Monteggia-Fraktur

Klassifikation nach ICD-10
S52.21Fraktur des proximalen Ulnaschaftes mit Luxation des Radiuskopfes
Monteggia-Fraktur
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Monteggia-Fraktur ist ein 1813 zuerst von Giovanni Battista Monteggia beschriebener Kombinationsbruch des Unterarmes. Es bricht der körpernahe (proximale) Anteil der Elle. Gleichzeitig wird der Speichenkopf ausgerenkt, meist nach vorne und vom Körper weg – also nach ventral und lateral, selten nach hinten luxiert.

Röntgenaufnahme einer Monteggia-Fraktur bei einem Kind. Neben dem unschwer erkennbaren Bruch der Elle besteht eine Verrenkung der Speiche. Der noch nicht verknöcherte Speichenkopf (blauer Pfeil) sollte dem Knochenkern des Oberarmköpfchens (roter Pfeil) genau gegenüberstehen.

Ursachen

Die Monteggia-Fraktur ist meistens Folge eines Unfalls, bei dem hohe Energien wirken. Die meisten solcher Verletzungen entstehen bei Verkehrsunfällen. Außerdem kann die Fraktur bei einem Sturz auf den Unterarm während der Beugung des Ellbogens oder beim Parieren von Schlägen mit dem Unterarm entstehen.

Bei Kindern ist der Verletzungsmechanismus der Sturz auf den im Ellenbogen gestreckt pronierten Arm.

Diagnose

Die Diagnose einer Monteggia-Fraktur wird im konventionellen Röntgenbild gestellt. Dabei wird der Unterarm mit dem Ellenbogen von vorne und von der Seite geröntgt. Insbesondere in der seitlichen Betrachtung kann man beurteilen, inwieweit der Speichenkopf ausgerenkt ist. Der Radiuskopf muss in beiden Ebenen (!) auf das Capitulum humeri zentrieren.

Häufige Ursache des Nicht-Erkennens ist, dass der Ellenbogen nicht oder nicht beurteilbar mit abgebildet ist.

Ist der Radiuskopf bei Kleinkindern noch nicht knöchern angelegt, kann die korrekte Zentrierung im Ultraschall nachgewiesen werden.

Einteilung

Die Monteggia-Fraktur wird nach der AO-Klassifikation bzw. nach Bado[1] eingeteilt. Bado unterscheidet vier Typen:

TypFrakturstelleAbknickung der FrakturLuxation
Iproximales Drittel der Ulnanach ventralventral
IIproximales Drittel der Ulnanach dorsaldorsal
IIIMetaphyse der Ulnalateral oder anterolateral
IVproximales Drittel von Radius und Ulnaventrale Luxation des Radiusfragments

Die Typ-I-Fraktur macht etwa 60–80 % aller Monteggia-Frakturen aus.

Komplikationen

Bei einer Monteggia-Fraktur können der Nervus radialis (→ Radialislähmung) und die Gefäße der Ellenbeuge geschädigt werden. In der Folge kann es zum Kompartmentsyndrom kommen. Weiterhin können der Speichenkopf gebrochen und die Bänder des Ellenbogengelenkes ausgerissen sein.

Therapie

In der Regel wird nach exakter Reposition der Bruch der Elle operativ durch Metallplatten, bei Kindern durch intramedulläre Schienung, stabilisiert. Eventuell müssen die Bänder der Speiche genäht werden. Eine Ruhigstellung im Gips für drei bis vier Wochen folgt der chirurgischen Therapie.

Übersehene Radiuskopfluxation

Wird die Fehlstellung des Radiuskopfes nicht entdeckt, kommt es zur Ausheilung in Fehlstellung mit Bewegungseinschränkung. Eine Therapie ist dann deutlich aufwendiger, die Prognose hängt u. a. vom Alter des Kindes und der Dauer der Luxationsstellung ab.[2]

Siehe auch

Literatur

  • S1-Leitlinie Unterarmschaftfrakturen im Kindesalter der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). In: AWMF online (Stand 2013)
  • Gustav H. Engelhardt, Heinz G. Engelhardt: Unfallheilkunde: Ein Leitfaden für Klinik und Praxis. Walter de Gruyter, 1998, ISBN 3-11-015096-4.
  • Jacques Duparc, Norbert Gschwend, Roger Lemaire: Chirurgische Techniken in Orthopädie und Traumatologie. Urban & Fischer, 2005, ISBN 3-437-22536-7.

Weblinks

Commons: Monteggia-Frakturen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. L. Bado: The Monteggia lesion. In: Clin Orthop. 1962, 50, S. 71–86.
  2. T. Slongo, F. F. Fernandez: Die fehlverheilte Monteggia-Verletzung im Kindes- und Jugendalter. In: Der Unfallchirurg. 2011. doi:10.1007/s00113-011-1961-6

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Monteggia-Fraktur bei einem Kind. Neben dem unschwer erkennbaren Bruch der Ulna besteht eine Luxation des Radius nach lateral volar. Das noch nicht verknöcherte Radiusköpfchen (blauer Pfeil) sollte dem Knochenkern des Capitulum humeri (roter Pfeil) genau gegenüber stehen.