Mathilde Grünewald

Mathilde Grünewald

Mathilde Grünewald (* 13. November 1947 in Göttingen) ist eine deutsche Provinzialrömische Archäologin.

Leben

Mathilde Grünewald besuchte bis 1966 das Max-Planck-Gymnasium in Göttingen. Nach dem Abitur studierte sie zunächst an der Universität Göttingen Klassische Archäologie, anschließend wechselte sie an die Universität Wien, die gerade einen Lehrstuhl für Provinzialrömische Archäologie eingerichtet hatte. Promoviert wurde sie 1975 mit einer Arbeit über „Spätantike Herrschaftsvillen in den nordwestlichen Provinzen des römischen Reiches und ihr gesellschaftlicher Hintergrund“.

Von 1969 bis 1980 arbeitete sie als freie Mitarbeiterin der Limeskommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bei den Ausgrabungen im Legionslager von Carnuntum. Von 1980 bis 2012 war sie Direktorin des Museums der Stadt Worms im Andreasstift.[1] In Worms und in der Umgebung führte sie zwischen 1980 und 1990 zahlreiche Ausgrabungen durch.

Seit 2013 ist sie für die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim als Fachberaterin für Provinzialrömische Archäologie tätig und hat dort die Ausstellung „Ein Hauch von Rom“[2] kuratiert. Zuletzt arbeitete sie die Grabung in der römischen Villa rustica von Oftersheim bei Schwetzingen auf. Das Haupthaus wurde angeschnitten, ein Keller und zwei beheizbare Räume sind nachgewiesen. Um 260 n. Chr. wurde das Gebäude abgerissen und regelrecht dekonstruiert. Danach ließ der Eigentümer noch einen großen Ständerbau errichten, der vermutlich nicht fertiggestellt wurde. Aus den zahlreichen Fragmenten hervorragender antiker Wandmalereien konnten zwei Wandsysteme rekonstruiert werden.

Für Ortsgemeinden in Rheinhessen wie Hochborn, das am höchsten gelegene Dorf auf dem Kloppberg-Plateau, und das benachbarte, auf Hangterrassen angelegte Hangen-Weisheim erstellte sie im Auftrag Ortschroniken. Hierfür wurden alle Unterlagen, von archäologischen Funden über die Dorfarchive, Kirchenbücher, Standesamtsakten und weitere Quellen, ausgewertet.[3]

2018 legte sie in zwei Beiträgen die vier Kurmainzer Hofordnungen vor. Die Ordnung von 1613 war bislang unbekannt.[4]

Einen weiteren Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit bildet das Kochen von der Antike bis zur frühen Neuzeit. Die Zubereitung von Lebensmitteln hat Mathilde Grünewald dabei ebenso erforscht wie historische Ess- und Trinkgewohnheiten. Ausgewählte historische Rezepte hat sie für die heutige Küche eingerichtet und nachgekocht. Veröffentlicht wurden diese Rezepte in verschiedenen Publikationen, darunter in ihrem dem Mittelalter gewidmeten Nibelungenkochbuch sowie im Band Schmausende Domherren oder wie Politik auf den Tisch kommt – Mainzer Menüs 1545 und 1546.[5]

Mathilde Grünewald lebt in Worms. Sie war verheiratet mit dem Fotografen Klaus Baranenko, dessen Aufnahmen in viele ihrer Publikationen Eingang fanden.

Forschungsschwerpunkte

Publikationen (Auswahl)

  • Die Römer in Worms, Stuttgart 1986, ISBN 3-8062-0479-9.
  • Zwischen Varusschlacht und Völkerwanderung. Die römerzeitlichen Gräberfunde aus Worms und Rheinhessen im Museum der Stadt Worms, mit Erwin Hahn (Anthropologie), 2 Bände, Lindenberg im Allgäu 2006, ISBN 978-3-89870-325-3.
  • Nibelungenkochbuch, Lindenberg im Allgäu 2006, ISBN 978-3-89870-281-2.
  • Geschichte in Bildern. Das Museum der Stadt Worms im Andreasstift, Lindenberg im Allgäu 2007, ISBN 978-3-89870-399-4.
  • Archäologie zwischen Donnersberg und Worms: Ausflüge in ein altes Kulturland, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-2042-0.
  • mit U. Koch/A. Wieczorek: Zwischen Römerzeit und Karl der Großen. Die frühmittelalterlichen Grabfunde aus Worms und Rheinhessen im Museum der Stadt Worms im Andreasstift, 3 Bände, Lindenberg im Allgäu 2009, ISBN 978-3-89870-568-4.
  • Unter dem Pflaster von Worms. Archäologie in der Stadt, Lindenberg im Allgäu 2012, ISBN 978-3-89870-754-1.
  • Schmausende Domherren oder wie Politik auf den Tisch kommt. Mainzer Menüs 1545 und 1546 erzählt und aufgetischt mit Fotos von Klaus Baranenko, Lindenberg im Allgäu 2012, ISBN 978-3-89870-776-3.
  • Ein römisches Wohnhaus mit Wandmalereien in Oftersheim, Regensburg 2017, ISBN 978-3-7954-3298-0.
  • Archäologie im Umfeld des Wormser Doms. Heimatjahrbuch für die Stadt Worms 2020, S. 95–98. ISBN 978-3-947884-20-9.

Weblinks

Commons: Mathilde Grünewald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wormser Museumsdirektorin geht still und leise in den Ruhestand (Memento des Originals vom 14. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wormser-zeitung.de Wormser Zeitung vom 19. Dezember 2012. Abgerufen am 25. Oktober 2014.
  2. Ein Hauch von Rom. Schätze aus den Mannheimer Sammlungen. Informationstext des Verlags. Abgerufen am 1. Dezember 2017.
  3. Geschichte und Geschichten von Hochborn in Rheinhessen. Chronik von Hochborn, bis 1971 Blödesheim. Hg. von der Ortsgemeinde Hochborn, 2019, 380 S. Hangen-Weisheim. Ein Dorf in Rheinhessen und seine Geschichte(n). 436 Seiten, Verlag Sandré audio & books, Hettenleidelheim 2019, ISBN 978-3-96686-001-7.
  4. 1. Die Kurmainzer Hofordnungen von 1505, 1532 und 1583. In: Von Hammaburg nach Herimundesheim. Festschrift für Ursula Koch. Hrsg. A. Wieczorek und K. Wirth. Mannheimer Geschichtsblätter Sonderveröffentlichung 11, Publ. der Reiss-Engelhorn-Museen 85, 2018, S. 291–319. – 2. Die Mainzer Hofordnungen von 1613. In: Bibliothecarius Martinianus. Geisteswiss. Studien im Umfeld der Mainzer Martinus-Bibliothek. Festgabe für Helmut Hinkel zum 75. Geburtstag. Hrsg. W. Wilhelmy. Neues Jb. f. d. Bistum Mainz, Beiträge z. Zeit- und Kulturgeschichte, Mainz-Würzburg 2018, S. 153–212.
  5. Rezension von Mathilde Grünewalds Buch Schmausende Domherren oder wie Politik auf den Tisch kommt in: sehepunkte 13, 2013, Nr. 3, Abgerufen am 25. Oktober 2014.

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Autor/Urheber: Vincent Berlin, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Mathilde Grünewald, Archäologin