Marcus Runge

Marcus Runge am Spieltisch der Orgel der Paulskirche (Schwerin), April 1934

Marcus Runge (* 4. Oktober 1865 in Hagenow; † 27. Januar 1945 in Schwerin) war ein deutscher Orgelbauer in Schwerin.

Leben

Firmenschild, Orgel der Dorfkirche Groß Brütz

Marcus Runge erlernte den Orgelbau zunächst bei seinem Vater Johann Heinrich Runge in Hagenow, konnte die Werkstatt aber bei dessen Tod 1885 nicht ùbernehmen, da er noch zu jung war. Er arbeitete eine Zeit lang bei Wilhelm Sauer in Frankfurt (Oder) und ging 1893 zu Friedrich Friese III nach Schwerin. 1894 zog er zu Friedrich Ladegast nach Weißenfels.

1896 kaufte Marcus Runge die Werkstatt des verstorbenen Friedrich Friese III in der Kirchenstraße 1 in Schwerin. Er beendete zunächst dessen Aufträge und setzte dessen Baustil anfangs fort. 1912/1913 baute er in der Schlosskirche seine größte Orgel mit 30 Registern und wurde anschließend zum Hoforgelbauer ernannt. Er bezeichnete seine Firma nun als M. Runge, Hoforgelbauer, Frieses Nachf. [1]

Marcus Runge baute ausschließlich pneumatische Orgeln. Sie waren oft sparsam disponiert mit grundtönigen Manualbesetzungen. Schon bei vierstimmigen Orgeln setzte er ein freies Pedalregister Subbass 16' ein. Die Prospektgestaltung war zuerst neugotisch, dann auch nordisch, beeinflusst von Gotthilf Ludwig Möckel, später mitunter nur noch gefasste Freipfeifen.

1945 übernahm Leopold Nitschmann die Werkstatt nach Runges Tod und führte sie bis 1965 fort.

Werke (Auswahl)

Orgelneubauten

Marcus Runge baute über 50 Orgeln in Mecklenburg. 29 von ihnen sind erhalten.[2]

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1897GnevsdorfEvangelische KircheII/P10erhalten[3][4]
1897DarßDorfkircheI/p4erhalten[5]
1898PampowDorfkircheI/P6erhalten[6]
1899ZapelDorfkircheI/P5erhalten[7]
1899PribornDorfkircheI/P4erhalten[8]
1901SteffenshagenDorfkircheII/P10erhalten[9]
1901RuthenbeckDorfkircheI/P5erhalten
1902ConsradeDorfkircheI/P51967 umdosponiert durch Nußbücker auf I/P, 4 mit vorhandenem Pfeifenmaterial[10]
1903GorschendorfDorfkircheI/P4erhalten[11]
1904Alt KarinDorfkircheII/P10erhalten[12]
1905HerzbergKircheI/P5erhalten[13]Orgelbeschrieb
1905Wendisch PribornDorfkircheI/P4erhalten – unspielbar[14]Beschreibung der Orgel
1905BütowDorfkircheI/P4erhalten[15]
1906GrevenDorfkircheerhalten[16]
1906KarbowDorfkircheI/P5erhalten, umdisponiert → Orgelbeschrieb
1908Alt JabelKircheI/P10erhalten[17]
1908SukowDorfkircheI/P6erhalten[18]
1908Grabow bei RöbelDorfkircheI/P5erhalten[19]
1910ZickhusenDorfkircheI/P7erhalten[20]
1911RehnaKlosterkirche
Kloster Rehna Orgel.JPG
II/P27größte erhaltene Orgel[21]
1912Dorf MecklenburgDorfkircheI/P7erhalten[22]
1912ZahrensdorfDorfkircheI/P5erhalten[23]
1912/1913SchwerinSchlosskircheII/P31 (29)größte Orgel Runges, 1950 ersetzt
1913SchwerinSt. Anna, katholischII/P231986 ersetzt durch Böhm
1914KörchowDorfkircheI/P8erhalten[24]
1915LübzStadtkircheII/P21erhalten[25]
1915Hohen MistorfDorfkirche
Hohen Mistorf Kirche Orgel 2009-09-08 095.jpg
I/P7erhalten[26]
1920SeverinKircheI/P6erhalten
1921CaminDorfkircheI/P6in Gehäuse und mit mehreren Pfeifenreihen von Friese
1924Groß BrützDorfkirche
Groß Brütz Kirche 2013-03-02 22.JPG
I/P7mit Pfeifen von Johann Heinrich Runge, erhalten[27]
1925ZiegendorfDorfkircheI/P4erhalten[28]
1930Buchholz bei SchwaanDorfkirche
Buchholz Kirche Orgel 2011-08-17.jpg
II/P142007 restauriert durch Mecklenburger Orgelbau[29][30][31]
1937WittenburgKatholische Kirche
Malchow Orgelmuseum Klosterkirche Rungeorgel aus Wittenburg.jpg
I/P51910 in das Orgelmuseum Malchow versetzt[32]
1942BoizenburgKatholische Pfarrkirche Zum Heiligen KreuzI/P7Teile heute im Orgelmuseum Malchow[33]
1943–1944RatzeburgSt. Ansverus, katholischum 1969 mit Kirche entfernt

Weitere Arbeiten

Marcus Runge führte auch Umbauten, Erweiterungen, Umsetzungen und zahlreiche Reparaturen durch. 1917 musste er Prospektpfeifen ausbauen, danach setzte er wieder Zinkpfeifen in Prospekte ein. Runge baute über 40 elektrische Gebläse für Orgeln.

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1907Groß EichsenJohanniter-Kirche
Groß Eichsen Johanniterkirche Orgel (05).jpg
II/PEinbau einer pneumatischen Orgel in das Hauptwerk-Gehäuse von Hans Hantelmann (1723), Rückpositiv leergeräumt
1932SchwerinSchelfkircheSchwerin Schelfkirche Orgel (2).jpgII/P18Umbau der Orgel von Friedrich Friese III (1858/1886)[34]

Literatur

  • Max Reinhard Jaehn: Marcus Runge. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung einschließlich Mecklenburg-Vorpommern. Pape Verlag, Berlin 2017. S. 468–470.
  • Max Reinhard Jaehn: Marcus Runge (1865–1945): Notizen zu Leben und Werk des Schweriner Orgelbauers. In: Klaus Buchhorn (Hrsg.): Festschrift zur Wiederweihe der Marcus Runge Orgel. Ziesendorf/Ortst. Buchholz 2017. S. 12–15
  • Runge, Marcus. In: Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-282-9, S. 366.
  • Friedrich Drese: Die Entwicklung der Orgel. Der mecklenburgische Orgelbau. Stadtdruckerei Weidner Rostock, Malchow 2007, ISBN 978-3-00-023306-7, S. 52, S. 58.

Weblinks

Commons: Marcus Runge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Buchholzer Orgel Dorfkirchen in Mecklenburg-Vorpommern, mit biographischen Details
  2. Orgelbauer (Memento des Originals vom 8. September 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orgelmuseum-malchow.de Orgelmuseum Malchow
  3. Die Orgel. Kirchengemeinde Gnevsdorf-Karbow, abgerufen am 1. September 2019.
  4. Orgel in Gnevsdorf Orgelmuseum Malchow
  5. Orgel in Darß Orgelmuseum Malchow
  6. Orgel in Pampow Orgelmuseum Malchow
  7. Orgel in Zapel Orgelmuseum Malchow
  8. Orgel in Priborn Orgelmuseum Malchow
  9. Orgel in Steffenshagen Orgelmuseum Malchow
  10. Orgel in Consrade Orgelmuseum Malchow
  11. Orgel in Gorschendorf Orgelmuseum Malchow
  12. Orgel in Alt Karin Orgelmuseum Malchow
  13. Orgel in Herzberg Orgelmuseum Malchow
  14. Ganzlin / Wendisch Priborn – Dorfkirche – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
  15. Orgel in Bütow Orgelmuseum Malchow
  16. Orgel in Greven Orgelmuseum Malchow
  17. Orgel in Alt Jabel Orgelmuseum Malchow
  18. Orgel in Sukow Orgelmuseum Malchow
  19. Orgel in Grabow Orgelmuseum Malchow
  20. Orgel in Zickhusen Orgelmuseum Malchow
  21. Orgel in Rehna Orgelmuseum Malchow
  22. Orgel in Dorf Mecklenburg Orgelmuseum Malchow
  23. Orgel in Zahrensdorf Orgelmuseum Malchow
  24. Orgel in Körchow Orgelmuseum Malchow
  25. Orgel in Lübz Orgelmuseum Malchow
  26. Orgel in Hohen Mistorf Orgelmuseum Malchow
  27. Orgel in Groß Brütz Orgelmuseum Malchow
  28. Orgel in Ziegendorf Orgelmuseum Malchow
  29. Orgel in Buchholz Orgelmuseum Malchow
  30. Restaurierungsarbeiten in Buchholz Mecklenburger Orgelbau
  31. Orgel in Buchholz Dorfkirchen in Mecklenburg-Vorpommern
  32. Orgel in Wittenburg Orgelmuseum Malchow
  33. Orgel in Boizenburg Hl. Kreuz Orgelmuseum Malchow
  34. Orgel in Schwerin Schelfkirche Orgelmuseum Malchow

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Hohen Mistorf Kirche Orgel 2009-09-08 095.jpg
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Orgel in der Kirche in Hohen Mistorf im Landkreis Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
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Orgel der Schelfkirche Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
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Orgel der Klosterkirche Rehna
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Kirche Buchholz in Ziesendorf bei Rostock, Orgel von Marcus Runge
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