Lutz Bertram

(c) Bundesarchiv, Bild 183-1989-1203-003 / Senft, Gabriele / CC-BY-SA 3.0
Lutz Bertram (vierter von rechts) im Jahr 1989

Lutz Bertram (* 1953 in Wernigerode) ist ein ehemaliger deutscher Radiomoderator. Bekannt wurde er zunächst vor allem durch den Stil seiner Interviews. Mit der Enttarnung als inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit gab er 1995 seine regelmäßige Rundfunktätigkeit auf.

Leben

Lutz Bertram studierte in Berlin Ästhetik, Kulturtheorie und Musikwissenschaften. Ab den 1980er Jahren war er ein bekannter Radiomoderator beim DDR-Jugendrundfunksender DT64. Daneben arbeitete er auch als Journalist und Buchautor. So brachte er sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik Deutschland Biographien von Udo Lindenberg und Peter Maffay heraus. Ab 1991 arbeitete er als Moderator des Morgenmagazins des ORB-Hörfunksenders Radio Brandenburg. Seine Moderation und besonders seine einfühlsamen, aber auch hart nachgefragten Interviews hoben ihn aus der Masse der anderen Rundfunkmoderatoren heraus. Er erwarb sich damit im Berlin-Brandenburger Raum einen gewissen Kultstatus. Kritiker warfen ihm aber auch eine deutliche Affektiertheit vor.

Mitarbeiter der Staatssicherheit

Im Januar 1995 musste er sich zu seiner Stasi-Mitarbeit bekennen. Er hatte in den 1980er Jahren sein Wissen, das er aus der Bekanntschaft mit zahlreichen Künstlern der DDR zog, als IM „Romeo“ weitergegeben. Begründet hatte er seine Mitarbeit mit Erfahrungen aus dem Jahr 1978, als ihm ein Reisepass und damit die Möglichkeit zur Operation einer fortschreitenden Augenerkrankung verweigert wurde, was schlussendlich zu seiner völligen Erblindung führte. Nach eigenen Worten sollte ihm so etwas nicht noch einmal passieren. Bertram bekannte sich darüber hinaus auch nur sehr zögerlich zu den ihm zur Last gelegten Tätigkeiten beim MfS; im Gegensatz zu dem Radiomoderator Jürgen Kuttner, der sich freiwillig als IM geoutet hatte (diesbezügliches konnte aber aufgrund fehlender Akten nie bestätigt werden). Pikanterweise griff Lutz Bertram kurz vor dem Bekanntwerden seiner Tätigkeit als „IM Romeo“ die Schriftstellerin Christa Wolf und den Politiker und Anwalt Gregor Gysi scharf an, indem er ihnen Verlogenheit bezüglich ihrer (vermeintlichen) Mitarbeit beim MfS vorwarf und sie bedrängte, sie sollten sich endlich zu ihrer schmutzigen Vergangenheit bekennen (Die IM-Tätigkeit Christa Wolfs war zu jener Zeit noch nicht offiziell bestätigt). Nach dem Bekanntwerden seiner eigenen Stasi-Mitarbeit wurde er aus der Rundfunkanstalt entlassen. Seitdem gelingt es ihm nur ab und zu, ans Mikrofon zurückzukommen, zuletzt in einer einmaligen Interviewsendung auf Antenne Brandenburg mit Landesbischof Wolfgang Huber im Jahr 2003, ferner als Moderator einer Wahlparty der PDS, was deshalb für einige Betrachter verwirrend wirkte, weil Bertram sich in seinen letzten Wochen als Rundfunkmoderator als erbitterter Gegner der PDS und ihres politischen Personals gerierte.

Literatur

  • Klaus-Peter Wenzel: Der Fall Lutz Bertram. Dokumentation einer Verstrickung., Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 1996, ISBN 3-89602-059-5.
  • Lutz Bertram: Huhu, liebes Radiovolk. Audienz beim Frühstücksdirektor. Ch. Links Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-86153-077-5

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
ADN-ZB-Senft-3.12.89- Berlin: "Verlorene Lieder - verlorene Zeit" war am 2.12.89 im "Haus der Jungen Talente" das Motto eines Konzertes von Liedermachern aus der DDR und ehemaligen aus der DDR ausgewiesenen Künstlern. Daran schloß sich eine lebhafte Diskussion an, zu der im Präsidium Platz genommen hatten v.l.: Wolf Biermann, Dr. Dietmar Keller, Pfarrer Friedrich Schorlemmer, Lutz Bertram, Matthias Görnandt, ein Arbeiter aus Gera, Bettina Wegner und Jürgen Fuchs.