Logik von Port-Royal

Titelblatt der siebten Auflage der Logik von Port-Royal, 1738

Die Logik von Port-Royal ist der verbreitete Name des Buches “La logique, ou l'art de penser”, eines bedeutenden Werks über Logik. Es wurde erstmals 1662 anonym von Antoine Arnauld und Pierre Nicole publiziert. Die beiden waren zwei prominente Vertreter des Jansenismus aus dem Kreis um Port-Royal. Auch Blaise Pascal soll Teile des Textes beigesteuert haben. Dem Buch voraus ging die Grammatik von Port-Royal (1660).

Die Logik von Port-Royal ist in der Umgangssprache geschrieben, wurde in England und Frankreich populär und als Logik-Lehrbuch bis ins 20. Jahrhundert benutzt. Sie enthält starke Cartesische Elemente in ihrer Metaphysik und Epistemologie. Arnauld war einer der Philosophen, die DescartesMeditationes de prima philosophia kritisierten.

Das Buch gilt als paradigmatisches Beispiel der traditionellen Begriffslogik.

In der “Logisch-semantischen Propädeutik von Ernst Tugendhat und Ursula Wolf wird die Logik von Port-Royal als Werk gekennzeichnet, das nach der von Aristoteles begründeten älteren Logik die zweite, die neuzeitliche Phase der Logik einleitet, welche "durch ein Vorherrschen erkenntnistheoretischer und psychologischer Fragestellungen"[1] gekennzeichnet ist. Ihr folgt die dritte Phase der Logik, die laut Tugendhat und Wolf durch Freges Begriffsschrift eingeleitet wird. (→Geschichte der Logik)

Der Philosoph Louis Marin studierte das Buch.[2] Michel Foucault sah es als eine der Grundlagen der épistémè im Zeitalter der Repräsentation.[3]

In Deutschland wurde das Buch von Leibniz rezipiert und 1704 in lateinischer Sprache durch den Theologen Johann Buddeus herausgegeben, geriet danach aber im deutschen Sprachraum in Vergessenheit. Erst 1974 erschien das Buch erstmals in deutscher Sprache.[4]

Moderne Ausgaben

  • Antoine Arnauld, Pierre Nicole, Bobbs-Merrill: The Art of Thinking: Port-Royal Logic. 1964.
  • Antoine Arnauld, Pierre Nicole: Die Logik oder die Kunst des Denkens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-03710-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Tugendhat, Ursula Wolf: Logisch-semantische Propädeutik. Reclam, Stuttgart 1983, ISBN 978-3-15-008206-5, S. 7.
  2. Louis Marin: La Critique du discours. Éditions de Minuit, 1975, ISBN 978-3-518-42008-9.
  3. Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Suhrkamp, 2003, ISBN 978-3-518-06734-5.
  4. Arnauld, Nicole: Die Logik oder die Kunst des Denkens, dt. übers. von Christos Axelos, wbg Academic 2017, ISBN 978-3-534-26616-6, S.XII

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