Matte (Bern)

Wappen von Bern
Schwarzes Quartier
Statistischer Bezirk von Bern
Karte von Schwarzes Quartier
Koordinaten601176 / 199462
Höhe496–526 m
Fläche0,137 km²
Einwohner1215 (2020)
Bevölkerungsdichte8869 Einwohner/km²
Ausländeranteil13,9 % (2020)
Arbeitslosenquote1,9 % (2016)
BFS-Nr.351001
Postleitzahl3011
StadtteilInnere Stadt (Bern)
Wappen von Bern
Matte(quartier)
Gebräuchliches Quartier von Bern
Karte von Matte(quartier)
Quartiernummer101
Statistischer BezirkSchwarzes Quartier
StadtteilInnere Stadt (Bern)
Mattequartier vom Bärenpark aus

Die Matte (auch: Schwarzes Quartier, berndeutsch manchmal: Mättu) ist ein Teil der Altstadt von Bern. Es ist gleichzeitig ein statistischer Bezirk (dort als Schwarzes Quartier bezeichnet) und ein gebräuchliches Quartier (dort als Matte bezeichnet) im Stadtteil Innere Stadt (I). Das Quartier liegt auf einer Halbinsel in der Aare unterhalb der eigentlichen Altstadt direkt am Flussufer. Von der restlichen Stadt ist es geografisch und topografisch deutlich abgetrennt.[1]

Die Einteilung und Farbbezeichnungen gehen auf das Jahr 1798 zurück, als Napoleons Truppen anlässlich ihrer Einquartierung zur besseren Orientierung die Stadt in verschieden farbige Quartiere einteilten, da es noch keine Strassennamen gab bzw. die Soldaten mehrheitlich Analphabeten waren. Deshalb wurden zweisprachige Schilder in entsprechenden Farben angefertigt und diese Bezeichnungen bzw. Farbgebungen für Schilder halten sich bis heute.[2]

Im Jahr 2020 werden 1215 Einwohner angegeben, davon 1046 Schweizer und 169 Ausländer.[3]

Geschichte

Die Matte wird urkundlich erstmals um 1327 belegt. Bezeichnet wurde damit die Gegend um die Untertorbrücke, welche lange Zeit weit und breit der einzige Aareübergang war. Die Matte bildete die Anlegestelle für Schiffer und Flösser. Hier arbeiteten Fischer und Fuhrleute, und die Wasserkraft der Aare wurde durch Gewerbe und Kleinindustrie genutzt. Das Wasser zog auch Gerbereien an. Die Matte gehörte zum Metzgern-Viertel, einem der vier Venner-Viertel der Stadt Bern.[4] Kirchlich gehörte die Matte zum Kirchspiel Bern. Als dieses 1721 dreigeteilt wurde, kam die Matte zur neugegründeten Kirchgemeinde Nydegg. Deren Pfarrkirche ist die Nydeggkirche.[5] 1448 wohnten in der Matte rund 600 Menschen, was damals etwa 10 % der Stadtbevölkerung ausmachte. Im 16. Jahrhundert wurden hier mehrere Täufer in der Aare ertränkt. Bei der Einführung der fünf farbigen Stadtquartiere 1798 durch die Franzosen erhielt die Matte die Farbe Schwarz.

Lange Zeit war das Mattequartier für seine Badehäuser bekannt, in denen zum Teil Bordelle betrieben wurden. 1760 vergnügte sich hier Giacomo Casanova, und im Sommer 1824 erschütterte die zur Schau getragene Sittenlosigkeit den Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel.[6]

1891 entstand hier das erste bernische Elektrizitätswerk. Seit 1897 verbindet ein elektrischer Personenaufzug, der Mattelift, die Matte mit der Münsterplattform. Zu Fuss erreicht man die Rückseite des Berner Münsters von der Matte aus über die 183 Holzstufen der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Mattentreppe.

Aus einem Industrie- und Arbeiterquartier wurde die Matte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Wohnort von Kunstschaffenden und Studierenden gentrifiziert. Teure Renovationen der alten Häuser vertrieben das traditionelle Gewerbe zugunsten von Dienstleistungsbetrieben, z. B. Werbebüros.

Während der Hochwasser in den Voralpen 2005 floss durch das Flussbett der Aare das Vierfache der normalen Wassermenge. Dadurch wurde das Mattequartier teilweise mehrere Meter unter Wasser gesetzt. Am 24. August 2005 musste das Quartier schliesslich zwangsgeräumt werden. Erst nach einigen Tagen konnten die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren. Die Poststelle konnte erst nach einem Monat wieder mehr oder weniger normal betrieben werden.[7]

Mattenenglisch

Im Mattequartier entwickelte sich unter den männlichen Jugendlichen das Mattenenglisch, eine Buben- oder Geheimsprache, die vom Vater auf den Sohn weitergegeben wurde. Mattenenglisch wird heute kaum noch gesprochen, nur einzelne Ausdrücke haben sich in der Umgangssprache erhalten.[8]

Impressionen

Literatur

  • Manuel Kehrli (Hrsg.): Licht und Luft. Gemeinnützige Baugenossenschaft Bern aus Anlass ihres 100-jährigen Bestehens 1911–2011. Bern 2011.
  • Hans Markus Tschirren, Geschichten aus der Matte, alte Mätteler erzählen von Hans Markus Tschirren, erschienen im Werd Weber Verlag, 2018
  • Beno Stirnemann: Matteänglisch. Geschichte der Matte, Dialekt und Geheimsprache. Bern 1994.
  • Rosmarie Bernasconi, Der weisse Elefant, Mattengeschichten, erschienen 2005 im Verlag Einfach Lesen

Weblinks

Commons: Mattequartier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Interaktiver Stadtplan der Stadt Bern (Auswahl unter «Themen»)
  2. Berns farbige Strassenschilder. Die clevere Lösung@1@2Vorlage:Toter Link/www.altstadt.be (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf altstadt.be
  3. Die Wohnbevölkerung der Stadt Bern 2020. (PDF, 4,3 MB) Stadt Bern, März 2021, S. 5, abgerufen am 7. November 2021.
  4. Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern; Die Stadt Bern Band 1 Seite 4
  5. Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern; Die Stadt Bern Band I, S. 4–5.
  6. INSA, S. 249.
  7. Paul Gränicher, Posthalter: Überschwemmung des Berner Mattequartiers: der Posthalter erzählt. Abgerufen am 15. Dezember 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
  8. Beat Siebenhaar, Sprachliche Varietäten in der Stadt Bern und was die Sprecher davon halten, in: Germanistik in der Schweiz. Online-Zeitschrift der Schweizerischen Akademischen Gesellschaft für Germanistik 1 (2002): (PDF)

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Aare Mattequartier Bern.jpg
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Schulhaus Matte.JPG
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Links die beiden Schulhäuser des Berner Mattequartiers
Karte Berner Quartiere Schwarzes Quartier.png
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Quartier Schwarzes Quartier
Karte Berner statistische Quartiere Mattequartier.png
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Berner statistisches Quartier Mattequartier
MattischeBaeder.jpg
Badehäuser im Berner Mattequartier, anonymer Kupferstich (koloriert) um 1830.