Maschinenfabrik A. W. Mackensen

Gebäude im Klosterkamp 1, Blick von Nordwesten 2020

Die Maschinenfabrik A. W. Mackensen war eine Maschinenfabrik in Magdeburg in Sachsen-Anhalt. Teile der erhalten Betriebsgebäude stehen unter Denkmalschutz.

Lage

Die Fabrikanlage befindet sich im Stadtteil Magdeburg-Industriehafen, auf der Südseite der Straße Klosterkamp an der Adresse Klosterkamp 1. Westlich des Geländes verläuft die Saalestraße, östlich der Nonnenwerder.

Geschichte

Illustrierte Werbeanzeige für „Maschinelle Streckenförderungen“ durch Bahnen von „A. W. Mackensen, Maschinenfabrik und Eisengiesserei, G.m.b.H. Schöningen“
1906, signiert W. Weise, X.A., Braunschwg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-12562-0004 / CC-BY-SA 3.0
Arbeiter Karl Appel am Schmiedehammer, 1951
(c) Bundesarchiv, Bild 183-21030-0004 / CC-BY-SA 3.0
Ingenieur Walter Salac im VEB Schwermaschinenbau "7.Oktober", 1955

Im Jahr 1854 begann der Schmiedemeister Meinberg in Schöningen mit der Produktion von landwirtschaftlichen Maschinen. Es wurde eine Dampfmaschine des Herstellers Eisenwerk Carlshütte betrieben. Bereits einige Jahre später wurde das Unternehmen erweitert und eine Eisengießerei errichtet. An der Hötensleber Straße in Schöningen entstand ein neues Fabrikationsgebäude. Die Geschäftstätigkeit wurde in den 1860er und 1870er Jahren auf die Zuckerindustrie und den Braunkohlebergbau ausgedehnt.[1] Das Unternehmen firmierte als Meynberg & Günther[2] und wurde 1876 von A. W. Mackensen übernommen. Mackensen war in den Bau von Förderanlagen eingestiegen. Am 16. Juli 1898 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH. Die technische Leitung oblag dem Magdeburger Ingenieur R. Elste, der seit 1884 im Unternehmen beschäftigt war, die kaufmännische Führung Otto Gotsche. 1916 siedelte das Unternehmen, da die Platzkapazitäten in Schöningen nicht mehr ausreichten, mit der kompletten Verwaltung und einem Teil der Produktion nach Magdeburg über. Produziert wurden vor allem Förderanlagen für die Rohstoffindustrie. Es entstanden für den heimischen und internationalen Markt Bandförderer, Becherwerke, Elevatoren, Schnecken und Stapeleinrichtungen aber auch Eisenbahnrangieranlagen. Die Produktion wurde auf Fern- und Großförderer ausgedehnt, so dass auch Drahtseilbahnen, Ketten- und Seilförderungen gebaut wurden. Außerdem entstand weiterhin für die Zuckerindustrie die Schöninger Schnitzelpresse. In den 1920er Jahren begann man mit der Produktion von Einrichtungen für Schlachthöfe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Umwandlung des Betriebs in eine Sowjetische Aktiengesellschaft. Als Kulturhaus des Werks entstand, in gemeinsamer Nutzung mit anderen Betrieben, 1950/1951 das AMO Kultur- und Kongreßhaus südlich der Magdeburger Altstadt. Ab 1954 wurde der Betrieb als VEB Schwermaschinenbau 7. Oktober geführt. Die Benennung als 7. Oktober bezog sich auf den Tag der Republik, den Nationalfeiertag der DDR. Im Jahr 1959 erfolgte die Fusion mit dem in Magdeburg-Sudenburg ansässigen VEB Förderanlagenbau Magdeburg zum FAM Förderanlagen 7. Oktober Magdeburg, der nach einer Umfirmierung noch heute (Stand 2020) in Sudenburg besteht.

Archivgut des Unternehmens befindet sich im Landesarchiv Sachsen-Anhalt. Dort sind 1,1 Laufmeter mit Bestände zwischen 1896 und 1958 verwahrt.[3]

Fabrikanlage Klosterkamp

nördliche Fassadenfront der Gießerei

Die Pläne für die neue Fabrikanlage stammen von Edmund Körner. Der Bau des Verwaltungs- und Sozialgebäudes wurde nach dem Ersten Weltkrieg fertig gestellt. Insgesamt erfolgte die Bauarbeiten bis in die 1920er Jahre hinein. Die Gießerei wurde 1922 fertiggestellt. Andere Angaben nennen als Baujahr des Komplexes das Jahr 1926.[4] Nach Norden zur Straße Klosterkamp hin entstand eine abgeschlossene monumental wirkende dreieinhalbgeschossiges Gebäudefront aus roten Klinkern. Die 59 Meter lange Klinkerfassade ist glatt mit Tekturen ausgeführt, die Fenster schließen ebenmäßig zur Fassade ab. Im Mauerwerk finden sich geometrische Muster. Die Achsenzahl variiert von Etage zu Etage zwischen 21, 24 und 26. In diesem Komplex befanden sich die Gießerei sowie Sozial- und Verwaltungstrakte. Das Sockelgeschoss ist höher ausgeführt, in Teilen der Front besteht eine Mansarde. Die Gesimse sind zierlich ausgeführt. Der Fabrikkomplex war modern ausgeführt und verzichtete auf Dekorationen. Am nach Westen weisenden Giebel befand sich eine große Abbildung des Firmenlogos der Maschinenfabrik A. W. Mackensen.[5]

Der linke, östliche Gebäudeflügel rückt etwas aus der Gebäudeflucht hervor, gleiches gilt für die beiden großen rundbogigen Eingänge, von denen einer eine Durchfahrt bildet. Während im linken Teil Aufenthaltsräume und die Kantine untergebracht waren, befanden sich im rechten Trakt das Direktorium und die Räume für Ingenieure und Zeichner. Die Aufgabentrennung der Seiten spiegelt sich in der Gebäudegestaltung wider. Links schließt sich die Stirnseite des auf rechteckigem Grundriss errichteten Gießereikomplexes an. Zum Hof hin befindet sich eine Langseite mit Fensterbändern in beiden Geschossen.

An der Westseite des Fabrikkomplexes befindet sich etwas zurückgesetzt ein Hallenanlage. Deren nördlicher Teil verfügt über ein vierschiffiges Sheddach und diente als Dreherei. Südlich schließt sich ein aus genieteten Fachwerkbindern errichteter Teil an. Er verfügt über ein sich durchziehendes Oberlicht und enthielt die Schlosserei.

Eine weitere Halle für Schlosserei und Schmiede befindet sich unmittelbar südlich des Sozialtrakts, westlich angrenzend an die Gießerei. Auch diese Halle wurde aus genieteten Fachwerkbindern errichtet. Zum Hof hin entstand ein Magazinbau. Zum Hof hin ausgerichtet waren die Meisterbüros der Werkstattleiter.

Auf der Südseite des Fabrikkomplexes wird das Areal von einer langgestreckten Produktionshalle eingenommen. Sie entstand ab 1928 und wurde in den 1950er Jahren verlängert.

Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist die Fabrik unter der Erfassungsnummer 094 06273 als Baudenkmal verzeichnet.[6] Die Fabrikanlage gilt als eines der bedeutendsten Industriedenkmale Sachsen-Anhalts.

Heute (Stand 2020) werden Teile der Anlage von der Rasch-Reinigungs- und Dienstleistungs GmbH genutzt.

Persönlichkeiten

Der spätere Magdeburger Oberbürgermeister Werner Herzig absolvierte im Unternehmen eine Lehre als Industriekaufmann und war von 1950 bis 1953 als Kulturdirektor tätig.

Literatur

  • A. W. Mackensen in Magdeburg, Dari-Verlag, Berlin-Helensee 1927, Seite 268 f.
  • Folkhard Cremer in Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg, Deutscher Kunstverlag München Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, Seite 601.
  • Sabine Ullrich, Industriearchitektur in Magdeburg – Maschinenbauindustrie, Band 46/I, Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtplanungsamt Magdeburg, 1999, Seite 38.
  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, Seite 357 f.
  • Sabine Ullrich, Verwaltungsgebäude und Gießerei der ehem. Fa. Mackensen in Magdeburg – Architektur und Städtebau, Verlag Janos Stekovics Halle an der Saale 2001, ISBN 3-929330-33-4, Seite 342.

Weblinks

Commons: VEB Schwermaschinenbau "7.Oktober" – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. A. W. Mackensen in Magdeburg, Dari-Verlag, Berlin-Helensee 1927, Seite 268
  2. A. W. Mackensen Maschinenfabrik und Eisengießerei GmbH auf www.albert-gieseler.de
  3. A. W. Mackensen, Maschinenfabrik und Eisengießerei GmbH, Magdeburg (Bestand) auf www.archivportal-d.de
  4. Folkhard Cremer in Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg, Deutscher Kunstverlag München Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, Seite 603
  5. Industriearchitektur in Magdeburg, Seite 110
  6. Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 19. 03. 2015 Drucksache 6/3905 (KA 6/8670) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Seite 2652

Koordinaten: 52° 9′ 33,2″ N, 11° 39′ 54,4″ O

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Bundesarchiv Bild 183-21030-0004, Ingenieur am Reissbrett.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-21030-0004 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Ingenieur am Reissbrett Zentralbild Biscan Kno-Bod 29.8.1953 Freude und Dankbarkeit über das "Moskauer Protokoll" Die Belegschaft einer SAG zur Rückgabe ihres Betriebes. Unser Reporter besuchte den Schwermaschinenbau "7.Oktober" in Magdeburg, eine der 35´3 sowjetischen Aktiengesellschaften, die den Moskauer Protokoll zufolge am 1.1.1954 in den Besitz des deutschen Volkes überführt werde, und befragte einige Werktätige nach ihrer Meinung über diese Vereinbarung zwischen der Sowjetunion und der DDR. Hier ihre Antworten: UBz: Konstrukteur Ingenieur Walter Salac erklärt:"Es erfüllt mich mit groser Freude, dass auch unser Werk volkseigen wird. Wir waren in den vergangenen Jahren mit Reparations- und Exportlieferungen voll eingedeckt. Ich rechne mit Bestimmtheit damit, dass wir auch in Zukunft genügend Freundschaftsverträge erhalten, um den Betrieb weiter ausbauen zu können. Wir Ingenieure sind bereit, gemeinsam mit den Arbeitern unseres Werks alle in Frage kommenden Aufgaben zu lösen."
1906 Wilhelm Weise Holzschnitt A. W. Mackensen, Schöningen.jpg
Im Jahrbuch der deutschen Braunkohlen- und Steinkohlen-Industrie 1906 abgedruckte Werbeanzeige für die Maschinenfabrik A. W. Mackensen in Schöningen, signiert

W. Weise, X. A.,
Braunschwg“

Weises Illustration zeigt 2 durch Seile angetriebene Loren in einem von Holzbalken abgestützten Bergwerks-Stollen, darunter die Erläuterung

„Maschinelle Streckenförderungen
mit Seil- oder Kettenbetrieb
nach eigenen, vorzüglich bewährten Konstruktionen.
Dauerhaft im Betriebe. - Billig in der Anlage.
Vorzügliche Referenzen über ausgeführte Bahnen. (36)
A. W. Mackensen,
Maschinenfabrik und Eisengiesserei, G.m.b.H.
Technische Auskunft und Kostenanschläge gratis.“

Bundesarchiv Bild 183-12562-0004, Industriearbeiter an Schmiedehammer arbeitend.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-12562-0004 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Industriearbeiter an Schmiedehammer arbeitend Selbstverpflichtung der Werktätigen zum Monat der deutsch-sowjetischen Freundschaft UBz: Der Aktivist Karl Appel arbeitet an einem Schmiedehammer der SAG Maschinenbau Mackensen in Magdeburg. "ich hatte bisherimmer nur 2 Dinge im Auge" erklärt er, "die Planerfüllung und die Qualität meiner Arbeit. An den Schmiedhammer, a die Maschine ahbe ich nicht viel gedacht. Als jetzt im Monat der deutsch-sowjetischen Freundschaft auch über Nina Nasarowa gesprochen wurde, habe ich mir das erste mal Gedanken über die Maschinenpflege gemacht. Ich habe mich verpflichtet, meine Maschine in persönliche Pflege zu nehmen. Ich hoffe, dadurch jeden Asusschuß beseitigen zu können." Aufn.: Illus Biscsan Berlin W 8 642. A.V. 19.11.1951 Leu-We.
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Klosterkamp 1 in Magdeburg
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