Mühlberger Spring

Mühlberger Spring

Die Quelle mit (künstlichem) Storchennest
Lage
Land oder RegionLandkreis Gotha (Thüringen)
Koordinaten50° 51′ 57″ N, 10° 49′ 14″ O
Mühlberger Spring (Thüringen)
Mühlberger Spring
Lage der Quelle
Geologie
GebirgeThüringer Becken
QuelltypKarstquelle
AustrittsartErdfall
Hydrologie
FlusssystemElbe
VorfluterWeidbachApfelstädtGeraUnstrutSaaleElbeNordsee
Schüttung33,7 m
Tiefe6,5 m

Koordinaten: 50° 51′ 57″ N, 10° 49′ 14″ O

Als erste Mühle wird diese Miniatur wenige Meter hinter dem Ausfluss der Quelle betrieben.
Blick in den Spring mit grünen Algen

Der Spring in Mühlberg ist eine Karstquelle in Thüringen.

Geografische Lage

Der Spring liegt am Südwestrand von Mühlberg im Landkreis Gotha auf einer Höhe von 299 m ü. NN. Das oberirdische Einzugsgebiet der Quelle beträgt 2,3 km². Das unterirdische ca. 16 km².

Daten

Im Mittel ergießen sich 33,7 Liter pro Sekunde kristallklares Wasser in einer Temperatur von konstant 8 Grad Celsius aus der 6,5 m tiefen Quellgrotte hervor. Ein Liter Wasser enthält ca. 1,4 g Anhydrit (Calciumsulfat). Das Wasser löst damit pro Tag etwa vier Tonnen dieses Minerals aus dem Untergrund.

Geologie

Geologisch befindet sich der Quell an der Nordostflanke des Gosseler Plateaus.

Das Alter der Quelle wird nach geologischen Untersuchungen auf ungefähr 7000 Jahre geschätzt. Der Quellaustritt stellt einen fossilen Erdfall dar. Er misst an der Oberfläche rund vier und am Grund etwa drei Meter. Dieser entstand durch Auslaugung der Gipslager im tieferen Untergrund und nachfolgendes Einbrechen der höheren Tonsteinschichten.

Das ausströmende Wasser fließt in den Weidbach. Dieser durchfließt die Thüringer Senke unterhalb der Mühlburg und der Veste Wachsenburg, unterquert die Bundesautobahn 4/Europastraße 40 und mündet in Neudietendorf in die Apfelstädt.

Es gibt keine Erkenntnisse, dass das Wasser aus Vorflutern (etwa die Apfelstädt oder die Ohra) ergänzt ist. Auch Verschmutzungen sind nicht bekannt. Die Blaufärbung des Wassers ist auf den hohen Sulfatgehalt und die Reinheit zurückzuführen, sowie auf die Tatsache, dass aus (weißem) Sonnenlicht die langwelligen (roten, gelben) Farbanteile ausgefiltert werden, weil sie die Wasseroberfläche durchdringen, und die kurzwelligen (blauen) Farbanteile reflektiert und somit gesehen werden.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Wasserausstoß zeigt große saisonale Schwankungen (im Sommer meist mehr als im Winter), was die Mühlenbetreiber des Mittelalters dazu zwang, Auffangbecken in den Bachlauf vor ihrer Mühle zu bauen, um hieraus gleichmäßig viel Wasser zu erhalten. Seit Beginn der Aufzeichnungen ist der Spring etwa 30-mal trockengefallen. Die Ursachen hierfür sind lang anhaltende Trockenzeiten im Herbst und starke Kälte im Winter sowie Karsteinbrüche, die die Wasserläufe verändern und die Abläufe verlegen.

Schon 531 sollen die Franken während des Niedergangs des Thüringer Königreiches die Quelle benutzt haben. Es ist nicht auszuschließen, dass dieser Wasserreichtum ein Hauptgrund zur Gründung der Ansiedlung war, die heute die Gemeinde Mühlberg ist. Der Spring soll zu germanisch-heidnischer Zeit kultische Bedeutung gehabt haben.

Die Dauer des Trockenfallens beträgt zwischen 14 Tagen und 44 Monaten.

Sieben Mühlen speiste die Quelle schon 1655 mit ihrer Wasserkraft. Wenn sie versiegte, war das für die Bevölkerung am Fuße der Mühlburg sehr folgenreich.

Der erste Chronist, der das Ausbleiben des Wassers dokumentierte, war Wendelinus Hellbach. Er berichtete über eine 142-tägige Trockenperiode vom 30. September 1536 bis zum 18. Februar 1537. Auch in lokalen Legenden und Sagen wird über die Trockenperioden erzählt. So soll der Quelle immer dann eine „Auszeit“ bevorstehen, wenn der Ort ein besonderes Ereignis zu erwarten habe.

Die letzte große Trockenperiode vom 8. August 1989 bis zum 26. April 1993 nutzte die Gemeinde, mit Mitteln des Bundes, des Landes und eigenen, die Quellgrotte zu sanieren und den Platz um die Quelle zu einem attraktiven Punkt der Gemeinde umzugestalten.

Der Mühlberger Spring in Dorfgeschichten

Die Einwohner erzählten sich zum Beispiel in der Mitte des 19. Jahrhunderts, dass in der Quelle eine Nixe wohnt, die manchmal am Quellenrand ihre Haare flicht.[1][2] Die Mühlberger feiern alljährlich im Sommer ein Fest, in dessen Verlauf die Springnixe gewählt wird.

Übersicht über das Ausbleiben des Mühlberger Springs

JahrEreignisNachweis (Struktur: Autor Jahr:Seite)
30.09.1536–18.02.1537Mühlberger Spring ist für 142 Tage ausgetrocknetMELISSANTES 1721:112, ADLOFF 1824:74, JUNG 1901:10, MERZ 1989:39
19.10.–16.12.1635Mühlberger Spring ist für 58 Tage ausgetrocknetMELISSANTES 1721:112, ADLOFF 1824:74, JUNG 1901:10, MERZ 1989:39
14.02.–10.03.1672Mühlberger Spring ist für 25 Tage ohne Abfluss, wegen KälteMELISSANTES 1721:112, ADLOFF 1824:74, JUNG 1901:10
12.07.–26.07.1672Mühlberger Spring ist für 14 Tage ausgetrocknet, wegen DürreMELISSANTES 1721:112, ADLOFF 1824:75, JUNG 1901:10, MERZ 1989:39
Dezember 1685Mühlberger Spring nimmt im Laufe des Dezembers ab und wieder zuMELISSANTES 1721:113, ADLOFF 1824:75, JUNG 1901:11
Dezember 1695Mühlberger Spring nimmt im Laufe des Dezembers ab und wieder zuMELISSANTES 1721:113, ADLOFF 1824:75, JUNG 1901:11
Dezember 1706Mühlberger Spring nimmt im Laufe des Dezembers ab und wieder zuMELISSANTES 1721:113, ADLOFF 1824:75
Januar–Februar 1709Mühlberger Spring ist ohne Abfluss, wegen KälteMELISSANTES 1721:114, ADLOFF 1824:76, JUNG 1901:11
22.11.1724–22.11.1726Mühlberger Spring ist für 2 Jahre ausgetrocknet, plötzliches VerschwindenADLOFF 1824:76, JUNG 1901:12, MERZ 1989:39
24.09.1766–13.02.1767Mühlberger Spring ist für 142 Tage ausgetrocknetADLOFF 1824:76, JUNG 1901:12, MERZ 1989:39
20.07.–13.08.1800Mühlberger Spring ist für 24 Tage ausgetrocknetADLOFF 1824:76, JUNG 1901:12, MERZ 1989:39
09.10.–30.10.1800Mühlberger Spring ist für 21 Tage ausgetrocknetADLOFF 1824:76, JUNG 1901:12
04.12.1822–24.07.1824Mühlberger Spring ist für 600 Tage fast trocken, Wasserstand ist gering und schwanktADLOFF 1824:76, JUNG 1901:12
Herbst 1872–Sommer 1873Mühlberger Spring ist fast ausgetrocknetJUNG 1901:12, MERZ 1989:39
Frühjahr 1874–April 1875Mühlberger Spring ist für 1 Jahr ausgetrocknet, wegen großer TrockenheitJUNG 1901:12, MERZ 1989:39
Januar–Oktober 1893Mühlberger Spring ist für 9 Monate ausgetrocknet, wegen großer TrockenheitJUNG 1901:12, MERZ 1989:39
Oktober 1962–April 1965Mühlberger Spring ist für 30 Monate ausgetrocknetMERZ 1989:39
November 1971–August 1972Mühlberger Spring ist für 10 Monate ausgetrocknetMERZ 1989:39
Januar–Februar 1973Mühlberger Spring ist für 2 Monate ausgetrocknetMERZ 1989:39
Oktober 1973–März 1974Mühlberger Spring ist für 4 Monate ausgetrocknetMERZ 1989:39
Oktober 1974Mühlberger Spring ist für 1 Monat ausgetrocknetMERZ 1989:39
September 1976–April 1977Mühlberger Spring ist für 8 Monate ausgetrocknetMERZ 1989:39

Siehe auch

Literatur

  • H. Jung: Der Spring zu Mühlberg i. Thür. Fürstliche Hofdruckerei von Emil Frotscher, Arnstadt 1901.
  • G. Merz: Der Mühlberger Spring. Hydrogeologie/Hydrodynamik. Eine geologisch-technische Dokumentation zum Mühlberger Spring. In: Thüringischer Geologischer Verein (Hrsg.): Kurzfassung der Vorträge und Exkursionsführer. Geologie und Landschaft in der Umgebung von Arnstadt. 14. Jahreshauptversammlung vom 18. bis 20. Juni 2004. Selbstverlag, Jena 2004, 114–116.
  • Melissantes: Das Erneuerte Alterthum, oder Curieuse Beschreibung einiger vormahls berühmten, theils verwüsteten und zerstörten, theils aber wieder neu auferbauten Berg-Schlösser in Teutschland, aus glaubwürdigen Historicis und Geographis mit vielen denckwürdigen Antiquitäten vergesteller, und nebst zweyen Registern etwas vermehrter ausgefertiget. Joh. Jacob Spießens, Franckfurth, Leipzig 1721.
  • J. F. Adloff: Historische Beschreibung der drei thüringischen Bergschlösser Gleichen, Mühlberg und Wachsenburg, sammt ihren Merkwürdigkeiten. Mit einer Abbildung dieser Schlösser in Steindruck. Engelhard-Reyher, Gotha 1824.

Einzelnachweise

  1. Millwitz, Clemens (1830): Der Thüringer Wald mit seinen nächsten Umgebungen; nach seinen gegenwärtigen gesamten Verhältnissen geschildert. Ein Handbuch für Einheimische und Fremde. Mit 14 Kupfern. Erfurt: Friedrich Wilhelm Andreä, S. 192.
  2. Ludwig Bechstein (Hrsg.) (1837): Die Sagen aus Thüringens Vorzeit, von den drei Gleichen, dem Schneekopf und dem thüringischen Henneberg. Nebst einer Abhandlung über den ethischen Werth der deutschen Volkssagen. (= Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Dritter Theil) Meiningen, Hildburghausen: Kesselringsche Hofbuchhandlung, S. 123.
  • Informationsfaltblatt des Geopark Inselsberg – Drei Gleichen
  • Infotafeln an der Quelle

Weblinks

Commons: Mühlberger Spring – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Miniatur Mühle am Mühlberger Spring in Thüringen (Bachabwärts)