Myxobacteria

Myxobacteria

Fruchtkörper von Myxococcus xanthus.

Systematik
Klassifikation:Lebewesen
Domäne:Bakterien (Bacteria)
Abteilung:Proteobacteria
Klasse:Deltaproteobacteria
Ordnung:Myxobacteria
Wissenschaftlicher Name
Myxococcales
Tchan et al. 1948

Die Myxobacteria oder Myxobakterien (wissenschaftlich: Myxococcales) sind eine Ordnung der Bakterien. Sie leben vor allem im Boden. Sie stehen im Übergang von einzelliger zu mehrzelliger Lebensweise. Sie werden der δ-Sektion der Proteobacteria zugerechnet, einer großen Gruppe gramnegativer Bakterien.

Eigenschaften, Lebensweise

Myxobakterien besitzen keine Geißeln, können sich aber über feste Oberflächen aktiv durch Gleiten bewegen. Sie bilden Schwärme aus tausenden Zellen, die durch interzelluläre Signale (Botenstoffe) zusammengehalten werden. Es wird vermutet, dass die hohe Zahl an Individuen die Ernährung von anderen Mikroorganismen und ungelösten organischen Verbindungen erleichtert, da so die Konzentration der abgegebenen Verdauungsenzyme erhöht wird. Der Mechanismus des Gleitens ist noch nicht bekannt.

Wenn die Nahrung knapp wird, strömen die Zellen durch Chemotaxis zusammen und bilden Fruchtkörper. Diese Fruchtkörper können je nach Art verschiedene Formen und Farben annehmen. In den Fruchtkörpern bilden die Zellen zunächst längliche vegetative Zellkörper, die sich dann unter Ausbildung dicker Zellwände zu runden Myxosporen entwickeln. Diese Sporen sind vor Austrocknung geschützt und haben nur geringen Stoffwechsel. Als Ruhestadien können sie überdauern, bis sich die Nahrungsverhältnisse verbessern. Die Fähigkeit zur Fruchtkörperbildung besitzen die meisten, aber nicht alle Myxobakterien. Anaeromyxobacter dehalogenans ist beispielsweise ein obligat anaerob lebender Vertreter, bei dem bisher keine Fruchtkörper nachgewiesen werden konnten. Unter Laborbedingungen können einige Myxobakterien durch Zugabe von Glycerin, Dimethylsulfoxid (DMSO) und anderen Stoffen zur Sporenbildung veranlasst werden, ohne dass zuvor Fruchtkörper gebildet werden. Die Art und Weise, wie diese Stoffe das genetische Programm zur Sporulation aktivieren, ist noch nicht bekannt.

Die Lebensweise, insbesondere die Fruchtkörperbildung, ähnelt der der eukaryotischen Schleimpilze, ein Beispiel für konvergente Entwicklung.

Aufgrund ihres komplexen Lebenszyklus sind Myxobakterien Gegenstand verschiedener Forschungsvorhaben. Die Genome einiger Vertreter wurden sequenziert (u. a. Myxococcus xanthus, Anaeromyxobacter dehalogenans, Stigmatella aurantiaca und Sorangium cellulosum). Die Myxobakterien haben – im Vergleich zu anderen Prokaryonten – sehr große Genome, die aus durchschnittlich 9–12 Millionen Basenpaaren bestehen. Das Genom von Minicystis rosea ist mit mehr als 16 Millionen Basenpaaren[1] das größte aller bisher (2020) sequenzierten bakteriellen Genome. Das Genom von Sorangium cellulosum ist mit mehr als 13 Millionen Basenpaaren ebenfalls überdurchschnittlich groß. Deshalb sind die Myxobakterien auch evolutionsgeschichtlich interessant.

Bedeutung

Myxobakterien produzieren eine Reihe medizinisch und industriell nützlicher chemischer Stoffe, beispielsweise Antibiotika und Proliferationshemmer für die Krebsbekämpfung (Epothilone[2]).

Die weltweit größte Sammlung von Myxobakterien befindet sich bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig.

Taxonomische Gliederung

Die Ordnung Myxococcales wird in 6 Familien unterteilt:

  • Cystobacteraceae (mit Anaeromyxobacter dehalogenans und Stigmatella aurantiaca)
  • Myxococcaceae (mit Myxococcus xanthus)
  • Polyangiaceae (mit Sorangium cellulosum)
  • Nannocystaceae
  • Haliangiaceae
  • Kofleriaceae

Literatur

Whitworth, D. (ed).: Myxobacteria: Multicellularity and Differentiation. ASM Press, Washington D.C., 2007, ISBN 978-1-55581-420-5

Einzelnachweise

  1. Ronald Garcia, Katja Gemperlein, Rolf Müller: Minicystis rosea gen. nov., sp. nov., a polyunsaturated fatty acid-rich and steroid-producing soil myxobacterium. In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 64, Pt_11, 1. November 2014, ISSN 1466-5026, S. 3733–3742, doi:10.1099/ijs.0.068270-0 (microbiologyresearch.org [abgerufen am 22. November 2020]).
  2. Stefano Forli: Epothilones: From Discovery to Clinical Trials. 30. September 2014, abgerufen am 22. November 2020 (englisch).

Weblinks

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Myxococcus xanthus.png
Autor/Urheber: (Image: Michiel Vos), Lizenz: CC BY 2.5
Some 100,000 Myxococcus xanthus cells amassed into a fruiting body with spores, above. Experimental competitions showed that some strains of this social bacterium exploited others.