Münzenberger Erbschaft

Burg Münzenberg
Merian-Stich der Burg Münzenberg

Die Münzenberger Erbschaft war ein für die territoriale Entwicklung des Rhein-Main-Gebietes grundlegendes Ereignis im Hochmittelalter.

Dynastische Verhältnisse

Nach dem Tod Kunos III. von Hagen-Münzenberg im Jahr 1244 vereinigte dessen Bruder Ulrich II. von Münzenberg das Münzenberger Erbe in einer Hand. Ulrich II. verstarb 1255 ohne erbberechtigte männliche Nachkommen, so dass das reiche Erbe an seine sechs Schwestern fiel, die weltlich geblieben und Adelige geheiratet hatten, die zumeist in der Wetterau begütert waren:

Ein Teil der Erbschaft wurde unter den verheirateten Schwestern real geteilt. Die Burg Münzenberg und einige wenige Teile der verbleibenden Erbschaft wurde aber nur ideell in sechs gleiche Teile geteilt und gemeinsam als Kondominat verwaltet. Die erste Erbauseinandersetzung beanspruchte drei Jahre.

Erbe

Das gemeinschaftliche Erbe bestand im Wesentlichen aus dem Amt Münzenberg, der Burg Münzenberg, der Stadt Münzenberg, der „Grafschaft“ Assenheim und der Herrschaft Hagen (Hain in der Dreieich) sowie einigen kleineren Besitzungen und Rechten. Die übrige Erbmasse wurde real geteilt.

In der Erbengemeinschaft kam es sogleich und wiederholt zu Auseinandersetzungen und Vergleichen, so 1258, 1288, 1304, 1364–66 (Falkensteiner Fehde) und 1407 – letzterer unter Mitwirkung des römisch-deutschen Königs Ruprecht.

Zeitraum HerrenBemerkungen
1255–1256Adelheid 1/6
⚭ Reinhard I. von Hanau
Isengard 1/6
⚭ Philipp I. von Falkenstein
Mechthild 1/6
⚭ Engelhard von Weinsberg
Irmengard 1/6
⚭ Konrad von Weinsberg
Agnes 1/6
⚭ Konrad von Schöneberg
Hedwig 1/6
⚭ Heinrich von Pappenheim
Aufteilung des Erbes auf sechs verheiratete Töchter
1256–1272Herrschaft Hanau 1/6Falkenstein 3/6Schöneberg 1/6Pappenheim 1/6Falkenstein erwarb 1256 die beiden Weinsberger Anteile.
1272–1286Herrschaft Hanau 1/6Falkenstein 4/6Pappenheim 1/6Falkenstein erwarb 1272 den Schöneberger Anteil.
1286–1418Herrschaft Hanau 1/6Falkenstein 5/6Falkenstein erwarb 1286 den Pappenheimer Anteil.
1418–1420Herrschaft Hanau 8/48Eppstein 20/481418–1420 Solms-Braunfels (ungeteilt) 20/481418 erloschen die Falkensteiner. Ihr Anteil fiel zu gleichen Teilen an Solms und Eppstein.
1420–1433Herrschaft und Grafschaft Hanau 8/48Eppstein 20/48Solms-Braunfels (neuer Zweig)15/48Solms-Lich 5/48Der Solmser Anteil wurde bei der Teilung des Hauses Solms 1420 im Verhältnis 3:1 zwischen den neuen Linien Braunfels und Lich geteilt.
1433–1458Grafschaft Hanau 8/481433–1507 Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein 20/48Solms-Braunfels 15/48Solms-Lich 5/48Das Haus Eppstein teilte sich in zwei Linien.
1458–1507Grafschaft Hanau-Münzenberg 8/481433–1507 Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein 20/48Solms-Braunfels 15/48Solms-Lich 5/48Das Haus Hanau teilte sich 1458 in zwei Linien. Die Münzenberger Anteile kommen an Hanau-Münzenberg. Die andere Linie ist Hanau-Babenhausen, später -Lichtenberg
1507–1535Grafschaft Hanau-Münzenberg 8/481507–1535 Eppstein-Königstein 20/48Solms-Braunfels 15/48Solms-Lich 5/481507 trat der letzte männliche Vertreter des Zweiges von Eppstein-Münzenberg (erloschen 1522) seine Rechte gegen eine Pension an den Zweig von Eppstein-Königstein (erloschen 1535) ab.
1535–1548Grafschaft Hanau-Münzenberg 8/481535–1581 Stolberg-Königstein 20/48Solms-Braunfels 15/48bis 1548 Solms-Lich 5/48Erbe war der Sohn der Schwester des letzten Grafen von Königstein aus dem Hause Eppstein. Die Eppsteiner Anteile kamen an das Haus Stolberg, aus dem zwei Brüder die kurzlebige Linie Stolberg-Königstein 1535–1581 bildeten.
1548–1581Grafschaft Hanau-Münzenberg 8/481535–1581 Stolberg-Königstein 20/48Solms-Braunfels 15/48ab 1548 Solms-Laubach 5/48Die Solmser Linie Lich teilte sich 1548, es entsteht die Linie Laubach
1581–1642Grafschaft Hanau-Münzenberg8/48Mainz 10/481581–1677 Stolberg-Wernigerode10/48bis 1602 Solms-Braunfels, ab 1602 Solms-Greifenstein15/48Solms-Laubach 5/481581 Mit dem Erlöschen der Linie Stolberg-Königstein besetzte Kurmainz Königstein. Vom Eppsteiner Anteil blieb dem Hause Stolberg nur die Hälfte, die andere hatte Kurmainz als erledigtes Reichslehen kassiert. Vergleich 1590. 1602 teilte sich die Linie Solms-Braunfels in drei Zweige.
1642–1677Grafschaft Hanau8/48Mainz 10/481581–1677 Stolberg-Wernigerode10/48bis 1602 Solms-Braunfels, ab 1602 Solms-Greifenstein15/48Solms-Laubach 5/481642 erlischt Hanau-Münzenberg und fällt an Hanau-Lichtenberg, und wird nun als „Grafschaft Hanau“ bezeichnet.
1677–1684Grafschaft Hanau 8/48Mainz 10/481677–1684 Stolberg-Gedern10/48Solms-Greifenstein 15/48Solms-Laubach 5/48Die Linie zu Gedern spaltete sich erst 1677 von Stolberg-Wernigerode ab.
1684–1736Grafschaft Hanau 18/48Stolberg-Gedern 10/48Solms-Greifenstein 15/48
ab 1693 Solms-Braunfels
Solms-Laubach 5/481684 trat Mainz seinen Anteil im Rahmen eines Gebietstausches an Hanau ab. 1693 stirbt Solms-Greifenstein aus, Solms-Braunfels übernimmt.
ab 1736Landgrafschaft Hessen-Kassel 18/48Stolberg-Gedern 10/48Solms-Braunfels 15/48Solms-Laubach 5/481736 erbte die Landgrafschaft Hessen-Kassel die Grafschaft Hanau-Münzenberg, siehe hier. Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg fiel an Hessen-Darmstadt.

Ende

Mit der Mediatisierung des Adels in napoleonischer Zeit verschwand die staatsrechtliche Bedeutung dieser mittelalterlichen Erbteilung. Der überwiegende Teil des Territoriums aus der Münzenberger Erbschaft fiel an den neu formierten Staat Großherzogtum Hessen-Darmstadt.

Das zivilrechtliche Eigentum an der Burg Münzenberg blieb allerdings noch bis in die 1930er Jahre gemeinschaftlich.

Wappen

Literatur

  • Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 (205f).
  • Karl Ernst Demandt: Geschichte des Landes Hessen, 2. Auflage, Bärenreiter-Verlag, Kassel und Basel, 1972, ISBN 3-7618-0404-0, S. 446f.
  • Ernst Julius Zimmermann: Hanau Stadt und Land, 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.

Weblinks

Auf dieser Seite verwendete Medien

Solms-1407.PNG
coats of arms of Solms (1407); 1,4: county of Solms; 2,3: lordship of Münzenberg
Münzenberg-Herrschaft.PNG
Autor/Urheber: Kooij, Lizenz: CC BY-SA 3.0
coat of arms lordship of Münzenberg
Wappen-HK (1815–1866).svg
Autor/Urheber: ziegelbrenner, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wappen des Kurfüstentums (Landgrafschaft) Hessen-Kassel
Mintzenberg-Merian-Topographia-Hassiae.png
Münzenberg (Mintzenberg) in der Wetterau (Hessen) mit Burg, Blick aus südwestlicher Richtung. Kupferstich von Matthäus Merian.
Hanau-Münzenberg.JPG
Autor/Urheber: Kooij, Lizenz: CC BY-SA 3.0
coat of arms
Solms-Lich.JPG
Autor/Urheber: Kooij, Lizenz: CC BY-SA 3.0
coat of arms