Mont-Cenis-Basistunnel

Lage des Basistunnels und der weiteren Strecke nach Mailand (schematisch)
Weitere Verlauf auf französischer Seite (schematisch)

Der im Bau befindliche Mont-Cenis-Basistunnel ist das Herzstück der neuen Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnverbindung Lyon–Turin. Bis 2032[1][2] sollen die Strecke und der Tunnel für den Personen- und Güterverkehr bereitstehen.[3]

Projekt

Als Teil der von der EU-Kommission geförderten neun Hauptverkehrsbahnkorridore ist die Hochgeschwindigkeitstrasse Lyon–Turin ein wichtiges Element in der europäischen Schieneninfrastrukturplanung. Die geplante Neubaustrecke ist 140 Kilometer lang und besteht aus drei Abschnitten: dem französischen Teil zwischen Lyon und Saint-Jean-de-Maurienne, dem italienischen Teilstück zwischen Turin und Bruzolo sowie dem internationalen Mittelteil mit dem Mont-Cenis-Basistunnel. Mit 57,5 Kilometern soll der mit zwei eingleisigen Röhren ausgestattete Tunnel nach der Fertigstellung im Jahr 2032 zu den längsten Eisenbahntunneln der Erde zählen. Ein kurzes Stück weiter gehört außerdem ein 12 Kilometer langer Tunnel zwischen Venaus und Bussoleno zur Neubaustrecke.[4]

Vorstudien, Proteste und Kosten

Bereits im Jahr 1994 begannen erste Vorstudien. Anfang 2005 wurde der Bau eines Erkundungsstollens auf der italienischen Seite beschlossen, Ende Juni 2011 begannen dort die ersten Bauarbeiten an der Bahnstrecke.[5]

Gegen den Bau gab es im piemontischen Susatal anhaltende Bürgerproteste; 2005 und 2011 kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und der Polizei.[5]

Die Kosten für den Bau des grenzüberschreitenden Abschnitts (mit dem Basistunnel) sind mit etwa 8,5 Milliarden Euro projektiert, diese sollen von den beiden betroffenen Ländern und der EU aufgebracht werden. Die Gesamtinvestitionen für die neue Strecke werden mit geschätzt 26 Milliarden Euro geplant, die bis zu 40 Prozent aus EU-Mitteln finanziert werden (Stand 2019 oder früher). Die EU-Finanzierung erfolgt über das Connecting Europe Facility (CEF) Programme und wird von der European Climate, Infrastructure and Environment Executive Agency (CINEA) (vor April 2021 der Exekutivagentur für Innovation und Netze – INEA) begleitet.[6] Mit der Durchführung des Baus wurde die TELT (Tunnel Euralpin Lyon Turin) beauftragt, an der Frankreich und die Staatsbahn FS zu je 50 % beteiligt sind.

Die Planung wurde 2017 abgeschlossen.[7]

Altstrecke überlastet

Die bestehende Strecke Lyon–Turin ist bereits über 145 Jahre alt und stößt seit langem an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Mont-Cenis-Tunnel wurde 1871 mit einer Länge von 12,2 Kilometer eröffnet und ist damit der älteste große Alpentunnel. Bis zur Eröffnung des Gotthardtunnels 1882 war er der längste Tunnel der Welt.

Personenzüge sollen in Zukunft den geplanten Mont-Cenis-Basistunnel mit einer Höchstgeschwindigkeit von 220 bis 240 km/h befahren, was die Transitzeit von bisher 3,5 Stunden auf 1,47 Stunden reduzieren würde. Güterzüge sollen mit 100 bis 120 km/h verkehren.

Bau

Im Juli 2021 wurden durch die TELT Aufträge für drei Baulose vergeben, die 80 % des Bauumfangs umfassen. Es fehlte noch das italienische Baulos im Wert von ca. 1 Milliarde Euro, das am Portal bei Susa (Turin) münden wird.[8] Bis Anfang Juli 2021 wurden bereits insgesamt 30 km Tunnel gegraben. Dies entspricht mehr als 18 % der insgesamt 162 km (mit zwei parallelen Haupttunneln, vier Zugangsstollen und 204 Querschlägen), die für dieses Projekt geplant sind.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lyon-Turin : les marchés du tunnel de base attribués. In: Le Dauphiné Libéré. 7. Juli 2021, abgerufen am 3. Februar 2022 (französisch).
  2. Saint-Jean-de-Maurienne: Les travaux du Lyon-Turin débutent le 15 janvier. In: le dauphiné. 18. Dezember 2018, abgerufen am 16. Februar 2021 (französisch).
  3. Lyon-Turin tunnel: a strategic key project for France, Italy and Europe. In: Gouvernement. 12. März 2019, abgerufen am 16. Februar 2021 (englisch).
  4. The Turin–Lyon Link: A Great European Project telt-sas.com, abgerufen am 27. April 2019 (englisch)
  5. a b Proteste gegen Bahntrasse bei Turin eskalieren. In: Die Zeit. 3. Juli 2011, abgerufen am 16. Februar 2021.
  6. CEF programme: Cross Border Section of the New Lyon-Turin Rail Link Mont Cenis Base Tunnel (TBM). CINEA, Februar 2022
  7. Mario Virano: The new Lyon-Turin railway line: Eliminating the alpine bottleneck. 9. August 2021, abgerufen am 3. Februar 2022.Vorlage:Cite web/temporär Der Autor ist Direktor der TELT
  8. Mont-Cenis-Basistunnel: Bauaufträge im Wert von 3 Milliarden Euro vergeben. In: tunnel-online.info. Bauverlag BV, Juli 2021, abgerufen am 3. Februar 2022.

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Schematic view of existing (black) and planned (blue) Turin-Lyon railway link (Italian and international tracks).
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Schematic view of existing (black) and planned (TGV blue, freight green with 2 hypothetical steps) Turin-Lyon railway links (French ad international tracks).