Margaret Lowenfeld

Margaret Lowenfeld (* 4. Februar 1890 in London; † 2. Februar 1973 ebenda) war eine britische Kinderärztin und Psychotherapeutin.

Kindheit und Jugend

Margaret Lowenfelds Vater war polnischer Herkunft, er hatte einen Familienbesitz in der Nähe von Krakau, die Mutter war Engländerin. Ihre ältere Schwester war Helena Wright, eine der Pionierinnen der Bewegung für Geburtenkontrolle.

Lowenfeld war ein kränkliches Kind, das häufig das Bett hüten musste. Verschiedene Publikationen vermuten, dass sie in dieser Zeit das Buch "Floor Games" H. G. Wells gelesen habe, das Kinderspiele mit vielerlei lebensechten kleinen Figuren beschreibt, ein Buch, das allerdings erst 1911, als Lowenfeld ihr Medizinstudium begann, erschienen ist. Die psychisch labile Mutter veranstaltete zu Hause spiritistische Sitzungen. Als Margaret 13 Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden, die Töchter blieben bei der Mutter.

Nur der englischen Sprache mächtig, hat sie später die Sommermonate bei ihrer polnischen Verwandtschaft verbracht, ein Hinweis möglicherweise darauf, dass sich später mit der nonverbalen Kommunikation bei Kindern beschäftigt hat.

Nach dem Schulabschluss 1911 studierte sie Medizin. Während der Unruhen, die dem Ersten Weltkrieg vorangingen, ging ein Teil der Familie zurück nach Polen. 1918, zu Beginn des Einmarsches der Roten Armee, ging sie als Ärztin nach Polen. Das Elend der Bevölkerung mit Typhus, Cholera, Tuberkulose und insbesondere das Schicksal der Flüchtlingskinder hat sie nachhaltig geprägt.

Sie erinnerte sich später daran: „Es hat mir die Türe zu einer inneren Welt geöffnet, die ich sonst nicht erreicht hätte. Später, wenn ich über diese Erfahrung nachgedacht habe, ist mir klar geworden, dass das Leben in einer beständigen Atmosphäre von Furcht und ohne Orientierungsmöglichkeit zur wesentlichen Erfahrung unglücklicher Kinder gehört, und dass das ‚schwarze Elend‘ der Kriegsgefangenen den Depressionen der Kindheit sehr ähnlich ist“.[1]

Entwicklung der Welttechnik

Sandspiel nach Margaret Lowenfeld

1921 ging Lowenfeld nach London zurück und arbeitete als Kinderärztin in verschiedenen Forschungseinrichtungen. Besonders beschäftigte sie immer die Art, wie kleine Kinder denken und sich ausdrücken, bevor ihnen die Sprache zum Denken zur Verfügung steht. Sie beobachtete Säuglinge, veröffentlichte 1928 ein Buch über das Stillen. 1928 eröffnete sie eine Clinic for nervous and difficult children, aus der später ihr Institute for Child Psychology (ICP) hervorgegangen ist. 1929 begann sie mit der Entwicklung der Welttechnik (Worldtechnique).

Die Welttechnik ist eigentlich, wie Lowenfeld beschreibt, von den Kindern selbst erfunden worden. Aus kleinen Figuren, die sie im Spielzimmer vorfanden, bauten die Kinder sich „Welten“. Lowenfeld stellte den Kindern Sandkästen aus Zinkblech, die mit Sand oder Wasser gefüllt waren, für ihr Spiel bereit. Die Standardgröße der Kästen ergab sich durch die vorgegebenen Ausmaße der Zinkbleche. Auf diese Weise ergab sich das Maß von ungefähr 75 × 52 × 7 cm. Neben dem Weltspiel wurden im Institute for Child Psychology auch andere Verfahren verwendet, unter anderem ein von Lowenfeld entwickelter Mosaik-Test.

Aufstieg und Fall des ICP

1935 veröffentlichte Lowenfeld ihr Play in Childhood. 1939 trug sie ihre Thesen vor der Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft vor, unter den Zuhörern waren unter anderem Melanie Klein, Susan Isaaks und Donald Winnicott. Ihre Thesen wurden von den anwesenden Freudianern regelrecht zerrissen.

Verursacht durch das nationalsozialistische Regime in Deutschland, waren nahezu alle Analytiker nach England oder USA emigriert. Lowenfeld war von der feindlichen Aufnahme gerade durch die Kleinianer betroffen, obwohl sie in ihren Schriften immer wieder betont hat, was sie der Spieltechnik von Melanie Klein verdankt. Lowenfeld lehnte jedoch grundsätzlich bestimmte analytische Ideen ab, zum Beispiel Spieltrieb als sublimierte Masturbationsphantasie.

Die Welttechnik sowie die Arbeit Lowenfelds in London und Großbritannien blieb jedoch weiterhin von großer Bedeutung. 1956 kam Dora Kalff an das ICP, um dort zu studieren. Zurück in der Schweiz hat sie Worldtechnique in Sandspiel umbenannt und die Lowenfeldschen Theorien um einige Jungsche Ideen erweitert. In Großbritannien dagegen gewann die psychoanalytische Tradition der Association of Child Psychotherapists immer mehr an Einfluss und Bedeutung. In den letzten Jahren musste Lowenfeld verbittert erleben, dass die staatliche Förderung, ohne die ihr Institut nicht existieren konnte, eingestellt wurde.

Nach Lowenfelds Tod 1973 überlebte ihr Institut nur noch wenige Jahre. Die letzten Absolventen ihres Lehrgangs wurde von den Jungschen Analytikern übernommen, um zu einem Studienabschluss zu kommen.

Die Welttechnik heute

Seit einigen Jahren gibt es im Vereinigten Königreich wieder die Möglichkeit, Kurse und Einführungsseminare zur Welttechnik zu belegen. Thèrèse Woodcock, eine Schülerin Lowenfelds, hat gemeinsam mit anderen Sandspieltherapeuten, die nach der Lowenfeldmethode arbeiten, den Dr. Margaret Lowenfeld Trust gegründet.

Publikationen

  • Play in childhood. With a foreword by John Davis. [1935]. London, New York 1991. ISBN 0-901260-84-3.
  • The World Technique. London, Boston 1979. ISBN 0-04-150067-9. (Posthum veröffentlicht)
  • The Work and Aims of the Institute of Child Psychology. London 1977.
  • Understanding Children's Sandplay: Lowenfeld’s World Technique. Dr Margaret Lowenfeld Trust. (1993).
  • The Lowenfeld Mosaic Test. Dr Margaret Lowenfeld Trust. (1994).

Literatur

  • Ruth Boyer: The Lowenfeld World Technique. 1970.
  • Dora M. Kalff: Sandspiel. Seine therapeutische Wirkung auf die Psyche. 4. Auflage. Reinhardt Ernst, München 2000, ISBN 3-497-01399-4.

Einzelnachweise

  1. Lowenfeld 1988, S. 33.

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Sandspieltherapie nach Dora M. Kalff