Märtyrer der Täuferbewegung

Felix Manz wird in der Limmat ertränkt. Darstellung aus dem 17. Jahrhundert.

Etwa 1000 historisch erfasste Täufer, von ihren Gegnern als Wiedertäufer oder Anabaptisten bezeichnet, ließen im 16. und 17. Jahrhundert aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen als Märtyrer der Täuferbewegung ihr Leben.[1]

Hintergrund

Die radikalreformatorisch-christliche Bewegung der Täufer entstand im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts in verschiedenen Teilen Europas. Wichtige Konzepte der frühen Täufer waren die Nachfolge Christi, die Kirche als Bruderschaft und die Gewaltlosigkeit.[2] Ihr Denken und Verhalten begründeten sie ganz aus der wortgetreuen Auslegung des Neuen Testamentes (sola scriptura), was auch in ihrem Sakramentsverständnis (Gläubigentaufe, Abendmahl) zum Ausdruck kam. Hinzu kamen Forderungen nach Glaubensfreiheit, nach Trennung von Kirche und Staat, nach Gütergemeinschaft und nach Absonderung (Gemeinschaft der Gläubigen).

Es setzte bald eine heftige Verfolgung der Täufer ein, wobei zu härtesten Maßnahmen wie Vertreibung, Folterung und Ermordung gegriffen wurde. Täufer wurden ihres Besitzes beraubt, außer Landes verwiesen und in die Sklaverei verkauft. Nur wenige Landesherren gewährten den Täufern – oft nur vorübergehend – Schutz.

Die rechtliche Grundlage der Täuferverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert bildete das sogenannte Wiedertäufermandat, das 1529 auf dem Reichstag zu Speyer beschlossen worden war. Auch das nach wie vor gültige Augsburger Bekenntnis der lutherischen Kirchen legitimierte die Verfolgungen, indem es die Täufer ausdrücklich verdammte. An den Verfolgungen waren die jeweiligen Landesherren und gleichermaßen die Römisch-katholische Kirche, die lutherische und reformierte Geistlichkeit beteiligt.

Opfer

Auszug aus der Märtyrer-Tafel des Geschichtbuchs der Hutterischen Brüder

Zu den ersten Märtyrern der Täuferbewegung gehörten Eberli Bolt, Hans Krüsi (auch Hans Nagel genannt) sowie Felix Manz, der am 5. Januar 1527 in der Limmat bei Zürich ertränkt wurde. Weitere bekannte Märtyrer waren Balthasar Hubmaier, Jörg Blaurock und Michael Sattler.

Der mennonitische Märtyrerspiegel führt etwa 800 täuferische Märtyrer namentlich auf.[3] Das Geschichtbuch der Hutterischen Brüder beschreibt auf rund 670 Seiten viele Einzelschicksale täuferischer Märtyrer[4] und enthält eine sogenannte Märtyrer Tafel.

Die Täuferforschung geht davon aus, dass die in den Schriften dokumentierte Opferzahl mindestens verdoppelt werden muss. Der Täuferforscher Wolfgang Krauß spricht im Blick auf das Ausmaß des Martyriums, das die Täufer durchlitten haben, von einem „Ekklesiozid“.[5]

Die Martertafel des Geschichtbuches der Hutterischen Brüder

Die im Geschichtbuch der Hutterischen Brüder aufgeführte sogenannte Märtyrer Tafel[4] enthält als Seitenanmerkung den Eintrag: „Märtyrer Tafel, wie Gott zu allen Ecken deutscher Lande sein Wahrheit mit Blut bezeuget und an Tag gebracht hat“.[6] Aufgelistet werden hier unter Angabe der Region und der Orte die Zahlen der Täufermärtyrer des 16. Jahrhunderts.[7]

RegionOrteTäufermärtyrer insgesamt
BöhmenPrag (11)11
UngarnKirchschlag (3), Loren (3), Nusel (2)8
MährenBrünn (4), Znaim (7), Olmütz (4)15
ÖsterreichWien (23), Neustadt (2), Kreuzenstein (6), Melk (3), Grein (1), Lembach (45), Mödling (4), Pöggstall (1), Ybbs (1), Krems (3), Behemskirch (2), Ottental (4), Puttehofen (4), Feldsberg (1), Falkenstein (5)105
Land ob der EnnsMathausen (1), Gmünden (2), Enns (1), Kropfhall (2), Steyr (30), Wels (10), Fesselspruck (4), Grametsteten (3), Freynstadt (10), Falkendorf (1), Vöcklabruck (8), Weißenburg (2), Linz (72)146
BayernMünchen (9), Rosenheim (1), Aibling (3), Wasserburg (1), Mühldorf (5), Ötting (7), Landshut (5), Lampach (22), Burckhausen (7), Riedt (4), Schärding (3), Passau (2), Filzhofen (1), Meermeß (1), Ingolstadt (2), Nüneburg (3), Julbach bei Braune (1), Freyburg (2)79
SteiermarkGraz (7), Bruck an der Mur (12), Huntzmarkt (1), Grichsbach (5)25
KärntenSankt Veit (7), Kemeten (3), Göppingen (5), Wolfsburg (3)18
PustertalSilgen (3), Taufers (1), St. Lorenzen (11), Kyens (5), Schöneck (4), Michelsberg (24)48
EtschlandBrixen (16), Clausen (7), Kaltern (4), Kuntersweg (9), Bozen (11), Neumarkt (9), Terlen (3), Sterzing (30), Gufidaun (19), Roteneck (4), Schlanders (1), Trient (1)114
SalzburgSalzburg (38), Titmonig (4), Berchtesgaden (18), Marklibat (2), Kuchel im Kucheltal (3), Appenau (1)66
InntalKopfstein (16), Rattenberg am Inn (71), Schwaz (20), Hall (2), Innsbruck (8), Landteck (1), Kitzbühel (68), Stams (3), Petersberg (2), Imst (8), Rotholz (1)200
FrankenlandAnsbach (1), Bamberg (1), Kitzingen (20), Frankenhausen (1), Fehelspruck (3), Würzburg (10)34
SchwabenAugsburg (2), Landsberg (19), Laugingen (2), Tillingen (2), Höchstätt (2), Weißenhorn (1), Zusmarshausen (8), Nördlingen (1), Schwäbisch Gmünd (7), Mantelhof[8] (20), Kaufbeuren (5), Sundhofen (1), Wardhausen (1), Günzburg (6), Reuten (1)78
MarkgräflerlandBaden (20), Pforzheim (2), Pretheim (9), Durlach (12), Bruchsal (1), Pühel (2), Gersbach (1)47
WürttembergUrach (1), Esslingen (3), Illingen (10), Schorndorf (1), Tübingen (5), Weil (2), Stuttgart (2), Rottenburg am Neckar (13), Rothenburg ob der Tauber (24), Herrenberg (12), Schlüsselfeld (1), Stätz (18), Deutschnofen (1), Ulmerfeld (2), Waldshut (5), Wilhelmsbruck (1), Weiden (3), Königsberg (3), Kirch an der Eck (1)108
KurpfalzAlzey (350)350
RheinstromSpeyer (1), Kislach (1), Pühelsberg (1)3
NiederlandeAurea (1), Andorf (5), Lagrenzen (1), Brüssel (2), Aachen (5)14
HessenFulda (18)18
ElsassEnsisheim (600), Mühlhausen (17)617
SchweizZürich (16), Basel (3), Bern (1), Schwyz (5), Appenzell (1), Konstanz am Bodensee (3), Walza (11), Ettach (1), Baden (3)44
WelschlandVenedig (3), Laffern (3), Lechensteg (4)10

Liste von Täufermärtyrern (Auswahl)

Die folgende Liste der Täufermärtyrer nennt historisch bezeugte Daten von Personen der Täuferbewegung, die wegen ihrer Überzeugungen im 16. und 17. Jahrhundert ihr Leben lassen mussten. Viele von ihnen blieben unbekannt; über andere liegen schriftliche Zeugnisse vor.[9] Neben chronologischen Angaben werden auch – soweit bekannt – die jeweilige Hinrichtungsart, der Hinrichtungsort sowie dessen derzeit konfessionelle Majorität genannt.

DatumNameOrtGebiet
(ev./kath.)
Hinrichtungs-
art
BemerkungQuelle


9. März 1524Klaus HottingerLuzernkath.enthauptetHottinger, bekannt als einer der ersten Bilderstürmer von Zürich, Täufer avant la lettre (Prototäufer)Arnold C. Snyder: The Birth and Evolution of Swiss Anabaptism, 1520–1530. In: Mennonite Quarterly Review 80 (2006), S. 501–645.
29. Mai 1525Eberli BoltSchwyzkath.verbranntauch Hyppolit Eberle genanntAndrea Strübind: Eifriger als Zwingli. Die frühe Täuferbewegung in der Schweiz, Berlin 2003
27. Juli 1525Hans KrüsiLuzernkath.verbranntKrüsi gilt als einer der frühen Märtyrer der Täuferbewegung.Andrea Strübind: Eifriger als Zwingli. Die frühe Täuferbewegung in der Schweiz, Berlin 2003
5. Januar 1527Felix ManzZürich
(Limmat)
ev.ertränktIn Höhe der Hinrichtungsstelle befindet sich eine Gedenktafel.Ekkehard Krajewski: Leben und Sterben des Zürcher Täuferführers Felix Mantz, Kassel, 1962
8. Februar 1527Georg WagnerMünchenkath.verbranntAuch das Luthertum sieht Wagner als „seinen“ Blutzeugen und führt ihn in seinem Gedächtniskalender.Ludwig Keller: Wagner, Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 499 f.; GAMEO; eingesehen am 6. April 2013
21. Mai 1527Michael SattlerRottenburg am Neckarkath.verbranntMichael Sattler war der Ehemann von Margaretha Sattler.Elisabeth Schröder-Kappus / Wolfgang Wagner: Michael Sattler. Ein Märtyrer in Rottenburg (1490–1527), Tübingen 1998
24.(?) Mai 1527Margaretha SattlerRottenburg am Neckarkath.ertränktMargaretha Sattler war die Ehefrau Michael Sattlers.Elisabeth Schröder-Kappus / Wolfgang Wagner: Michael Sattler. Ein Märtyrer in Rottenburg (1490–1527), Tübingen 1998
1528Johannes BrötliunbekanntverbranntEintrag im Märtyrerspiegel: Hans PretleJames M. Stayer: Reublin and Brötli: The Revolutionary Beginnings of Swiss Anabaptism. In: Marc Lienhard (Hrsg.): The Origins and Characteristics of Anabaptism. The Hague 1977. S. 83–102
Januar (?) 1528Leonhard DorfbrunnerPassaukathverbranntChristian Hege, Christian Neff: Artikel Dorfbrunner, Leonhard, in: Mennonitisches Lexikon, Band 4, Frankfurt & Weierhof 1913
7. Januar 1528Augustin PerwangerMünchenkath.enthauptetAugustin Perwanger war ein Adliger aus Günzlhofen und Bruder des Christoph Perwanger. Ob er, um dem Scheiterhaufen zu entgehen, vor seiner Hinrichtung widerrufen hat, ist umstritten.Toni Drexler: Die Perwanger von Günzlhofen und Vogach. Hofmarksherren, Täufer und Domherren an der Wende zur Neuzeit, in: Zeitschrift Amperland. Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreis Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck, 41. und 42. Jahrgang / 2005 und 2006, Dachau 2006, S. 279 ff.
7. Januar 1528Christoph PerwangerMünchenkath.enthauptetChristoph Perwanger war ein Adliger aus Günzlhofen und Bruder des Augustin Perwanger. Ob er, um dem Scheiterhaufen zu entgehen, vor seiner Hinrichtung widerrufen hat, ist umstritten.Toni Drexler: Die Perwanger von Günzlhofen und Vogach. Hofmarksherren, Täufer und Domherren an der Wende zur Neuzeit, in: Zeitschrift Amperland. Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreis Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck, 41. und 42. Jahrgang / 2005 und 2006, Dachau 2006, S. 279 ff.
14. Januar 1528Leonhard SchiemerRattenbergkath.enthauptetVon Schiemer stammt das Märtyrerlied köstlich ist der Heiligen TodBericht eines Unbekannten im Märtyrerspiegel über das Martyrium Schiemers
30. Januar 1528Elise KochBambergkath.verbranntElise Koch wurde mit zwei Männern und zwei anderen Frauen hingerichtet.Kurzbiografie bei Andreas Fischer
4. Februar 1528Hans SchlafferSchwazkath.enthauptetSchlaffer war auch ein Kirchenliederdichter der Täuferbewegung. Von ihm stammen die Lieder Ungnad Begehr ich nit von dir (Ausbund, Nr. 30) und Herr Gott, mein ewiger VaterRobert Friedmann: Schlaffer, Hans (d. 1528). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
6. Februar 1528Ambrosius SpittelmayrCadolzburgenthauptetHerbert C. Klassen: Spittelmayr, Ambrosius (1497–1528). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
10. März 1528Balthasar HubmaierWienkath.verbranntHubmaier gilt auch als der Reformator Waldshuts. Seine Ehefrau wurde drei Tage nach seinem Märtyrertod ertränkt.Bernd Moeller: Hubmaier, Balthasar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 703 (Digitalisat).
13. März 1528Elsbeth HüglineWienkath.ertränktDrei Tage vor ihrem Märtyrertod wurde ihr Ehemann Balthasar Hubmaier verbrannt.Bernd Moeller: Hubmaier, Balthasar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 703 (Digitalisat).
25. April 1528Hans LeupoldAugsburgev.enthauptetHans Guderian: Die Täufer in Augsburg. Ihr Geschichte und ihr Erbe. Ein Beitrag zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg. Ludwig, Pfaffenhofen 1984, ISBN 3-7787-2063-5
11. Mai 1528Eitelhans LangenmantelWeißenhornkath.enthauptetVorfahre Thomas JeffersonsLudwig Keller: Langenmantel, Eitelhans. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 670 f.
Mai/Juni (?) 1528[10]Wolfgang UlimannWaldseekath.enthauptetUlimann wurde gemeinsam mit 10 weiteren Täufern enthauptet. Ihre Ehefrauen wurden ertränkt, die Kinder außer Landes verwiesen.Samuel Geiser: Ulimann, Wolfgang (d.1528). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
13. Juni 1528Martin BurkhardKaufbeurenkath.enthauptetBurkhard wurde gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Kaufbeurer Täufergemeinde, deren Vorsteher er war, hingerichtet.Otto Hege: Burkhard, Martin (d.1528). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
5. September 1528Jakob FalkZürich
(Limmat)
ev.ertränktUrs B. Leu / Christian Scheidegger (Hrsg.): Die Zürcher Täufer 1525–1700, Zürich 2007, S. 50
5. September 1528Heini ReimannZürich
(Limmat)
ev.ertränktUrs B. Leu / Christian Scheidegger (Hrsg.): Die Zürcher Täufer 1525–1700, Zürich 2007, S. 50
1529Wolfgang BrandhuberLinzkath.? (enthauptet oder verbrannt)Brandhuber wurde gemeinsam mit Hänslin Mittermeier und 75 weiteren Täufern hingerichtet.Christian Hege: Brandhuber, Wolfgang (d. 1529). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
1529Hänslin MittermeierLinzkath.? (enthauptet oder verbrannt)Mittermeier wurde gemeinsam mit Wolfgang Brandhuber und 75 weiteren Täufern hingerichtet.Christian Hege: Mittermaier, Hans (d. 1529). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
4. Februar 1529Ludwig HätzerKonstanzev.enthauptetHätzer gilt als einer der ersten deutschsprachigen Antitrinitarier der Reformationszeit.Kurt Guggisberg: Hätzer, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 455 (Digitalisat).
8. (?) Februar 1529Philipp SchwitzerLuzernkath.geschwemmtWilly Brändli: Täuferprozesse in Luzern im XVI. Jahrhundert. In: ZWINGLIANA, Band VIII / Heft 2, 1944 / Nr. 2, S. 65ff
6. September 1529Jörg BlaurockKlausenkath.verbranntBlaurock, ein ehemaliger römisch-katholischer Priester, gilt als erster „Täufer“ der Täuferbewegung.Fritz Jecklin: Jörg Blaurock vom Hause Jacob. Ein Märtyrer der Wiedertäufer, Graubünden 1891
7. Dezember 1529Martin ZehentmayerSchwäbisch Gmündkath.enthauptetMit Zehentmayer wurden sechs weitere Täufer hingerichtet.Peter Hover: The Secret of Strength. What Would the Anabaptists Tell This Generation? (PDF, englisch; 3,6 MB) o. O. 2008, S. 47ff
18. Januar 1530Barbara UngerReinhardsbrunn (Thüringen)ev.verbrannt? enthauptet?Unger wurde zusammen mit Andreas Kolb, Katharina Kolb, Christoph Ortlep, Katharina König und Elsa Kuntz ermordet.Christian Hege und Christian Neff: Reinhardsbrunn (Thuringia, Germany). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
20. Januar 1530Konrad WinklerZürich
(Limmat)
ev.ertränktUrs B. Leu / Christian Scheidegger (Hrsg.): Die Zürcher Täufer 1525–1700, Zürich 2007, S. 50
26. März 1530Gall FischerNürtingenkath.enthauptetDie Reformation wurde in Nürtingen erst 1535 eingeführt. Zum Zeitpunkt der Hinrichtung Fischers war die Stadt noch katholisch.Christian Hege: Fischer, Gall (d.1530). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
30. März 1530Augustin BaderStuttgartkath.enthauptetAnselm Schubert: Täufertum und Kabbalah. Augustin Bader und die Grenzen der Radikalen Reformation. Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-05372-1
20. März 1531Sikke SnyderLeeuwardenkath.enthauptetDie Hinrichtung geschah vor der Leeuwardener Kanzlei.Kirchengeschichtliche Seite in Plautdietsch; (eingesehen am 8. März 2009)
5. Dezember 1531Jan Folkertsz TrypmakerDen Haagkath.enthauptetTrypmaker wurde mit sieben weiteren Täufern hingerichtet.Nanne van der Zijpp: Jan Volkertsz Trypmaker (d. 1531), in: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online, 1957; eingesehen am 8. März 2011
23. März 1532Heini KarpfisZürich
(Limmat)
ev.ertränktUrs B. Leu / Christian Scheidegger (Hrsg.): Die Zürcher Täufer 1525–1700, Zürich 2007, S. 50
23. März 1532Hans HerzogZürich
(Limmat)
ev.ertränktUrs B. Leu / Christian Scheidegger (Hrsg.): Die Zürcher Täufer 1525–1700, Zürich 2007, S. 50
Mitte November 1533AlexanderFrankenhausenkath.enthauptetVor seiner Taufe durch Volkmar von Hildburghausen (1529) war Alexander als Messner und Schulmeister in Esperstedt tätig.Paul Wappler: Die Täuferbewegung in Thüringen von 1526-1584. Band II in der Reihe Beiträge zur neueren Geschichte Thüringens (bearbeitet von Paul Wappler). Verlag von Gustav Fischer: Jena, 1913. S. 86. 92–101. 106f. 110. 144. 207. 222–224. 344f. 347–352. 356. 374f. 377. 380–382. 393. 442.
1. Februar 1535Johann KlopreisBrühl (Rheinland)kath.verbranntRoland Böhm: Klopreis (Cloprys, Klopriss), Johann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 78–79.
4. Oktober 1535Petronella (Täuferin)Gröningenkath.ertränktPetronella gehörte zur Halberstädter Täufergemeinde.Marion Kobelt-Groch: Aufsässige Töchter Gottes. Frauen im Bauernkrieg und in den Täuferbewegungen. Campus: Frankfurt/Main, 1993. S. 133–146.
26. Januar 1536Heinz KrautJena / Landfesteev.enthauptetHeinz Kraut war ein täuferischer Sendbote in Nordthüringen und im Südharz.Christian Hege, Christian Neff: Heinz Kraut. In: Mennonitisches Lexikon. Band II. Frankfurt, Weiherhof, Karlsruhe: 1913–1967. S. 558
26. Januar 1536Hans PeißkerJena / Landfesteev.enthauptetHeinz Peißker war ein Kleineutersdorfer Müller und Gastgeber von Täufertreffen in Nordthüringen.Paul Wappler: Die Täuferbewegung in Thüringen von 1526–1584. Gustav Fischer Verlag: Jena, 1913. S. 137–141
25. Februar 1536Jakob HutterInnsbruckkath.verbranntNach ihm wurden die Hutterer benannt.Friedrich Wilhelm Bautz: Huter, Jakob. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1218–1221.
24. Januar 1539Anna JanszRotterdamertränktJansz dichtete Ick hoorde de Basuyne blasen. Das 18. Lied im Ausbund beschreibt ihr Schicksal.C. Arnold Snyder, Linda A. Hubert Hecht: Profiles of Anabaptist Women: Sixteenth-Century Reforming Pioneers. Waterloo, Ontario 1996. S. 336–351.
Januar (?) 1542Andreas FischerKrásnohorské Podhradiekath.von einer Mauer in die Tiefe gestürztEs handelte sich um eine Mauer der Burg Krásna HôrkaMartin Rothkegel: Fischer, Andreas. In: Mennonitisches Lexikon. Band 5 (MennLex 5).
13. November 1542Ursula van BeckumDelden / Niederlandekath.verbranntUrsula van Beckum stammte ursprünglich aus dem ostfriesischen Werdum.
24. Juni 1545Hans BlüetlRied im Innkreiskath.verbranntÜber das Martyrium Blüetls wurde das Lied Aus Eifer der göttlichen Ehr verfasst.GAMEO; eingesehen am 22. Dezember 2013
Herbst 1546Oswald GlaitWien
(Donau)
kath.ertränktDas Kirchenlied Ihr Jungen und Ihr Alten, nun höret das Gedicht thematisiert seinen Märtyrertod.Johann Loserth und Robert Friedmann: Glait, Oswald (d. 1546). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
1548Fritz ErbeEisenach
Südturm der Wartburg
ev.in langjähriger Kerkerhaft verstorbenDie sterblichen Überreste Fritz Erbes wurden im September 2006 gefunden.Christian Neff: Erbe, Fritz (d. 1548). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
27. Mai 1549Elisabeth DirksLeeuwarden /NL-ertränktDirks ist auch unter dem Namen Lysbeth Dircxdochter bekannt; das Ausbund-Lied Nr. 13 (Eine schöne Historie von einer Jungfrau) erzählt von ihr.Christian Neff: Dirks, Elisabeth. In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online.
1557Gerrit HazenpoetNimwegen/Niederlandekath.verbranntDie Kosten seiner Gefangennahme, Haft und Hinrichtung wurden akribisch dokumentiert.Märtyrerspiegel, Bd. II
5. März 1558Thomas von ImbroichKölnkath.enthauptetImbroich gehörte zu den ersten Mennoniten des Rheinlandes.Ludwig Keller: Thomas von Imbroich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 73 f.
19. Juli 1560Claus FelbigerLandshutkath.enthauptetmennonews.de
19. Juli 1560Hans LeitnerLandshutkath.enthauptetmennonews.de
1561Georg Ladenmacherim Rhein bei ?kath.ertränktLadenmacher war ein Liederdichter der Täuferbewegung.
16. Mai 1569Dirk WillemsAsperen / NLverbranntArtikel Dirk Willems im Märtyrerspiegel
20. Oktober 1571Hans HaslibacherBernev.enthauptetVon ihm stammt das sogenannte Haslibacher-LiedHanspeter Jecker: Haslibacher, Hans. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
4. Januar 1576John BretAntwerpenev.verbranntDie Verbrennung erfolgte nach acht Monaten Gefängnis. Kurz vorher wurde ihm die Zunge mit einer Schraube am Unterkiefer befestigt, um ihn am Predigen zu hindern.Dieter Götz Lichdi: Die Mennoniten in Geschichte und Gegenwart, S. 80
19. Juli 1597Anneken van den Hovebei Brüsselkath.lebendig begrabenNanne van der Zijpp: Anneken vanden Hove (d. 1597). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online (englisch)
30. September 1614Hans LandisZürichev.enthauptetLandis dichtete das Ausbund-Lied: Ich hab ein schön neu Lied gemacht. Er gilt als letzter Täufermärtyrer der Schweiz.Hans Ulrich Bächtold: Landis, Hans. In: Historisches Lexikon der Schweiz.

Historische Darstellungen – Kupferstiche Jan Luykens (Auswahl)

Historische Aufarbeitung und Gedenken

Neben dem Geschichtbuch der Hutterischen Brüder gehört der von Thieleman van Braght 1684 in Amsterdam verfasste Märtyrerspiegel (Der blutige Schauplatz – oder Märtyrer-Spiegel der Taufgesinnten oder Wehrlosen Christen..) zu den Büchern, die die Erinnerung an die Täufermärtyer über Jahrhunderte bewahrt haben. „Neben der Bibel hat kein anderes Buch die Mennoniten […] in ihrem Glauben mehr bewahrt und gestärkt“ als dieses Buch.[11] Besonders geschätzt wurde die zweite Auflage des Märtyrerspiegels, dem 104 Kupferstiche des bekannten mennonitischen Künstlers Jan Luyken beigegeben worden waren. In neuerer Zeit erschien das Gedenkbuch Märtyrerschicksale von John S. Oyer und Robert S. Kreider, das im Wesentlichen auf den genannten älteren Chroniken fußt, seine biographischen Artikel aber durch jüngere Forschungsergebnisse ergänzt und zum Teil auch korrigiert.

Anlässlich des Täuferjahres 2007 baten Vertreter der Reformierten Kirche der Schweiz die Nachfahren der Täuferbewegung um Vergebung.[12] Im Juli 2010 entschuldigte sich auch der Lutherische Weltbund bei seiner Vollversammlung in Stuttgart für die brutale Unterdrückung, Verfolgung und Tötung von Mennoniten im 16. und 17. Jahrhundert, die damals mit der Billigung des Reformators Martin Luther geschah.[13]

Im Rahmen des Themenjahres „Reformation und Toleranz“ im Vorfeld der 500-Jahr-Feier des Thesenanschlages wurde am 18. Januar 2013 an die Ermordung von sechs Täufern im vormaligen Kloster Reinhardsbrunn in Thüringen am 18. Januar 1530 erinnert. Nach einem Bußgottesdienst mit Bischöfin Ilse Junkermann und dem Thüringer Kultusminister Christoph Matschie wurde zum Gedenken an die politischen und religiösen Verfolgungen der Täuferbewegung in Reinhardsbrunn eine Gedenkstele enthüllt.[14]

Siehe auch

Literatur

  • John S. Oyer, Robert S. Kreider: Märtyrerschicksale. Berichte über Täufer des 16. Jahrhunderts, die für ihren Glauben ihr Leben hingaben. 1. Auflage. Lage (Lippe) 2002, ISBN 3-933828-84-8
  • Peter Burschel: Sterben und Unsterblichkeit. Zur Kultur des Martyriums in der frühen Neuzeit. München 2004, ISBN 3-486-56815-9
  • Peter Hover: Feuertaufe. Das radikale Leben der Täufer – eine Provokation. Berlin 2006, ISBN 978-3-935992-23-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. dazu Auszug aus dem Märtyrerspiegel (englisch) eingesehen am 22. Februar 2009
  2. Vgl. Bender: The Anabaptist Vision (Memento desOriginals vom 24. Juni 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mcusa-archives.org (1944).
  3. Märtyrer. In: Christian Hege, Christian Neff (Hrsg.): Mennonitisches Lexikon,. Band III. Eigenverlag, Karlsruhe 1958, S. 47.
  4. a b Rudolf Wolkan (Hrsg.): Geschicht-Buch der Hutterischen Brüder. Wien 1923. Im vorangestellten Register des Buches findet sich auf S. XXXII ff. eine chronologische Zusammenstellung der beschriebenen Täuferschicksale; auf Seite 182–184 findet sich eine Tafel der Märtyrer im Zeitraum 1527 bis 1544.
  5. Wolfgang Krauss: Niemanden zu sich hereinlassen. Kündigen wir die Mennistenkonzession nach 350 Jahren? (Memento desOriginals vom 19. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lesbar.down-to-earth.de (PDF; 92 kB) S. 3; abgerufen am 1. Januar 2010. Krauss spricht von „Ekklesiozid“ (= Kirchenmord) in Parallele zum „Genozid“ (= Völkermord)
  6. Rudolf Wolkan (Hrsg.): Geschicht-Buch der Hutterischen Brüder. Wien 1923, S. 182.
  7. Die Martertafel findet sich auch abgedruckt bei Michael Holzach: Das vergessene Volk. Ein Jahr bei den deutschen Hutterern in Kanada, Hamburg 1980, ISBN 3-455-08844-9 (als Taschenbuch: dtv 30008, München 1996, ISBN 3-423-30008-6), S. 244–246 (Anhang)
  8. Der Mantelhof gehört heute zur Stadt Aalen im Ostalbkreis in Baden-Württemberg (siehe LeoBW, Landeskunde entdecken)
  9. Zum Beispiel: Märtyrerspiegel der Taufgesinnten (Memento desOriginals vom 26. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bitimage.dyndns.org (PDF; 19,2 MB) eingesehen am 27. Februar 2009
  10. um Himmelfahrt – Die Angaben über das Hinrichtungsjahr variieren. In verschiedenen Quellen wird 1528 angegeben. In der Geschichtsschreibung von Waldsee wird die Hinrichtung auf 1530 festgelegt. Vgl. J. D. G. Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee, 1884. S. 76.
  11. John S. Oyer / Robert S., Kreider: Märtyrerschicksale. Berichte über Täufer des 16. Jahrhunderts, die für ihren Glauben ihr Leben hingaben. Lage (Lippe) 2002 (1. Auflage), S. 7
  12. Informationen über die Veranstaltungen des „Täuferjahres 2007“; eingesehen am 22. Februar 2009
  13. Lutheraner versöhnen sich mit Mennoniten. In: tagesschau.de. Die Nachrichten der ARD. 22. Juli 2010, archiviert vom Original am 25. Juli 2010; abgerufen am 22. Dezember 2013.
  14. Mennonews: Thüringen eröffnet Themenjahr „Reformation und Toleranz“; eingesehen am 31. Januar 2013

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Jan Woutersz van Cuyck executie.jpg
Execution of Jan Woutersz van Kuyk and Adriaentje Jans of Molenaarsgraaf, Dordrecht, 1572. Jan Woutersz van Cuyck is on the left baring his chest to show the marks of his torture and proclaiming he speaks no evil, just before he was bound to the stake. In his hand he is holding a piece of wood which had been shoved in his mouth to keep him from speaking. On the right Adriaentgen Jans van Molenaarsgraaf is being strangled at the stake. Story from the Martyr's Mirror
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Täufergericht Schwäbisch Gmünd 1529 nach der ältesten Chronik der Hutterischen Brüder
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Das Kleinhäuslerhaus aus Wilfersdorf wurde am 5. Oktober im Museumsdorf Niedersulz eröffnet. Es beherbergt die erste ständige Ausstellung über die Geschichte der Hutterer und ihre Spuren im Weinviertel und Südmähren.
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Gedenkstein für die Märtyrer der Täuferbewegung Michael Sattler und Margaretha Sattler in Rottenburg am Neckar (†1527)
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Der Täufer Gerrit Hazenpoet verabschiedet sich vor seiner Hinrichtung von Frau und Kind.
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Zürich-Schipfe : Gedenktafel für die in der Limmat von der Stadtregierung Zürichs ertränkten Täufer: An dem Ort, wo Felix Manz als erstes Opfer der Täuferbewegung in Zürich ertränkt wurde, befindet sich eine Gedenktafel. In Anwesenheit von Stadtrat Robert Neukomm erfolgte am 7. Juli 2004 anlässlich des Begegnungstags der reformierten Kirchen und Täufer die Einweihung einer schwarzen Basaltplatte an der Ufermauer bei der Schipfe (gegenüber Haus Nr. 43): «Hier wurden mitten in der Limmat von einer Fischerplattform aus Felix Manz und fünf weitere Täufer in der Reformationszeit zwischen 1527 und 1532 ertränkt. Als letzter Täufer wurde in Zürich Hans Landis 1614 hingerichtet.»
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Gedenktafel für Balthasar Hubmaier (oder Hubmayr) an den Resten des Stubentores am Dr.-Karl-Lueger-Platz im 1. Wiener Gemeindebezirk
Ertraenkung felix manz.jpg
Felix Manz wird am 5. Januar 1527 als Täufer in der Limmat ertränkt
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Anneken Hendriks burned in 1571
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Täuferbrücke über die Combe du Bez, oberhalb von Corgémont; Bern, Schweiz. Gedenktafel.