Marco Buschmann

Marco Buschmann
(c) Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Marco Buschmann (2021)

Marco Buschmann (* 1. August 1977 in Gelsenkirchen) ist ein deutscher Politiker (FDP).[1] Er ist seit dem 8. Dezember 2021 Bundesminister der Justiz der Bundesrepublik Deutschland.[2]

Von 2009 bis 2013 war er bereits Mitglied des Deutschen Bundestages, seit 2017 ist er erneut Mitglied des deutschen Parlaments.[1] Von Juni 2012 bis April 2014 war er Generalsekretär der FDP Nordrhein-Westfalen[3][4][5] und von Juni 2014 bis September 2017 Bundesgeschäftsführer der FDP.[6][7] Zudem war er von Oktober 2017 bis Dezember 2021 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion.[1]

Studium und Beruf

Von 1984 bis 1988 besuchte Buschmann die Grundschule an der Neustraße in Gelsenkirchen-Erle.[8] Nach dem Abitur am Max-Planck-Gymnasium in Gelsenkirchen-Buer 1997 absolvierte er den einjährigen Zivildienst im Pflegeheim Bruder-Jordan-Haus in Gelsenkirchen-Buer. Danach studierte Buschmann Rechtswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. 2004 absolvierte er sein Erstes Staatsexamen. Es folgte ein juristischer Vorbereitungsdienst am Landgericht Essen und 2007 das Zweite Staatsexamen.[8] Er arbeitete als Rechtsanwalt für White & Case LLP Düsseldorf. Seit November 2009 ruhte sein Arbeitsverhältnis mit der Kanzlei. Zum 1. Januar 2014 hat er es beendet. Seitdem ist er selbstständiger Rechtsanwalt.[9]

2016 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. an der Universität zu Köln mit der Dissertation EuGH und Eigentumsgarantie. Eine Analyse zu Ursprung und Inhalt des Eigentumsrechts der Europäischen Union.[10]

Im Sommer 2019 hat Buschmann seine Kriegsdienstverweigerung zurückgezogen und an einer Informationswehrübung an der Infanterieschule in Hammelburg teilgenommen.[11]

Politischer Werdegang

Buschmann ist seit 1994 Mitglied der FDP und der Jungen Liberalen (JuLis). Von 1995 bis 1998 war er Pressesprecher der Jungen Liberalen Gelsenkirchen, zwischen 1996 und 1997 stellvertretender Bezirksvorsitzender für Programmatik der Jungen Liberalen Ruhr. Von 1997 bis 2003 war er stellvertretender Landesvorsitzender für Programmatik der JuLis Nordrhein-Westfalen und Kreisvorsitzender der JuLis Gelsenkirchen, von 1998 bis 2003 zudem Mitglied im erweiterten Bundesvorstand.

Seit 1998 ist er Mitglied im Bezirksvorstand der FDP Ruhr, zunächst als Beisitzer, seit 2006 als Pressesprecher. Von 2004 bis 2010 war er stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Gelsenkirchen, seit 2010 ist er Kreisvorsitzender der FDP Gelsenkirchen.

Bei der Bundestagswahl 2005 trat er als Direktkandidat im Wahlkreis Gelsenkirchen an. 2,5 % der Erststimmen und Platz 15 auf der Landesliste Nordrhein-Westfalen reichten jedoch nicht für den Einzug in den Bundestag.[12] Bei der Bundestagswahl 2009 kandidierte er erneut im Wahlkreis Gelsenkirchen. Er erreichte 7,0 % und zog über den Listenplatz 20 in den Bundestag ein.[13] Er war Vorsitzender der Arbeitsgruppe Recht in der FDP-Fraktion und Experte für Verfassungs- und Wirtschaftsrecht. Durch das Scheitern seiner Partei an der Fünf-Prozent-Hürde bei der Bundestagswahl 2013 war er im 18. Bundestag nicht mehr Mitglied.

Der Bundesvorstand der FDP berief Buschmann mit Wirkung zum 1. Juni 2014 zum Bundesgeschäftsführer.[14] Dabei war er insbesondere mit der Aufgabe betraut, die FDP finanziell und organisatorisch zu restrukturieren.[15] Er gehört zu den engsten Vertrauten des Bundesvorsitzenden Christian Lindner und spielte eine wichtige Rolle bei der politischen Neuaufstellung der Liberalen.[16] In einer Reihe von Beiträgen und Interviews hat er die Methoden der werblichen Neuaufstellung der Freien Demokraten erläutert.[17][18] Die FDP-Wahlkampfführung mit digitalen Konzepten weckte das Interesse internationaler Wahlkampfmanager.[19] Nach seiner Wahl in den Deutschen Bundestag endete am 31. Oktober 2017 seine Tätigkeit als Bundesgeschäftsführer. Zu seinem Nachfolger wurde Marco Mendorf berufen.

Bei der Bundestagswahl 2017 trat Buschmann im Bundestagswahlkreis Gelsenkirchen für die FDP an und wurde über Platz 4 der Landesliste der FDP Nordrhein-Westfalen in den 19. Deutschen Bundestag gewählt. Dort war er von 2017 bis 2021 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion. Zu seinem Nachfolger wurde Johannes Vogel gewählt.

Im Bundestag war Buschmann in der 19. Wahlperiode Obmann des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Er gehörte zudem als ordentliches Mitglied dem Ältestenrat, dem Ausschuss für Wahlprüfung, dem Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz, dem Gemeinsamen Ausschuss, sowie dem Vermittlungsausschuss an.[20]

Für die Bundestagswahl am 26. September 2021 kandidierte Buschmann erfolgreich auf dem Listenplatz 4 der FDP in Nordrhein-Westfalen.[21] Als Mitglied der Steuerungsgruppe der Programmkommission war er maßgeblich an der Ausarbeitung des Wahlprogramms zur Bundestagswahl beteiligt.[22]

Auf Vorschlag von Bundeskanzler Olaf Scholz ernannte ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 8. Dezember 2021 zum Bundesminister der Justiz im Kabinett Scholz.

Inhaltliche Schwerpunkte

In seiner Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter legte Buschmann einen besonderen Schwerpunkt auf den Schutz der Bürgerrechte. So engagierte er sich beispielsweise gegen Netzsperren,[23] Vorratsdatenspeicherung[24] und sprach sich für eine strenge Überprüfung bestehender Sicherheitsgesetze[25] aus. Buschmann setzt sich für einen umfassenden Liberalismus ein, der auch Aussagen zu gesellschaftspolitischen Fragestellungen trifft.[26] In diesem Zusammenhang formulierte er beispielsweise Thesen zur Integration und zum Verhältnis von Staat und Kirche.[27] Darüber hinaus war Buschmann Experte für Wirtschaftsrecht der FDP-Bundestagsfraktion. Als Berichterstatter beschäftigte er sich mit wirtschaftsrechtlichen Themen wie dem Umwandlungsgesetz,[28] den Grünbüchern zur Corporate Governance[29] sowie mit Themen des europäischen Gesellschaftsrechts wie beispielsweise die Europäische Privatgesellschaft.[30]

In der Klimapolitik plädiert Buschmann für einen Ausbau des EU-Emissionshandels anstatt einer CO2-Steuer und nennt einen einheitlichen CO2-Preis das „effizienteste Klimaschutzinstrument“.[31][32]

Während der Corona-Pandemie plädierte er für eine stärkere Beteiligung des Parlaments[33] und warnte im Herbst 2020 vor einer Verfassungskrise.[34] Er setzt sich dafür ein, im Infektionsschutzgesetz konkretisierte Rechtsgrundlagen zur Bekämpfung von Corona zu schaffen sowie die sogenannte epidemische Lage nationaler Tragweite zügig in reguläres Parlamentsrecht zu überführen.[34] Zusammen mit weiteren Abgeordneten der FDP-Fraktion erhob er Verfassungsbeschwerde gegen die nächtlichen Ausgangssperren in der Corona-Pandemie, die jedoch abgelehnt wurde.[35][36]

Buschmann war Mitkoordinator der erfolgreichen Verfassungsklage der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP gegen den Berliner Mietendeckel.[37] Weiterhin initiierte er mit seiner Fraktion und den Fraktionen von DIE LINKE und Bündnis 90/Die Grünen eine Normenkontrolle zur Überprüfung der Wahlrechtsreform der Großen Koalition aus dem Oktober 2020.[38] Er warf der Koalition Untätigkeit vor. Buschmann warnt davor, dass ein immer weiter wachsendes Parlament weniger arbeitsfähig sei und an Akzeptanz verliere.[39]

Privates

Buschmann ist römisch-katholisch und seit 2014 verheiratet.[40] Seit 2014 veröffentlicht Buschmann seine eigene Musik auf einem SoundCloud-Account unter dem Pseudonym MB Sounds.[41] Dort sind unter anderem ein Jingle für die Jungen Liberalen und eine mit Musik unterlegte Rede von Christian Lindner zu finden.[42]

Am 19. Mai 2023 wurde Buschmanns Wohnhaus in Gelsenkirchen beschädigt, während er abwesend war.[43][44]

Weblinks

Commons: Marco Buschmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Dr. Marco Buschmann. Bundesminister der Justiz. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, abgerufen am 28. Juli 2023.
  2. Dr. Marco Buschmann neuer Bundesminister der Justiz. Bundesministerium der Justiz, 9. Dezember 2021, abgerufen am 28. Juli 2023.
  3. marco-buschmann.de: Buschmann zum kommissarischen Generalsekretär ernannt (Memento vom 3. Januar 2013 im Internet Archive)
  4. marco-buschmann.de: Buschmann zum Generalsekretär der FDP-NRW gewählt (Memento vom 2. Januar 2013 im Internet Archive)
  5. Landesparteitag wählt neuen Vorstand liberale.de, abgerufen am 6. Juni 2014.
  6. Marco Buschmann neuer Bundesgeschäftsführer liberale.de, abgerufen am 6. Juni 2014.
  7. FDP wählt Lindner zum Fraktionschef. In: Frankfurter Rundschau, abgerufen am 8. Oktober 2017.
  8. a b Dr Marco Buschmann. Bundesministerium der Justiz, abgerufen am 28. Juli 2023.
  9. Deutscher Bundestag: Deutscher Bundestag. Abgerufen am 28. November 2021.
  10. Marco Buschmann: EuGH und Eigentumsgarantie. Eine Analyse zu Ursprung und Inhalt des Eigentumsrechts der Europäischen Union. Springer, Berlin, New York 2017, ISBN 978-3-662-53231-7. Link bei Google Book abgerufen am 5. Dezember 2021
  11. Daniel Brössler: Marco Buschmann zieht Wehrdienstverweigerung zurück. In: sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 19. Juli 2019, abgerufen am 15. April 2022.
  12. Marco Buschmann, auf abgeordnetenwatch.de.
  13. http://abgeordnetenwatch.spiegel.de/marco_buschmann-180-24644.html.
  14. Marco Buschmann neuer Bundesgeschäftsführer liberale.de, abgerufen am 6. Juni 2014.
  15. Thorsten Jungholt: Enkel von Theodor Heuss tritt in die FDP ein. In: welt.de. 14. Mai 2015, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  16. Nach der Katastrophe kommt die Harmonie. In: Süddeutsche Zeitung, 15. Mai 2015.
  17. „Wir haben uns gefragt: Was ist der Beitrag der FDP, um unser Land erfolgreicher zu machen?“, auf spallmachtmarke.de.
  18. Forum Markenforschung, auf springer.com.
  19. Warum sich bei der FDP plötzlich ausländische Politprofis die Klinke in die Hand geben. In: Focus, 26. Mai 2017.
  20. Deutscher Bundestag - Biografien. Abgerufen am 18. April 2020.
  21. Annika Matheis: Bundestagswahl in Gelsenkirchen: Das sind die Kandidaten. 9. August 2021, abgerufen am 9. Dezember 2021 (deutsch).
  22. Timo Lehmann: (S+) Marco Buschmann: Der Strippenzieher der FDP. In: Der Spiegel. 27. Juli 2020, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Dezember 2021]).
  23. Marco Buschmann: Gastkommentar: Internet-Sperren sind keine Lösung: Ineffizient und gefährlich. In: welt.de. 17. Juli 2010, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  24. FDP-Politiker legen sich mit Malmström wegen Vorratsdatenspeicherung an, auf heise.de.
  25. Gastbeitrag Der Preis der Freiheit (Memento vom 11. Juni 2011 im Internet Archive)
  26. Debatte Liberalismus: Die Freiheit, die wir meinen, auf taz.de.
  27. Politik: FDP beanstandet christliches Leitbild (Memento vom 11. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  28. Rede (zu Protokoll) des Bundestagsabgeordneten MARCO BUSCHMANN 26.05.2010 im Deutschen Bundestag - Zweite und dritte Beratung zum Entwurf des Dritten Gesetzes zur Änderung des Umwandlungsgesetzes (Memento vom 3. Januar 2013 im Internet Archive)
  29. Buschmann, Marco: EU-Grünbuch zur Corporate Governance: Alter Wein in neuen Schläuchen?, in: NZG 2011/3, S. 87 ff.
  30. EPG-Kostenentlastung für den Mittelstand zügig verwirklichen (Memento vom 6. Januar 2011 im Internet Archive)
  31. Cai Tore Philippsen: Co2-Zertifikate : Ein FDP-Politiker wird klimaneutral. In: Website der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. September 2020, abgerufen am 28. Juli 2023.
  32. Peter Sawicki: FDP-Politiker zu Klimaschutzverhandlungen - "CO2-Steuer ist nichts anderes als Abkassieren". In: deutschlandfunk.de. 20. September 2019, abgerufen am 28. Juli 2023.
  33. Claus Peter Kosfeld: Deutscher Bundestag - Kritik an FDP-Vorstoß für mehr Parlamentsrechte in Pandemie-Zeiten. Abgerufen am 9. Dezember 2021.
  34. a b Marco Buschmann: Einspruch exklusiv: Droht eine Verfassungskrise? In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 9. Dezember 2021]).
  35. FDP reicht Verfassungsbeschwerde gegen Infektionsschutzgesetz ein. Abgerufen am 9. Dezember 2021.
  36. Bundesverfassungsgericht: Bundesnotbremse war rechtens. Abgerufen am 9. Dezember 2021.
  37. Michael Fabricius: Mietendeckel: Was das Verfassungsgerichts-Urteil bedeutet. In: DIE WELT. 15. April 2021 (welt.de [abgerufen am 9. Dezember 2021]).
  38. Albert Funk: Warum Karlsruhe das Wahlrecht der Groko stoppen soll. In: Der Tagesspiegel Online. 1. Februar 2021, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 9. Dezember 2021]).
  39. BPK: Vorstellung Normenkontrollklage gegen Wahlrechtsreform. Abgerufen am 9. Dezember 2021 (deutsch).
  40. Petra Zimmermann, Svenja Pelzel, Christina Schröter: Familienseite - Freude in der Domkirche. (pdf) In: Dom Blick. Domkirchenkollegium: Dr. h.c. Volker Faigle, Vorsitzender (V.i.S.d.P.), November 2014, S. 8, archiviert vom Original am 23. Oktober 2016; abgerufen am 23. Oktober 2016.
  41. MB Sounds: https://soundcloud.com/mbsounds/schattenjahre-5-die-ankundigung
  42. FOCUS Online: Rot und Grün kann uns nicht schrecken: Justizminister Buschmann schrieb einst FDP-Hymne. Abgerufen am 14. Dezember 2021.
  43. Redaktion: Anschlag auf Haus von Justizminister Buschmann in Gelsenkirchen: „Militante“ Trans-Aktivisten. In: ruhrnachrichten.de. 31. Mai 2023, abgerufen am 14. August 2023.
  44. Unbekannte beschmieren Wohnhaus von Marco Buschmann. In: zeit.de. 31. Mai 2023, abgerufen am 14. August 2023.

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