Meslay-du-Maine

Meslay-du-Maine
StaatFrankreich
RegionPays de la Loire
Département (Nr.)Mayenne (53)
ArrondissementChâteau-Gontier
KantonMeslay-du-Maine
GemeindeverbandPays de Meslay-Grez
Koordinaten47° 57′ N, 0° 33′ W
Höhe63–112 m
Fläche24,18 km²
Einwohner2.808 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte116 Einw./km²
Postleitzahl53170
INSEE-Code
Websitehttp://www.ville-meslaydumaine.fr/

Kirche St. Peter und Paul

Meslay-du-Maine [mɛlɛ dy mɛn] ist eine französische Gemeinde mit 2.808 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Mayenne in der Region Pays de la Loire. Sie gehört zum Arrondissement Château-Gontier und zum Kanton Meslay-du-Maine.

Lage

Meslay-du-Maine liegt rund 20 Kilometer südöstlich von Laval am Ufer des Flüsschens Vassé. An der nordöstlichen Gemeindegrenze verläuft der Buru. Nachbargemeinden sind:

ArquenaySaint-Denis-du-Maine
Le Bignon-du-MaineKompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigtLa Cropte
Saint-Charles-la-ForêtLe Buret

Bevölkerungsentwicklung

Jahr19621968197519821990199920092019
Einwohner16931676198122012418261227262808

Sehenswürdigkeiten

  • romanische Kirche Saint-Pierre et Saint-Paul, Turm aus dem Jahr 1629
  • Schloss Les Arcis (16. Jahrhundert)

Gemeindepartnerschaft

Im Jahr 1974 schloss Meslay eine Partnerschaft mit der ehemaligen Gemeinde Aldingen am Neckar, die nach dem Zusammenschluss Aldingens mit seinen Nachbargemeinden bereits 1975 auf die heutige Stadt Remseck am Neckar (Baden-Württemberg) überging.[1]

Camp de Meslay-du-Maine

Im September 1939, mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, begannen in Frankreich die Internierungen deutscher und österreichischer Männer – egal, ob es sich um Anhänger des Nationalsozialismus handelte oder um erklärte Antifaschisten. Für die Region Paris war das dafür vorgesehene Sammelzentrum das Stade de Colombes in der Stadt Colombes im Großraum von Paris. Von hier aus erfolgten dann die Transfers der Internierten in Lager an anderen Standorten.

Châteaux des Rochères

Meslay-du-Maine war einer der Orte, in die Internierte aus dem Stade de Colombes verlegt wurden. Die Vorbereitungen für ein Internierungslager liefen hier bereits seit Anfang 1938, und spätestens seit April 1939 stand fest, dass das Lager in dem Gemarkungsteil Les Rochères eingerichtet werden soll. Es handelte sich dabei um ein 5 ha großes Gelände, zu dem auch das Châteaux des Rochères gehörte. Der Bürgermeister von Meslay-du-Maine erhielt am 28. August 1939 den Befehl zur Beschlagnahmung des Geländes.[2]:S. 120 Drei Wochen später trafen hier mit dem größten Interniertentransport aus dem Großraum Paris etwa 2.000 Menschen ein.[3]:S. 217 Sie fanden ein lediglich von Stacheldraht umgebenes Gelände vor, in dem sie am Anfang ohne jeglichen Schutz auf der Wiese schlafen mussten; lediglich für die Kranken stand ein Jahrmarktszelt zur Verfügung.[3]:S. 223 Albert Mary Dubuc[4], der spätere Lagerleiter, beschrieb die Situation wie folgt:

„Am Montag, dem 18. und Dienstag, dem 19. desselben Monats kamen die erwarteten zweitausend Ausländer auf einem völlig kahlen Gelände an, und zwei Wochen später machten sie Bekanntschaft mit einem hartnäckigen und unbesiegbaren Feind, dem Schlamm. Der Skandal des Camps Les Rochères sollte beginnen! [...] Fast einen Monat lang wurde das von zweitausend Männern zertrampelte Gelände zu einer stinkenden Kloake. Der Schlamm, der zum Feind Nummer eins des Lagers geworden war, drang in alles ein. Von allen Seiten sprudeln Quellen hervor. Das Stroh der Männer wird zu einer regelrechten Kloake. Ratten tauchen auf. Die Abortgruben füllen sich innerhalb weniger Stunden und bedrohen das Lager. Die Männer in einer solchen Situation zu lassen, ist wirklich unmenschlich![5]

Albert Mary Dubuc: Zitiert nach Denis Peschanski: Les camps français d’internement (1938-1946), S. 120 f.

Mitte Oktober 1939 waren nach einem Sturm die Verhältnisse so unhaltbar geworden, dass das Lager an einen neuen Standort verlegt werden musste. Statt in Zelten wie bisher, wurden die Internierten nun in festen Baracken auf dem Bauernhof La Poterie untergebracht, der sich 10 km vom Bahnhof Meslay entfernt befand.[2]:S. 121 Bei Eggers findet sich für dieses Lager auch der Name Neu-Meslay.[3]:S. 223

Peschanski liefert eine genaue Übersicht über die Nationbalitäten der in Meslay internierten[2]:S. 123:

  • Deutsche = 349
  • Österreicher = 1 311
  • Saarländer = 200
  • deutsche Flüchtlinge = 89
  • Total = 1 949

Sie waren innerhalb des Lagers fünf Kompanien zusammengefasst, die jeweils einen ausländischen Kompaniekommandanten und einen Gruppenführer hatten.
1. Kompanie = 349 Deutsche
2. Kompanie = 461 Österreicher
3. Kompanie = 200 Saarländer und 89 deutsche Flüchtlinge (aufgeteilt in zwei getrennten Einheiten)
4. Kompanie = 428 Österreicher
5. Kompanie = 422 Österreicher.

Die Anzahl der Lagerinsassen verringerte sich bis zum . November 1939 auf 1.530, mit denen man laut Dubuc „alles unternehmen [konnte], außer dem Bau eines Lagers“.[2]:S. 124 Er schätzte den Anteil der Arbeiter auf 50 Personen und zählte in seinen Erinnerungen viele Menschen mit künstlerischen oder wissenschaftlichen Berufen aus. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass es im Lager trotz der nach wie vor unzureichenden Lebensbedingungen ein reichhaltiges kulturelles Leben im Camp gab sowie vielfältige sportliche Aktivitäten.[2]:S. 124 ff.

Am 13. Januar 1940 trat ein Dekret in Kraft, das die Aufteilung der in Meslay internierten in zwei Gruppen zur Folge hatte. in Prestataires und Nicht-Prestataires. Prestataires waren Männer, die sich bereit erklärten, als Zivilarbeiter unter militärischer Aufsicht die französische Armee oder die in Frankreich kämpfenden britischen Truppen zu unterstützen (kein Dienst mit der Waffe). In der Folge wurde Meslay ab Februar 1940 ein Prestatairelager und Albert Mary Dubuc dessen stellvertretender Kommandant.[2]:S. 119 Wer sich dem Dienst als Prestataire oder der Verpflichtung zur Fremdenlegion verweigerte, wurde in das Lager Damigny überstellt.[3]:S. 223 f.

Am 1. Mai 1940 wurde Dubuc Lagerkommandant und leitete dessen Evakuierung, die angesichts des deutschen Vormarschs am 17. Juni 1940 begann.[2]:S. 119 Die Internierten wurden erst Richtung Angers, dann Richtung Albi verlegt.[6]

Dubuc drehte 1939 einen knapp zehnmünitigen Film, der im ersten Teil Alltagsszenen aus Meslay festhielt. Im zweiten Teil gibt es Aufnahmen aus dem verlassenen Lager Les Rochères und Szenen aus dem Nachfolgelager La Poterie.[7] In Meslay kümmert sich der Verein Histoire et Mémoire um das Gedenken an das Internierungslager und gestaltete 2020 eine Ausstellung darüber.[8]

Unter den in Meslay-du-Maine Internierten waren:

  • Leon Askin (1907–2005), Schauspieler, er durfte nach sechs Monaten das Lager verlassen, weil sein US-Visum eingetroffen war.
  • Karl Farkas (1893–1971), Wiener Schauspieler und Kabarettist
  • Johnny Friedlaender (1912–1992), Grafiker und Radierer, kehrte nach Kriegsende nach Paris zurück
  • Norbert Mühlen (1909–1981), Widerstandskämpfer, ihm gelang die Flucht in die USA
  • Egon Neumann (1894–1948), österreichischer Komponist und Kapellmeister
  • Heinrich Rodenstein (1902–1980), Pädagoge, Exilant und Bildungspolitiker

Persönlichkeiten

  • Philippe Médard (1959–2017), Handballspieler

Literatur

  • Le Patrimoine des Communes de la Mayenne. Flohic Editions, Band 2, Paris 2002, ISBN 2-84234-135-X, S. 766–768.

Weblinks

Commons: Meslay-du-Maine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Meslay-du-Maine (Nordwest-Frankreich). In: stadt-remseck.de. Abgerufen am 9. Juni 2021.
  2. a b c d e f g Denis Peschanski: Les camps français d’internement (1938-1946), Doctorat d’Etat. Histoire. Univer-sité Panthéon-Sorbonne - Paris I, 2000. (Online1 oder Online2)
  3. a b c d Christian Eggers: Unerwünschte Ausländer. Juden aus Deutschland und Mitteleuropa in französischen Internierungslagern 1940 – 1942, Metropol Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-932482-62-X
  4. In seinem Kapitel ÉTUDE DE CAS: LE CAMP DE MESLAY-DU-MAINE A TRAVERS LE JOURNAL D'UN MILITAIRE (FALLSTUDIE: DAS LAGER MESLAY-DU-MAINE IM TAGEBUCH EINES MILITÄRS) stützt sich Peschanski weitgehend auf Dubucs 2.779 Seiten umfassenden Aufzeichnungen. Dubuc selber stellt er so vor (S. 119): „Die Außergewöhnlichkeit liegt in der Persönlichkeit des Autors, dem Ziel, das er sich mit der Niederschrift seiner Erinnerungen gesetzt hatte, und der Länge des Dokuments, das er hinterlassen hat. Bis heute gibt es keine Memoiren, die von den militärischen Führern der französischen Lager während des "drôle de guerre" hinterlassen wurden. Leutnant Albert Mary Dubuc war dem 49. Bataillon zur Bewachung der Ausländer im Lager Nr. 4 in Meslay zugeteilt worden. Von den fünf Zügen, auf die die Ausländer aufgeteilt wurden, leitete er im September den fünften Zug, der aus Österreichern bestand, bevor er Mitte Oktober den ersten Zug, der aus Deutschen bestand, übernahm. Als das Lager Meslay du Maine im Februar 1940 zum Leistungserbringerlager wurde, wurde Dubuc zum Stellvertreter des Kommandanten, dem er am 1. Mai nachfolgte. Er war es also, der die Evakuierung des Lagers sicherstellte, die am 17. Juni begann. Der ausgebildete und überzeugte Lehrer war kein Berufssoldat, aber geboren 1898, hatte er bereits 1918 an den Kämpfen an der Front in der Champagne und anschließend an der Besetzung des Rheinlands teilgenommen.“ (L'exceptionnalité tient à la personnalité de son auteur, à l'objectif qu'il s'était fixé en transcrivant ses souvenirs et à la longueur du document qu'il a laissé. Il n'existe pas à ce jour de mémoires laissés par les chefs militaires des camps français de la « drôle de guerre ». Or le lieutenant Albert Mary Dubuc avait été affecté au 49e bataillon de garde des étrangers, au camp n°4 de Meslay. Sur les cinq sections entre lesquelles les étrangers furent répartis, il dirigea en septembre la 5e section, formée d'Autrichiens, avant de prendre en charge à la mi octobre la 1ère, formée d'Allemands. Quand, en février 1940 le camp de Meslay du Maine devint camp de prestataires, Dubuc devint l'adjoint du commandant auquel il succéda le 1er mai. C'est donc lui qui assura l'évacuation du camp qui commença le 17 juin. Instituteur de formation et de conviction, il n'était pas militaire de carrière, mais, né en 1898, il avait déjà participé aux combats du front de Champagne en 1918 puis à l'occupation de la Rhénanie.)
  5. Le lundi 18 et le mardi 19 du même mois les deux mille étrangers attendus arrivaient sur un terrain complètement nu et, deux semaines après, ils faisaient connaissance avec un ennemi tenace et invincible, la boue. Le scandale du camp des Rochères allait commencer ! [...] Pendant près d'un mois le terrain, piétiné par deux mille hommes, est devenu un cloaque infect. La boue, devenue ennemie numéro un du camp, envahit tout. De tous côtés, des sources surgissent. La paille des hommes devient une véritable litière. Des rats apparaissent. Les feuillées s'emplissent en quelques heures et menacent le camp. Laisser des hommes dans une telle situation est vraiment inhumain!
  6. Dominique Barnéoud, Le camp de Meslay-du-Maine : ses internés civils, leur odyssée, leur sort (2 septembre 1939-juin 1940-fin 1942) Quelques souvenirs dans la tourmente : le camp des étrangers de Meslay-du-Maine (Mayenne, 2 septembre 1939-juin 1940), présentation préliminaire de soixante pages d'extraits du témoignage du lieutenant Dubuc, Nantes, Laval, Siloë, 2003, 245 S. Siehe auch den Artikel von Denis Peschanski, „Allemands et Autrichiens dans un camp français d’internement (1939–1940). Journal d’Albert Mary Dubuc, commandant du camp de Meslay-du-Maine“, Histoire et archives, Nr. 1, Juni 1997, S. 61–81.
  7. CAMP D'INTERNEMENT DES ETRANGERS DE MESLAY DU MAINE von Albert Dubuc
  8. Germain Treille: Meslay-du-Maine: l'histoire oubliée d'un camp d'internement en 39-40, France Bleu Mayenne, 2 février 2020

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Carte postale, Le château des Rochères, vu de l'étang
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L'église Saint-Pierre.
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blason de la commune de Meslay-du-Maine, mayenne, france : Coupé de gueules au léopard d’or et d’azur à la coupe fermée d’or. source : http://blason-des-villes.e-monsite.com/rubrique,meslay-du-maine-53,1207872.html