kabinettsmitglied wünscht, dauerhaft aus der Regierung auszutreten, ist dies vom Inatsisartut zu genehmigen (§ 24). Die Mitglieder des Naalakkersuisut dürfen keiner Nebenbeschäftigung nachgehen, es sei denn, der Wahlprüfungsausschuss hat dies genehmigt (§ 25). Vorgezogene Neuwahlen werden vom Regierungschef beschlossen (§ 26). Das Inatsisartut hat das Recht, jedes Mitglied des Kabinetts des Amtes zu entheben. Wird der Regierungschef des Amtes enthoben, gilt dies auch für die restlichen Kabinettsmitglieder (§ 27). Anschließend hat der abgesetzte Regierungschef die Möglichkeit, Neuwahlen auszuschreiben (§ 28). Nach seiner Absetzung bleibt das Naalakkersuisut geschäftsführend im Amt (§ 29). Jedes vom Inatsisartut beschlossene Gesetz ist vom Regierungschef zu bestätigen. Er hat die Möglichkeit, die Bestätigung zu verweigern, woraufhin das Inatsisartut den Gesetzesvorschlag in der folgenden Sitzungsperiode erneut behandelt (§ 30). Das Gesetz trat am 1. Dezember 2010 in Kraft und ersetzte das frühere Gesetz Nr. 11 über Landstinget und Landsstyret vom 20. Oktober 1988 (§ 32). Die jetzige Fassung ist seit dem 1. Januar 2022 gültig.[1]

Geschichte

Gleichzeitig mit der Durchführung der G60-Politik in den 1960er Jahren wurde die Nationalbewegung in Grönland mit ihrer Forderung nach Selbstverwaltung immer stärker. Von 1973 bis 1975 untersuchte der grönländische Hjemmestyreudvalg die Möglichkeiten grönländischer Autonomie. Von 1975 bis 1978 ausarbeitete die paritätisch besetzte grönländisch-dänische Hjemmestyrekommission ein Autonomiegesetz nach dem Vorbild der Färöer. Im Ergebnis der Verhandlungen der Kommission wurde 1978 ein entsprechendes Gesetz vom Folketing verabschiedet. Bei der darauf folgenden Volksabstimmung in Grönland am 17. Januar 1979 sprach sich die große Mehrzahl der Grönländer für dieses Autonomiegesetz (Hjemmestyreloven) aus. Am 1. Mai 1979 erlangte Grönland schließlich seine Hjemmestyre mit eigenem Parlament (Inatsisartut) und eigener Regierung (Naalakkersuisut). Seitdem besteht Grönland als „Nation innerhalb des Königreichs Dänemark“. Am 25. November 2008 fand nach fast zehnjährigen Bestrebungen und Verhandlungen eine weitere Volksabstimmung statt, mit der die Ersetzung des seit 1979 geltenden Autonomiestatuts durch die Selvstyre erreicht wurde. Sie wurde am 21. Juni 2009 umgesetzt.

Ministerien

Die Regierung besteht aus mehreren Departements (Ministerien), deren Zusammensetzung und Verteilung sich jederzeit ändern kann. Im Naalakkersuisut sind aktuell (Stand 5. April 2022) die folgenden Ministerien vertreten:[2]

  • Departement des Vorsitzenden
  • Departement für Finanzen und Gleichberechtigung
    • Liste der grönländischen Finanzminister
  • Departement für Äußeres, Erwerb und Handel
  • Department für Fischerei und Jagd
    • Liste der grönländischen Fischerei- und Jagdminister
  • Departement für Soziales, Arbeitsmarkt und Inneres
    • Liste der grönländischen Familienminister
    • Liste der grönländischen Arbeitsmarktminister
    • Liste der grönländischen Innenminister
  • Departement für Bildung, Kultur, Sport und Kirche
    • Liste der grönländischen Bildungsminister
    • Liste der grönländischen Kulturminister
    • Liste der grönländischen Kirchenminister
  • Departement für Rohstoffe und Justiz
    • Liste der grönländischen Rohstoffminister
    • Liste der grönländischen Justizminister
  • Departement für Landwirtschaft, Selbstversorgung, Energie und Umwelt
  • Departement für Wohnwesen und Infrastruktur
    • Liste der grönländischen Wohnungsminister
    • Liste der grönländischen Infrastrukturminister
  • Departement für Kinder, Jugendliche und Familie
    • Liste der grönländischen Familienminister
  • Departement für Gesundheit
    • Liste der grönländischen Gesundheitsminister

Folgende Ressorts sind derzeit untergeordnet und werden durch andere Minister qua amt wahrgenommen:

  • Liste der grönländischen Dorf- und Außendistriktsminister
  • Liste der grönländischen Forschungsminister
  • Liste der grönländischen Minister für Nordische Zusammenarbeit

Liste der Kabinette und Wahlen

Kabinett Egede IIKabinett Egede IKabinett Kielsen VIKabinett Kielsen VKabinett Kielsen IVKabinett Kielsen IIIKabinett Kielsen IIKabinett Kielsen IKabinett Kielsen (interim)Kabinett Hammond IIKabinett Hammond IKabinett KleistKabinett Enoksen VKabinett Enoksen IVKabinett Enoksen IIIKabinett Enoksen IIKabinett Enoksen IKabinett Motzfeldt VIIIKabinett Motzfeldt VIIKabinett Motzfeldt VIKabinett Johansen IIKabinett Johansen IKabinett Motzfeldt VKabinett Motzfeldt IVKabinett Motzfeldt IIIKabinett Motzfeldt IIKabinett Motzfeldt I
ZeitspanneKabinettKoalitionspartnerAnmerkung
1979–1983Kabinett Motzfeldt ISiumut
1983–1984Kabinett Motzfeldt IISiumut
1984–1987Kabinett Motzfeldt IIISiumut, Inuit Ataqatigiit
1987–1988Kabinett Motzfeldt IVSiumut, Inuit AtaqatigiitRegierungswechsel nach zwölf Monaten
1988–1991Kabinett Motzfeldt VSiumut
1991–1995Kabinett Johansen ISiumut, Inuit Ataqatigiit
1995–1997Kabinett Johansen IISiumut, AtassutRücktritt des Regierungschefs nach 18 Monaten
1997–1999Kabinett Motzfeldt VISiumut, Atassut
1999–2001Kabinett Motzfeldt VIISiumut, Inuit AtaqatigiitRegierungswechsel nach 33 Monaten
2001–2002Kabinett Motzfeldt VIIISiumut, Atassut
2002–2003Kabinett Enoksen ISiumut, Inuit AtaqatigiitRegierungswechsel nach einem Monat
2003Kabinett Enoksen IISiumut, AtassutRegierungswechsel nach acht Monaten
2003–2005Kabinett Enoksen IIISiumut, Inuit Ataqatigiit
2005–2007Kabinett Enoksen IVSiumut, Inuit Ataqatigiit, AtassutRegierungswechsel nach 18 Monaten
2007–2009Kabinett Enoksen VSiumut, Atassut
2009–2013Kabinett KleistInuit Ataqatigiit, Demokraatit, Kattusseqatigiit Partiiat
2013Kabinett Hammond ISiumut, Atassut, Partii InuitRegierungswechsel nach acht Monaten
2013–2014Kabinett Hammond IISiumut, AtassutRücktritt der Regierungschefin nach elf Monaten
2014Kabinett Kielsen (interim)Siumut
2014–2016Kabinett Kielsen ISiumut, Atassut, DemokraatitRegierungswechsel nach 24 Monaten
2016–2018Kabinett Kielsen IISiumut, Inuit Ataqatigiit, Partii Naleraq
2018Kabinett Kielsen IIISiumut, Partii Naleraq, Atassut, Nunatta QitornaiRegierungswechsel nach fünf Monaten
2018–2019Kabinett Kielsen IVSiumut, Atassut, Nunatta QitornaiRegierungswechsel nach sechs Monaten
2019–2020Kabinett Kielsen VSiumut, Nunatta QitornaiRegierungswechsel nach 13 Monaten
2020–2021Kabinett Kielsen VISiumut, Demokraatit, Nunatta Qitornai
2021–2022Kabinett Egede IInuit Ataqatigiit, Naleraq
seit 2022Kabinett Egede IIInuit Ataqatigiit, SiumutRegierungswechsel nach zwölf Monaten

Siehe auch

  • Liste der Mitglieder des Naalakkersuisut seit 1979

Einzelnachweise

  1. Selvstyrets bekendtgørelse nr. 14 af 14. december 2021 af Inatsisartutlov om Inatsisartut og Naalakkersuisut. lovgivning.gl.
  2. Departementer. Naalakkersuisut.

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