Loeb-Werke

Loeb-Werke AG
RechtsformAktiengesellschaft
Gründung1906 (als Kraftfahrzeug-AG) bzw. 1917
Auflösung1920
AuflösungsgrundUmfirmierung in Dinos-Automobilwerke AG
SitzCharlottenburg, Deutschland
BrancheKraftfahrzeughersteller, Motorenhersteller
„Flugmotoren System Hiero“, Werbegrafik von Max Schammler für die Loeb-Werke mit Fabriken in Charlottenburg und Berlin-Hohenschönhausen in der Zeitschrift Motor, Jahrgang 1918 (Ausgabe Juli/August)

Die Loeb-Werke AG war ein deutsches Unternehmen im Automobil- und Motorenbau, das von 1917 bis 1920 existierte und seinen Sitz an der Fritschestraße in (Berlin-)Charlottenburg hatte.[1]

Geschichte

Das Unternehmen wurde von Ludwig Loeb und Dagobert Philip 1906 unter der Firma Kraftfahrzeug-AG gegründet und baute 1906–1907 auf dem Hintergelände des Grundstücks Fritschestraße 27/28 in Charlottenburg ein großes Fabrikgebäude mit Garagenanlagen im Erdgeschoss und im Kellergeschoss, das heute unter Denkmalschutz steht.[2] Das Unternehmen übernahm kurz darauf die ebenfalls von Loeb und Philip gegründete Loeb & Co. GmbH, die formal selbständig bestehen blieb und ab 1. April 1907 ihren Sitz in der Nähe der Fritschestraße im Haus Bismarckstraße 55/56 hatte.[3][4] Die Loeb & Co. GmbH beschäftigte sich mit der Reparatur von und dem Handel mit Automobilen vieler Fabrikate. Sie hatte die Vertretung für die Marken Benz, Fiat, Panhard & Levassor und Daimler. Auch Ottomotoren der Motorenfabrik Körting in Hannover gehörten zum Sortiment. Bald nach der Übernahme wurde ein zweiter Produktionsstandort in (Berlin-)Hohenschönhausen erworben.[3]

Im Jahr 1909 begann die Fertigung von kompletten eigenen Automobilen unter der Marke LUC (Loeb und Co.). Zunächst wurde ein 12/36-PS-Modell mit selbst konstruiertem seitengesteuertem Reihen-Vierzylindermotor gebaut.

Schon 1912 kamen dann zur Abrundung des Programms die ebenfalls vierzylindrigen Modelle 8/22 PS und 16/40 PS mit Knight-Schiebermotoren dazu. Die Motoren für diese Wagen wurden von der Daimler Motor Company in Großbritannien bezogen.

Ab 1913 folgte das Modell 10/30 PS, das besonders durch seinen leise laufenden Ventiltrieb (fast wie der Knight-Motor, obwohl es eine seitengesteuerte Konstruktion war) und seine fortschrittliche Hinterachskonstruktion bekannt wurde. Die Hinterachse war aus Stahlblech-Teilen gefertigt und an halbelliptischen Längs-Blattfedern aufgehängt, die unterhalb der Achse verliefen. Zusätzlich war eine weitere Quer-Blattfeder eingebaut, die sich nach hinten mit einer Schraubenfeder gegen den Rahmen abstützte.

Bald nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Automobilherstellung beendet. Stattdessen entstanden Flugmotoren (darunter in Lizenz der im damaligen Österreich-Ungarn entwickelte leistungsstarke Hiero) und es wurde zusammen mit Büssing der erste deutsche Panzerwagen mit Allradantrieb sowie einem Fahrerplatz für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt entwickelt (Büssing A5P).

Im Jahr 1917 wurde die Loeb & Co. GmbH mit ihrer Muttergesellschaft Kraftfahrzeug-AG verschmolzen, die Firma lautete nun Loeb-Werke AG.[3][5] Nach Kriegsende wurde ab 1919 wieder kurze Zeit das 10/30-PS-Modell hergestellt, jetzt unter der Marke Loeb. 1920 wurde die Firma in „Dinos“ Automobil-Werke AG geändert[3]. Unter der Marke Dinos wurde zunächst bis 1921 ein dem Loeb ähnlicher 10/30-PS-Wagen produziert.

Modelle

ModellBauzeitraumZylinderHubraumBohrung × HubLeistungbei DrehzahlRadstandHöchstgeschwindigkeit
12/36 PS1909–19134 Reihe3052 cm³90 mm × 120 mm36 PS (26,5 kW)1800 min⁻¹3100 mm75 km/h
8/22 PS Knight1912–19144 Reihe2025 cm³75 mm × 114 mm22 PS (16,2 kW)1800 min⁻¹2900 mm75 km/h
16/40 PS Knight1912–19144 Reihe4084 cm³101 mm × 130 mm40 PS (29 kW)1800 min⁻¹3100 mm90 km/h
10/30 PS1913–19204 Reihe2612 cm³80 mm × 130 mm35 PS (26 kW)2000 min⁻¹2950 mm85 km/h

Literatur

  • Halwart Schrader: Deutsche Autos 1886–1920. 1. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02211-7, Seiten 233–234.
  • Hans Christoph von Seherr-Thoss: Die deutsche Automobilindustrie. Eine Dokumentation von 1886 bis heute. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974, ISBN 3-421-02284-4, S. 103.
  • Werner Oswald: Deutsche Autos 1920–1945. 10. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-87943-519-7, Seite 450.

Weblinks

Commons: Loeb-Werke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Berliner Adreßbuch 1918, Teil 1, S. 1677.
  2. Mietshaus, Gewerbehof, Garage Fritschestraße 27, 28 in der Berliner Landesdenkmalliste
  3. a b c d Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, 30. Ausgabe 1925, Band 3, S. 4851.
  4. Berliner Adreßbuch 1907, Teil 1, S. 1435.
  5. Im Berliner Adreßbuch für 1918 sind jedoch sowohl die Loeb & Co. GmbH als auch die Loeb & Co. AG unter gleicher Adresse verzeichnet.

Auf dieser Seite verwendete Medien

1918 Motor. Monatsschrift für Kraftverkehrs-Wirtschaft und -Technik S. 182 Max Schrammler Loeb-Werke AG Flugmotoren System Hiero Lastwagen Personenwagen.jpg
Mehrfarbige ganzseitige Werbegrafik von Max Schammler in der Zeitschrift Motor. Monatsschrift für Kraftverkehrs-Wirtschaft und -Technik, Weltkriegs-Ausgabe Juli/August 1918, hier: Jahrgang 1918, Seite 182. Illustration für die

„Flugmotoren
SYSTEM HIERO“

sowie die Lastwagen und Personenkraftwagen der Firma {{:de:Loeb-Werke|LOEB-WERKE A.G.}} die Automobil- und Flugmotoren-Fabriken in Berlin-Charlottenburg und Hohenschönhausen betrieb.

Größe der Seite circa 22 x 33 cm; Größe des Motivs circa 19 x 29 cm ...