Mamert Hock (Orgelbauer)

Typischer Spieltisch von Mamert Hock in Reimsbach. Charakteristisch für die Spieltische dieser Firma sind auch die verhältnismäßig großen Registerwippen.

Mamert Hock (* 16. Mai 1836 in Schonach im Schwarzwald; † 18. Februar 1907 in Saarlouis) war ein deutscher Orgelbauer aus Saarlouis. Die Firma existierte von 1833 bis 1943 und stellte ab 1855 Orgeln her. Mamert Hock arbeitete vor allem im Saarland, aber auch in Rheinland-Pfalz bis hin nach Trier.

Leben

Mamert Hock I. war der Sohn des Instrumentenbauers Sylvester Hock (1812–1861) aus Schonach im Schwarzwald und seiner Ehefrau Kunigunde, geb. Schwer († 1846), die aus dem benachbarten Triberg stammte. Im Jahr 1845 zog die Familie aus unbekannten Gründen nach Straßburg, wo die Mutter 1846 verstarb. Bis 1855 zog Sylvester Hock mit seinem Sohn Mamert I. mehrmals um und lebte an verschiedenen Orten in Baden und der Pfalz. Aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse versuchte der Vater, auch in anderen Gewerben tätig zu sein, selbst eine Auswanderung nach Amerika soll erwogen worden sein. Als die Hocks 1855 nach Saarlouis kamen, gründete der Vater dort einen Betrieb, in dem er wie seinerzeit im Schwarzwald Spieluhren und kleine Orgeln baute. 1861 übernahm Mamert I. nach dem Tod des Vaters im Alter von 25 Jahren die Firma. Um 1864 heiratete er Anna Magdalena Sonntag, mit der er sechs Kinder hatte, drei Söhne und drei Töchter. Der Zweitjüngste, Mamert II. übernahm 1900 den väterlichen Betrieb. Mamert Hock I. verstarb 1907 in Folge eines Sturzes aus dem Krankenbett, an das er schon mehrere Jahre gefesselt war. Der seltene Vorname Mamert setzte sich bis in die vierte Generation fort: Mamert Hock IV. wurde 1941 geboren.

Geschichte des Unternehmens

Sylvester Hock[1] gründete 1833 in Schonach im Schwarzwald einen Betrieb, in dem er Spieluhren und kleine Musikwerke fertigte. Als er sich 1855 in Saarlouis niederließ, baute er unter wieder Spieluhren und auch kleine Orgeln (Orchestrien).

Nach der Firmenübernahme durch Mamert Hock I im Jahr 1861 wurden ab 1865 größere Orgeln gebaut und das Unternehmen wuchs.[2] Anlässlich einer Modernisierung wurde 1872 ein Gasgenerator angeschafft. Damit war der Betrieb das erste Unternehmen in Saarlouis, das Strom produzierte. Die Firma vergrößerte sich immer weiter, so dass die Firma Mamert Hock um 1890 innerhalb der Stadt umzog. Ein neues größeres Gebäude mit einem zwölf Meter hohen Montagesaal wurde 1904 fertiggestellt, um nun auch größere Kirchenorgeln herstellen zu können.

Mittlerweile hatte Mamert Hock II,[3] einer der beiden Söhne von Mamert Hock I, im Jahr 1900 die Leitung der Orgelbauwerkstatt übernommen. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Unternehmen gezwungen, seine Produktion auf Kriegsbedarf – Munitionskisten, Zeltstöcke und dergleichen – umzustellen. Die Werkstatt wurde teilweise zum Lagern von Glocken, die eingeschmolzen werden sollten, benutzt.

Nach dem Krieg spezialisierte sich die Firma auf das Fertigen von Möbeln. Ab 1923 wurden wieder Orgeln gebaut. Durch die schwierige wirtschaftliche Lage ging die Orgelbaufirma 1928 in Konkurs, konnte aber bis 1932 unter dem Namen Hock & Co. weitergeführt werden.

Ab diesem Zeitpunkt führte Mamert Hock nur noch eine kleine Werkstatt in seinem Haus, in der er Reparaturen ausführte. Während des Zweiten Weltkrieges war er Sachverständiger für kriegsbedingte Schäden an Orgeln im Saarland. Nachdem Mamert Hock II auf dem Weg zu einer Orgelreparatur 1943 verunglückte, wurde die Firma aufgelöst.[4]

Werkliste

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1900Mondorf (Merzig)Pfarrkirche St. Johannes der TäuferI/P13Eine der ältesten erhaltenen Orgeln der Firma Hock
1901NiedaltdorfPfarrkirche St. RufusII/P14Opus 2, eine der ältesten erhaltenen Orgeln der Firma Hock
1901SaarlouisGarnisonskircheII/P22Wurde später in die neue evangelische Kirche überführt; in den 1950ern durch Lotar Hintz tiefgreifend umgebaut und 2001 aufgegeben. Teile wurden von Thomas Gaida 2002 für den Bau der Orgel in Wustweiler wiederverwendet.
1901Ihn (Wallerfangen)St. Hubertus1984 durch die heutige Mayer-Orgel ersetzt.
1904ReimsbachPfarrkirche St. Andreas u. Maria HimmelfahrtII/P25Größte erhaltene Orgel der Firma Hock
1904–1912Felsberg (Saar)Pfarrkirche St. NikolausII/P13Später durch Julius Reimsbach umgebaut: Die Orgel wurde aus Platzgründen über der Empore aufgehängt und das Gehäuse in diesem Zuge in die Breite gezogen.
1904MerzkirchenPfarrkirche St. MartinII/P13nicht erhalten
1904KonfeldSt.Johannes der TäuferII/P15
1905BistenPfarrkirche St. PeterII/P14
1905DüppenweilerPfarrkirche St. LeodegarII/P16einige Register sind in der heutigen Seifert-Orgel enthalten
1905SaarburgPfarrkirche St. LaurentiusII/P24nicht erhalten
1906Malberg (Eifel)Pfarrkirche St. QuirinusII/P12
1906Mettnich (Heute: Primstal)kath. PfarrkircheII/P14nicht erhalten
1907BesseringenPfarrkirche Herz-JesuII/P15nicht erhalten
1908Hasborn-DautweilerPfarrkirche St. BartholomäusII/P13nicht erhalten
1908Beltheim-FrankweilerPfarrkirche St. MauritiusI/P4nicht erhalten
1908Hüttersdorfalte KircheII/P14Kirche und Orgel nicht erhalten
1908Wahlen (Losheim am See)Pfarrkirche St. HelenaII/P12
1908NonnweilerPfarrkirche St. HubertusI/P6nicht erhalten
1908BedersdorfPfarrkirche St. MargarethaII/P15
1909MarpingenPfarrkirche Mariä HimmelfahrtII/P18Gehäuse erhalten und erweitert. Orgel nicht erhalten
1909HermeskeilPfarrkirche St. MartinusII/P19
1909Wadrill (Wadern)Pfarrkirche St. MartinII/P14einige Register sind in der heutigen Seifert-Orgel enthalten
1910KostenbachPfarrkirche Herz-JesuII/P151930 Umbau und neuer Spieltisch durch Klais
1910Neunkirchen-les-BouzonvilleEglise Saint-AnneII/P13nicht erhalten
1910GuerstlingSaint-MauriceII/P13nicht erhalten
1913TrierClarissenkircheII/P10nicht erhalten
1923Büdingen (Saarland)Mariä-HeimsuchungI/P7
1929BöckweilerEv. KircheII/P9nicht erhalten
1930BliesdalheimEv. KircheII/P9nicht erhalten
1930NeuforweilerPfarrkirche St. MedardusII/P201996 Neubau im alten Gehäuse durch Mayer
1931HühnerfeldSt. MarienII/P281959 Reorganisation und Erweiterung durch Hugo Mayer Orgelbau, 2010 Reorganisation durch Thomas Gaida; Trotz der eingreifenden Dispositionsänderungen 1959 und auch 2010 sind sowohl Prospekt, Windladen und Pfeifenwerk erhalten.
1931Œting (Lothringen)Église Saint-Antoine-de-PadueII/P191932 Umbau und Erweiterung durch Hock

Weblinks

Commons: Mamert Hock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hock Sylvester in der Datenbank Saarland Biografien.
  2. Hock Mamert I in der Datenbank Saarland Biografien.
  3. Hock Mamert II in der Datenbank Saarland Biografien.
  4. Armin Lamar: Die Geschichte der Orgelbauanstalt Mamert Hock in Saarlouis bei Trierer Orgelpunkt (abgerufen am 1. März 2021).

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Ehemalige Hock-Orgel der Pfarrkirche St. Bartholomäus Hasborn-Dautweiler
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Orgelprospekt der katholischen Kirche St. Medardus in Neuforweiler, einem Stadtteil von Saarlouis, Saarland
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Hock-Organ in the church of Reimsbach (Saarland, Germany)
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Orgelprospekt der katholischen Kirche St. Nikolaus in Felsberg, einem Ortsteil von Überherrn, Landkreis Saarlouis, Saarland
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Orgelprospekt der katholischen Pfarrkirche St. Rufus in Niedaltdorf, Gemeinde Rehlingen-Siersburg, Landkreis Saarlouis, Saarland.
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Orgelempore in der katholischen Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Mondorf, einem Stadtteil von Merzig, Landkreis Merzig-Wadern, Saarland
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