Marian Stecher

"Marian Stecher im 64sten Lebensjahr seines ruhelosen Lebens." Ölgemälde aus dem Kloster Marienberg im Vinschgau (Südtirol).

Marian(us) Stecher (* 5. April 1754 in St. Valentin auf der Haide, Südtirol; † 18. Juni 1832 in Meran), bekannt auch unter Josef Bonaventura sowie dem italianisierten Namen Giuseppe Pungitore oder G. Pungitori, war ein Tiroler Musiker, Komponist, Chorregent und Musikpädagoge.

Leben

Marian Stecher, „von bäuerlicher Abstammung“ (G. Ferrari 1830, nach Angerer), stammte aus dem obersten Vinschgau in Südtirol, wo er 1754 in St. Valentin auf der Haide geboren und auf den Namen Josef getauft wurde. Den Namen Marian nahm er an, als er im nahen Benediktinerkloster Marienberg seine Ordensgelübde ablegte. Eltern: Bonaventura Stecher und Anna Thulligin. 1778 legte er seine Profess im Kloster Marienberg ab und wurde zum Priester geweiht. Er wirkte als Lehrer an der niederen Stiftsschule und war von 1784 bis 1807 Professor am 1724 gegründeten Gymnasium der Benediktiner in Meran.[1] Aus dieser Zeit ist eine Charakterisierung Pater Marians von einem seiner Schüler erhalten: Er war ein sehr guter Dichter, ein geborener Satyriker, ein guter Petagog, der die Schüler lieb zugewinnen verstand, er hatte sehr freie Grundsätze, die allen Religionserneuerungen zusagten, und wenig Neigung zur Klosterdisziplin.[2]

Mit der Aufhebung von Marienberg kam Stecher nicht wie seine Mitbrüder nach St. Georgenberg-Fiecht, sondern nach Trient. Hier wirkte er nachweislich 1809 als Musiklehrer und Organist an San Pietro, bis 1819 als Organist an Santa Maria Maggiore, 1813–1822 als Domkapellmeister, anschließend an der Pfarrkirche Meran als Organist und Chorregent. In Marienberg hatte Giacomo Gotifredo Ferrari (1763–1842), in Trient J. J. Schgraffer zu Stechers Schülern gezählt. Sein Unterricht fußte auf einer profunden Kenntnis von Johann Sebastian Bach, Johann Joseph Fux und Georg Friedrich Händel. Seine Fugen bezeugen die Vertrautheit mit älterer Kontrapunkttechnik, die wahlweise Besetzung mit Orgel oder Klavier (Cembalo) indiziert ihre Nutzung in Kirche und Haus. Die musikalische Form Haydn’scher Finalsätze findet sich konsequent in den IX Pièces (Klavier, um 1790). Ebenso Haydn verpflichtet sind Stechers Variationen in ihrer Technik der Figuralvariation. Die attraktive Gran Sonata (Kl. 4-händig) verweist auf W. A. Mozart, deutet aber auch auf die Romantik. Nicht zu verwechseln mit dem Komponisten (Leopold) Marian Stecher (ca. 1650–1691), Organist in Prag."[1]

Œuvre

"Stecher war vorwiegend in kirchlichen Diensten tätig. Umso mehr überrascht es, dass von ihm kaum Kirchenmusik bekannt ist und überhaupt kein Sakralwerk im Druck erschien. Kirchenmusik im weiteren Sinne sind seine zwei gedruckten Fugensammlungen, die er vermutlich in den ersten Trienter Jahren als Organist herausgebracht hat. Bei den Fugen op. 7, die im renommierten Verlag Falter in München gedruckt wurden, hat Pater Marian zur Interpretation dieser durchaus gediegenen Stücke alternativ zur Orgel auch das Klavier vorgesehen. So ist diese Sammlung nicht nur als Gebrauchsmusik für kirchliche Zwecke gedacht, sondern auch als gültige form der Kammermusik zu betrachten, anhand der sich der Komponist als gelehrter Meister alter Musikpraktiken ausweisen konnte. Ebenso der Konvention folgt Pater Marian bei den meisten seiner Kompositionen. Er erweist sich als ein durchaus solider Komponist mit bemerkenswertes handwerklichen Fertigkeiten, sicherem Geschmack und durchaus elegantem Ausdruck. Diese Vorzüge eines vertrauten musikalischen Vokabulars haben sicherlich seine Rezipienten geschätzt, was auch die geographische Sammlung seiner gedruckten Klaviermusik bezeugt, die immerhin einen Kreis von Mannheim, Düsseldorf, Leipzig über München nach Graz umschließt. Besonders bemerkenswert ist die in Mannheim wahrscheinlich noch zu Lebzeiten Mozarts erschienene Sammlung von mehreren Klavierstücken. Interessant ist allein schon der Umstand, dass hier unterschiedliche Pièces, wie sie Stecher bezeichnet, gewissermaßen zu einem Zyklus zusammengefasst sind. (...) Auffallend ist die korrekte, mitunter nahezu schulmäßig exakte Behandlung der Form. Da es damals noch nicht jene Formenlehren gab, die musikalische Formen idealtypisch abstrahierten, hat Stecher sein Vorbild vor allem in den Werken Haydns gefunden. Es sind nicht nur die klassischen Formen, sondern auch der Gestus, die Atmosphäre seiner Musik, die ihn beeindruckten."[3]

Hörbeispiele

Neben Werken auf einer CD, welche das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 1998 mit darauf befindlichen Klavierwerken editiert hat, ist Stechers Gran Sonata (entstanden um 1795) auch in Internet[4] nachzuhören.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Hildegard Herrmann-Schneider: Stecher, P. Marian OSB (Bonaventura Josef). In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
  2. Manfred Schneider: Marian Stecher, Klavierwerke. 1998.
  3. Manfred Schneider: Marian Stecher, Klavierwerke. Hrsg.: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. 1998.
  4. Gran Sonata: Marianus Stecher. Abgerufen am 25. November 2020.

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Johann Völser

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