Mario Casoni

Mario Casoni im Ferrari 250LM bei der Targa Florio 1965
Der Porsche 908 von Reinhold Joest, Wilhelm Bartels und Mario Casoni beim 1000-km-Rennen am Nürburgring 1972 mit Joest am Steuer; am Ende des Rennens erreichte das Trio nach einigen technischen Problemen den 31. Gesamtrang

Mario Casoni (* 4. September 1939 in Finale Emilia) ist ein ehemaliger italienischer Automobilrennfahrer und Unternehmer.

Unternehmer

Mario Casoni wurde in eine bekannte und vermögende Spirituosenhersteller-Familie in Oberitalien hineingeboren. In den 1950er-Jahren studierte er Betriebswirtschaftslehre, beendete 1958 sein Studium und trat in den elterlichen Betrieb ein, wo er bald Geschäftsführer wurde – eine Funktion, die er bis ins hohe Alter innehat. Die CASONI FABBRICAZIONE LIQUORI - S.P.A. gehört mit einer Produktion von 25 Millionen Flaschen und einem Umsatz von 60 Millionen Euro zu den größten privaten Spirituosenherstellern Italiens. Casoni war von 1996 bis 1999 Vizepräsident von Confindustria, dem größten Arbeitgeberverband seines Heimatlandes. Seit März 2005 ist er Mitglied des Vorstandes der Modena Capital Holding SpA[1][2].

Motorsport

1960er-Jahre

Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer war Casoni viele Jahre eng mit dem nationalen und internationalen Motorsport verbunden. Erste Erfahrungen sammelte er in den frühen 1960er-Jahren bei nationalen Bergrennen. Dem jungen Piloten wurde großes Talent attestiert, was sich ab 1965 in Werkscockpits bei Sportwagenrennen widerspiegelte. In der Sportwagen-Weltmeisterschaft fuhr er für Bizzarrini und wurde mit dem Belgier Pierre Noblet auf einem Iso Grifo A3C Fünfter beim 1000-km-Rennen von Monza dieses Jahres. Aus dieser Zeit stammte auch seine langjährige Freundschaft mit Enzo Ferrari, der ihm 1965 erstmals einen Werkswagen anvertraute. Ferrari drängte Casoni immer wieder, die Rennfahrerei doch professionell zu betreiben und die Führung des Unternehmens in andere Hände zu legen. Eine Karriere in der Formel 2 und später in der Formel 1 wäre laut Enzo Ferrari möglich gewesen. Aber Casoni verzichtete auf eine vollständige Profikarriere und empfand sich selbst immer nur als Amateurrennfahrer[3]. Seinen ersten Ferrari fuhr er 1965 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Wobei dieser erste Einsatz für die italienische Sportwagenmarke über einen Umweg zustande kam. Casoni war ursprünglich bei Bizzarini gemeldet und sollte wieder einen A3C fahren. Giotto Bizzarrini zog aber die Meldung von zwei Wagen zurück, sodass Casoni plötzlich ohne Cockpit dastand. Enzo Ferrari bot ihm einen Platz im Team an und Casoni wurde Partner von Giancarlo Baghetti in einem Ferrari Dino 166P. Im Rennen kam der Wagen nur zwei Runden weit, dann streikte der Motor.

Seinen ersten Rennsieg feierte er im August 1965 auf einem Ferrari 250LM bei der Coppa Cittá di Enna, einem Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1965. 1968 wurde er Werksfahrer bei Alfa Romeo. Bei der Targa Florio wurde er Gesamtdritter. Das Cockpit des Alfa Romeo TT33/2 teilte er sich dort mit dem Belgier Lucien Bianchi. Ende 1969 verließ er Alfa Romeo wieder und schränkte seine Rennaktivitäten in den folgenden beiden Jahren aus beruflichen Gründen ein.

1970er-Jahre

Zu Beginn des Jahrzehnts war Casoni auf den Rennstrecken kaum mehr anzutreffen. Er fuhr einige Rennen für Abarth und wurde 1971 mit seinem Landsmann Marsilio Pasotti Vierter beim 1000-km-Rennen von Zeltweg.

Der US-amerikanische Rennfahrer Tony Adamowicz, mit dem er das 9-Stunden-Rennen von Kyalami 1971 bestritt, bezeichnete ihn als Paydriver, der für seine Cockpits bezahlt und die schnelleren Teamkollegen mehr und länger habe fahren lassen müssen[4]; eine subjektive Darstellung, die Casonis fahrerischem Können nicht gerecht wird.

1972 stieg er wieder intensiver in den Motorsport ein und feierte mit dem dritten Gesamtrang beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans einen seiner größten internationalen Erfolge. Seine Teamkollegen waren Reinhold Joest und Michel Weber. Reinhold Joest wurde zu Schlüsselfigur von Casonis Rennaktivitäten in den 1970er-Jahren. Der 1937 geborene Deutsche aus dem Odenwald begann gerade ein eigenes Rennteam aufzubauen. Da kamen die Sponsorgelder von Casoni recht. Die beiden fuhren 1974 und 1975 zwei Jahre mit großem Erfolg Sportwagenrennen mit einem Porsche 908. In Le Mans wurde Casoni mit Joest und Jürgen Barth Gesamtvierter, eine Platzierung, die er auch beim 6-Stunden-Rennen von Watkins Glen erreichte. In Pergusa und in Zeltweg wurde das Duo Joest/Casoni jeweils Dritter. Zwei Rennen gewann Casoni mit dem Joest-Porsche auch in der italienischen Sportwagenmeisterschaft; den Enna Cup und die 2 Stunden von Vallelunga.

Nach 1975 wurden die Renneinsätze erneut weniger. Casonis unternehmerische Tätigkeiten ließen kaum mehr Raum für den Motorsport.

1980er-Jahre

1982 hatte er seinen letzten Auftritt bei einem Autorennen. Beim 1000-km-Rennen von Monza pilotierte er einen Lancia Beta Montecarlo gemeinsam mit Joe Castellano und Mark Thatcher an die fünfte Stelle der Gesamtwertung.

Monoposto

Wenig bekannt ist über die Monoposto-Aktivitäten von Casoni. 1963 bestritt er einige Rennen in der Formel Junior und 1968 ein Rennen mit dem Ferrari Dino 166 F2 in der Formel-2-Europameisterschaft[5]. 1972 fuhr er auf einem Lola T280 das Rothmans 50000 in Brands Hatch, ein Rennen, in dem Fahrzeuge der Rennformeln 1 und 5000, sowie Sportwagen, startberechtigt waren. Der Sieg ging an Emerson Fittipaldi im Lotus 72; Casoni wurde Zwölfter[6].

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1965ItalienItalien Spa Ferrari SEFACFerrari Dino 166PItalienItalien Giancarlo BaghettiAusfallMotorschaden
1966ItalienItalien Scuderia San MarcoFerrari Dino 206SItalienItalien Nino VaccarellaAusfallLeck im Wassertank
1967Schweiz Scuderia FilipinettiFord GT40ItalienItalien Umberto MaglioliAusfallüberhitzter Zylinder
1968ItalienItalien Autodelta SpAAlfa Romeo TT33/2ItalienItalien Giampiero BiscaldiRang 6
1972Schweiz Jo Siffert A.T.E. RacingPorsche 908LHDeutschland Reinhold JoestDeutschland Michel WeberRang 3
1975Deutschland Joest Racing OvoroPorsche 908/03Deutschland Reinhold JoestDeutschland Jürgen BarthRang 4

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1965ItalienItalien Bizzarini AutomobiliIso Grifo A3CSchweiz Silvio MoserAusfallUnfall
1967ItalienItalien Scuderia Brescia CorseFerrari Dino 206SVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jonathan WilliamsAusfallZylinder überhitzt
1969ItalienItalien Autodelta S.P.A.Alfa Romeo T33/3ItalienItalien Andrea de AdamichAusfallZylinder überhitzt

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen1234567891011121314151617181920
1964Giotto BizzarriniDe Sanctis
Iso Grifo A3C
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien TARItalien MONBelgien SPAItalien CONDeutschland NÜRDeutschland ROSFrankreich LEMFrankreich REIDeutschland FREItalien CCEVereinigtes Konigreich RTTSchweiz SIMDeutschland NÜRItalien MONFrankreich TDFVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRIFrankreich PAR
311
1965Bizzarrini
Jolly Club
Montegrappa
Scuderia Ferrari
Iso Grifo A3C
Ferrari 250LM
Ferrari Dino 166P
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien BOLItalien MONItalien MONVereinigtes Konigreich RTTItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRItalien MUGDeutschland ROSFrankreich LEMFrankreich REIItalien BOZDeutschland FREItalien CCESchweiz OVIDeutschland NÜRVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRI
DNF5DNF1DNF1
1966Scuderia St. Ambroeus
Scuderia San Marco
Scuderia Brescia Corse
Ferrari Dino 206S
Ford GT40
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MONItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRFrankreich LEMItalien MUGItalien CCEDeutschland HOKSchweiz SIMDeutschland NÜROsterreich ZEL
DNF14DNFDNF7
1967Brescia Corse
Scuderia Ferrari
Scuderia Filipinetti
Ford GT40
Ferrari Dino 206S
Ferrari Dino 246S
Ferrari 412P
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MONBelgien SPAItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMDeutschland HOKItalien MUGVereinigtes Konigreich BRHItalien CCEOsterreich ZELSchweiz OVIDeutschland NÜR
DNFDNFDNFDNFDNFDNF
1968AutodeltaAlfa Romeo T33Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigtes Konigreich BRHItalien MONItalien TARDeutschland NÜRBelgien SPAVereinigte Staaten WATOsterreich ZELFrankreich LEM
736
1969Autodelta
Antonio Zadra
Alfa Romeo T33Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigtes Konigreich BRHItalien MONItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigte Staaten WATOsterreich ZEL
DNFDNFDNF
1970AbarthAbarth 2000SVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigtes Konigreich BRHItalien MONItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigte Staaten WATOsterreich ZEL
DNF
1971Giovanni Alberti
Scuderia Brescia
Chevron B19
Ferrari 512S
Argentinien BUAVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigtes Konigreich BRHItalien MONBelgien SPAItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMOsterreich ZELVereinigte Staaten WAT
DNF4
1972ATE Team
Scuderia Brescia
Reinhold Joest
Porsche 908
De Tomaso Pantera
Argentinien BUAVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigtes Konigreich BRHItalien MONBelgien SPAItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMOsterreich ZELVereinigte Staaten WAT
DNFDNFDNF34
1973Reinhold Joest
Jolly Club
Porsche 908
Lola T280
Vereinigte Staaten DAYItalien VALFrankreich DIJItalien MONBelgien SPAItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMOsterreich ZELVereinigte Staaten WAT
DNF5DNFDNFDNF
1974Joest RacingPorsche 908Italien MONBelgien SPADeutschland NÜRItalien IMOFrankreich LEMOsterreich ZELVereinigte Staaten WATFrankreich LECVereinigtes Konigreich BRHSudafrika 1961 KYA
719DNF417
1975Joest Racing
Scuderia Brescia
Porsche 908Vereinigte Staaten DAYItalien MUGFrankreich DIJItalien MONBelgien SPAItalien PERDeutschland NÜROsterreich ZELVereinigte Staaten WAT
82273DNF34
1976Marco Capoferri
Autodelta
Lola T380
Alfa Romeo T33
Italien MUGItalien VALDeutschland NÜRItalien MONVereinigtes Konigreich SILItalien IMODeutschland NÜROsterreich ZELItalien PERVereinigte Staaten WATKanada MOSFrankreich DIJFrankreich DIJOsterreich SAL
DNFDNFDNF1010
1977Citta dei MilleLola T380Vereinigte Staaten DAYItalien MUGFrankreich DIJItalien MONVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRItalien VALItalien PERVereinigte Staaten WATPortugal ESTFrankreich LECKanada MOSItalien IMOOsterreich SALVereinigtes Konigreich BRHDeutschland HOKItalien VAL
5
1978Sportwagen
Carlo Nove
Porsche 935Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MUGVereinigte Staaten TALFrankreich DIJVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRFrankreich LEMItalien MISVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten WATItalien VALVereinigte Staaten ROD
17DNF
1979Scuderia Ateneo
Joest Racing
BMW 320i
Porsche 908
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MUGVereinigte Staaten TALFrankreich DIJVereinigte Staaten RIVVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRFrankreich LEMItalien PERVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten WATBelgien SPAVereinigtes Konigreich BRHVereinigte Staaten ROAItalien VALEl Salvador ELS
DNFDNF
1980Scuderia Ateneo
Fabio Siliprandi
Osella PA7
Lucchini
Vereinigte Staaten DAYVereinigtes Konigreich BRHVereinigte Staaten SEBItalien MUGItalien MONVereinigte Staaten RIVVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten WATBelgien SPAKanada MOSVereinigte Staaten ROAItalien VALFrankreich DIJ
DNFDNFDNF
1982Scuderia VesuvioLancia Beta MontecarloItalien MONVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRFrankreich LEMBelgien SPAItalien MUGJapan FUJVereinigtes Konigreich BRH
5

Weblinks

Commons: Mario Casoni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Informationen über Mario Casoni (italienisch) (Memento vom 13. Juli 2011 im Internet Archive)
  2. Mario Casoni als Unternehmer (italienisch)@1@2Vorlage:Toter Link/www.ass-bper-futura.it (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  3. Informationen über Mario Casoni (italienisch) (Memento vom 13. Juli 2011 im Internet Archive)
  4. Tony Adamowicz und Mario Casoni in Kyalami 1971
  5. Casoni in der Formel Junior und der Formel 2
  6. Casoni bei Chicane F1

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Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
1965-05-09-Ferrari250LM-TargaFlorio-Bettoja.jpg
Entry #138 at Targa Florio on Sicily on 9 May 1965 was the 1964 Ferrari 250 LM s/n 5903 driven by Sergio Bettaja (owner), Andrea de Adamich and Mario Casoni. It was entered by the Jolly Club racing team. They did not finish because it bettery run out.[1]
Reinhold Jöst, Porsche 908, 28.05.1972.jpg
Autor/Urheber: Spurzem - Lothar Spurzem, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Reinhold Jöst im Porsche 908 beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring