Max-Planck-Institut für Eisenforschung

Max-Planck-Institut für
Eisenforschung GmbH
Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH
Institutsgebäude in Düsseldorf
Kategorie:Forschungseinrichtung
Träger:keiner (rechtlich selbstständige GmbH)
Standort der Einrichtung:Düsseldorf
Art der Forschung:Grundlagenforschung
Fächer:Naturwissenschaften
Fachgebiete:Materialwissenschaften
Leitung:Dierk Raabe
(Vorsitzender der Geschäftsführung)
Mitarbeiter:ca. 350
Homepage:www.mpie.de

Das Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH (MPIE) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung in Düsseldorf. Das Institut ist seit 1971 in Form einer GmbH rechtlich selbständig, Gesellschafter sind die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (MPG) und das Stahlinstitut VDEh. Arbeitsgebiet des Instituts ist die anwendungsnahe und interdisziplinäre Grundlagenforschung auf dem Gebiet von Eisen, Stahl und verwandten Materialien.

Geschichte

Die Gründung des Instituts wurde im März 1917 auf Initiative Otto Petersens vom Verein Deutscher Eisenhüttenleute, dem heutigen Stahlinstitut VDEh, unter dem Vorsitz Friedrich Springorums beschlossen. Noch im selben Jahr wurde der Beschluss von dem neuen VDEh-Vorsitzenden Albert Vögler realisiert und das neue Institut als Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung mit Düsseldorf als Standort in die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft eingegliedert, wobei die Finanzierung vom Stahlwerksverband übernommen wurde.[1] Gründungsdirektor war Fritz Wüst, Professor für Eisenhüttenkunde der TH Aachen, so dass das neue Kaiser-Wilhelm-Institut 1918 seine Arbeit zunächst in Wüsts Eisenhüttenmännischem Institut in Aachen aufnahm.

1921 erfolgte die Verlegung nach Düsseldorf, wo das Institut zunächst in einer Halle der damaligen Rheinischen Metallwaaren- und Maschinenfabrik untergebracht wurde. Nachdem am 31. Dezember 1922 Wüst in den Ruhestand getreten war, wurde nach Wüsts Vorschlag sein bisheriger Stellvertreter und Vorsteher der mechanisch-technologischen Abteilung Friedrich Körber Institutsdirektor.[1][2][3] Während seines ersten Amtsjahres geriet das Institut in große Schwierigkeiten durch die extreme Inflation und die Ruhrbesetzung, wovon sich das Institut ab 1924 langsam erholte. Dazu trug seit 1925 eine zusätzliche Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft bei.

Das Institut entwickelte sich erfolgreich weiter, so dass die bisherigen Gebäude nicht mehr genügten und Körber mit seinen Mitarbeitern ein zukunftsfähiges neuzeitliches Institutsgebäude zu planen begann.[3] 1934–1935 errichtete der VDEh unter dem Vorsitz Albert Vöglers auf einem von der Stadt zweckgebunden überlassenen Grundstück das heutige Institutsgebäude, das Haus der Eisenindustrie.

Vor und während des Krieges war das Institut in das System kriegsrelevanter Forschung des Nationalsozialismus eingebunden.[4] Das Institut wurde auf Grund von schweren Bombenschäden 1943 in die Bergakademie Clausthal ausgelagert. 1944 starb Körber, und Franz Wever, Vorsteher der physikalischen Abteilung, wurde Institutsdirektor.[2] 1945 war das Düsseldorfer Institutsgelände von den Briten besetzt, aber dem VDEh-Geschäftsführer Otto Petersen gelang die Beschaffung von Mitteln aus der Stahlindustrie, so dass bereits 1946–1947 das Institutsgebäude wieder aufgebaut werden und das Institut aus Clausthal zurückkehren konnte.[3] Nach der Gründung der Max-Planck-Gesellschaft im Jahr 1948 wurde das Institut von dieser übernommen.

Mit seinen Forschungsarbeiten erreichte das Institut weltweit Spitzenpositionen, wie beispielsweise die Untersuchungen zum zeitlichen Verlauf der Umwandlungen von Stählen mit der Entdeckung des Zwischenstufengefüges zeigen, das zuerst von Wever und H. Lange eingehend untersucht wurde und international als Bainit bezeichnet wurde.[5] Nach der Emeritierung Wevers 1959 wurde Willy Oelsen, Professor für Eisenhüttenkunde und Gießereiwesen der Bergakademie Clausthal zum Institutsdirektor berufen. Er war mit dem Institut wohl vertraut, da er dort vor dem Kriege Vorsteher der chemischen und metallurgischen Abteilung gewesen war.[2][1] Das Institut gliederte sich nun in Laboratorien. Laborleiter des Laboratoriums Konstitutionsforschung war Adolf Rose. Zusammen mit ihm gab Angelica Schrader das Standardwerk De ferri metallographia (Alta auctoritas Communitatis Europaeae carbonis ferrique ), Teil 2: Gefüge der Stähle (Verlag Stahleisen, Düsseldorf 1966) heraus. 1953 übernahm Otto Krisement die Leitung des neu eingerichteten mikrokalorimetrischen Laboratoriums. Wolfgang Pitsch führte die Arbeit Angelica Schraders fort und leitete die Arbeitsgruppe Metallphysik. Oelsen leitete das Institut bis zu seinem Tode 1970.

Mit der Berufung Hans-Jürgen Engells zum Institutsdirektor und Wissenschaftlichem Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft 1971 wurde das Institut neu strukturiert mit Abteilungsleitern als Direktoren am Institut und Wissenschaftliche Mitglieder der Max-Planck-Gesellschaft. Das Institut ist seit 1971 eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung der beiden Gesellschafter Max-Planck-Gesellschaft und VDEh und ist seitdem, anders als die übrigen Max-Planck-Institute, rechtlich selbständig. Engell sorgte für eine Ausweitung der Grundlagenforschung auf Materialien außerhalb des traditionellen Arbeitsgebietes des Institutes, so dass auch intermetallische Phasen und deren Legierungen schwerpunktmäßig untersucht wurden.[6]

Nach der Emeritierung Engells 1990 wurde Peter Neumann zum Institutsdirektor berufen, der seit 1980 Direktor der Abteilung Physikalische Metallkunde war.[1] Unter seiner Leitung wurde 1999 die Generalsanierung des Institutes begonnen, und er führte die kollegiale Leitung des Institutes ein.[7] 2004 wurde Neumann emeritiert.[8] Den Vorsitz der Geschäftsführung (turnusgemäß bis 2010) übernahm nun Martin Stratmann, der nach früherer Forschungstätigkeit im Institut 2000 als Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor der Abteilung Grenzflächenchemie und Oberflächentechnik an das Institut zurückgekehrt war. Es folgte Dierk Raabe,[9] Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor der Abteilung Mikrostrukturphysik und Legierungsdesign seit 1999, der 2004 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis für seinen prägenden Einfluss auf die modernen Materialwissenschaften erhielt. Dazu wurden als Wissenschaftliche Mitglieder der Max-Planck-Gesellschaft und Direktoren am Institut Jörg Neugebauer (2004), Anke Pyzalla (2005–2008) und Gerhard Dehm (2012) neu berufen.

Arbeitsgebiete

Wesentliche Ziele des Instituts sind die Aufklärung physikalischer und chemischer Prozesse und Reaktionen der Werkstoffe sowie die Entwicklung neuartiger Werkstoffe für hochspezialisierte technische Anwendungen.

Es gliedert sich in die vier wissenschaftlichen Abteilungen:

  • Computergestütztes Materialdesign (Jörg Neugebauer)
  • Grenzflächenchemie und Oberflächentechnik (Martin Stratmann, als Präsident der MPG beurlaubt)
  • Mikrostrukturphysik und Legierungsdesign (Dierk Raabe)
  • Struktur und Nano-/Mikromechanik von Materialien (Gerhard Dehm)

Zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion, der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen unterhält das Max-Planck-Institut für Eisenforschung die International Max Planck Research School for Interface Controlled Materials for Energy Conversion IMPRS-SurMat.[10]

Infrastruktur

Das Institut hat einen Standort, an dem sich die Bürogebäude, Werkstätten und experimentelle Geräte befinden. Zur Ausstattung zählen drei Atomsonden, mehrere Elektronenmikroskope (REMs & TEMs), Hochleistungsrechner, Nanoindenter und Universalprüfmaschinen.

Geschäftsführung:

  • Dierk Raabe, Vorsitzender der Geschäftsführung
  • Gerhard Dehm, stellv. Vorsitzender der Geschäftsführung
  • Jörg Neugebauer, Geschäftsführer
  • Kai de Weldige, Kaufmännischer Geschäftsführer

Literatur

  • Adolf von Harnack: Rede zur Weihe des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung. 1921, in: Adolf von Harnack: Wissenschaftspolitische Reden und Aufsätze. zusammengestellt und herausgegeben von Bernhard Fabian. Olms-Weidmann, Hildesheim/Zürich/ New York 2001, ISBN 3-487-11369-4.
  • Sören Flachowsky: Max-Planck-Institut für Eisenforschung. In: Peter Gruss, Reinhard Rürup (Hrsg.): Denkorte: Max-Planck-Gesellschaft und Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Brüche und Kontinuitäten 1911–2011. Sandstein Verlag, Dresden 2010, ISBN 978-3-942422-01-7.
  • Max-Planck-Gesellschaft (Hrsg.): Max-Planck-Institut für Eisenforschung. Reihe: Berichte und Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft 1993/5, ISSN 0341-7778.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Max-Planck-Institut für Eisenforschung Düsseldorf. Max-Planck-Gesellschaft Berichte und Mitteilungen 5/93, Hrsg. Max-Planck-Gesellschaft, München 1993, 116 S.
  2. a b c Mitteilungen aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung zu Düsseldorf (Hrsg. Friedrich Körber), XXV. Band, Verlag Stahleisen m.b.H. Düsseldorf 1942, S. 11.
  3. a b c Max-Planck-Institut für Eisenforschung - 10 Jahre Eisenforschung 1945-1954. Verlag Stahleisen m.b.H., Düsseldorf 1955, S. 5ff.
  4. Sören Flachowsky: "Alle Arbeit des Instituts dient mit leidenschaftĺicher Hingabe der deutschen Rüstung" - Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung als interinstitutionelle Schnittstelle kriegsrelevanter Wissensproduktion 1917-1945. In: Gemeinschaftsforschung, Bevollmächtigte und der Wissenstransfer: die Rolle der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im System kriegsrelevanter Forschung des Nationalsozialismus (Hrsg. Helmut Maier). Wallstein-Verlag, Göttingen 2007, S. 153–214.
  5. Georg Masing: Lehrbuch der Allgemeinen Metallkunde. Springer, Berlin Heidelberg 1950, S. 571.
  6. G. Sauthoff: Multiphase Intermetallic Alloys for Structural Applications. Intermetallics 8 (2000), S. 1101–1109.
  7. Max-Planck-Institut für Eisenforschung: Scientific Report 2001/2002
  8. Max-Planck-Institut für Eisenforschung: Scientific Report 2003/2004
  9. Max-Planck-Institut für Eisenforschung: Scientific Report 2011/2012
  10. International Max Planck Research School for Interface Controlled Materials for Energy Conversion (IMPRS-SurMat). Website des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung. Abgerufen am 25. Februar 2016.

Koordinaten: 51° 14′ 22″ N, 6° 48′ 47″ O

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Autor/Urheber: Kay Röhlen, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
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