Long (Mythologie)

Long
Neun-Drachen-Wand in Datong
Chinesische Bezeichnung
Langzeichen
Kurzzeichen
Pinyinlóng
Jyutpinglung4
Pe̍h-ōe-jīliông *
Japanische Bezeichnung
Kanji
Kyūjitai
Go-on-Lesungryū
Kun-Lesungtatsu
Koreanische Bezeichnung
Hangeul
Hanja ()
Rev. Romanisierungyong
McCune-Reischaueryong
Alternative Bezeichnung
Hangeul
Hanja ()
Rev. Romanisierungryong
McCune-Reischauerryong
Vietnamesische Bezeichnung
Quốc Ngữrồng **
Hán tự
Fußnoten:
* 
Alternative Lesung als lîng
** 
Alternative Lesung als long

Long (chinesisch  / , Pinyin lóng, grafische Variante) ist der Name des chinesischen Drachen. Er gilt als das bekannteste Fabelwesen Chinas beziehungsweise des gesamten ostasiatischen Kulturkreises. Er gehört zu den „Vier Wundertieren“ (siling) Chinas.

Herkunft und Bedeutung

Das in der Mythologie Chinas häufig vorkommende Wesen ist, im Gegensatz zu den europäischen Drachen, eher mit einer Gottheit als mit einem (böswilligen) Dämon zu vergleichen. Der Drache beziehungsweise die verschiedenen lokalen Drachengottheiten (in Flüssen, Seen, Buchten, einer Legende nach sogar in Brunnen) werden auch noch heute, besonders in ländlichen Gegenden, angebetet, um beispielsweise Regen zu bringen. Allerdings waren nicht alle Drachen gutartig. Gefürchtet war u. a. der schwarze Drache der Flut, der für Überschwemmungen und Stürme verantwortlich war.

Die ältesten Darstellungen drachenähnlicher Mischwesen stammen aus den neolithischen Kulturen am Gelben Fluss, welche Objekte aus Muscheln und Jade hinterließen, die Schlangen mit Schweinen und anderen Tieren kombinieren. Am bekanntesten hierbei sind die Jade-Artefakte der Hongshan-Kultur (circa 4700–2900 v. Chr.). Sie werden im Chinesischen als „Schweine-Drache“ (zhulong,豬龍) bezeichnet.[1]

Das erste Vorkommen des klassischen Drachenmotivs zusammen mit dem Fenghuang, einem Phönix-ähnlichen Vogel, stammt aus Chinas Zeit der Streitenden Reiche (480–221 v. Chr.).[2] Drache und Fenghuang seien ursprünglich Symbol für das Kaiserpaar für Himmel und Erde gewesen. Dort begegnete das Symbol den China erobernden Mongolen, die es übernahmen und mit ihren weiteren Eroberungszügen in den Fernen und Nahen Osten brachten. Für die Kunst Vorderasiens sei das Drachenmotiv eine Neuerung des 13. Jahrhunderts. Eines der ersten Beispiele für die Übernahme des Motivs findet sich auf einem tauschierten Metallbecken in Nordsyrien. Ab diesem Zeitpunkt findet sich das Motiv Drache und Fenghuang in stilisierter Form auf Teppichen.

In der chinesischen Mythologie gibt es zwei Arten von Drachen, die Wasserdrachen, die Gottheiten der Gewässer repräsentieren, sowie die Feuerdrachen. Obwohl sie sich äußerlich beide nicht unterscheiden, so ist ihr Charakter völlig unterschiedlich: Der Feuerdrache fürchtet das Wasser, während der Wasserdrache das Feuer meidet. Es gibt zum Beispiel Märchen, wonach ein bösartiger Feuerdrache durch Wasser getötet wurde.

Der Feuerdrache ist auch das „Haustier“ des chinesischen Feuergottes Zhurong (nicht mit der historischen Man-Königin gleichen Namens zu verwechseln). Er ist rotgeschuppt und spuckt Feuer. Es gibt auch Eisdrachen, die dem Affenkönig Sun Wukong bei seiner Pilgerfahrt nach Indien sehr hilfreich waren (indem sie zum Beispiel das heiße Wasser von Kochtöpfen kühlten, in denen der Affen-Meister – der Mönch Xuanzang – von Dämonen gekocht werden sollte).

Der wichtigste Drachengott ist Ao Guang (敖廣), der Drachenkönig des Ostmeeres[Anm. 1], der von einem phantastischen Hofstaat aus (Meeres-)Tiergeistern umgeben war, die eher Menschen mit Tierköpfen darstellten, als mit Tieren zu vergleichen sind (z. B. Fußsoldaten Garnele und General Krabbe[Anm. 2].) Berühmt ist er unter anderem durch seine magischen Waffen, die das Aufsehen des Affenkönigs Sun Wukong erregten. Auch er wurde als Regenbringer verehrt. Es gibt auch Drachenkönige, in den Meeren des Westens[Anm. 3], des Nordens und des Südens[Anm. 4]. Ao Guang ist jedoch der prominenteste Drachenherrscher, und durch seine Bekanntschaft mit Gestalten wie Nezha (哪吒) und Sun Wukong sehr berühmt (wobei er durch Letzteren auch ins Lächerliche gezogen) wurde.

Mit der Ankunft des Buddhismus in China wurden die wohlwollenden Aspekte des Drachen manchmal verändert und den bösartigeren Naga angeglichen, was jedoch auf den Long Wang nicht zutrifft.

Aussehen

Das Aussehen des Drachen lässt sich folgendermaßen beschreiben: Der Leib ist der einer mächtigen Schlange, die Schuppen die eines Karpfens, der Kopf ähnelt dem des Wasserbüffels mit einer Mähne, auffällig ist auch der Bart und die zwei etwas längeren Bärte an der Nase, die vier Beine (mit variierender Zahl an Zehen, je nach Rang des Wesens) entsprechen denen des Adlers. Am Rücken entlang zieht sich ein roter Schuppenkamm, wie beim europäischen Drachen. Zudem entspringt dem Haupt ein Hirschgeweih. Das Gebiss des Drachen ist eher mit dem eines Säugetiers statt dem eines Reptils zu vergleichen (es gibt Schneidezähne, Eckzähne usw.), es ist somit eher vergleichbar mit dem Kiefer eines Wolfes oder Löwen. Der Nase, dem Halsansatz und dem Unterkiefer entspringt eine Art Bart.

Allerdings kann der Drache auch andere Formen annehmen. Es gibt in China ein Sprichwort: Der Drache hat neun Söhne, jeder von ihnen ist verschieden. So sind die Schildkröten, die im Tempel die Steintafeln tragen (bìxì), und die Löwen auf den geschwungenen Dächern (chīwěn螭吻, cháofēng嘲風) nach chinesischer Interpretation ebenfalls Formen von Drachen. Als ein magisches Wesen ist der Drache meist in der Lage, andere Formen, unter anderen auch menschliche Gestalt, anzunehmen. Es soll auch magische Objekte geben, meistens in Form einer Perle (die Drachenperlen), die Menschen in Drachen verwandeln können, falls jemand sie verschluckt.

Drache mit fünf Klauen und Drachenperle auf einer chinesischen Briefmarke (1897)

In Korea wird der Drache (kor. yong, ) mit vier Klauen, in Japan (jap. ryū,) mit drei Klauen dargestellt. In chinesischen Legenden heißt es, je weiter weg die Drachen von ihrem Land reisen, desto mehr Klauen verlieren sie. In japanischen Legenden ist es genau umgekehrt, je weiter sie reisen, desto mehr Klauen wachsen ihnen.[3]

Kulturelle Bedeutung

Der Drache wird als Symbol vielfältig benutzt:

  • Der Drache war Symbol des chinesischen Kaisers, der chinesische Kaiserthron wird auch der Drachenthron genannt. Der kaiserliche Drache besaß fünf Klauen und war allein dem Kaiser und seinen höchsten Beamten vorbehalten. Die Drachendarstellungen auf der Kleidung Beamter niederer Ränge hatten je nach Hierarchie vier oder drei Klauen. Es war allen Untertanen bei Todesstrafe verboten, das Symbol des kaiserlichen Drachen zu verwenden.[4]
  • Auch der Göttliche General Mo Lishou, der den Norden bewacht, besitzt einen Drachen, oder besser gesagt, eine Art mythischer Schlange. Sie verursacht Donner. Die vier Göttlichen Generäle sind buddhistische Götter und leiten sich von den vier Diamantkönigen[Anm. 5] des Buddhismus ab. Sie tragen alle den Familiennamen „Mo“.
  • In der chinesischen Zahlensymbolik steht die Neun[Anm. 6] für den Drachen.
  • Er ist das 5. der 12 Erdzweige des chinesischen Kalenders. So sind beispielsweise 2000, 2012 und 2024 Jahre des Drachen. Er ist das einzige mythische Wesen im chinesischen Horoskop.
  • China wird oft mit dem Drachen gleichgesetzt. Seit der Qin-Dynastie ist er Symbol des chinesischen Staates. Auch die Flagge der Qing-Dynastie wird von einem blauen Drachen[Anm. 7] mit fünf Klauen geschmückt.
  • Einer Sage nach verstehen die Chinesen sich auch als „Abkömmlinge der Drachen“[Anm. 8].
  • In Fengshui werden bestimmte markante geographische Merkmale (meist Flüsse oder langgezogene Berge) als „Drachen“[Anm. 9] interpretiert. Lage und Ausrichtung von Gebäuden werden an die Position des Drachen angepasst, wobei besonders darauf geachtet wird, dem Drachen nicht „die Sicht zu versperren“.[5]
Drachentanz beim Chinafest in Düsseldorf 2016

Anmerkungen

  1. Der Drachenkönig des Ostmeeres, (東海龍王, Dōnghǎi Lóngwáng)
  2. Die Fußsoldaten Garnele und General Krabbe (蝦兵蟹將, Xiābīng Xièjiāng)
  3. Der Drachenkönig des Westmeeres (西海龍王, Xīhǎi Lóngwáng)
  4. Der Drachenkönig des Nordmeeres (北海龍王, Běihǎi Lóngwáng) und der Drachenkönig des Südmeeres (南海龍王, Nánhǎi Lóngwáng)
  5. Die vier Diamantkönige (四大金剛, Sì Dà Jīngāng, Alternativbezeichnung die vier Himmelskönige四大天王, Sì Dà Tiānwáng) sind die chinesische Bezeichnung des Lokapala.
  6. Die Zahl Neun (jiǔ)
  7. Der blaue Drache (青龍, Qīnglóng)
  8. Long de Chuanren (龍的傳人, Lóng de Chuánrén)
  9. Der Drache oder wörtlich die Drachenader (龍脈, Lóngmài)

Weblinks

Commons: Long (Mythologie) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Elizabeth Childs-Johnson: Jades of the Hongshan culture: the dragon and fertility cult worship (= Arts Asiatiques. Nr. 46). 1991, S. 82–95, doi:10.3406/arasi.1991.1303 (englisch).
  2. Volkmar Enderlein im Führungsblatt Nr. ISL 2 des Pergamonmuseums 1994
  3. Chinese Dragon. In: asianartmall.com. Asian ArtMall, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. August 2012; abgerufen am 15. Juni 2022 (englisch).
  4. Josef Guter: Lexikon der Götter und Symbole der Alten Chinesen., S. 66
  5. Harald Gebhard, Mario Ludwig: Von Drachen, Yetis und Vampiren. BLV Buchverlag 2005, ISBN 3-405-16610-1, S. 47.

Auf dieser Seite verwendete Medien

9Drachen.jpg
(c) Zhou Yi, CC BY-SA 3.0
Neun chinesische Drachen
DatongJiulongBi.jpg
Autor/Urheber: User:Doron, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Nine Dragon Screen, Datong, Shanxi, China.
Chinafest 2016 11 Der Drache tanzt in Düsseldorf.jpg
Autor/Urheber: Noebse, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Chinafest 2016: Der Drache tanzt in Düsseldorf