Muldenhammer (Eibenstock)

Muldenhammer im Tal der Zwickauer Mulde vor der Errichtung der Talsperre
Gasthaus Muldenhammer mit Badeanstalt um 1905

Muldenhammer (auch Windischhammer,[1] Windischthal[1], Kleinhempel[1] und Georgenhammer[2] genannt) ist ein durch die Talsperre Eibenstock untergegangener ehemaliger Ortsteil der erzgebirgischen Stadt Eibenstock und ging aus einem erstmals im 16. Jahrhundert erwähnten Hammerwerk hervor.

Geschichte

Das Hammerwerk an der Zwickauer Mulde wird im 16. Jahrhundert als Hammer untern Eybenstock genannt. Als erster bekannter Hammermeister ist Hans Dietz[1] überliefert, unter dessen Führung nur „solche Sachen, die beym Hauß-Wesen unentbehrlich waren“ gefertigt wurden. Erst Jacob Kleinhempel, der Schwiegervater von Melchior Siegel,[3] richtete 1531 einen Waffenhammer[1] ein und erhielt am 12. März 1568[4] als einer der ersten erzgebirgischen Hammerherren die Konzession zur Erbauung eines Hochofens zum Schmelzen des Eisensteins. Es war ein Bauwerk von einer Höhe von 6 bis 8 Metern und konnte täglich eine Tonne Eisen produzieren.[1] Bis Mitte des 17. Jahrhunderts blieb der Hammer im Besitz der Familie Kleinhempel. Daher kam die Bezeichnung im Volksmund der Kleinhempel für das Hammerwerk.[1] In der Folge sind als Besitzer die Familien Uttenhoven und Gottschald und 1748 Johann Paul Vogel nachweisbar.[5] 1788 bestand der Muldenhammer aus einem Hochofen, zwei Frisch- und Stabfeuern sowie einem Zinnhaus.[6] Als 1797 gemeinsam mit den Hämmern in Neidhardtsthal, Schönheiderhammer und Unterblauenthal die Hammergerechtigkeit erworben wurde, wurde dem Muldenhammer nur ein Zainhammer vorbehalten und der Hochofen stillgelegt.[7] August Schumann nennt 1819 21 Häuser und die gut eingerichtete Ökonomie des Hammerguts „in einem sehr tiefen u. gewundn., zum Th. felsigen, finstern, aber romantischen Thale, oberhalb der Mündg. des Weißbachs, mit Neidhardsthal rainend“.[8] Bis ins 20. Jahrhundert erinnerten ein Hammergut und ein Gasthaus an die traditionsreiche Eisenverarbeitung vor Ort.

Der ehemalige Werkweiler, der zunächst zu Hundshübel gehört hatte, bildete ab 1881 eine eigene Landgemeinde (Volkszählung 1939: 50 Einwohner) und wurde am 1. Oktober 1939 nach Eibenstock eingemeindet, wohin es seit jeher gepfarrt war. Die Einwohner der kleinen Siedlung wurden bei Baubeginn der Talsperre Eibenstock (1974–1987) umgesiedelt, da sich der Standort der zehn Wohnhäuser, der Holzschleiferei und Papierfabrik sowie des großen Gutes im Flutungsgebiet der Talsperre befand.

Literatur

  • Siegfried Sieber: Muldenhammer bei Eibenstock. In: Glückauf, Kultur- und Heimatblätter der Kreise Aue und Schneeberg 4 (1957), Heft 11, S. 207–209.
  • Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967, S. 113-114.

Weblinks

Commons: Muldenhammer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Muldenhammer im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967, S. 113.
  2. Albert Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen. Erste Lieferung, den Zwickauer Directionsbezirk enthaltend. Leipzig 1839, S. 192. Digitalisat
  3. Adam Daniel Richter: Umständliche aus zuverläßigen Nachrichten zusammengetragene Chronica der, an dem Fusse des Meissnischen Ertzgebürges gelegenen, Churfürstl. Sächßl. Stadt Chemnitz, nebst beygefügten Urkunden. Spickermannsche Buchhandlung, Zittau, Leipzig 1767, S. 297 f..
  4. Johann Paul Oettel: Alte und neue Historie der Königl. Pohln. und Churfürstl. Sächß. freyen Berg-Stadt Eybenstock, 1748, S. 287–288; vgl. auch Hauptstaatsarchiv Dresden, 10036 Finanzarchiv Loc. 36278 Rep. IX Nr. 3797.
  5. Johann Paul Oettel: Eybenstock, S. 283–284.
  6. Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der Churfürstlich- und Herzoglich-Sächsischen Lande, 1788, S. 399.
  7. Carl Schiffner. Alte Hütten und Hämmer in Sachsen, 1959, S. 221–222.
  8. August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Bd. 6, Zwickau, 1819, S. 638; Bd. 18, Zwickau, 1833, S. 231.

Koordinaten: 50° 31′ 10″ N, 12° 35′ 13″ O

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Muldenhammer (Eibenstock) Eibenstock unterer Bahnhof Kartenausschnitt.jpg
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Muldenhammer (Eibenstock) und Eibenstock unterer Bahnhof im Tal der Zwickauer Mulde: Der heute in der Talsperre Eibenstock versunkene Abschnitt der Mulde. Westlich ist der Bahnhof Schönheiderhammer (Bahnhofsbezeichnung seit 1950: Schönheide Ost) zu sehen, bis dorthin reicht das in der Talsperre gestaute Wasser. Außerhalb des nördlichen Kartenrands steht die Staumauer. Landkarte aus der Zeit um 1900. Die Karte im Maßstab 1 : 25.000 zeigt zahlreiche Details.
Gasthaus Muldenhammer an der Zwickauer Mulde zwischen Neidhardtsthal und unterem Bahnhof Eibenstock 1.jpg
Das Gasthaus Muldenhammer (Eibenstock) und eine „Badeanstalt“ genannte Möglichkeit, im Wasser ein Bad zu nehmen. Ob dies eine von der Zwickauer Mulde abgetrennte Badestelle war?
Die Ansichtskarte wurde am 13. Mai 1905 geschrieben und ging nach Eibenstock. Der Absendepoststempel von der Poststelle Wolfsgrün trägt dasselbe Datum mit der Uhrzeitangabe 12-1N (=nachmittags). Ausweislich des Empfangspoststempels des Postamts Eibenstock kam die Karte am selben Tag 5-6N (also 5 bis 6 Uhr nachmittags) an.
Muldenhammer ist in der in den 1980er Jahren entstandenen Talsperre Eibenstock versunken.