Mondkrater

Mondkrater Daedalus

Ein Mondkrater ist eine kreisförmige, am Boden meist flache Senke im Boden des Erdmondes, die von einem ringförmig erhöhten Wall (Kraterrand) eingeschlossen wird.

Fast alle Mondkrater sind durch den Impakt von Meteoriten entstandene Einschlagkrater. Vulkanische Krater sind selten und klein im Verhältnis.

Krater mit konzentrischem Doppelwall

Bei dieser seltenen Kraterform handelt es sich um kreisrunde Krater mit einem Doppelwall. Es sieht aus, als ob ein kleinerer Krater zentrisch in einem größeren läge. Ein Beispiel ist Hesiodus A am südlichen Rand des Mare Nubiums. Laut Interstellarum Nr. 40 sind etwa 50 dieser Krater bekannt; etwa 35 davon liegen am Rande der Maria, der Rest im Inneren großer Krater. Die konzentrischen Doppelkrater sind auf der Mondoberfläche nicht gleichmäßig verteilt.

Eine Theorie geht davon aus, dass es sich um normale Krater handelt, in denen Bruchzonen entstanden sind. Durch die Bruchzonen ist eine Lava mit hoher Viskosität ausgetreten und hat die Bruchgesteine mit nach oben gehoben. Diese Lava ist erheblich zähflüssiger als die, welche die Maria gebildet haben. Denkbar sind auch mehrere Ausbrüche dieser Lava aus der gleichen Bruchzone.

Klassifizierung

Entsprechend einer von Charles A. Wood und Leif Andersson 1978 formulierten und angewandten Klassifizierung[1] werden die nicht wesentlich erodierten oder (beispielsweise durch Überflutung mit eindringender Lava) umgeformten Mondkrater in fünf Typen unterschieden:

Typ (Typuskrater)BeschreibungGrößeBild
ALC (Albategnius C)Schalenförmige Krater mit scharfem, glattem Rand, ohne erkennbar abgesetzten Kraterboden.bis 20 km
BIO (Biot)Krater mit scharfem, glatten Rand und einfacher Wallwölbung, aber mit flachem Boden, der vom Kraterrand deutlich abgesetzt ist.bis 20 km
SOS (Sosigenes)Flache Krater mit ausgedehnter Bodenfläche, ohne erkennbare Terrassierung des Kraterwalls5 bis 35 km
TRI (Triesnecker)Kraterrand noch scharf, aber mit Auskehlungen. Oft mit ausgedehnten, konzentrischen Rutschungen am inneren Kraterwall.15 bis 50 km
TYC (Tycho)Mehrfach terrassierte Kraterwälle, ausgedehnte Kraterebenen. Kraterrand nicht mehr scharf, sondern in Zinnen und Gipfel gegliedert.30 bis 175 km

Entstehung

Vor allem die Mehrzahl der großen Krater entstand in einer als Großes Bombardement bezeichneten Phase der Entstehung des Sonnensystems, in der zahlreiche Planetesimale und kleinere Körper auf die bereits entstandenen Planeten und Monde stürzten.

Wenn ein Meteorit aus dem Weltall herabstürzt, hat er eine Geschwindigkeit von 10 bis 70 Kilometer pro Sekunde (30- bis 200-fache irdische Schallgeschwindigkeit). Beim Aufprall dringt er bis 100 Meter ins Gestein ein, was nur einige Tausendstel Sekunden dauert. Während dieser kurzen Dauer eines „Wimpernschlags“ wird seine gesamte kinetische Energie in Wärme umgewandelt, und er explodiert. Das umliegende Material wird kegelförmig weggesprengt; am Rand des entstehenden Lochs bildet ein Teil davon einen Wall.

Wenn ein großes Objekt oder eines mit sehr hoher Geschwindigkeit einschlägt, federt die Mondoberfläche zurück und bildet einen Zentralberg. Beim Fall einer Kugel ins Wasser geschieht Ähnliches: Ein Tropfen springt in der Mitte hoch. Dieses Verhalten kann gut mit Grießbrei simuliert werden.

Im Allgemeinen schlägt ein Meteorit einen Krater, der wegen seines Verdampfens und Explodierens 10- bis 20-mal größer ist als er selbst. Das im Innern herausgeschleuderte Material bildet bei manchen Ringgebirgen – wohl durch eine Art Staubwolke – sternförmige Strahlensysteme. Man sieht sie bei Vollmond im Umkreis von 60 Kratern hunderte Kilometer weit ausstrahlen – besonders deutlich an den mit 800 Millionen Jahre vergleichsweise jungen Ringgebirgen Copernicus, Kepler und Tycho. Da sie beim Terminator keine Schatten werfen, können diese Strahlen nur flache, helle Spuren auf dem dunklen Mond-Basalt sein.

Kartierung und Benennung

Die Kartierung der Mondkrater begann schon bald nach der Erfindung des Fernrohrs (1610) und gab Anlass zur Herausgabe zahlreicher Mondkarten und ab etwa 1800 ganzer Mondatlanten. Die visuelle Messung der Astronomen wurde ab etwa 1870 durch fotografische Aufnahmen größerer Sternwarten (insbesondere der Pariser und der Lick-Sternwarte) ersetzt.

Bei ihrer Generalversammlung 1928 in Leiden entschied die Internationale Astronomische Union über die Benennung von 412 Mondkratern.[2]

Heute wird die Kartierung vor allem durch Vermessung mittels Raum- bzw. Mondsonden durchgeführt. Das erste derartige Projekt (gesamte Aufnahme des Mondes incl. der Mondrückseite) begann 1966 mit dem Lunar-Orbiter-Programm der NASA.

Siehe auch

Literatur

  • Charles J. Byrne: The Moon's Largest Craters and Basins. Springer, Cham 2016, ISBN 978-3-319-22031-4.
  • Don Wilhelms: Geologic History of the Moon US Geological Survey Professional Paper 1348, 3. Crater Materials (online)

Weblinks

Commons: Mondkrater – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Mondkrater – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Charles A. Wood, Leif Andersson: New morphometric data for fresh lunar craters. In: Lunar and Planetary Science Conference, 9th, Proceedings. Pergamon Press, New York 1978, S. 3669–3689.
  2. Heinz Mielke: Der Weg zum Mond. Verlag Neues Leben, Berlin, 2., erweiterte Aufl. 1971, S. 92.

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Triesnecker (LRO).png
Lunar craters Triesnecker (diameter is 25 km). Photo by Lunar Reconnaissance Orbiter, made with Wide Angle Camera 20 July 2011 from altitude 42.5 km on wavelength 566 nm. Sun elevation is 22.67°. Part of the image M165821768CE with increased brightness.
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Lunar crater Daedalus.jpg
The largest crater in the picture is Gassendi. Located near the center of the far side of the Moon, its diameter is about 110 kilometers (68 miles). This image was taken by Apollo 11.
Sosigenes (LRO).png
Lunar crater Sosigenes (diameter is 17.0 km). Photo by Lunar Reconnaissance Orbiter, made with Wide Angle Camera 3 December 2011 from altitude 38,2 km on wavelength 643 nm. Sun elevation is 20.59°. Part of the image M177521547CE with increased brightness.
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Biot (LRO).png
Lunar crater Biot (diameter is 13.0 km). Photo by Lunar Reconnaissance Orbiter, made with Wide Angle Camera 20 January 2011 from altitude 38 km on wavelength 604 nm. Sun elevation is 21.55°. Part of the image M150184681CE. The brightness is slightly increased.
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Albategnius C (AS16-M-2191).png
Lunar crater Albategnius C (diameter is 5.7 km). Photo by Apollo 16, 23 April 1972, from altitude 119 km. Sun elevation is 31.0°. Part of the image AS16-M-2191. The brightness is slightly increased.
Tycho LRO.png
Tycho crater on the Moon: mosaic of images, made by Lunar Reconnaissance Orbiter (Wide Angle Camera). Width of the image is 120 km.