Marxgrün

Marxgrün
Stadt Naila
Wappen von Marxgrün
Koordinaten:50° 22′ N, 11° 41′ O
Höhe: 485 m ü. NHN
Einwohner:464 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung:1. Mai 1978
Postleitzahl:95119
Vorwahl:09282
Ansicht der Kirche
Ansicht der Kirche

Marxgrün ist ein Gemeindeteil der Stadt Naila im oberfränkischen Landkreis Hof in Bayern.[2] Die Gemarkung Marxgrün hat eine Fläche von 4,884 km². Sie ist in 953 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 5124,56 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Brand, Einsiedel, Hölle, Hügel und Kleinschmieden.[4] Die Modelsmühle zählt zum Gemeindeteil Marxgrün.

Geografie

Das Kirchdorf liegt an der Selbitz und am Froschbach, der innerorts als linker Zufluss in die Selbitz mündet. Die Staatsstraße 2195 führt an Oberklingensporn vorbei nach Naila (3,6 km südwöstlich) bzw. an Kleinschmieden vorbei nach Lichtenberg (2,9 km nördlich). Die Staatsstraße 2198 führt nach Thierbach (1,6 km westlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Griesbach (2 km östlich). Eine Anliegerstraße führt nach Hügel (0,6 km nördlich).[5]

Geschichte

Marxgrün wurde im Zuge des Landesausbaues im 12./13. Jahrhundert als Rodungssiedlung gegründet, worauf das Grundwort -grün hinweist.[6] Ein Hof in „Marckartsgrun“ gehörte zu den Stiftungsgütern, die Oswald Graf von Truhendingen 1410 der Frühmesse Lichtenberg überließ. Dies ist zugleich die erste schriftliche Erwähnung des Ortes. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist mhd. mark für ‚Grenze‘.[7]

Zur Realgemeinde Marxgrün gehörte Hügel und Modelsmühle. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Marxgrün aus 13 Anwesen. Die Hochgerichtsbarkeit sowie die Dorf- und Gemeindeherrschaft links der Selbitz hatte das bayreuthische Kasten- und Richteramt Lichtenberg, rechts der Selbitz das Rittergut Reitzenstein und das Rittergut Issigau gemeinschaftlich. Grundherren waren

  • das Kastenamt Lichtenberg: 1 Gütlein;
  • das Klosteramt Hof: 2 Viertelhöfe;
  • die Pfarrei Naila: 1 Wirtshaus;
  • das Rittergut Froschgrün: 2 Viertelhöfe;
  • das Rittergut Issigau: 6 Tropfhäuser, 1 Haus.[8]

Von 1797 bis 1810 unterstand Marxgrün dem Justiz- und Kammeramt Naila. Infolge des Ersten Gemeindeedikts wurde 1812 der Steuerdistrikt Marxgrün gebildet.[9] Zu diesem gehörten Hügel und Modelsmühle. Zugleich entstand die Ruralgemeinde Marxgrün mit den Orten Hölle, Hügel, Kleinschmieden und Modelsmühle. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Naila zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Lichtenberg (1919 in Finanzamt Lichtenberg umbenannt, seit 1955 Finanzamt Naila). Ab 1862 gehörte Marxgrün zum Bezirksamt Naila (1939 in Landkreis Naila umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Naila (1879 in Amtsgericht Naila umgewandelt). 1964 hatte die Gemeinde eine Gebietsfläche von 4,011 km².[10] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde am 1. Mai 1978 nach Naila eingemeindet.[11][12]

Der Bahnhof Marxgrün an der Bahnstrecke Hof–Bad Steben und der ehemaligen Bahnstrecke Triptis–Marxgrün trug entscheidend zur Ortsentwicklung des Kirchdorfes bei. Im Bahnhof Marxgrün wurde der im nahegelegenen Marmorsteinbruch Horwagen gewonnene Marmor auf die Bahn verladen und daher auch als Marxgrüner Marmor bezeichnet.

Baudenkmäler

  • Griesbacher Weg 14: Gesindehaus des Löwelschen Guts[13]
  • Griesbacher Weg 16: Herrenhaus des Löwelschen Guts[13]
  • Mühlweg 11: Modelsmühle[13]
ehemaliges Baudenkmal
  • Haus Nr. 15: Hakenhof. Zweigeschossiges, massives Wohnstallhaus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit Halbwalmdach; Giebeltrapez verschiefert; Erdgeschoss verputzt massiv, Obergeschoss auf drei Seiten Fachwerk verputzt, südliche Langseite massiv erneuert. Scheitelstein über Wohnungstür, bezeichnet „JNN 1847“ (=Johann Nikol Narr).[14]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Marxgrün

Jahr181918401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner270318321323311283282307300358346438576496509523561561553992982974908955
Häuser[15]444449547297149
Quelle[9][16][16][16][17][18][19][20][21][22][23][16][24][16][25][16][26][16][16][16][27][16][10][28]

Ort Marxgrün

Jahr001819001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner160183159217402341513548523464
Häuser[15]2734445289122
Quelle[9][17][19][22][24][26][27][10][28][1]

Religion

Marxgrün ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich rechts der Selbitz nach Issigau und links der Selbitz nach Naila gepfarrt.[29] 1939 wurde in Marxgrün die Christuskirche errichtet; sie war eine Filiale von Naila.[30] Erst seit den 1950er Jahren gehört der ganze Ort zum Pfarrsprengel Naila.[10]

Persönlichkeiten

  • Ewald Klein (1899–1942), KPD-Mitglied und Widerstandskämpfer gegen die NS-Diktatur, wurde in Marxgrün geboren
  • Max Escher (1901–1976), Künstler und Kunsterzieher, lebte bis zu seinem Tod 1976 im Ort
  • Heinrich Lang (1911–nach 1973), Politiker, Landrat des Kreises Naila
  • Wilhelm Maier-Solgk (1919–2007), Zeichner und Illustrator

Literatur

Commons: Marxgrün – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 307 (Digitalisat).
  2. Stadt Naila, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 17. Dezember 2024.
  3. Gemarkung Marxgrün (091913). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 23. April 2025.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 23. April 2025.
  5. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 23. April 2025 (Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. M. Körner: Naila, S. 26.
  7. M. Körner: Naila, S. 40.
    O. Knopf: Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald, Obermainisches Bruchschollenland, Sp. 398.
  8. M. Körner: Naila, S. 295. Dort werden abweichend 11 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
  9. a b c A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, OCLC 165644543, S. 74 (Digitalisat). Für die Gemeinde Marxgrün inklusive Hölle mit Kleinschmieden (S. 52), Hügel (S. 55) und Modelsmühle (S. 77).
  10. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 716 (Digitalisat).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 687 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  12. Naila > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 23. April 2025.
  13. a b c Denkmalliste für Naila (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  14. K.-L. Lippert: Landkreis Naila, S. 47. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung
  15. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  16. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 153, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  17. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 919, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  18. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 143 (Digitalisat).
  19. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1092–1093, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 56 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 161 (Digitalisat).
  22. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1040 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 160 (Digitalisat).
  24. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1091 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 160 (Digitalisat).
  26. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1126 (Digitalisat).
  27. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 973 (Digitalisat).
  28. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 156 (Digitalisat).
  29. M. Körner: Naila, S. 42, 52 und 295.
  30. O. Knopf: Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald, Obermainisches Bruchschollenland, Sp. 398.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Wappen Marxgruen.svg
Wappen der ehemaligen Gemeinde Marxgrün in Naila in Oberfranken.
Marxgrün Kirche x1.JPG
Autor/Urheber: PeterBraun74, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kirche von Marxgrün