Mit Fried und Freud ich fahr dahin

Mit Fried und Freud ich fahr dahin, Text und Melodie mit biblischer Illustration, Bapstsches Gesangbuch 1545
Mit Fried und Freud, Wittenbergisches Gesangbuch 1524 (Nachdruck WA 35)

Mit Fried und Freud ich fahr dahin ist ein Kirchenlied von Martin Luther. Er verfasste Text und Melodie im Frühjahr 1524 im Zuge seines ersten Kirchenliederschaffens. In Johann Walters Geystlich Gesangk Buchleyn ist es im selben Jahr abgedruckt, es fehlt jedoch noch im Erfurter Enchiridion.

Inhalt

Das Lied ist eine ausdeutende Nachdichtung des Lobgesangs des Simeon (Lk 2,29–32 ), der prophetischen Worte, mit denen der greise Simeon auf die Darbringung des Jesuskindes im Tempel durch Maria und Josef antwortet. Luther formt die vier Aussagen der Vorlage in vier Strophen aus:

  • freudige Bejahung des Sterbens,
  • begründet in der Begegnung mit dem Heiland,
  • der für alle Völker gekommen ist,
  • Licht für die Heiden und Herrlichkeit für Israel.

Mit dem lateinischen Nunc dimittis war Luther als Mönch aus der täglichen Komplet vertraut. Das Lied bekam seinen liturgischen Ort am 2. Februar, der auch in den lutherischen Ordnungen als Festtag beibehalten wurde. Daneben wurde es zu einem der wichtigsten Sterbe- und Begräbnislieder; in diesen Zusammenhang stellt es auch das Evangelische Gesangbuch (Nr. 519).

Form

Die Strophenform mit ihrem ausgeprägten Wechsel der Zeilenlängen und der Wortakzente ist einzigartig und verleiht einzelnen Textwendungen starken Nachdruck. Da die Hebungen nicht regelmäßig verteilt sind, fallen beim Singen auch unbetonte Silben auf Melismen, was manche früheren Gesangbuchbearbeiter durch Text- oder Melodieveränderungen zu umgehen suchten. Das Evangelische Gesangbuch folgt Luthers Wortlaut wieder ohne Eingriffe in den Wortrhythmus und unterlegt im Druckbild alle Strophen der Melodie.

Text

Heute gebräuchlicher Liedtext

Der Lobgesang des Simeon (Luther 2017)

Mit Fried und Freud ich fahr dahin
in Gotts Wille;
getrost ist mir mein Herz und Sinn,
sanft und stille,
wie Gott mir verheißen hat:
der Tod ist mein Schlaf worden.

Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast;

Das macht Christus, wahr’ Gottes Sohn,
der treu Heiland,
den du mich, Herr, hast sehen lan
und g’macht bekannt,
dass er sei das Leben mein
und Heil in Not und Sterben.

denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,

Den hast du allen vorgestellt
mit groß Gnaden,
zu seinem Reich die ganze Welt
heißen laden
durch dein teuer heilsam Wort,
an allem Ort erschollen.

den du bereitet hast vor allen Völkern,

Er ist das Heil und selig Licht
für die Heiden,
zu ’rleuchten, die dich kennen nicht,
und zu weiden.
Er ist deins Volks Israel
Preis, Ehre, Freud und Wonne.

ein Licht, zu erleuchten die Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.

Melodie und Bearbeitungen

Orgeleinspielung: EG 519 Mit Fried und Freud ich fahr dahin

Die dorische folgt dem Text der ersten Strophe intensiv ausdeutend. Quintaufschwünge, Punktierungen und Melismen drücken die „Freude“ aus, die Molltönung den „Frieden“. Eindrücklich und für musikalische Bearbeiter aller Zeiten inspirierend ist der Abstieg unter den Grundton auf die Textwendung „sanft und stille“.

Von den zahlreichen Bearbeitungen zählen zu den bedeutendsten Satz 21 von Schütz’ Musikalischen Exequien, Buxtehudes gleichnamige Trauermusik, Bachs Kantaten Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit (vorletzter Satz) und Mit Fried und Freud ich fahr dahin sowie der Schlusschoral von Brahms’ Motette Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen.

Übersetzungen

Ins Dänische übersetzt, „Med glæde og fred far jeg nu hen...“ im dänischen Gesangbuch Rostock 1529, Nr. 44, übernommen in das Gesangbuch von Ludwig Dietz, Salmebog 1536. Die niederdeutsche Fassung „MJt frede vnde fröwde ick vare darhen yn Gades willen…“ übersetzt im dänische Gesangbuch von Hans Tausen, En Ny Psalmebog, 1553, als „Met glæde oc fred far ieg nun hen…“. Neu bearbeitet als „Med fred og fryd jeg farer hen…“ aufgenommen in das dänische Gesangbuch Den Danske Salmebog, Kopenhagen 1953, Nr. 117, und in Den Danske Salmebog, Kopenhagen 2002, Nr. 133 (nach frühen dänischen Übersetzungen seit 1528, aber in der endgültigen Bearbeitung durch Nikolai Frederik Severin Grundtvig, 1845).[1]

Literatur

  • Wilhelm Lucke: Mit Fried und Freud ich fahr dahin. In: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 35, Weimar 1923, S. 152–154.
  • Joachim Stalmann: 519 – Mit Fried und Freud ich fahr dahin. In: Martin Evang, Ilsabe Seibt (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Nr. 19. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, ISBN 978-3-525-50342-3, S. 91–97, doi:10.13109/9783666503429.91 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks

Commons: Mit Fried und Freud ich fahr dahin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Otto Holzapfel: Liedverzeichnis: Die ältere deutschsprachige populäre Liedüberlieferung (Online-Fassung auf der Homepage Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern; im PDF-Format; laufende Updates) mit weiteren Hinweisen.

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Mit Fried und Freud ich fahr dahin mit Abbildung der Darstellung Jesu im Tempel (1545)
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Martin Luther: Mit Fried und Freud ich fahr dahin, Urtext 1524
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Autor/Urheber: Melodie: Martin Luther 1524; Satz und Tondatei: Rabanus Flavus (Peter Gerloff), Lizenz: CC0
Mit Fried und Freud ich fahr dahin (Evang. Gesangbuch 519)