Mineur

2. Königlich Sächsisches Pionier-Bataillon Nr. 22 – Feld-Mineurdienst

Ein Mineur war ein Pioniersoldat, der die Aufgabe hatte, unter den Mauern der belagerten Festung einen Stollen anzulegen, um mittels einer großen Sprengladung die Festungsmauern zum Einsturz zu bringen oder unbemerkt einen Zugang für einen möglichen Überraschungsangriff zu ermöglichen. Vor der Uniformierung der Waffengattungen im modernen Armeen wurden in Kriegszeiten besonders Bergleute als Mineure rekrutiert. Contre-Mineure versuchten durch das gezielte Entgegenarbeiten den Angriff der Mineure abzuwehren.

Etymologie

Das mittelhochdeutsche Wort „durchvarære“[1] beschreibt das Anlegen eines Durchbruchs durch Mineure.

Militärische Bedeutung

Der Mineur hatte bei Belagerung die Aufgabe, unter den Mauern der belagerten Festung hindurch einen Stollen zu graben, um so unbemerkt einen Zugang für einen möglichen Überraschungsangriff zu schaffen. Eine weitere Vorgehensweise war das Unterminieren. Dabei grub der Mineur den Stollen bis zum Fundament eines Befestigungswerkes, legte dort ein Feuer, das die Abstützung des Stollens zerstörte, und brachte das Werk auf diese Weise zum Einstürzen. Mit dem Aufkommen des Schießpulvers wurde das Unterminieren noch wirksamer. Der Mineur fiel, wie der Sappeur, unter den Sammelbegriff Pionier.

Ihre Bedeutung wuchs mit dem Ausbau von Stadtbefestigungen. Mineure führten die Arbeit der Artilleristen im Untergrund fort. In der osmanischen Armee bildeten sie nach der Artillerie das miltiärtechnische Rückgrat. Bei der Eroberung Konstantinopels oblag serbischen Mineuren die unterirdische Sprengung der Mauern. 1648 belagerte das osmanische Heer Bagdad und nach 40 Tagen Beschuss wie unterirdischen Sprengungen gelang den Truppen die Erstürmung der Stadt. Im selben Jahr wurde nach jahrzehntelanger Belagerung der Stadt Iraklio die Insel Kreta den Venezianern endgültig entrissen. Die armenischen Mineure mussten ihre Arbeit teilweise wegen Regenfälle unterbrechen. In der Zweiten Belagerung Wiens durch die Türken spielte der Minenkrieg ebenfalls eine bedeutende Rolle. Die eingeschlossenen Truppen versuchten durch das Springen der Erbsen auf Fassböden den Aufenthalt der Mineure auffindbar zu machen. Dagegen versuchten die Angreifer durch weitere Gänge die Verteidiger über die Gegenwart ihrer Kameraden zu täuschen. Aufgrund der natürlichen Geräuschkulisse gestaltete sich die Suche nach den Mineuren sehr schwer. Ein Zufall führte schließlich zu ihrer Entdeckung. Erst im 18. Jahrhundert wurden die Mineure, welche bisher von einem Beg aus der einheimischen Bevölkerung aufgestellt wurden, als Rumbaradschi (Mineure) eine eigene Truppengattung. In seinen Betrachtungen der beiden Russisch-Türkischen Kriegen 1829 und 1845 beschrieb Helmuth von Moltke unter anderem das Manöver türkischer Mineure gegen die russische Stadt. In der Rückschau bewertete er die Taktik als überholt.

Im Stellungskrieg der Westfront des Ersten Weltkrieges versuchten Mineure der Alliierten, die befestigten Stellungen der Deutschen durch Sprengung aufzubrechen, um den Sturm vorzubereiten und damit den Übergang zum Bewegungskrieg zu erreichen. Dazu wurden Tunnel unter den Frontstellungen des Gegners angelegt und mit Tonnen von Sprengstoff gefüllt. In der dritten Flandernschlacht von 1917 erreichte dieser Minenkrieg seinen Höhepunkt (siehe Minen in der Schlacht bei Messines). Die taktische Wirkung war hier jedoch gering, obwohl die von den Briten verursachten Explosionen bei der 3. und 4. bayerischen Division am 7. Juni 1917 bei der Schlacht bei Messines sehr schwere Verluste zur Folge hatten. Auch im Alpenkrieg zwischen Österreich-Ungarn und den italienischen Truppen spielten Mineure eine entscheidende Rolle, die im jahrelangen Stellungskrieg jeweils die Bergstellungen des Feindes zu unterminieren versuchten.

Homonyme

In spanischsprachigen Ländern werden die Bergleute als Mineros bezeichnet. Der englische Begriff Miner leitet ebenfalls von „Mine“ (von lat. minare, roman. menare führen, betreiben)[2][3] ab.

Trivia

Im Brettspiel Stratego haben Mineure entgegen der Realität die Aufgabe, gegnerische Landminen zu räumen.

Literatur

  • Janusz Piekałkiewicz: Der Erste Weltkrieg. Weltbild, Augsburg 2004, ISBN 3-8289-0560-9 (Nachdr. d. Ausg. Düsseldorf 1988).

Weblinks

Wiktionary: Mineur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ottokars steirische Reimchronik, Nach den Abschriften Franz Lichtensteins hg. von Joseph Seemüller, 2 Bde. (MGH Deutsche Chroniken V, 1–2), Hannover 1890–1893), Vers 50631 und 50730. Vgl. den Eintrag durchvarære im Mittelhochdeutschen Wörterbuch
  2. Mine. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 12: L, M – (VI). S. Hirzel, Leipzig 1885 (woerterbuchnetz.de).
  3. mine, Mine, Mineral auf etymologie.info

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