Louis de Weck-Reynold

Louis de Weck-Reynold

Louis de Weck-Reynold (* 5. Oktober 1823 in Freiburg; † 28. November 1880 daselbst) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.

Biografie

De Weck-Reynold war katholisch, von Freiburg, Bösingen und Pierrafortscha, aus einer Familie der privilegierten Bürgerschaft der Stadt Freiburg. Seine Eltern waren François de Weck, Grossrat (1814–1830 und 1837–1847), Oberamtmann von Murten und Appellationsrichter (1831–1847), und Pauline geb. Fontaine, aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, Nichte des Chorherrn Fontaine. Er war der ältere Bruder von Rodolphe. De Weck-Reynold heiratete 1847 Othilde de Reynold (1824–1888), Tochter des Frédéric de Reynold (1798–1871), Obersts und Schlossherrn in Cressier. Ihr Sohn Ernest war Ammann von Freiburg (1903–1919) und Ständerat (1915–1916).

Nach der Primarschule in Murten unter Abbé Meinrad Meyer besuchte er das Kollegium St. Michael, die beiden letzten Jahre im Jesuitenpensionat, das als Hochburg der französischen Legitimisten galt. Er verwaltete die grossen Güter seiner Familie, insbesondere Bonnefontaine vor den Toren Freiburgs. Politisch war er kaum oder gar nicht tätig, übte aber erste administrative Ämter aus. So war er Sekretär der Allgemeinen Verwaltung und der Armenpflege der Stadt Freiburg (1847).

Während des Sonderbundskriegs bekleidete de Weck-Reynold den Rang eines Unterleutnants. Anschliessend stieg er zum Major und Kommandanten des Elitebataillons 56 auf. Von 1848 bis 1861 beschäftigte er sich mit Landwirtschaft und dem Besitz seiner Familie und gewann zu Recht einen guten Ruf als Agronom und Verwalter. Er wurde Sekretär der Société fribourgeoise d’agriculture und war aktives Mitglied des entsprechenden Westschweizer Verbands. Er leitete die Firma La Gruyérienne, die auf den Kauf und die Vermarktung von Käse spezialisiert war. Des Weiteren war er Mitglied des Aufsichtsrats der Hypothekarkasse (1854–1880) sowie Mitglied und Präsident des Aufsichtsrats der Kantonalbank.

Zu dem Zeitpunkt, da der Kanton den Eisenbahnbau und die Sonderbundsschulden zu verkraften hatte, wurde de Weck-Reynold politisch aktiv. Er war Staatsrat (1861–1880) und Grossrat (1861–1880). Als Vorsteher der zuvor von seinem verstorbenen Bruder geleiteten Finanzdirektion hatte er eine schwere Krise zu meistern: Die (1862 eröffnete) Strecke Lausanne–Freiburg–Bern (LFB) kostete sehr viel mehr als vorgesehen, und die französische Gesellschaft, die sie verwaltete, stand kurz vor dem Konkurs. De Weck-Reynold konnte seine Kollegen überzeugen, einen neuen Kredit (7,5 Millionen) zugunsten der LFB zu garantieren (1863) und wenig später deren Aktiven und Passiven zu übernehmen, das heisst 44 Millionen Franken, das zwanzigfache Kantonsbudget (1864).

De Weck-Reynold bemühte sich, die im Staatsbesitz befindliche Eisenbahngesellschaft rentabel zu machen (1864–1872). So förderte er Nebenlinien, die das Verkehrsvolumen der Hauptstrecke erhöhten: Bulle–Romont (1868), Freiburg–Payerne–Yverdon (1877) und ein erstes Projekt für die Strecke Freiburg–Murten. Er arbeitete mit Konvertierungsanleihen (1864, 1872 und 1879) und zögerte nicht, sein persönliches Vermögen einzusetzen, um das Einverständnis der Banken zu finden. So gelang es ihm, die Kantonsschuld abzubauen und den Zinsendienst zu verringern. Zudem führte er eine Registrierungssteuer ein (1862) und gründete die Tilgungskasse der Staatsschuld (1867). Als Krönung seines Werkes befreite er den Staat von der Last der Eisenbahn: Er führte die Fusion der L-F-B mit zwei anderen Gesellschaften zur Suisse Occidentale durch (1872), deren Aktionär der Staat wurde.

Nach dem Rücktritt von Hubert Charles wurde de Weck-Reynold, zuerst mit Frédéric Vaillant, dann mit François-Xavier Menoud, zum starken Mann der Regierung, die er 1872, 1874, 1876, 1877 und 1879 präsidierte. Von 1863 bis 1866 sass er im Ständerat, von 1866 bis 1880 im Nationalrat. Er arbeitete in mehreren wichtigen Kommissionen mit, in denen seine Kompetenzen Aufsehen erregten. Sein Einfluss wuchs, und er wurde Chef der Katholisch-Konservativen Fraktion. Besonderes Verdienst erwarb er mit dem «Gotthard-Kompromiss», der die Fertigstellung des Tunnels ermöglichte und zugleich die Simplon-Anhänger zufriedenstellte, die eine ähnliche Bundeshilfe erhielten (1878). Im gleichen Jahr erhielt er bei einer Bundesratswahl 52 Stimmen.

De Weck-Reynold gehörte zu den überzeugten Konservativen und hatte sich sogar 1848 an einer Verschwörung zum Sturz des radikalen Regimes beteiligt. Er war jedoch Realist genug, um einzusehen, dass die liberal-konservative Koalition in Freiburg weiterbestehen musste, und setzte sich für sie ein, wobei er sogar die Kontrolle über den Chroniqueur übernahm. Seine ausgleichende Politik erstaunte mehr als ein Mitglied der konservativen Kreise, die wie Nationalrat François-Laurent Chaney ihn eine Hürde für ihre Pläne sahen. Das Ansehen und die Autorität des Politikers, den die Freisinnigen «Weck-Pascha» nannten, waren so gross, dass niemand ihm zu widersprechen wagte.

Der Grosse Rat wählte de Weck-Reynold zum Staatsratspräsidenten des Jahres 1881. Er erkrankte jedoch an einer Lungenentzündung und starb am 28. November 1880 im Alter von 58 Jahren. Mit ihm verschwand eine der wichtigen Persönlichkeiten der Freiburger Politik der Jahre 1860–1880. Es dauerte nicht mehr lange, bis die liberal-konservative Koalition zerbrach.

Literatur

  • Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.

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Le Conseiller d'Etat Louis Weck-Reynold