Lohengelb oder Die Jungfrau von Dragant

Werkdaten
Titel:Lohengelb oder Die Jungfrau von Dragant
Form:Operette
Originalsprache:deutsch
Musik:Franz von Suppè
Libretto:Karl Costa und Moritz Anton Grandjean
Uraufführung:23. Juli 1870
Ort der Uraufführung:Stadttheater, Graz
Personen
  • Landvogt
  • Lohengelb
  • Mordigal
  • Ruaferl
  • Gertrud
  • Elsa

Lohengelb oder Die Jungfrau von Dragant ist eine Operette in drei Akten, die sich als Parodie des Lohengrin von Richard Wagner präsentiert. Die Musik stammt von Franz von Suppè; das Libretto von Karl Costa und Moritz Anton Grandjean und geht auf eine Parodie von Johann Nepomuk Nestroy namens Lohengelb zurück. Die Operette hieß bei ihrer Uraufführung nur „Die Jungfrau von Dragant“ ohne (Lohengelb). Die Wiener Erstaufführung erlebte das Stück am 30. November 1870 am Carltheater, dem ehemaligen Leopoldstädter Theater, in Wien.

Inhalt

Vor einer Flusslandschaft in den niederländischen Bergen hat Mark- und Gaugraf von Vogelsingen, genannt Hans der Gerechte, durch seinen Hin- und Herrufer eine Versammlung einberufen lassen, bei der er zum Kampf gegen den aus dem Osten eindringenden Feind aufruft. Er benutzt seine Anwesenheit auch dazu, um Gericht zu halten. Ritter Mordigall von Wetterschlund, beschuldigt Elsa, die Tochter des verstorbenen Herzogs von Dragant, ihren Bruder, den Prinzen Pafnuzzi, umgebracht zu haben und fordert ein Gottesurteil; wer Elsa verteidigen wolle, solle gegen ihn zum Duell antreten. Erst nach zweimaliger Aufforderung durch den Hin- und Herrufer kommt plötzlich ein fahrender Ritter auf einem Wagen, gezogen von einem weißen Schaf, daher. Dieser erzählt nur, dass er aus dem Fabelland komme und eine fesche Tour über Stock und Stein und Bergeshöhen hinter sich habe. Er bietet an, sich für Elsa duellieren zu wollen und hält dafür um ihre Hand an, stellt dabei jedoch die Bedingung, dass Elsa nicht nach seinem Namen und seiner Herkunft fragen darf. Im folgenden Duell wirft der Ritter den Mordigall nieder, schenkt ihm aber das Leben. Mordigall schleicht sich zusammen mit seiner Frau Gertrud, einer altbekannten Hexe, von der Kampfstätte. Beide schwören Rache.

Während das Volk die ganze Nacht die wiederhergestellte Ehre der Jungfrau von Dragant und die bevorstehende Hochzeit feiert, heckt Mordigalls Frau Gertrud bereits neue Pläne aus. Mordigall soll den Ritter als Zauberer anklagen, sie selbst will Zweifel ins Herz der Elsa bezüglich der unbekannten Herkunft ihres zukünftigen Gemahls streuen. Am nächsten Morgen beschimpft Gerdtrud den Ritter als einziges Fragezeichen und Mordigall trägt seine Anklage der Zauberei vor. Die Anklage kann mit Bezug auf das Unschulds-Lamm, mit welchem der fahrende Ritter ja schließlich angekommen sei, abgeschmettert werden. Jetzt schmieden Mordigall und Gertrud zusammen mit einem Gefolgsmann Mordpläne.

Nach der unter großem Zeremoniell stattgefundenen Trauung gestehen sich Elsa und ihr Mann gegenseitig ihre Liebe. Dabei kann es Elsa, angestachelt durch Gertrud, nicht unterlassen, sich darüber zu beklagen, dass sie ihren Mann nicht beim Namen nennen kann und stellt letztlich doch die verbotene Frage. Inzwischen schleichen sich Mordigall und von ihm gedungene Raubritter in das Schlafgemach, um ihre Mordtat auszuführen, werden jedoch von Elsas Gemahl abgewehrt; Mordigall, bleibt dabei kopflos auf der Kampfstätte.

Am nächsten Morgen wird die Nachfeier der Hochzeitsgäste zum einen durch die Erzählung der nächtlichen Schandtat gestört zum anderen dadurch, dass der fremde Ritter verkündet, dass er fortziehen muss, da Elsa ihn trotz des ausgesprochenen Verbotes nach seinem Namen gefragt hat. Jetzt erzählt er, dass er zu den Rittern des Krals gehört und sich nur auf Urlaubsfahrt befunden habe. Sein Name sei Lohengelb. Darauf gesteht Gertrud plötzlich, dass sie damals Elsas Bruder in ein Schaf verzaubert hat und nur der Kral ihn erlösen könne. Da erscheint der Kral leibhaftig, der sich als eine Art guter Geist erweist. Er löst den Zauber, aus dem Schaf wird wieder der Prinz, Gertrud wird gebessert und Mordigall wird wieder zum Leben erweckt, darf aber nicht mehr hetzen und erhält deshalb zur Sicherheit einen neuen Kopf. Der Kral löst auch Lohengelbs Schwur, der nun bei Elsa bleiben darf.[1]

Musik

Es stellt sich die Frage, ob es sich bei der Jungfrau von Dragant wirklich um eine Operette und nicht etwa um einen "Rückfall" in frühere Possenzeiten handelt. Bereits die Kritik nach der Uraufführung hat der Operette eine "harmlose, lustige Possenmusik"[2] bescheinigt. Zudem wird betont, dass Suppé die Lohengrin Musik „ganz außer Acht“ gelassen und sich damit begnügt habe, „einige Instrumentaleffekte aus dem Tannhäuser hinein zu flechten“.[3] Und so fehlen denn auch die opernhaften Strukturen früherer Werke gänzlich, obwohl es sich doch gerade bei diesem Stoff anbieten würde.

Trotz dieser Einwände bleibt festzuhalten, dass das Stück, wie schon die oben zitierte Kritik ebenfalls ausführte, "...einige kostbare Nummern aufweist", die es wert sind, der Vergessenheit entrissen zu werden. Zu diesen zählt an erster Stelle der "Liebeswalzer", der eine herrliche Parodie auf Strauß'sche Walzerfolgen zu Gehör bringt. Ein weiterer parodistischer Höhepunkt, der auch exemplarisch das Umsetzen des Stoffes durch die Autoren repräsentiert, ist die Wiederannäherung der verfeindeten Gertrud (Ortrud) und Elsas, bei dem beide einen urkomischen Alpenjodler im Duett abjauchzen. Weitere kostbare Nummern: die Romanze "Mond du trauter" (Elsas Klagen an die Lüfte), das Couplet des "Hin- und Herrufers", der sehr parodistische Klagegesang der Brautjungfern, das mehrteilige Duett der Neuvermählten in der Hochzeitsnacht, welches in seiner Struktur an die großen Duette Offenbachs erinnert, das aus bester Wiener Volkstheatertradition stammende Banditenterzett und auch die "Gralserzählung", welche aufs Ergötzlichste das Original persifliert.

Der Liebeswalzer aus dem Stück wurde auf dem Album von Suppè Marches, Waltzes, Polkas veröffentlicht.[4]

Das Stück wurde 1984 in der Wiener Kammeroper aufgeführt, von Fritz Muliar inszeniert und vom Österreichischen Fernsehen ORF aufgezeichnet. Das Libretto wurde von Kurt Huemer bearbeitet und die Pointen des Stückes in die Zeit von 1984 transferiert. In dieser Bearbeitung wurden dann des Öfteren Originalzitate von Wagners Musik eingestreut, dafür gab es erhebliche Striche an der Originalmusik. Leider fielen diesen Strichen fast alle der oben angeführten „köstlichen Nummern“ zum Opfer und es blieben nur mehr die „harmlosen, lustigen Possenstücke“ übrig. Quasi als Entschädigung wurden im Finale fast sämtliche bekannten Stücke aus Suppés Werken zitiert.

Das Stück wurde in Wien mit folgender Besetzung aufgeführt: Erich Padalewski (als Landvogt), Reinhard Brussmann (als Lohengelb), Josef Luftensteiner (als Mordigall), René Rumpold (als Ruaferl), Katharina Dau (als Gertrud), Sabine Rössert (als Elsa).

1988 fertigte der WDR eine weitere Fassung des Stückes als Rundfunk-Produktion an. Diese Version entspricht eher dem Original.

Einzelnachweise

  1. Die Prinzessin von Dragant, Libretto, Verlag der Wallershauser’schen Buchhandlung, Wien 1871.
  2. Hans-Dieter Roser: Franz von Suppé, S. 137.
  3. Hans-Dieter Roser: Franz von Suppé, S. 138.
  4. Suppe: Marches / Waltzes / Polkas siehe: Homepage naxos.com