Madchester

Madchester bezeichnet eine musikalische Bewegung, die in der britischen Musik der späten 1980er und frühen 1990er Jahre vorherrschend war.[1]

Hintergrund

Die Musik dieser Bewegung war eine Mischung aus Independent, Psychedelia und Elektronischer Tanzmusik. In vielen Fällen entstand sie aus einer damals neuen Kooperation zwischen Gitarrenbands und Dance-Music-Produzenten, die sowohl Elemente des klassischen Indie-Rocks als auch angesagter Dance-Tunes enthielt.

Das geografische Zentrum der Musik lag in Manchester, insbesondere im Club The Hacienda.

Bekannte Bands aus dieser Zeit sind Inspiral Carpets, Happy Mondays, The Stone Roses, Primal Scream, The Charlatans, The Farm, James, New Order (meist in Kooperation mit DJs wie z. B. Paul Oakenfold als Produzent oder Remixer) oder elektronische Acts wie 808 State oder A Guy Called Gerald. Mitte der 1990er Jahre ebbte die Welle ab, sowohl aufgrund kreativer Stagnation, als auch durch die Pleite des Musiklabels Factory Records, die die Szene finanziell und organisatorisch hart traf. Mit dem Erfolg von Bands wie Oasis ging die Vorherrschaft in der britischen Musik an den Britpop über, der sich auf keine bestimmte Stadt mehr fixierte.

Die Musik wurde in Europa auch unter dem Begriff Manchester Rave oder kurz Rave bekannt. Um ihre Musik international besser vermarkten zu können, verwandten einige Plattenlabel für ihre Kommunikation einen Trick: Zur gleichen Zeit gab es zahlreiche riesige (meist illegale) Technohouse-Partys. Diese wurden in der Szene als Rave bezeichnet. Die findigen PR-Strategen behaupteten in ihren Pressetexten, dass auf diesen Raves der Manchestersound gespielt würde und dass ihre Künstler dort live spielen würden. Europaweit wurde dieser Hype in den Medien wiedergegeben und vielerorts geglaubt (in Deutschland brachte u. a. das Magazin Spex sogar eine Sonderausgabe mit dem Titel „Rave-olution“). Erst Mitte der 1990er Jahre berichtigten u. a. 808 State und KLF in zahlreichen Interviews diesen Irrtum.

Interpreten (mit Referenzalben)

  • The Beloved: Album „Happiness“ 1990 (darauf „Hello“, „Time after Time“)
  • Candy Flip: Album „Madstock … The Adventures of Bubblecar Fish“ 1990 (darauf Strawberry Fields Forever, im Original von The Beatles)
  • The Charlatans: Album „Some Friendly“ 1990 (darauf The Only One I Know, Then)
  • EMF: Album „Schubert Dip“ 1991 (darauf Unbelievable)
  • 808 State: Album „Ex:el“ 1991 (darauf „In Yer Face“)
  • The Farm: Album „Spartacus“ 1991 (darauf Groovy Train, All Together Now)
  • Happy Mondays: Album „Bummed“ 1988 (darauf „Wrote for Luck“), Album „Pills’n’Thrills and Bellyaches“ 1990 (darauf Kinky Afro, Loose Fit, Step On)
  • Inspiral Carpets: Album „Life“ 1990 (darauf She Comes in the Fall, This is how it Feels)
  • Jesus Jones: Right Here, Right Now (1991)
  • New Order: Album „Technique“ 1989 (darauf Fine Time)
  • Primal Scream: Album „Screamadelica“ 1991 (darauf Come Together)
  • The Mock Turtles: Can You Dig It? (1991)
  • The Shamen: Album En-Tact 1990 (darauf Pro-Gen/Move Any Mountain)
  • The Soup Dragons: Album „Lovegod“ 1990 (darauf I’m Free, im Original von The Rolling Stones)
  • The Stone Roses: Album „The Stone Roses“ 1989, Single Fools Gold/What the World is Waiting for 1989 (darauf Fools Gold)
  • James: Album „Gold Mother“ 1990 (darauf Sit down)

Siehe auch

Weblinks

Musikbeispiele

Einzelnachweise

  1. Felix Denk: Eine Stadt dreht durch. In: fluter vom 27. Oktober 2015.