Lutherkirche (Cottbus)

Die Lutherkirche ist ein Kirchengebäude im Kirchenkreis Cottbus der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Das Gotteshaus entstand 1911–1912 nach Plänen des Berliner Architekten Robert Leibnitz in der brandenburgischen Stadt Cottbus.[1][2][3] Nach starken Kriegsschäden wurde das Gebäude bis 1951[3] wieder auf- und später ausgebaut. Sie steht seit den späten 1990er Jahren unter Denkmalschutz.[3]
Geschichte
Die Industrialisierung in deutschen Städten führte auch in Cottbus gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem starken Bevölkerungsanstieg, die christliche Religion war bei den neuen Einwohnern weit verbreitet. So beschlossen die Anhänger des evangelischen Glaubens, die sich bereits in den 1840er Jahren zur Martin-Luther-Gemeinde zusammengeschlossen hatten, ein eigenes Gotteshaus zu errichten. Zunächst wurden Teile der Gemeinde am 1. April 1902 ein selbstständiger Pfarrbereich. Sie gründeten 1906 den Luther-Kirch-Bauverein, organisierten eine breite Spendenkampagne[4], erwarben in der Thiemstraße 27 Bauland, fanden mit dem königlichen Regierungsbaumeister Robert Leibnitz entsprechende Unterstützung. Am 25. Juni 1911 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung, bereits am 30. Juni 1912 konnte die Kircheneinweihung begangen werden.[2][5] Beteiligte Firmen am Bau waren Michaelis & Dietrich aus Cottbus (Bauaufsicht), Maurermeister Gustav Klammer sowie die Zimmermeister Alfred Kisse und Hermann Wust. Die Baukosten für das stattliche Gotteshaus mit Turm in Verbindung mit zwei Vereinssälen in einem Pfarrhaus sowie einer Küsterwohnung im Parterregeschoss betrugen 152.000 Mark.[4]
Im Ersten Weltkrieg musste die Gemeinde die Bronze-Glocken als Metallspende des deutschen Volkes abliefern, die in Kriegsgeräte umgeschmolzen wurden. Im Jahr 1926 erhielt die Kirche ein neues Geläut. Dieses musste im Zweiten Weltkrieg wieder abgeliefert werden, kam aber wohl zunächst auf einen zentralen Glockenfriedhof. Die kleinste Glocke des ursprünglichen Geläutes war 1926 an die Oberkirche St. Nikolai in Cottbus abgegeben worden und gelangte nach Ende des Krieges dorthin zurück. Diese s.g. Lutherglocke läutete dort bis 2022.[5] Gegenwärtig steht sie im Kirchraum der Oberkirche St. Nikolai ausgestellt.
Bei den Luftangriffen auf Cottbus am 15. Februar 1945 wurde die Kirche stark beschädigt, nach Kriegsende wurde das Baumaterial der Ruine für den Aufbau von Neubauernhöfen bestimmt. Erst mit Gründung der DDR, im Jahr 1949 konnte der Wiederaufbau geplant, unter Leitung des Architekten Hans Palm und durch Spenden und Arbeitsleistungen schrittweise durchgeführt werden.[4] Am 13. Mai 1951 erfolgte die Wiedereinweihung des Sakralgebäudes. Ein neues Geläut wurde 1954 eingeweiht, 1955 weihte die Luthergemeinde auch den ersten Teil der neu gebauten Jehmlich-Orgel ein.[5][6][1] Die letzten äußeren Kriegsschäden am Kirchengebäude wurden erst 1978 beseitigt.[5]
Nach der deutschen Wiedervereinigung und der administrativen und kirchlichen Neugliederung konnte die Kirche außen und innen komplett saniert werden. Die Innensanierung erfolgte von September 2018 bis August 2019.[7] Im Jahr 2021 wurde die Orgel durch das Unternehmen Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt saniert, am 13. November 2021 wurde sie erneut eingeweiht.[8]
Baubeschreibung
Architektur
Die Kirche ist eine im Jugendstil errichtete Saalkirche mit einem gerade schließenden Chor im Süden, Satteldach und einem neobarocken reliefierten Hauptportal auf der Nordseite, an der sich asymmetrisch der querovale Westturm mit einem Keildach angliedert. Über dem Portal des mehrgliederigen Baukörpers sind in einem Blendfenster die Anfangszeilen der ersten und der vierten Strophe von Ein feste Burg ist unser Gott unter der Lutherrose zu lesen. An der Ostseite befinden sich fünf Rundbogenfenster. Im Westen und im Süden schließt sich das Gemeindehaus an.
Alle Dächer des Bauensembles sind 2012 mit neuen roten Dachziegeln gedeckt worden[5], die Fassaden wurden mit beigem Putz erneuert.
Die Halbrund-Fenster des Kirchenraumes sind in zwei Etagen gegliedert und ziehen sich um den östlichen Querflügel über den Turm bis zum westlichen Baubereich herum. Sie lassen durch nichtfarbiges Glas einseitig Tageslicht in den Kirchenraum treten.
Ein Tonnengewölbe schließt den Kirchenraum ab. Wand- und Deckenflächen sind in verschiedenen Weißtönen ausgemalt.
Ausstattung


Die ursprüngliche Jugendstilausstattung sowie die reiche farbliche Ausmalung wurden 1945 vollständig zerstört.
Gegenwärtig präsentiert sich das Innere der Kirche seit dem Umbau von 2019 in einer dezenten Ansicht.
Altar und Kruzifix sind in einer flachen Apsis angeordnet, zu der drei in Freiform ausgeführte Stufen hinaufführen. Ein Ambo und ein Taufstein aus sedimentiertem Muschelkalk vervollständigen die Ausstattung des Altarraums.[9] Das Kruzifix hing bis zur Zerstörung des Gotteshauses außen an der nördlichen Giebelwand und ist das letzte originale Ausstattungsstück der Kirche. Beim Wiederaufbau bekam es als Altarkreuz seinen heutigen Platz.[5][10] Der rechteckige Altartisch ersetzt den im ZWK zerstörten früheren Kanzelaltar sowie den gemauerten Altar von 1951. Er ist ebenfalls aus weißem Muschelkalk gefertigt und mit einer Holzplatte bedeckt.
Dreizehn Bankreihen aus gebeiztem Holz, durch einen Mittelgang unterbrochen, bieten bis zu 250 Besuchern Platz.
Im Kirchenraum befindet sich auf einer L-förmigen Empore eine Orgel aus der Werkstatt des Orgelbauers Jehmlich, die neben den Gottesdiensten auch für öffentliche Konzerte genutzt wird.[11]
Gemeindearbeit
Die Luthergemeinde hatte Ende 2022 rund 1160 Mitglieder. Zur Gemeinde gehört der evangelische Kindergarten Lutherrose in der Weinbergstraße 14 unweit des Gotteshauses.[1] Die regelmäßige Gemeindearbeit beinhaltet u. a. die Durchführung der Christenlehre für Kinder, die Arbeit mit Konfirmanden, die Junge Gemeinde, den Unterhalt eines Bläserchores, einen Seniorenkreis und einen Besuchsdienstkreis.[5]
Pfarrer (Auswahl)
- 1904–1932: Rudolf Rauh[5][4]
- 2000–2017: Stefan Aegerter
- 2019–2022: Vera von der Osten-Sacken[12][13]
- Vakanz: Stefan Magirius[13]
- Januar – Oktober 2023: Sven Oliver Lohmann[1]
- Seit 2025: Adrian Reinfeld[14]
Literatur
- Alexandra Sidorova: Der Wiederaufbau und die Sanierung der Lutherkirche Cottbus im Kontext regionaler Erfahrungen. Denkmalpflegerische Bewertung der aktuellen Umgestaltungsabsichten für den Innenraum, Masterarbeit im Studiengang Bauen und Erhalten an der BTU Cottbus-Senftenberg, Lehrstuhl Denkmalpflege; Cottbus 2017
- Chr. Lehm et al: Die evangelische Lutherkirchengemeinde Cottbus und ihre Kirche. Streiflichter aus der bewegten Geschichte zum 100. Jubiläum des Kirchbaus 1912–2012, Hrsg. GKR der Lutherkirchengemeinde Cottbus, 2012.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09100177 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Internetauftritt der Gemeinde
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Homepage der Cottbuser Lutherkirche, zuletzt abgerufen am 24. Juni 2023.
- ↑ a b Die Lutherkirche in Cottbus. In: Flafs Freie Zeichnerei. 11. August 2011, abgerufen am 17. Mai 2020 (Die Darstellung enthält sowohl Grundrissskizzen als auch detaillierte Fotos).
- ↑ a b c Eintrag in die Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg. Abgerufen am 17. Mai 2020.
- ↑ a b c d Kirche für die Spremberger Vorstadt, abgerufen am 20. Mai 2022.
- ↑ a b c d e f g h Gründung und Namensgebung, luthergemeinden.ekbo.de; abgerufen am 20. Mai 2022.
- ↑ Sehenswert: Die Lutherkirche. Stadt Cottbus, abgerufen am 17. Mai 2020.
- ↑ Kirche: Wir haben keine tote Hülle gebaut. In: Lausitzer Rundschau. 11. September 2019, abgerufen am 17. Mai 2020.
- ↑ Die Königin der Instrumente. Lutherkirche Cottbus, abgerufen am 6. November 2023. (PDF, 124 kB).
- ↑ Wesentliches im Blick, Lutherkirche im Detail, 20. April 2022.
- ↑ Historische Innenansicht der Cottbuser Lutherkirche.
- ↑ Flyer zur Kirchenmusik in Cottbus, abgerufen am 19. Mai 2022.
- ↑ Stefan Koppelmann: Universität Duisburg-Essen. Neue Studierendenpfarrerin wird eingeführt. In: lokalkompass.de. 14. Oktober 2022, abgerufen am 15. Februar 2025.
- ↑ a b Bericht des Superintendenten Kreissynode des Kirchenkreises Cottbus. In: evkirchenkreis-cottbus.de. 7. Oktober 2022, abgerufen am 15. Februar 2025.
- ↑ Vorstellungsgottesdienst von Pfarrer Adrian Reinfeld am 26.01.2025. In: evkirchenkreis-cottbus.de. Abgerufen am 15. Februar 2025.
Koordinaten: 51° 44′ 49,2″ N, 14° 19′ 42,8″ O
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Lutherkirche in Cottbus nach der Innensanierung 2018/2019
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Lutherkirche in Cottbus nach der Innensanierung 2018/2019
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Lutherkirche in Cottbus (Deutschland)