Ludwig Taaffe

Ludwig Patrick Johannes Graf Taaffe (* 23. Dezember 1791 in Brünn; † 21. Dezember 1855 in Wien) war ein österreichischer Jurist und Politiker.
Leben
Der Sohn von Rudolph Graf Taaffe und dessen Ehefrau Josepha, geb. Gräfin von Haugwitz, besuchte ab 1799 die Theresianische Ritterakademie sowie ab 1801 das Akademische Gymnasium in Wien. Er nahm das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien auf und bestand 1811 die Richteramtsprüfung. 1813 wurde er „sub auspiciis imperatoris“ zum Doktor der Rechte promoviert und 1820 zum geheimen Rat ernannt.[1] 1826 wurde er zweiter Präsident der allgemeinen Hofkammer. 1834 stieg er zum Obersten Justizpräsidenten auf und stand damit an der Spitze der österreichischen Rechtsprechung. Ab 1840 leitete er als Präsident die Hofkommission in Justizgesetzsachen. Nach dem Sturm auf das Niederösterreichische Landhaus und der gewaltsamen Niederschlagung durch das Militär am 13. März 1848 verhalf Taaffe dem zurückgetretenen Staatskanzler Klemens Wenzel Lothar von Metternich zur Flucht nach England. Am 20. März 1848 wurde er zum Minister der Justiz in der neugebildeten Regierung unter Franz Anton von Kolowrat-Liebsteinsky ernannt, jedoch erfolgte bereits im April seine Abberufung. Er übernahm nun wieder die Leitung des Obersten Gerichtshofes und widmete sich in dieser Funktion der Vereinheitlichung der Rechtsprechung im Kaisertum Österreich. Ab 1850 bis zu seinem Tod 1855 stand er dem neuorganisierten Obersten Gerichts- und Kassationshof in Wien vor.[2]
Er war Ehrenritter des Malteserordens und erhielt 1836 das Großkreuz des österreichischen Leopoldordens. Taaffe gehörte zahlreichen Gelehrtengesellschaften an, so der Akademie der bildenden Künste in Wien und der Accademia Tiberina in Rom als Ehrenmitglied. Beim Tod seines Bruders Franz 1849 erbte Ludwig Taaffe, der einer irischstämmigen Familie entspross, dessen irische Adelstitel als 9. Viscount Taaffe und 9. Baron Ballymote.[1]
Familie
Taaffe heiratete Amalie (1802–1874), Tochter des Fürsten Karl August von Bretzenheim, der Letzten ihres Geschlechts, das einer außerehelichen Beziehung ihres Großvaters, des Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern, entstammte. Aus dieser Ehe stammten zwei Söhne:[3]
- Karl (* 26. April 1823; † 19. November 1873)
- Eduard (* 24. Februar 1833; † 29. November 1895), Ministerpräsident ⚭ Irma Csáky de Körösszegy et Adorján (* 6. Januar 1838; † 15. Mai 1912)
- Walburga Clementina Rudolphina Francesca (* 23. Oktober 1825; † 13. September 1882)
- Amelia Rudolphina Henrietta Luise (* 29. September 1829; † 18. Mai 1891), Stiftsdame[4]
- Amelia Walburga (* 14. September 1831)
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Taaffe, Ludwig Patrick Graf. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 42. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1880, S. 308–311 (Digitalisat).
Weblinks
- Taaffe, Ludwig Patrick Johannes Gf., ab 1849 9. Viscount T. of Corren and Baron of Ballymote. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 14, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7794-4, S. 182.
- Louis Patrick John Taaffe, 9th Viscount Taaffe of Corren auf thepeerage.com
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser, 1875, S.891ff
Einzelnachweise
- ↑ a b Katharina Kniefacz: Ludwig Patrick Graf von Taaffe. In: 650 plus. 29. August 2016 (univie.ac.at [abgerufen am 5. Mai 2023]).
- ↑ Der Oberste Gerichtshof: Einrichtung des Obersten Gerichtshofs. In: ogh.gv.at. Abgerufen am 5. Mai 2023.
- ↑ Constantin von Wurzbach: Taaffe, Ludwig Patrick Graf. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 42. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1880, S. 308–311 (Digitalisat).
- ↑ Bohemia: ein Unterhaltungsblatt, Nr. 136, S.6, Todesnachricht
Personendaten | |
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NAME | Taaffe, Ludwig |
ALTERNATIVNAMEN | Taaffe, Ludwig Patrick Johannes Graf (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Jurist und Politiker |
GEBURTSDATUM | 23. Dezember 1791 |
GEBURTSORT | Brünn |
STERBEDATUM | 21. Dezember 1855 |
STERBEORT | Wien |
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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:
Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“
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Imperial Coat of Arms of the Empire of Austria, used from 1815 to 1866.
Ludwig Graf Taaffe (1791-1855), Präsident des Obersten Gerichtshofes, Rektor der Wiener Universität, Justizminister. Lithographie von Josef Kriehuber, um1855