Münsterplatz (Freiburg im Breisgau)

Der Münsterplatz in der Freiburger Altstadt ist die gepflasterte Fläche, die das Freiburger Münster umgibt. An den Rändern des Platzes fließen Freiburger Bächle. Der Münsterplatz ist der größte Platz der Stadt.[1]

Das Freiburger Münster und seine Umgebung im Jahr 2006
Ausschnitt aus dem Großen Freiburg-Plan von Gregorius Sickinger, Freiburg 1589, mit der Friedhofskapelle St. Andreas und dem Georgsbrunnen
© Jörgens.mi, CC BY-SA 3.0
Münsterplatz, Südseite mit Historischem Kaufhaus, Wentzingerhaus und Alter Wache
© Jörgens.mi, CC BY-SA 3.0
Münsterplatz, Nordseite mit Fischbrunnen und Kornhaus

Beschreibung

Auf der Südseite des Münsterplatzes befinden sich u. a. die historischen Gebäude „Haus zum Ritter“, Historisches Kaufhaus, Wentzingerhaus und Alte Wache, sowie auf der Nordseite das Kornhaus mit dem Fischbrunnen.

Vor dem Hauptportal des Münsters unter dem Münsterturm wurden 1719 drei Patronatssäulen errichtet,[2] die von den drei Vereinigten Landständen Vorderösterreichs (Prälaten, Ritterschaft und Breisgauischer Städtebund) gestiftet und mit ihren Wappen geschmückt waren. Auf der mittleren Säule steht die Gottesmutter Maria als Patronin des Münsters; sie wird flankiert von den beiden "jüngeren" Stadtpatronen Bischof Lambert von Lüttich (links) und dem römischen Märtyrer Alexander (rechts). Der älteste Freiburger Stadtpatron St. Georg fehlt hier; er ist – nur wenige Meter entfernt – als güldener Ritter auf dem nach ihm benannten Georgsbrunnen von 1520/1935 zu finden. Der heilige Lambert wurde seit dem 14. Jahrhundert als zweiter Stadtpatron von Freiburg verehrt; Anlass dazu war seine Schädelreliquie, die durch einen seiner Nachfolger als Bischof von Lüttich, Rudolf von Zähringen, im Jahr 1191 nach Freiburg gelangte und seitdem hier hoch verehrt wurde. Der frühchristliche Märtyrer Alexander ist ein Katakombenheiliger, dessen Reliquien 1650 vom Papst an einen Abgesandten der Stadt Freiburg übergeben worden waren. Der hl. Alexander löste im 17. Jahrhundert St. Georg auf den meisten Darstellungen als Stadtpatron Freiburgs ab.[3]

Seit 1970 steht in der Nordwestecke des Münsterplatzes vor dem Kornhaus der Fischbrunnen, eine Kopie des ältesten und prachtvollsten Brunnens der Stadt, der 1483 geschaffen worden war und ursprünglich an der Kreuzung der „Großen Gass“ (heute Kaiser-Joseph-Straße) mit der Salzstraße, also in der Stadtmitte gestanden hat. Er diente als Marktbrunnen und zum Fischverkauf. Obwohl er als Symbol der städtischen Markthoheit galt, musste er 1936 dem innerstädtischen Verkehr weichen. Die Brunnenfiguren wurden 1616 von Bertram von Berg gefertigt. Um den Brunnenstock gruppiert stehen übereinander je vier Statuen in maßwerkgeschmückten Baldachinen. Im unteren Teil sind es Maria als Patronin des Münsters mit den Stadtpatronen Georg und Lambert sowie ein geharnischter Ritter mit dem österreichischen Bindenschild, wahrscheinlich Erzherzog Leopold III. von Habsburg (1351–1386), der damalige vorderösterreichische Landesherr. In der oberen Hälfte stehen die vier lateinischen Kirchenlehrer Hieronymus (mit dem Löwen), Papst Gregor der Große (mit Tiara), Ambrosius von Mailand (mit Bischofsstab und Buch) und Augustinus von Hippo (mit Bischofsstab und Herz).[4]

Geschichte

Im Mittelalter befand sich der Freiburger Markt auf der „Großen Gass“, der heutigen Kaiser-Joseph-Straße.[5] Damals war das Münster noch von einem Kirchhof umgeben, der auf der Nordseite als Stadtfriedhof diente. Die etwa 1,60 Meter hohe Mauer um das Münster wurde erst 1785 abgeräumt. Die Friedhofskapelle St. Andreas[6] mit einem Beinhaus im Untergeschoss wurde 1752 abgetragen. Ihr Grundriss ist in dem Rheinwackenpflaster des heutigen Platzes kenntlich gemacht.[7] Die Versorgung der Stadt mit Trinkwasser erfolgte im Mittelalter durch Laufbrunnen, u. a. auf dem Münsterplatz, die bereits kurz nach der Stadtgründung angelegt worden sein sollen.[8]

Systematische Zerstörung der Altstadt am 27. November 1944 durch die Royal Air Force, Luftbild 1945

Bereits 1514 hatte Kaiser Maximilian I. auf einen Papstbrief hin die Verlegung des Friedhofs aus gesundheitlichen und hygienischen Gründen in die nördliche Vorstadt Neuburg angeordnet. Dieser mehrfach erweiterte Friedhof bei der Pfarrkirche St. Nikolaus wurde 1677 im Zuge der Stadtbefestigung durch Vauban unbenutzbar. Auf der Suche nach Alternativen griffen die Freiburger auf dem Münsterfriedhof zurück, um dort Soldaten der französischen Garnison zu begraben. Später konnten Teile des ehemaligen Nikolaifriedhofs wieder als bürgerlicher Friedhof genutzt werden. Sie bilden die Basis des heutigen Alten Friedhofs.[10] Spätestens seit dieser endgültigen Auflassung des Münsterfriedhofs wird auf dem Münsterplatz ein Markt abgehalten.

Bei der Bombardierung Freiburgs am 27. November 1944 wurde fast die gesamte Randbebauung des Münsterplatzes zerstört. Lediglich die Gebäude auf der Südostseite mit Historischem Kaufhaus, Wentzingerhaus und Alter Wache blieben wie das Münster selbst weitgehend verschont. Später diente die Alte Wache unter anderem als Unterkunft des Freiburger Kunstvereins, als Proberaum des Domchors und auch öffentliche Toiletten waren dort untergebracht.[11] Seit 1997 ist sie das Haus des Badischen Weines und die Toiletten befinden sich seitdem auf der anderen Seite des Münsterplatzes im Gebäude der Stadtbibliothek.[12]

Als Pilotprojekt für eine barrierefreie Stadt wurde 2012 ein Streifen, der zum Hauptportal des Münsters führt besonders geglättet, um Menschen mit Rollstuhl und Rollator einen bequemeren Zugang zu ermöglichen.[13]

Münstermarkt

Wasserspeier am Münster und der Münstermarkt auf der Nordseite

Der Markt findet heute an allen Werktagen vormittags statt, was in Deutschland einzigartig ist.[14] Nur am 15. August, dem Fest Mariä Himmelfahrt, Patrozinium des Münsters, bleibt der Platz frei von Marktständen. Auf etwa 10.000 Quadratmetern bieten 80 bis 180 (samstags) Marktstände Lebensmittel, Kunsthandwerk und Souvenirs an. Dabei ist die Nordseite, der Bauernmarkt, einheimischen Landwirtschaftsbetrieben mit im Wesentlichen eigenen Produkten vorbehalten.[15] Zu bestimmten Anlässen, etwa dem Freiburger Weinfest, müssen einige Marktstände in die umliegenden Gassen und teilweise auf die Kaiser-Joseph-Straße ausweichen. Da die tägliche Reinigung nach dem Markt durch Kehrmaschinen die Fugen aushöhlte, mussten diese von Zeit zu Zeit durch neuen Quarzsand aufgefüllt werden. Deswegen findet die maschinelle Reinigung nur noch viermal im Jahr statt und die Marktbeschicker müssen ihren Müll wieder mitnehmen.[16][17] Bis zur Schaffung der Freiburger Fußgängerzone in den 1970er Jahren wurde der Platz nachmittags als Parkplatz genutzt.

Literatur

  • Joachim Faller: Zur Geschichte der ehemaligen Kirchhofmauer um das Freiburger Münster. In: Freiburger Diözesan-Archiv 129 (2009), S. 5–9, Digitalisat
  • Lisa Renn: Der Freiburger Münsterplatz – Archäologie und Geschichte. In: Mittelalter am Oberrhein, 25. November 2015, http://oberrhein.hypotheses.org/1384
  • Heiko Hartmann/Hans Schadek (Hg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Theiss Verlag, Stuttgart 1996, Bd. 1, S. 376ff.

Film

  • Im Bauch von Freiburg. Der Münstermarkt. Dokumentarfilm, Deutschland, 2015, 43:13 Min., Buch und Regie: Stefano Tealdi und Ingo Behring, Produktion: Stefilm, Ma.ja.de, ZDF, arte, RAI, RSI, HRT, Reihe: Im Bauch von …, Erstsendung: 18. Juli 2015 bei arte, Inhaltsangabe von arte, Besprechung.

Weblinks

Commons: Münsterplatz Freiburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Platz der Alten Synagoge - www.freiburg.de. Abgerufen am 4. April 2019.
  2. Hans Georg Wehrens: Die drei Patronatssäulen vor dem Hauptportal des Freiburger Münsters. In: Münsterblatt des Freiburger Münsterbauvereins, Nr. 23 / 2016, Seite 5–18 mit Abbildungen
  3. Hans Georg Wehrens: Die Stadtpatrone von Freiburg im Breisgau. In: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins „Schau-ins-Land“. 126 (Jahresheft). Promo Verlag Freiburg, 2007, S. 39–68 mit Nachtrag 130, 2011, S. 67–69. Vorschau auf: Freiburger historische Bestände – digital, Universitätsbibliothek Freiburg (gekürzter Text), abgerufen am 10. Februar 2016.
  4. Hans Georg Wehrens: Die Stadtpatrone von Freiburg im Breisgau. Freiburg 2007, S. 19ff.
  5. Peter Kalchthaler, Guido Linke, Mirja Straub (Hrsg.), Baustelle Gotik. Das Freiburger Münster. Ausstellungskatalog, S. 147; Petersberg (Hessen) 2013, Michael Imhof Verlag
  6. Landesbibliographie Baden-Württemberg. Abgerufen am 14. August 2013.
  7. Hans Georg Wehrens: Freiburg im Breisgau 1504 - 1803. Holzschnitte und Kupferstiche. Freiburg 2004, S. 108ff.
  8. Hans Georg Wehrens: Freiburg im Breisgau 1504 - 1803. Holzschnitte und Kupferstiche. Freiburg 2004, S. 125ff.
  9. Klaus Humpert/Martin Schenk: Entdeckung der mittelalterlichen Stadtplanung, Stuttgart 2001, S. 94ff. und 370
  10. Friedrich Kempf: Die alten Friedhöfe. In: Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein, Oberrheinischer Bezirk (Hrsg.): Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, S. 410 (ScanWikisource).
  11. Alte Wache Freiburg. In: alemannische-seiten.de. Abgerufen am 18. Mai 2021.
  12. Jens Kitzler: Alte Wache in Freiburg eröffnet nach Umbau auf zwei Etagen. Badische Zeitung, 22. April 2020, abgerufen am 18. Mai 2021.
  13. Frank Zimmermann: Barrierefreies Freiburg? Da fehlt noch ein Konzept. Badische Zeitung, 6. September 2012, abgerufen am 6. November 2018.
  14. Daniela Frahm: Freiburg: Leidenschaft für den Münstermarkt. Badische Zeitung, 12. April 2017, abgerufen am 12. April 2017.
  15. Freiburger Münstermarkt. Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe (FWTM), abgerufen am 10. Februar 2016.
  16. Dieter Saier, Pflasterermeister beim Garten- und Tiefbauamt der Stadt Freiburg, 6. November 2018
  17. Richtlinien über den Wochenmarkt auf dem Münsterplatz in der Stadt Freiburg i. Br..pdf. 23. Mai 2017, abgerufen am 6. November 2018.

Koordinaten: 47° 59′ 44″ N, 7° 51′ 8,7″ O

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