Lotus Esprit

Lotus
Esprit
Produktionszeitraum:1976–2004
Klasse:Sportwagen
Karosserieversionen:Coupé
Motoren:Ottomotoren:
2,0–3,5 Liter
(103–260 kW)
Länge:4191 mm
Breite:1854 mm
Höhe:1118 mm
Radstand:2440 mm
Leergewicht:960–1389 kg
NachfolgemodellLotus Evora

Der Lotus Esprit ist ein von 1976 bis 2004 gefertigter Mittelmotor-Sportwagen des britischen Kleinserienherstellers Lotus.

Der Wagen wurde für den europäischen Markt bis 2002, für die USA bis 2004 gebaut. Im Sommer 2004 stellte Lotus die Produktion des Esprit nach 28 Jahren Bauzeit und rund 10.500 gebauten Exemplaren ein. Danach war der Lotus Elise/Exige das letzte verbliebene Modell, bis 2006 der Europa und schließlich der Nachfolger des Esprit, der Evora am Anfang des Jahres 2009 auf den Markt kam.[1][2]

Modellgeschichte

Lotus Esprit S1, 1977
Lotus Esprit Turbo, 1987

Esprit/Turbo

Die ersten Entwürfe für die Karosserieform des Esprit beruhten auf Vorschlägen von Giorgetto Giugiaro. Für sie war ein Zentralrohrrahmen wie beim Lotus Europa vorgesehen, wenn auch etwas größer. Der Esprit wurde 1972 in Turin vorgestellt, doch während der drei Jahre zwischen der Vorstellung des Prototyps und dem Produktionsbeginn wurde der Originalentwurf verbessert. Die Hinterradaufhängung mit Zentrallenker und zwei Querlenkern wurde an einen steifen Dreiecks-Fachwerk aus Stahlrohr gelagert[3]. An der Vorderachse blieb es bei Doppelquerlenkern. Die Verkleidungen der Karosserie erhielten eine andere Form, und es gab den Lotus-907-Motor aus Leichtmetall mit zwei obenliegenden Nockenwellen. Der gleiche Motor wurde ab 1972 im Jensen-Healey verwendet.

Das Fünfgang-Schaltgetriebe der ersten Serie kam von Citroën und wurde auch im Maserati Merak genutzt. Ab 1987 baute Lotus das Getriebe des Renault 25 ein. Der Esprit war während seiner gesamten Produktionszeit ausschließlich mit Klappscheinwerfern erhältlich. Alle Modelle außer dem Sport 300, hatten grundsätzlich keine Differenzialsperre an der Hinterachse, dadurch blieben sie in Kurven gutmütiger und besser beherrschbar.

Nach der Übernahme des Unternehmens durch General Motors (GM) wurde der Esprit überarbeitet. Das 1987er Modell hatte gegenüber dem Vorgänger eher Änderungen an Motor und Technik. Er hatte nun geschmiedete Mahle-Kolben und der Garrett-Turbolader erzeugte 0,66 bar Überdruck. Der „Esprit HC“ hatte aber weiterhin zwei Dell’Orto-Doppelvergaser und die Differenzial-Getriebe-Einheit aus dem Citroën SM.

Lotus Esprit Turbo SE/S4 1993

Unter der Regie von GM wurde ab 1988 in der zweiten Auflage die Karosserie des Lotus Esprit sehr geglättet und im Aussehen runder und moderner als die kantige Form der ersten Baureihe aus den 1970er-Jahren. Die Grundform der Karosserie wurde dabei nicht verändert. Die von Colin Spooner entwickelte Karosserie hatte einen Luftwiderstandsbeiwert (Cw) von 0,36. Die Lenkung arbeitete nach wie vor ohne Servo, das Kupplungs- und Bremspedal verlangten nach einem festen Tritt. Dabei verzichtete Lotus aus Gründen der Beherrschbarkeit im Grenzbereich auf eine Differenzialsperre an der Hinterachse. Die Traktion war wegen des Mittelmotors trotzdem relativ gut.

Der mit einem „Garrett T3“-Turbolader aufgeladene Motor stammte aus dem Vorgängermodell. Er wurde immer noch von zwei Dell’Orto-Doppelvergasern (DHLA 45M) gespeist. Die Abstimmung einer solchen Anlage war zwar teuer und kompliziert, aber gut eingestellt beschleunigte der Esprit Turbo schneller auf 200 km/h als ein Porsche 911 Carrera 3.2 (auch ohne Kat).

Eine Klimaanlage oder eine Lederausstattung kosteten Aufpreis, ein herausnehmbares Hubdach gehörte zur Serienausstattung.

Esprit V8

Lotus Esprit V8

Ab 1996 gab es eine neue Ausführung, die aus dem neuentwickelten 3,5-l-Biturbo-V8-Motor (Lotus-918-Motor) mit 32 Ventilen eine Leistung von 260 kW (354 PS) und ein maximales Drehmoment von 400 Nm schöpfte. Der „Esprit V8“ war der erste und einzige Lotus mit Achtzylindermotor und zugleich die leistungsstärkste Version in der Esprit-Baureihe und beschleunigte zum Beispiel schneller als der damals gleich teure Porsche 993 Carrera. Trotzdem verkaufte sich das Modell eher schleppend, wofür es mehrere Gründe gab. Zum einen war der Esprit mit nur etwa 1,12 m Höhe ein sehr flacher Sportwagen. Auch gegen Aufpreis war kein Automatikgetriebe erhältlich, zudem passten keine zwei Golfbags in den Kofferraum. Dadurch war das Auto für den US-amerikanischen Markt nicht mehr attraktiv.

Heck eines Esprit V8 aus der letzten Generation

Die Modelle mit Achtzylindermotor wurden bis 1998 als V8 bezeichnet, danach mit einem Facelift des Armaturenbretts als GT und SE, wobei die SE-Ausstattung die höherwertige war (Serie: Leder, Klima, Radio, Heckspoiler u. a.). Ein auf 50 Exemplare limitiertes 350-Sport-Sondermodell ergänzte 1999 das Programm. Dies war das schnellste und leistungsfähigste je gebaute Modell der Lotus-Esprit-Reihe. Die Innenausstattung des 350-Sport war vereinfacht; so fehlte etwa eine Klimaanlage. Dieses Modell war nur in silber erhältlich, der Motor war blau lackiert und die Instrumententafel war mit Carbon verziert. Der Wagen wog durch den Einsatz leichterer Komponenten gegenüber den GT/SE-Serienmodellen etwa 25/80 kg weniger. Der Motor blieb unverändert, die Fahrleistungen waren dadurch nur marginal besser. Die SE-Esprit-Modelle erhielten mit dem Erscheinen des 350-Sport und die anderen GT-Esprits ab dem Modelljahr 2000 die stärkere 320-mm-AP-Bremsanlage des 350-Sport-Modells, die an den gelochten Bremsscheiben erkennbar ist. Zum letzten Modelljahr 2002/03 hielten außen runde Heckleuchten sowie die Frontspoilerlippe aus dem 350-Sport-Modell Einzug. Innen wurde die Lederausstattung leicht verändert.

Der Achtzylindermotor des Esprit wurde von 1998 bis 2000 in einzelnen Exemplaren des Sportwagens AC Ace eingebaut.

Motoren

Anfangs hatte der Esprit nicht den erhofften Erfolg, unter anderem auch wegen der schwachen Leistungsdaten – die werksseitig angegebenen Werte (0–100 km/h in 6,8 s und 222 km/h Höchstgeschwindigkeit) waren unrealistisch.[4] Dennoch wurde 1978 eine zweite Serie (S2) vorgestellt. Anlässlich des Genfer Auto-Salons 1980 stellte Lotus eine Ausführung mit Ladermotor vor, den Turbo Esprit, der mit der 2,2-l-Ausführung des Sechzehnventilers Lotus 907 ausgerüstet war. Dieser Motor, der für den Sunbeam Lotus entwickelt worden war, konnte dank seines Turboladers von Garrett eine Höchstleistung von 154 kW erreichen.

Im selben Jahr wurde ein weiterer Esprit – auch dieser mit 2,2-l-Motor, jedoch ohne Turbolader – vorgestellt, der „S 2.2“ hieß. Dieser Motor wurde in der Version mit Turbo-Aufladung mehrfach modifiziert und bis zum Jahr 1996 gebaut, als der Esprit V8 vorgestellt wurde. Danach gab es nur noch eine kleinere Version des bisher verwendeten Vierzylinders als Alternative zum neuen 3,5-Liter-Achtzylinder-V-Motor. Letztere besaß ab dann nur noch 2,0 l Hubraum und war als Einstiegsmodell GT3 bis 1999 im Programm.

Der mit 0,75 bar aufgeladene Turbo-Motor des Esprit V8 war zwar sehr leistungsstark, hatte aber einige konstruktive Nachteile. Zum einen verzichtete man bei Lotus auf einen Ladeluftkühler. Der Motor hätte damit auch über 295 kW geleistet – aber das hätte das zu schwach dimensionierte Schaltgetriebe nicht ausgehalten, zudem verbrauchte er bei Vollgas sehr viel Treibstoff.

Fahrleistungen

Das 1980 erschienene Basismodell „S 2.2“ konnte laut Werksangaben von 0 auf 96 km/h (0–60 mph) in 6,7 s beschleunigen, die sportlichere Ausführung Turbo Esprit sollte es in 5,6 s schaffen. Diese Werte wurden jedoch in der Realität fast nie erreicht; erst ein 1988 getesteter Esprit Turbo schaffte tatsächlich 5,6 Sekunden und 251 km/h Höchstgeschwindigkeit. Diese Beschleunigungswerte änderten sich bis zum Erscheinen des Esprit V8 im Jahr 1996 nur geringfügig, da bis dahin immer derselbe 2,2-Liter-Vierzylindermotor mit Turbo eingebaut wurde. Selbst der Esprit S4s von 1995 hatte immer noch den gleichen Motor, auch wenn er inzwischen auf 224 kW (305 PS) Leistung erstarkt war. Der S4s brauchte für den Spurt von 0 auf 100 km/h immer noch 5,2 s im Test und lief 272 km/h.

Erst der Esprit V8 konnte diese Werte mit seiner Leistung von 260 kW (354 PS) wesentlich verbessern. Dieses Modell beschleunigte in nur 4,7 s von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit lag bei über 282 km/h. Die Runde auf dem kleinen Kurs in Hockenheim dauerte bei einem Test der Sport auto 1:17,9 Minuten. Nur das Topmodell, der „350-Sport“ konnte diese Werte unterbieten; mit 4,4 s von 0 auf 100 km/h und einer Rekordzeit von 1:15,3 Minuten in Hockenheim und eine Rundenzeit von 8:13 Minuten für die Nordschleife. Die Höchstgeschwindigkeit veränderte sich jedoch nicht gegenüber dem normalen Esprit V8.

Modelle und Motorisierungen

ModellBauzeitMotorHubraumLeistungDrehmomentVmax0–100 km/hLeergewicht
1. Generation
Esprit1976–1978R41969 cm³110 kW/150 PS190 Nm216 km/h8,5 s1010 kg
Esprit S21978–1980220 km/h7,1 s1020 kg
Esprit1976–19771973 cm³118 kW/160 PS221 km/h6,8 s960 kg
Esprit S21978–1981200 km/h
2. Generation
Esprit S2.21980–1981R42174 cm³118 kW/160 PS216 Nm200 km/h
Esprit S31981–1987217 km/h
Esprit Turbo1981–1986R4 Turbo157 kW/214 PS271 Nm241 km/h1389 kg
3. Generation
Esprit Turbo HC1987R4 Turbo2174 cm³160 kW/218 PS298 Nm235 km/h1280 kg
Esprit Turbo1987–1990158 kW/215 PS300 Nm250 km/h
EspritR4126 kW/171 PS216 Nm222 km/h
Esprit SE1989–1991R4 Turbo197 kW/268 PS354 Nm256 km/h5,0 s1329 kg
Esprit S1991168 kW/228 PS295 Nm255 km/h
Esprit SE HW1992–1993194 kW/264 PS354 Nm265 km/h
4. Generation
Esprit S41993–1996R4 Turbo2174 cm³197 kW/268 PS354 Nm265 km/h5,0 s1340 kg
Esprit 300 Sport1993225 kW/306 PS393 Nm261 km/h4,8 s1305 kg
Esprit S4s1995–1996212 kW/288 PS270 km/h4,9 s
Esprit GT31996–19991973 cm³179 kW/243 PS294 Nm263 km/h4,8 s1380 kg
Esprit V81996–1998V8 BiTurbo3506 cm³260 kW/354 PS400 Nm274 km/h4,7 s
Esprit V8 GT1998–2001
Esprit V8 SE282 km/h
Esprit 350 Sport19994,6 s1300 kg
Esprit2002–20045,0 s

Der Esprit in den Medien (Auswahl)

Lotus Esprit aus dem Film „Der Spion, der mich liebte“

Bekannt wurde der Lotus Esprit vor allem durch seine Rolle als James-Bond-Auto in den Filmen Der Spion, der mich liebte (1977), In tödlicher Mission (1981) und durch seine Auftritte in den Filmen Pretty Woman (1990), Filofax – Ich bin du und du bist nichts (1990), Teen Agent – Wenn Blicke töten könnten (1991) sowie Basic Instinct (1992). Außerdem gab es in den frühen 1990er-Jahren eine sehr erfolgreiche Computerspiel-Serie (Lotus Esprit Turbo Challenge), die sich hauptsächlich um den Esprit (im zweiten Teil – „Lotus Turbo Challenge 2“ – auch den Elan SE und im dritten Teil – „Lotus III: The Ultimate Challenge“ – zusätzlich noch den Prototyp M200) drehte, wodurch der Lotus Esprit noch einmal an Bekanntheitsgrad gewann.

2017 nutzte der deutsche Rapper Cro den Lotus Esprit aus 1977 in dem Musikvideo zu seinem Song Baum.[5]

Literatur

  • Russell Hayes: Lotus. Heel-Verlag, Königswinter 2007, ISBN 978-3-89880-823-1.
  • Jeremy Walton: Lotus Esprit: The Complete Story. Crowood Press, Ramsbury (Großbritannien) 1997, ISBN 1-86126-066-0. (englisch)

Weblinks

Commons: Lotus Esprit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Berichte

Videos

Einzelnachweise

  1. Lotus Esprit Turbo.com: Erste Entwürfe des Lotus Esprit für 2009 (engl.) Auf: www.lotusespritturbo.com, 18. April 2007, 20:50 Uhr
  2. Beim Esprit-Nachfolger wird über eine Zusammenarbeit mit Toyota spekuliert
  3. http://atspeedimages.com/showcase.php/d6a1c6a0-1d29-11dd-bcbb-0019e3f8e432
  4. Originaltest des „Motoring Mag“ aus den 1970ern
  5. Chimperator Channel: Cro - Baum (Official Version). 1. Juni 2017, abgerufen am 24. Februar 2018.

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Green Lotus Esprit V8 2001 US-Version back.jpg
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Lotus Esprit Turbo HCI (1986) at Solitude Revival 2019
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Description: Front left quarter view of 1995 Lotus Esprit S4s number 3049. Source: Self-taken digital photograph Date: 14 Jun 2003

Photographer: Peter A Bergeron
Lotus Esprit (The Spy Who Loved Me) left-front National Motor Museum, Beaulieu.jpg
Autor/Urheber: Karen Roe from Bury St Edmunds, Suffolk, UK, Lizenz: CC BY 2.0

BOND in MOTION 50 Vehicles. 50 Years

The Spy Who Loved Me - Roger Moore

Lotus Esprit 'Wet Nellie' Whilst enjoying a drive in his new Lotus Esprit on Sardinia, Roger Moore's Bond is soon involved in a chase with Stromberg's henchmen. Driving off a pier straight into the sea it looks like the end for Bond. However, 'Wet Nellie' is a clever girl and converts into a submarine. Equipped with a bulletproof periscope, Bond uses a surface to air missile to destroy his pursuer. Beach goers were certainly surprised when the Lotus emerged from the sea onto the beach.

The World of James Bond 007 is full of action, excitement, drama and danger. The high octane, all action car and vehicle chases are at the heart of the Bond franchise. There is unique story behind every vehicle and every death defying stunt culminates in the exhilarating screen image. From speed boats leaping roads and cars submerging to exotic locations, ranging from tropical islands to the North Pole the action never ceases. Vehicles with gadgets and armouries add to the thrills with Bond having to be ever more resourceful in his battles with the increasingly technical and sophisticated villains. BOND in MOTION is the story of the vehicles that keep the man behind the wheel moving and how the thrill a minute chase sequences pushed man and machine to the limit.

This new exhibition to Beaulieu is the world's largest official collection of original James Bond vehicles, on display for 2012 only, featuring 50 vehicles from the Bond films. With fifty vehicles on display, BOND IN MOTION is the largest official collection of original Bond vehicles the world has ever seen. On display until the 6th January 2013 at the National Motor Museum, this could be your only chance to see these vehicles on display together. 2012 marks the 50th anniversary of the James Bond film series and the 40th anniversary of the National Motor Museum (and the 60th anniversary of Beaulieu opening its doors to the public) and what better way to celebrate than with the biggest exhibition of James Bond vehicles ever staged?

Cars used in films starring Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan and Daniel Craig all feature in the exhibition.
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