Liste von Matronennamen

Diese Liste von Matronennamen enthält die Beinamen von Matronen, überwiegend in Dreizahl auftretenden Muttergottheiten der römischen, germanischen und keltischen Religion.

Bei den über 800 aufgefundenen Inschriften auf sogenannten „Matronensteinen“, die in den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten den Göttinnen als Weihesteine gestiftet wurden, steht beim Namensteil Matronae, Matres („Mütter“) oder Deae („Göttinnen“) meist ein Beiname als Zusatz; dabei ist die Häufigkeit der auftretenden Namen sehr unterschiedlich. Während die meisten Namen nur einmal auftreten, lassen sich bei anderen gebietsweise Verdichtungen feststellen, die möglicherweise auf Kultzentren hinweisen. In vielen Fällen können die Namen nicht mehr gedeutet werden, weil keine zeitnahen schriftlichen Quellen zu Matronen bekannt sind. Bei manchen Beinamen lassen sich Rückschlüsse auf die Art und Funktion der jeweiligen Göttinnen ziehen, so finden sich verschiedene Schutz-, Quell- und Wassergöttinnen. In der folgenden Liste gelten die Bedeutungen der Namen in den wenigsten Fällen als zweifelsfrei erwiesen.

BeinameFundorteMögliche Bedeutung
Abiamarcae, AmbiamarcaeMechernich-Floisdorf, Kreis Euskirchenabgeleitet: „Das hinten im Wald liegende Grenzland“
AbirenaeKöln-Deutz
AfliaeRaum Köln (2 ×)möglich: von afla „Kraft“
AhinehiaeBlankenheim bei Euskirchenmöglich: von aha „Wasser, Fluss“
AhueccaniaeGleuel bei Kölnmöglich: Quellgöttinnen, von aha „Wasser, Fluss“
AlaferhviaeInden-Altdorf, Fronhoven bei Eschweiler, Gohr bei Dormagen, Pattern bei Aldenhoven (je 1 ×)möglich: „Die Großen Lebenspendenden“
AlagabiaeHaus Bürgel bei Düsseldorfmöglich: „Die Allgebenden“
AlaterviaeCramond, Vorort/Hafen von Edinburghabgeleitet: „(Eichen-)Baumgöttinnen“
AlbiahenaeOberelvenich bei Euskirchen (4 ×)
AlhiahenaeNeidenstein bei Heidelbergabgeleitet: von „Tempel“ oder „Elch“ i. e. „Gegend wo es Elche gibt“
AlmaviahenaeThorr bei Köln
AlusneihaeInden-Pier bei Dürenabgeleitet: vom runischen Zauberwort alu oder dem germanischen aluþ „Rauschtrank“; von germanisch *Alizō für Erle (Baumname) von einem Stellen- oder Ortsnamen; von einem gallorömischen Ortsnamen Alusniacum
AmbiamarcaeKöln-DeutzNebenform der Matronae Abiamarcae (s. o.)
AmbiorenesesKöln-Deutzin einer Inschrift gemeinsam mit Ambiamarcae in einer Reihe römischer Götter genannt
AmfratninaeEschweiler (12 ×)abgeleitet: „Die Matrone des persönlichen Glücks“
AmnesahenaeThorr bei Kölnmöglich: aus dem griechischen amnesia „Mangel an Erinnerung“: „Gegen das Vergessen“
AndrusteihiaeBonn-Bad Godesberg[1] und Kölnmöglich: antiker Name eines Stammes oder Volkes
AnesiaminehaeZülpich bei Euskirchenmöglich: antiker Name eines Flusses
AnnaneptiaeXantenmöglich: „Freundliche Schwester“
ArvagastiaeMüddersheim bei Dürenerschlossen: ein Familienname
AsericinehaeKölnerschlossen: ein Familienname
AtufrafinehaeBerkum bei Bonn
AudrinehaeHermülheim bei Köln, gefunden um 1910 (7 Steine als Grabkiste wiederverwendet)[2]erschlossen: „Die göttlichen Beistand Verleihenden“, „Die freundlichen Schicksalsmächte“[3]
AufaniaeBonner Münster,[4] Tempelbezirk Görresburg bei Nettersheim,[5] Zülpich, Köln, Jülich, Xanten, Nijmegen, Haus Bürgel bei Düsseldorf, Mainz, Lyon in Südfrankreich sowie im spanischen Carmona – insgesamt etwa 90 ×vorgeschlagen: als Eigenschaft „die Überflussgebenden“, als Ortsname „abgelegene Fenn“ („Sumpf“?)[6]
AumenahenaeKöln (2 ×)möglich: antiker Name eines Flusses
AustriahenaeMorken-Harff im Rhein-Erft-Kreis (etwa 150 ×)[7]abgeleitet: „Die Östlichen“
AviaitinehaeHaus Bürgel bei Düsseldorf2 konkurrierende Deutungen: „Grundbesitz, wo es (viele) Schafe gibt“ – „die Glück spenden und Besitz schützen“
AxsinginehaeKölnabgeleitet: germanisch „Ähre“
BerguiahenaeGereonsweilerabgeleitet: ein Baumname
BerguinehaeTerz
BerhuiahenaeGereonsweiler
CaimineaeEuskirchenmöglich: Ableitung von Ortsnamen
Cantrusteihiaeunbekannter Ort (3 ×)möglich: antiker Name eines Stammes oder Volkes
ChandrumanehaeBillig bei Euskirchen
ChuchenaeZülpich bei Euskirchen (4 ×)
EthrahenaeRödingen und Bettenhoven
EuthungaeKölnmöglich: antiker Name eines Stammes oder Volkes
FachinehaeNiederrhein (3 ×)möglich: von fahana „froh“
FrisavaeXantenabgeleitet: antiker Name des Volkes der Friesen
GabiaeEuskirchen (4 ×), insgesamt 12 ×möglich: „Die Gebenden“
GantunaeKölnabgeleitet: „Gänsegöttinnen“, von ganta „Gans“
GavadiaeJülich (6 ×) und Mönchengladbach (2 ×)möglich: Ehestifterinnen oder Göttinnen, die über Eide und Gelübde wachen
GavasiaeThorr bei Kölnmöglich: vom gotischen gawasjan „bekleiden“
GesahenaeNiederrhein (5 ×); Rödingen
GratichaeEuskirchenmöglich: Ableitung von einem Orts- oder Stellennamen
GrusduahenaeInden-Altdorfabgeleitet: „die zu einem kiesiegen Ort, Schotterplatz, Geröllhalde gehörenden“ Matronen
GuinehaeTerzabgeleitet: von Berguinehae
HamavehaeInden-Altdorf und Vilvenich, Kreis Dürenabgeleitet: vom Namen des Volkes der Chamaver, in antiken Quellen genannt
HavaeMerzenich bei Dürenmöglich: „Die Hohen“
HiheraiaeEnzen bei Euskirchen
IflesGohr (Dormagen)
IneaeBonn
IulineihiaeMüntz (Titz)
KannanefatesKölnabgeleitet: vom Namen eines römischen Regiments
LanehiaeLechenich (Erftstadt)
LeudinaePesch und Derichsweiler und Lüttich
LubicaeKölnmöglich: „Die heilenden Göttinnen“
MahalinehaeKöln, Deutzmöglich: Gerichtsgöttinnen
MarsacaeXanten (2 ×)möglich: antiker Name des Volksstammes der Marser (Germanien) oder der Marser (Italien)
MasanaeKöln
MediotautehaeKölnmöglich: „Göttinnen des mittleren Landes“
MopatesNimwegenmöglich: antiker Name eines Waldes
NaitienaeThorr bei Kölnmöglich: antiker Name eines Flusses
NersihenaeJülichmöglich: antiker Name eines Flusses
NervinaeBavay in Nordfrankreichabgeleitet: vom Namen des germanischen Volkes der Nervier
OctocannaeGripswald, Kreis Krefeld, heute Meerbusch (7 ×)möglich: vom keltischen ukta „Fichte“ (Baum)
OllogabiaeMainz (2 ×)möglich: „Die reichlich Gebenden“
RatheihiaeEuskirchenmöglich: Ableitung von germanisch *rada = „Rad“ als keltisches Symbol für das Schicksal – Ableitung von einem Flussnamen zu germanisch *ratha = „schnell“
RenahenaeBonnabgeleitet: Flussgöttinnen des Rheins
Rumanehae,
Romanehae
Niederrhein (12 ×), u. a. in Lommersumvermutet: Göttinnen einer Römersiedlung
SaitchamiaeHoven (Zülpich)möglich: „die den Zauber Beherrschenden/Bannenden“ zu altnordisch seiðr = Zauber
SeccanehaeBlankenheim bei Euskirchenerschlossen: ein Familienname
SuebaeKöln (2 ×), Deutz (1 ×)abgeleitet: vom Namen des germanischen Stamms der Sueben
TeniavehaeBlankenheim bei Euskirchen
TextumeihaeSoller/Vettweiß (1 ×), Floisdorf/Mechernich (1 ×), Boich/Kreuzau (1 ×)abgeleitet: aus dem Wortstamm *textuma „rechts“ oder „südlich“ und „der Folgende“: „Die Göttinnen der Südleute“, oder auch „Die Glückverheißenden“ (nach der glückbringenden rechten Seite bei Auspizien)
TummaestiaeSinzenich bei Euskirchenmöglich: „Hilfreiche Frauen des Hauses“
TurstuahenaeDerichsweiler (2 ×), Flerzheim
UdravarinehaeNiederrhein (3 ×)
UlauhinehaeGeich (Zülpich)
Vacallinehae,
Vacallinebus,
Vocallinehae
Pesch und Umland, Aachen (1 ×), insgesamt etwa 280× (7 ×)abgeleitet: Matronen eines Rheinarmes, die Form Vacall- findet sich in heutigen im regionalen Umfeld vorkommenden Orts- und Gewässernamen
Vallabneihiae,
Vallamaneihiae, Vallabneiae
Köln (3 ×)erschlossen: ein Familienname
Vataranehae, VeterahenaeNideggen, Kreis Düren (über 50 ×)möglich: Ortsnamenbezug, Ableitung von Gewässernamen
VesuniahenaeVettweiß bei Düren (5 ×)möglich: antiker Name eines Ortes

Einzelnachweise

  1. J. Freudenberg: Ein unedirter Matronenstein aus Godesberg. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Heft 44–45, 1868, S. 81–84 (Seitenansicht in archive.org); Godesberg: CIL 13, 7995, Bild; Köln: CIL 13, 8212, Bild.
  2. Herman Joseph Lückger: Altäre der Matronae Audrinehae und andere Steindenkmäler. In: Bonner Jahrbücher 132, 1927, S. 185–192; Hartmut Galsterer, Stephan Meusel (Hrsg.): Inschriften Details – ID-Nummer:158. Römische Inschriften-Datenbank (R.I.D.24 (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive))
  3. laut Römisch-Germanisches Museum, Köln.
  4. Rheinisches Landesmuseum Bonn: Weihaltar für die Aufanischen Matronen. (Memento vom 15. Oktober 2013 im Internet Archive) In: rlmb.lvr.de. Landschaftsverband Rheinland (LVR), 2013, abgerufen am 4. September 2019.
    Epigraphische Datenbank Heidelberg: Denkmäler der Matronae Aufaniae vom Bonner Münster. Abgerufen am 4. September 2019.
  5. Hans Lehner: Das Heiligtum der Matronae Aufaniae bei Nettersheim. In: Bonner Jahrbücher. Heft 119, 1910, S. 301–321.
  6. Ernst Alfred Philippson: Der germanische Mütter- und Matronenkult am Niederrhein. In: Germanic Review. Band 19, 1944, S. 94: „die Überflussgebenden“; Siegfried Gutenbrunner: Germanische Götternamen der antiken Inschriften. Niemeyer, Halle 1936, S. 159–161: tendiert ebenfalls zu dieser Namensdeutung. Günter Neumann Die germanischen Matronenbeinamen. In: Heinrich Hettrich, Astrid van Nahl (Hrsg.): Namenstudien zum Altgermanischen. Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-020100-0, S. 267–268: Vorschlag, den Namen als „abgelegenes Fenn“ zu deuten. Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. 3. Auflage. Band 2, Gruyter, Berlin 1970, S. 294: „Mehrere Erklärungen sind versucht worden, von denen keine überzeugend ist“.
  7. Rudolf Simek: Götter und Kulte der Germanen. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2006, S. 52 (Seitenansicht in der Google-Buchsuche): „[…] fanden sich in Morken-Harff etwa 150 Steine an die Matronae Austriahenae (»die Östlichen«) […]“.