Monika Schnitzer

Monika Schnitzer (* 9. September 1961 in Mannheim) ist eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin und Hochschullehrerin. Seit 1996 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Schwerpunkt ihrer Forschung und Lehre liegt im Bereich der Wettbewerbspolitik, der Innovationsökonomik und der multinationalen Unternehmen. Von Januar 2015 bis Dezember 2016 war sie Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik.[1][2][3] 2020 wurde sie in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berufen und hat seit Oktober 2022 dessen Vorsitz inne.[4][5]

Werdegang, Forschung und Lehre

Schnitzer studierte zwischen 1981 und 1986 Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln, an der sie anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Eva Bössmann blieb. Parallel schloss sie bis 1991 ein Doktorandenstudium an der Universität Bonn mit der Arbeit Takeovers and Tacit Collusion ab. Dorthin wechselte sie im selben Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Urs Schweizer in der wirtschaftspolitischen Abteilung der Universität. 1995 habilitierte sie sich an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn zum Thema Solutions to the Sovereign Debt Problem: Countertrade and Foreign Direct Investment.

Nach einer Lehrstuhlvertretung an der Ludwig-Maximilians-Universität München zwischen November 1995 und Juli 1996 wechselte Schnitzer als ordentliche Professorin nach München. Dort ist sie seitdem Inhaberin des Lehrstuhls für Komparative Wirtschaftsforschung. 1996 erhielt sie den Karl-Arnold-Preis der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Rufe an die London Business School, die Universität Zürich, die Universität Bonn und als Direktorin des Max-Planck-Instituts in Jena lehnte sie ab[6], war aber als Gastprofessorin an der Stanford University, der Yale University, der University of California, Berkeley und der Harvard University.[7][8]

Schnitzer publiziert und lehrt aktuell unter anderem zu Themen der Wettbewerbspolitik und Innovationsökonomik. In ihrer aktuellen Forschung verwendet sie Mikrodaten, um beispielsweise die Innovationstätigkeiten von Unternehmen empirisch zu analysieren. Außerdem beschäftigt sie sich mit multinationalen Unternehmen und den Internationalisierungsstrategien von Firmen. Zu Beginn ihrer Karriere setzte sie sich auch mit Themen im Bereich des Außenhandels und der Vertragstheorie auseinander.

Neben ihrer Tätigkeit als Universitätsdozentin arbeitet Schnitzer in verschiedenen Forschungsinstitutionen und als wissenschaftliche Beraterin. Seit 2001 ist sie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Zudem beriet sie die Europäische Kommission im Rahmen der zugehörigen Economic Advisory Group on Competition Policy. Zwischen 2003 und 2007 saß sie im Council der European Economic Association. 2005 trat sie als Unterzeichnerin des Hamburger Appells zur wirtschaftlichen und politischen Lage in Deutschland in Erscheinung.[9] Im selben Jahr erhielt sie den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus den Händen von Bundespräsident Horst Köhler.[10] 2012 erhielt sie auch den Bayerischen Verdienstorden.[11] Seit 2008 ist sie Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie Fellow der European Economic Association und seit 2016 Mitglied der Academia Europaea.[12] Als stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission Forschung und Innovation beriet Schnitzer von 2011 bis 2019 die deutsche Bundesregierung.[13] Außerdem war sie von 2014 bis 2015 Mitglied der Expertenkommission Stärkung von Investitionen in Deutschland und von 2018 bis 2019 Mitglied der Kommission Wettbewerbsrecht 4.0 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.[14] Von 2015 bis 2016 war sie Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik. Im Jahr 2022 wurde ihr für ihre Verdienste in Forschung, Lehre und Politikberatung von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die Ehrendoktorwürde verliehen.[15] Schnitzer erhielt 2022 den Gustav-Stolper-Preis des Vereins für Socialpolitik sowie die Europa-Medaille des Freistaats Bayern.[16][17] Im Jahr 2022 wurde Monika Schnitzer als Mitglied der Sektion Ökonomik und Empirische Sozialwissenschaften in die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina aufgenommen.

Ämter

2020 wurde Schnitzer zusammen mit Veronika Grimm als sogenannte Wirtschaftsweise in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berufen.[18][19] Im Oktober 2022 wurde Schnitzer als erste Frau zur Vorsitzenden des Sachverständigenrates gewählt.[5] Ihre fachlichen Positionen innerhalb des Sachverständigenrates, wo sie sich insbesondere dem Thema Wettbewerb widmet, werden von der Wirtschaftsjournalistin Maja Brankovic so beschrieben: „Sie hält überhaupt nichts von staatlicher Industriepolitik – und noch weniger von traditionellen Rollenbildern.“ Sie plädiert für das Ende des Ehegattensplittings.[20] Schnitzer unterstützt eine Erhöhung des Rentenalters auf 70 Jahre, darum werde man „nicht umhinkommen“.[21]

Privates

Schnitzer ist mit Klaus M. Schmidt verheiratet und hat drei Töchter.[22][23]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Evidenzbasierte Wirtschaftspolitik gefordert. Neue Zürcher Zeitung, 9. September 2014.
  2. Nachgefragt: Monika Schnitzer. »Mehr Transparenz wagen«. Wirtschaftswoche 36/2014, 1. September 2014.
  3. Engerer Vorstand, socialpolitik.de, abgerufen am 3. Februar 2015.
  4. Ökonominnen Grimm und Schnitzer sind neue Wirtschaftsweise. In: Finanznachrichten.de. 1. April 2020, abgerufen am 2. April 2020.
  5. a b Monika Schnitzer zur neuen Vorsitzenden des Sachverständigenrates gewählt. Abgerufen am 17. Oktober 2022 (deutsch).
  6. Monika Schnitzer. In: Neue Zürcher Zeitung. 20. August 2014, abgerufen am 1. Juni 2020.
  7. Kurzbiografie: Kurzbiographie von 2012 (Memento vom 4. März 2012 im Internet Archive) Abgerufen am 13. Mai 2020.
  8. Lebenslauf Prof. Dr. Monika Schnitzer. In: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Abgerufen am 26. Juni 2020.
  9. uni-hamburg.de: „Hamburger Appell“ (Memento vom 14. Dezember 2005 im Internet Archive)
  10. uni-muenchen.de: „LMU-Professorin erhält Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland“ (abgerufen am 2. Dezember 2018)
  11. Professor Schnitzer erhält den Bayerischen Verdienstorden. In: econ.uni-muenchen.de. Abgerufen am 11. Mai 2020.
  12. Mitgliederverzeichnis: Monika Schnitzer. Academia Europaea, abgerufen am 17. Juli 2017 (englisch).
  13. Monika Schnitzer erneut in EFI berufen. In: uni-muenchen.de. Abgerufen am 11. Mai 2020.
  14. Curriculum Vitae. In: monika-schnitzer.com. Abgerufen am 11. Mai 2020 (englisch).
  15. Kieler Ehrendoktorwürde für Professorin Monika Schnitzer. 28. Juli 2022, abgerufen am 28. Juli 2022 (deutsch).
  16. Bisherige Preisträger/innen:. In: Verein für Socialpolitik. Abgerufen am 13. September 2022.
  17. Bayerische Europa-Medaille an Monika Schnitzer verliehen. Abgerufen am 17. Oktober 2022 (deutsch).
  18. Kai Schöneberg: Erstmals zwei Frauen im Beratergremium – Weisinnen für die Bundesregierung. taz, 27. Februar 2020, abgerufen am 27. Februar 2020.
  19. Georg Meck: "Mit Frauen wäre der VW-Skandal nicht passiert" (Interview). In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 19, S. 21, 10. Mai 2020.
  20. Maja Brankovic: Zu Besuch bei den vier Weisen. Hrsg.: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Nr. 44, 7. November 2021, S. 24.
  21. Breite Front gegen Rente ab 70. In: t-online.de. 2. August 2022, abgerufen am 2. August 2022.
  22. uni-muenchen.de: „LMU – Volkswirtschaftliche Fakultät – Lebenslauf Prof. Dr. Monika Schnitzer“ (abgerufen am 25. März 2014)
  23. Frau für harte Fakten. In: Süddeutsche Zeitung. 13. Dezember 2018, abgerufen am 1. Juni 2020.