Meclozin

Strukturformel
Strukturformel Meclozin
Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
FreinameMeclozin
Andere Namen
  • Meclizin
  • (RS)-1-[(4-Chlorphenyl)-phenylmethyl]-4-[(3-methylphenyl)methyl]piperazin (IUPAC)
Summenformel
  • C25H27ClN2 [(RS)-Meclozin]
  • C25H27ClN2·2HCl [(RS)-Meclozin·Dihydrochlorid]
  • C25H27ClN2·2HCl·2H2O [(RS)-Meclozin·Dihydrochlorid·Monohydrat]
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer209-323-3
ECHA-InfoCard100.008.477
PubChem4034
ChemSpider3894
DrugBankDB00737
WikidataQ386441
Arzneistoffangaben
ATC-Code

R06AE05

Wirkstoffklasse

Antihistaminika

Eigenschaften
Molare Masse
  • 390,95 g·mol−1 [(RS)-Meclozin]
  • 463,88 g·mol−1 [(RS)-Meclozin·Dihydrochlorid]
  • 481,90 g·mol−1 [(RS)-Meclozin·Dihydrochlorid·Monohydrat]
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

206–216 °C unter Zersetzung (Racemat-Dihydrochlorid)[1]

Siedepunkt

230 °C[2]

pKS-Wert

3,1; 6,2[3]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [4]

Hydrochlorid

Achtung

H- und P-SätzeH: 302​‐​361
P: 281 [4]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Meclozin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der systemischen H1-Antihistaminika. Es wirkt gegen Übelkeit und Erbrechen und ist erfahrungsgemäß auch während einer Schwangerschaft sicher anwendbar. Seit 2007 ist es in Deutschland jedoch nicht mehr im Handel (ehemaliger Handelsname: Postadoxin N®). Im EU-Ausland sind oder waren Präparate unter dem Namen Postafene oder Agyrax bekannt.

Synthese

Die Synthese von Meclozin geht vom (4-Chlorphenyl)-phenylmethanol aus, welches zunächst nach Halogenierung mittels Thionylchlorid und Reaktion mit Acetylpiperazin zu einer 4-Chlorphenylphenylpiperazinylmethan-Zwischenverbindung umgesetzt wird. Nach sauer Abspaltung der Acetylgruppe erfolgt eine N-Alkylierung am Piperazinring mit 3-Methylbenzylchlorid zum racemischen Zielmolekül.[6]

Meclozin-Synthese

Alternativ kann der letzte Syntheseschritt als reduktive N-Alkylierung am Piperazinring mit 3-Methylbenzaldehyd durchgeführt werden.[7][5]

Meclozin-Synthese (alternativer letzter Schritt)

Bei der Synthese entsteht das Racemat. Für pharmazeutische Anwendungen wird die Verbindung in das Dihydrochlorid überführt.

Klinische Angaben

Meclozin wird verwendet gegen Übelkeit und Erbrechen, insbesondere bei Reisekrankheit und bei Schwangerschaftserbrechen.

Die Sicherheit für die Anwendung während einer Schwangerschaft ist gut belegt,[8] es gilt sogar bei Schwangerschaftserbrechen als Mittel der Wahl.[9][10] Als Alternative kommt unter anderem Doxylamin in Frage.

Pharmakologische Eigenschaften

Meclozin wirkt durch kompetitive Hemmung an Histamin-H1-Rezeptoren. Da es als Antihistaminikum der ersten Generation die Blut-Hirn-Schranke überwindet, wirkt es nicht nur antiemetisch, sondern macht auch müde.

Stereoisomerie

Meclozin enthält ein stereogenes Zentrum und ist chiral. Der Arzneistoff wird als Racemat {1:1-Gemisch aus (R)-1-[(4-Chlorphenyl)-phenylmethyl]-4-[(3-methylphenyl)methyl]piperazin und (S)-1-[(4-Chlorphenyl)-phenylmethyl]-4-[(3-methylphenyl)methyl]piperazin} eingesetzt.

Strukturformel von (RS)-Meclozin
(S)-Form (links) und (R)-Form (rechts), 1:1-Stereoisomerengemisch

Einzelnachweise

  1. M. Brandstätter-Kuhnert, R. Hoffmann, M. Senn: Thermo-Microscopic and Spectrophotometric Determination of Antihistamines and Related Compounds, in: Microchem J., 1963, 7, S. 357–374.
  2. a b c Eintrag zu Meclozine in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  3. Eintrag zu Meclozin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 14. Januar 2019.
  4. a b Datenblatt Meclizine dihydrochloride, ≥97% (HPLC) bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 31. Oktober 2016 (PDF).
  5. a b c A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: Pharmaceutical Substances – Synthesis, Patents, Applications, 4. Auflage, Thieme 2001, ISBN 3-13-115134-X.
  6. J.-H. Fuhrkop, G. Li: Organic Synthesis - Concepts and Methods, Wiley-VCH 2003, S. 237, ISBN 978-3-527-30272-7.
  7. US 2 709 169 (UCB, 1955).
  8. Källén B, Mottet I: Delivery outcome after the use of meclozine in early pregnancy. In: European Journal of Epidemiology. 18. Jahrgang, Nr. 7, 2003, S. 665–669, PMID 12952140 (@1@2Vorlage:Toter Link/www.kluweronline.com(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Online) [abgerufen am 17. September 2010]).
  9. ANTIEMETISCHE THERAPIE BEI SCHWANGERSCHAFTSERBRECHEN bei arznei-telegramm.de.
  10. Embryotox: Arzneimittelsicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit: Datenbank Medikamente und Wirkstoffe: Meclozin.

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Globales Harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS) Piktogramm für gesundheitsgefährdende Stoffe.
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(±)-Meclozine enantiomers structural formulae
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Synthese von Meclozin
Meclozine synthesis 02.svg
Synthese von Meclozin
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chemical structure of Meclizine without stereochemistry