Manon (Massenet)

Werkdaten
Titel:Manon
Albert Aublet - Autour d'une partition 1888.jpg

Massenet bei einer Probe von Manon mit der Sopranistin Sibyl Sanderson

Form:Opéra-comique in fünf Akten
Originalsprache:Französisch
Musik:Jules Massenet
Libretto:Henri Meilhac und Philippe Gille
Literarische Vorlage:Abbé Prévost: Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut
Uraufführung:19. Januar 1884
Ort der Uraufführung:Opéra-Comique, Paris
Spieldauer:ca. 2 ½ Stunden
Ort und Zeit der Handlung:Frankreich, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts
Personen
  • Chevalier Des Grieux (Tenor)
  • Lescaut, Leibgardist, Manons Vetter (Bariton)
  • Graf Des Grieux (Bass)
  • Guillot-Morfontaine, Generalpächter (Tenor)
  • M. de Brétigny (Bariton)
  • ein Gastwirt (Bariton)
  • der Pförtner des Seminars von Saint-Sulpice (Sprechrolle)
  • ein Sergeant (Sprechrolle)
  • ein Gendarm (Sprechrolle)
  • zwei Gardisten (2 Tenöre)
  • Manon (Sopran)
  • Poussette, Manons Freundin (Sopran)
  • Javotte, Manons Freundin (Sopran)
  • Rosette, Manons Freundin (Mezzosopran)
  • eine Dienerin (Mezzosopran)
  • Bürger und Bürgerinnen von Amiens und Paris, Reisende, Träger, Postillione, Marktverkäufer, Laufburschen, zwei kleine Neger, Spaziergänger, Damen, Herren, Betschwestern, Kirchgänger, Spieler, Croupiers, Schwindler, Wachen, Gendarmen (Chor, Statisten)
  • Ballett

Manon ist eine Opéra-comique in fünf Akten von Jules Massenet. Das Libretto stammt von Henri Meilhac und Philippe Gille nach dem Roman Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut (1731) des Abbé Prévost. Die Uraufführung fand am 19. Januar 1884 an der Opéra-Comique in Paris statt.

Handlung

Bühnenbild des ersten Akts

Erster Akt

In einem Gasthof in Amiens, wo die Postkutsche nach Paris anhält, kehren der Roué Guillot und de Brétigny mit drei jungen Freundinnen ein. Die Gäste haben Hunger und Durst. Als die Postkutsche eintrifft, versammeln sich Neugierige, darunter auch der Soldat Lescaut, der seine Cousine Manon, ein junges Mädchen aus der Provinz, abholen soll. Sie soll ins Kloster gebracht werden, doch der Soldat Lescaut ist mehr am Kartenspiel interessiert als daran, seine hübsche Cousine zu beaufsichtigen. Während sie auf ihren Cousin wartet, muss sich Manon aber nicht nur eindeutiger Angebote von reichen Herren wie Guillot de Morfontaine und Monsieur de Brétigny erwehren, sondern lernt auch den jungen Chevalier Des Grieux kennen, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Mit Des Grieux ist schnell ein Entschluss gefasst: Gemeinsam fliehen und ein neues Leben in Paris beginnen, das nur aus Liebe und Vergnügen bestehen wird.

Zweiter Akt

In ihrer Pariser Wohnung lesen Des Grieux und Manon den Brief, mit dem Des Grieux seinen Vater um Einwilligung zur Hochzeit bitten will. Die beiden werden jedoch von Lescaut und De Brétigny aufgesucht: Lescaut zeigt sich empört wegen der verletzten Familienehre, lässt sich aber nicht zuletzt durch den Brief von der aufrichtigen Absicht Des Grieux’ überzeugen, Manon heiraten zu wollen. In der Zwischenzeit bietet ihr De Brétigny für ihre Liebe Reichtum und Glanz an, wenn sie nur zulasse, dass ihr Geliebter auf Befehl des Vaters gewaltsam von ihr weggeholt werde. Schweren Herzens nimmt Manon Abschied vom gemeinsamen Leben mit Des Grieux und lässt die Entführung geschehen.

Dritter Akt

Erstes Bild

Ein Volksfest auf dem Cours-la-Reine in Paris bietet Manon Gelegenheit für einen glanzvollen Auftritt: Sie ist die Schönste und lebt nur für den Augenblick. Selbst der aus der Provinz angereiste Graf Des Grieux, der Vater des ehemaligen Geliebten Manons, muss gestehen, dass er ihren Reizen verfallen könnte. Manon zu Ehren gibt das Ballett der Oper eine öffentliche Vorstellung. Vom Grafen Des Grieux erfährt Manon dabei, dass sein Sohn in Kürze die Priesterweihe empfangen soll, doch Manon will nicht glauben, der junge Des Grieux könne sie vergessen haben, und macht sich auf ins Priesterseminar.

Saint-Sulpice im dritten Akt

Zweites Bild

Im Priesterseminar von Saint-Sulpice wird der Chevalier Des Grieux für seine Predigerbegabung bewundert. Sein Vater versucht ein letztes Mal, den Sohn zu einer angemessenen Heirat zu überreden, doch vergeblich. Der junge Des Grieux schickt ihn fort: Er will sein Leben Gott weihen und so die Erinnerung an die Geliebte besiegen. Da taucht Manon auf, sie bittet Gott um Beistand und fleht Des Grieux um Vergebung an. Am Ende kann der Chevalier ihren Zärtlichkeiten nicht länger widerstehen und liiert sich mit ihr aufs Neue.

Vierter Akt

Manons Luxusbedürfnis verschlingt große Summen. Im Spielsalon des Hotels Transsilvanien zwingt Manon den Chevalier dazu, sein Glück im Spiel zu wagen, um wieder zu Geld zu kommen. Des Grieux spielt schließlich gegen Guillot und gewinnt tatsächlich immerzu, weshalb Guillot ihn des Falschspiels bezichtigt und wütend den Saal verlässt, um kurz darauf nicht nur mit der Polizei, sondern auch mit dem Vater Des Grieux’ zurückzukommen. Zum Schein wird der junge Des Grieux in Arrest genommen, während Manon als seine Komplizin jedoch tatsächlich verhaftet wird, um ins Frauengefängnis gebracht zu werden.

Bühnenbild des fünften Akts

Fünfter Akt

Des Grieux wartet in Begleitung Lescauts an der Landstraße nach Paris auf die zur Deportation verurteilten Mädchen, unter ihnen Manon, um sie zu befreien. Die angeheuerten Leute haben sie jedoch bereits im Stich gelassen, sodass gewaltsame Befreiungsversuche zwecklos erscheinen. Mit dem letzten Geld besticht Lescaut den Sergeanten, und die im Gefängnis tödlich erkrankte Manon wird für kurze Zeit freigelassen. Ein Mann bleibt zur Bewachung Manons zurück. Noch ein Mal finden so die Liebenden zusammen. Manon bereut ihre Sünden und bittet den Geliebten um Vergebung. Sie erinnert ihn an ihre gemeinsame Geschichte, an ihr Glück und ihre Zärtlichkeit und stirbt in seinen Armen.

Musik

Die Oper ist in einer durchkomponierten musikalischen Großform mit einem kurzen Vorspiel angelegt. Eine aus unscheinbaren Motiven entwickelte Melodik, rasche Stimmungswechsel, die auch noch innerhalb einer einzelnen Nummer die Fragilität jeglicher Empfindung illustrieren, und eine sensible Kommentierung seelischer Vorgänge durch das Orchester kennzeichnen die Musik, wobei Massenet zwar (noch) nicht das Leitmotiv in der Art von Richard Wagner einsetzt, aber dennoch wiederkehrende musikalische Wendungen gebraucht, die das Publikum mit bestimmten Figuren und Situationen identifiziert. Die Oper baut sich aus musikalischen Szenen auf, die in sich wiederum häufig geschlossene Gebilde bergen. Die für das Genre der Opéra-comique typische Verwendung des gesprochenen Dialogs zwischen den musikalischen Nummern ist abgewandelt, indem Massenet statt reiner Dialoge vielfältige Möglichkeiten des Melodrams erprobt, also eine Figur zu einer Musik des Orchesters sprechen lässt, die dem Text erst Expressivität verleiht.

Instrumentation

Die Orchesterbesetzung der Oper enthält die folgenden Instrumente:[1]

Werkgeschichte

Massenet begann im Jahr 1881, sich mit Manon zu beschäftigen. Die Uraufführung erfolgte am 19. Januar 1884 an der Opéra-Comique in Paris mit der Sopranistin Marie Heilbron in der Titelrolle. Die Oper rief von Beginn an Anerkennung hervor.

Daniel-François-Esprit Auber (Manon Lescaut, 1856) und Giacomo Puccini (Manon Lescaut, 1893) haben in ihren Opern dieselbe Vorlage verarbeitet. Puccinis Version verdrängte die Oper von Massenet vorübergehend von den Spielplänen der Opernhäuser. Eine weitere Bearbeitung des Stoffes schuf Hans Werner Henze mit der Oper Boulevard Solitude.

Die deutsche Übersetzung des Librettos stammt von Ferdinand Gumbert, sie wurde 1892 in Hamburg aufgeführt. 1962 legte Kurt Honolka eine Neuübersetzung und Kürzung vor, die in Stuttgart Premiere hatte.

Inzwischen gehört Massenets Oper Manon zu den meistgespielten Werken der französischen Musikliteratur.

Weblinks

Commons: Manon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Norbert Miller: Manon. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 3: Werke. Henze – Massine. Piper, München/Zürich 1989, ISBN 3-492-02413-0, S. 742–749.

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Massenet - Manon, act V - On the Havre road

Identifier: victrolabookofop00vict (find matches)
Title: The Victrola book of the opera : stories of one hundred and twenty operas with seven-hundred illustrations and descriptions of twelve-hundred Victor opera records
Year: 1917 (1910s)
Authors: Victor Talking Machine Company Rous, Samuel Holland
Subjects: Operas
Publisher: Camden, N.J. : Victor Talking Machine Co.
Contributing Library: Harold B. Lee Library
Digitizing Sponsor: Brigham Young University

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Text Appearing Before Image:
be deported toAmerica by way of Havre. ACT VSCENE—On the Road to HavreDes Grieux and Lescaut areon the Havre road, waitingfor the soldiers who are es-corting the prisoners to theship bound for America, desGrieux having conceived themad idea of rescuing Manon.Beginning the duet he singshis sad and remorseful air,Manon in Chains ! Manon, la catena(Manon in Chains!) By Remo Andreini, Tenor:Riccardo Tegani, Bari-tone ; and Chorus (In Italian)*55001 12-inch, $1.50Des Grieux (discovered seated by the wayside) : Manon, poor Manon! Must I see thee herded with these wretched beings and be power-less to aid? 0 Heaven! Merciless Heaven! Must I then despair! (He sees Lescautapproaching.) He comes! (Advancing impetuously to Lescaut.) Thy fellows nowmake ready; the soldiers will soon reach this place. Thy men are fully armed; theywill rescue Manon and give her back to me! What! can it not be done? Are all myfond hopes vain? Oh! why dost thou keep silence? * Double-Faced Record—See page 284. 283
Text Appearing After Image:
ON THE HAVRE ROAD ACT V VICTROLA BOOK OF THE OPERA —MASSENETS MANON The voices of the soldiers are now heard in the distance singing as they ride. DesGrieux and Lescaut listen attentively, and the former, realizing that they are almost at hand,madly tries to rush forward. Lescaut dissuades him, saying he has a better plan, as he is wellacquainted with the officer in command. When the escort arrives, Manon is found to bevery ill and is left behind by the officer at Lescauts suggestion. Des Grieux clasps her inhis arms with joy, and then seeing her tears, asks her reason for them. Manon ? Tu piangi ? By Solari, Soprano; Franco de Gregorio, Tenor (In Italian) 67659 10-inch, $0.75 Si, maledico ed impreco By Solari, Soprano; Franco de Gregorio, Tenor (In Italian) 67659 10-inch, .75 During a heart-rending scene Manon asks and receives the forgiveness of des Grieux,repents her sins and dies in his arms. DOUBLE-FACED AND MISCELLANEOUS MANON RECORDS (Restate qui (Wait a Moment) By Elisa Trom

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Geraldine Farrar playing the lead in the opera Manon (1909 at the Metropolitan Opera, or 1912).
Massenet - Manon - Anteroom of St. Sulpice - Metropolitan Opera setting - Lande - The Victrola book of the opera.jpg
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Massenet - Manon - Anteroom of St. Sulpice - Metropolitan Opera setting - Lande

Identifier: victrolabookofop00vict (find matches)
Title: The Victrola book of the opera : stories of one hundred and twenty operas with seven-hundred illustrations and descriptions of twelve-hundred Victor opera records
Year: 1917 (1910s)
Authors: Victor Talking Machine Company Rous, Samuel Holland
Subjects: Operas
Publisher: Camden, N.J. : Victor Talking Machine Co.
Contributing Library: Harold B. Lee Library
Digitizing Sponsor: Brigham Young University

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s ye to love for aye! And ere the pride of beauty falleth, Love then while you may. The heart, alas, to love is eer willing, And ever willing to forget, So while its pulse is thrilling, Love, ere its day hath set! Manon, seeing des Grieuxs father, timidly ap-proaches him and asks if des Grieux has forgottenher. She learns that the young man has for-farrar as manon—act in given her, buried his love, and is planning to enter a monastery. When the Count has departed, the capricious girl resolves to go to St.Sulpice and see for herself if she has been so easily forgotten; and as the curtain fallsshe is calling to Lescaut to conduct her thither. SCENE II—Reception Room at St. Sulpice At the beginning of this scene the Count pleads with his son not to retire from theworld, but des Grieux says he is resolved, and his father takes a sorrowful leave. Left alone,des Grieux sings his lovely song of renunciation, declaring he will now seek the peace of mindwhich only faith in Heaven can give.
Text Appearing After Image:
ANTEROOM OF ST. SULPICE METROPOLITAN OPERA SETTING * Double-Faced Record—See page 284. VICTROLA BOOK OF THE OPERA —MASSENETS MANON (French) (Italian) (German) Ah ! fuyez, douce image !—Dispar, vision !—Flieh/ O flieh (English) Depart, Fair Vision! By Enrico Caruso, Tenor (In French) 88348 12-inch, $3.00 By Gino Giovannelli, Tenor (In Italian) *55001 12-inch, 1.50 By M. Rocca, Tenor (In French) *16575 10-inch, .75 By Otto Marak, Tenor (In German) *5503 7 12-inch, 1.50 He goes slowly out and Manon enters, shuddering at the gloomy walls and wondering if her lover has quite forgotten her. Des Grieux soon returns and is astounded to see Manon, bidding her begone, saying his love is dead. She cannot believe it, and cries These eyes that oft thou hast kissed with ardor, do they shine no more ? Am I not Manon ? Toi! Vous ! (Thou Here!) By Berthe Cesar, Soprano, and Leon Campagnola, Tenor (In French) *55089 12-inch, $1.50Des Grieux is. deeply moved, but asks Heaven for strength to resi

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Massenet - Manon, act I - Setting - Lande

Identifier: victrolabookofop00vict (find matches)
Title: The Victrola book of the opera : stories of one hundred and twenty operas with seven-hundred illustrations and descriptions of twelve-hundred Victor opera records
Year: 1917 (1910s)
Authors: Victor Talking Machine Company Rous, Samuel Holland
Subjects: Operas
Publisher: Camden, N.J. : Victor Talking Machine Co.
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SETTING OF ACT (French) MANON (Man-on) OPERA IN FOUR ACTS Words by Meilhac and Gille, after the novel of Abbe Prevost. Music by Jules Massenet.First production at the Opera-Comique, Paris, January 19, 1884; at Brussels, March 15, 1884.First London production May 7, 1885; in English by the Carl Rosa Company, at Liverpool,January 17, 1885. In French at Covent Garden, May 19, 1891 ; in Italy at Milan, October 19,1893. First American production at New York, December 23, 1885, at the Academy ofMusic, with Minnie Hauk, Giannini and Del Puente. First New Orleans production January4, 1894. Some notable revivals were: in 1895 with Sybil Sanderson and Jean de Reszke;in 1896, with Melba and de Reszke; in 1899 with Saville, Van Dyk, Dufriche and Plan^on;in 1909, at the Metropolitan, with Caruso, Farrar, Scotti and Note; and in 1912, with Caruso,Farrar, Gilly and Reiss. Cast CHEVALIER DES GRIEUX (Shev-al-W dh GreeW) Tenor COUNT DES GRIEUX, his father . .Bass LESCAUT, (Les-koh) Manons cousin, one o

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