Marshsche Probe

Aufbau aus dem Jahre 1921

Die Marshsche Probe ist eine klassische Nachweisreaktion in der Chemie und Gerichtsmedizin für Arsen, Antimon und Germanium. Sie wurde 1836 von dem englischen Chemiker James Marsh entwickelt. Vor der Entdeckung der Marshschen Probe war Arsen(III)-oxid (As2O3) ein beliebtes Mordgift, da es sich nur schwer nachweisen ließ. Nach 1836 kamen Morde durch Arsentrioxid (Arsenik) zunehmend seltener vor.

Reaktion

Arsenik wird durch naszierenden Wasserstoff zu gasförmigem Arsenwasserstoff reduziert. Diese metastabile Verbindung zerfällt in der Hitze zu schwarzem, elementarem Arsen und Wasserstoff und kann dadurch nachgewiesen werden.[1]

Dazu erzeugt man in einem Gefäß durch Einwirkung von Salzsäure auf Zink Wasserstoff in statu nascendi, der durch ein Calciumchlorid­röhrchen getrocknet und nach Durchführung einer Knallgasprobe am Austritt entzündet wird. Der nach Zugabe einer Arsenik enthaltenden Probe im Gefäß entstehende Arsenwasserstoff zersetzt sich in der Flamme und bildet an einem dort hineingehaltenen Porzellanstück einen schwarzen sogenannten Arsenspiegel.[2] Die Erfassungsgrenze dieser Nachweisreaktion liegt bei 1 µg Arsen.[3]

Eine Arsen(III)-Verbindung reagiert mit dem in saurer Lösung mit Zink gebildeten Wasserstoff zu Arsenwasserstoff

Antimon und das seltene Germanium bilden gleichfalls gasförmige Hydride, die bei ihrer Zersetzung einen solchen Spiegel bilden. Antimon löst sich allerdings nicht, wie Arsen, in einer ammoniakalischen Wasserstoffperoxid-Lösung, wodurch sie voneinander unterschieden werden können.

Gesellschaftliche Rezeption

Die Marshsche Probe wurde 1923 von R. Austin Freeman in dem Roman The Cat's Eye beschrieben, wo Detektiv John Evelyn Thorndyke nachweist, dass Schokolade vergiftet wurde. In Astrid Lindgrens Kalle Blomquist lebt gefährlich (1951) findet nämlicher damit ebenfalls Arsenik in Schokolade. 1929 ließ Dorothy L. Sayers im Kriminalroman Strong Poison Lord Peter Wimsey und seinen Diener Bunter den Test in der von Berzelius modifizierten Variante durchführen. Auch der Wachtmeister Studer von Friedrich Glauser, der ein Chemiestudium begonnen hatte, veranlasste in seinem dritten Fall Der Chinese einen Arsennachweis nach Marsh.

Literatur

Primärliteratur
  • J. E. Herberger: Ueber Anwendung der Marsh'schen Probe bei gerichtl.-chemischen Untersuchungen. In: Archiv der Pharmazie. 1841 doi:10.1002/ardp.18410750131.
  • C. F. Mohr: Zusätze zu der von Marsh angegebenen Methode, den Arsenik unmittelbar im regulinischen Zustande aus jeder Flüssigkeit auszuscheiden. In: Annalen der Chemie und Pharmacie. 23, 1837, S. 217–225 doi:10.1002/jlac.18370230218.
  • J. Marsh: Beschreibung eines neuen Verfahrens, um kleine Quantitäten Arsenik von den Substanzen abzuscheiden, womit er gemischt ist. In: Annalen der Chemie und Pharmacie. 23, 1837, S. 207 doi:10.1002/jlac.18370230217.
Sekundärliteratur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. S. Ebel, H. J. Roth (Hrsg.): Lexikon der Pharmazie. Thieme, 1987, ISBN 3-13-672201-9, S. 412.
  2. A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 91.–100., verbesserte und stark erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1985, ISBN 3-11-007511-3, S. 673–674.
  3. Blasius, Ewald., Jander, Gerhart.: Anorganische Chemie. 1, Einführung und qualitative Analyse : mit ... 79 Tabellen. 17., völlig neu bearb. Auflage. Band 1. Hirzel, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7776-2134-0, S. 416.

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Die Marshsche Probe.
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Drawing of the Marsh apparatus for the detection of arsenic
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Ein Arsenspiegel auf einer Porzellanoberfläche wird mit ammoniakalkalischer Wasserstoffperoxidlösung abgewaschen. Es handelt sich folglich nicht um Antimon.
Marshsche Probe Arsenspiegel.webm
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Marshsche Probe mit Arsenoxid