Liste der Vorsteher, Pröpste und Äbte von Oberzell

Die Abtei Oberzell

Die Liste der Vorsteher, Pröpste und Äbte von Oberzell enthält die Namen der Klostervorsteher des Prämonstratenserklosters Oberzell von seiner Gründung bis zur Auflösung durch die Säkularisation. Im Zuge eines Besuchs des Ordensgründers Norbert von Xanten in Würzburg entstand das Kloster nach 1128 als älteste Niederlassung des Ordens in Süddeutschland. Zunächst war die Anlage als Doppelkloster für Männer und Frauen konzipiert.

Männer- und Frauenkonvent trennten sich allerdings bereits 1221 und die Frauen zogen ins weiter mainabwärts gelegene Unterzell. Kloster Oberzell etablierte sich bis zur Reformation als Mutterhaus vieler prämonstratensischer Frauenklöster in der näheren und weiteren Umgebung. Während der Glaubenskriege im 16. und 17. Jahrhundert erlebte der Konvent einen Niedergang. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg gelang es Oberzell einen Aufschwung einzuleiten, der bis zur Säkularisation Bestand haben sollte.

Ein wichtiges Element des Wiederaufbaus war die Neubesiedlung des Klosters Gerlachsheim, das fortan als Priorat von Oberzell aus geführt wurde. Im 18. Jahrhundert erfasste der Trend zur Barockisierung der Klostergebäude auch Oberzell und man konnte den Würzburger Hofbaumeister Balthasar Neumann als Architekten gewinnen. Die Säkularisation von 1803 beendete dann das klösterliche Leben in Oberzell vorübergehend. Im Jahr 1901 zog ein Franziskanerinnenorden in die Gebäude ein.[1]

Abtsliste

Die Gliederung der Liste geht weitgehend auf den Aufsatz von Helmut Flachenecker und Stefan Petersen zurück. Die Liste orientiert sich ebenso an den Personallisten zu Ober- und Unterzell aus dem Jahr 2006. Ergänzungen und Abweichungen entstammen außerdem der älteren Überblicksdarstellung Kloster Oberzell. Von der Gründung bis zur Säkularisation 1128–1802 von Leo Günther. Die Angaben von Flachenecker und Petersen wurden kursiv gedruckt. Nach Günther standen dem Kloster insgesamt 44 Vorsteher, Pröpste und Äbte vor, während Flachenecker und Petersen insgesamt über 53 Vorsteher identifizieren.

Vorsteher und Pröpste

Die Abtei Oberzell entstand nach dem Jahr 1128. Als ersten Vorsteher bestimmte der heilige Norbert von Xanten den Würzburger Kanoniker Johannes, der zusammen mit seinem leiblichen Bruder den jungen Konvent aufbaute. Zunächst durften lediglich Nachkommen von adeligen Geschlechtern in das Kloster eintreten, sodass auch die ersten Vorsteher allesamt adelig waren. Die ersten zehn Vorsteher werden lediglich von Flachenecker und Petersen identifiziert. Die Amtsbezeichnung wechselte bis ins 13. Jahrhundert zwischen Vorsteher und Propst.

Der Stiftergedenkstein für Johannes und seinen Bruder Heinrich
NummerName des Vorstehers/PropstesRegierungszeit in OberzellAnmerkungen
1.Johannes1128–vor 1141von Norbert von Xanten bestimmt, Prepositus (lat. Vorsteher)
[2.]Brunogen. vor 1141Propst, † 7. März
[3.]Arnoldgen. vor 1141Propst, † 10. März
[4.]Conradgen. 1141–1144auch Conradus, † 15. April o. 10. Februar
[5.]Berthold von Keeregen. 1146/53–1164auch Bertoldus, Berthold von Keer, vielleicht bereits Abt, † 1. Mai 1164
[6.]Rabenoldgen. 1170–1182auch Rabnoldus, Rabinoldus, Rabenoldus
[7.]Konradgen. vor 1201† 10. Februar
[8.]Heinrichgen. 1201auch Heinricus, † 6. Februar
[9.]Hermannusgen. 1208
[10.]H.gen. 1213, 1214† nach 26. Januar 1214[2]

Äbte

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wechselten die Amtsbezeichnungen der Vorsteher weiterhin. Allerdings tauchte jetzt auch die Bezeichnung Abt auf. Die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts ist quellenarm, weshalb hier ebenfalls die Reihenfolge der Äbte unklar ist. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das Kloster auch für nichtadelige Mönche geöffnet. Die Äbte erhielten erst im 17. Jahrhundert die Erlaubnis die Pontifikalien zu tragen.

NummerName des AbtesRegierungszeit in OberzellAnmerkungen
6.Heinrich II.gen. 1217–1221auch Heinricus, Henricus, sowohl als Abt, als auch als Prepositus genannt, † 16. Februar 1222
7.Wolfram von Grumbachgen. 1227, 1228auch Wolframus, sowohl als Abt, als auch als Prepositus genannt, † 19. März
8.Billung1237–1246auch Billungus
9.Heinrich III.gen. 1246
[15.]C(onradus)gen. 1260eig. Conrad II.
[16.]Alberogen. vor 1262
[17.]Conradus (de Wigenheim)gen. 1262eig. Conrad III.
[18.]Hermannusgen. 1275
[19.]Bertoldusgen. 1277
10.Conrad II.gen. 1290auch Conradus, eig. Conrad IV., † 16. Dezember
11.Albert von Reichenberggen. 1302auch Albertus
12.Engelbertgen. 1311–1323auch Engelbertus, † 27. Januar
13.Theodorgen. 1332–1338auch Tylman, Tillmann, Theodericus, Dietrich, vielleicht identisch mit Tilmann
14.Tillmanngen. 1344–1355auch Tilmannus, Dietrich, Tylmannus, Theodericus, Tylmann, vielleicht identisch mit Theodor, † 19. Oktober 1355
15.Theoderich1356–gen. 1363Wahl 1356
16.Rudger1364–1374auch Rüdinger, Rudgerus, † 11. Mai 1374
17.Heinrich IV. von Wollmershausen1374–1384auch Heinrich von Wolmershusen, † 7. Oktober 1384
18.Ludwig von Stettengen. 1387auch Ludewig
19.Georg von Reinsteingen. vor 1393† 26. August, wohl Resignation, 1400 noch am Leben
20.Syfried1393/1404–1416/1418auch Siegfried, Seifrid, Syfridus, Syfrid, † 7. März 1416/1418
21.Johannes von Rödelsee1416/1418–1427auch Hans Rotelshe, Resignation 1427, † 25. Mai
22.Jakobgen. 1434–1439
23.Johannes Eckart1443–1447/1448auch Johann Eckardi, † 11. Juni 1448
24.Jakob II. Heschen1448–1462auch Jacob, † 3. Juli 1462
25.Georg Kümmel1462–1486auch Georg, Jörg, Jörgen, † 18. Juli 1486
26.Christophorus Steffer1486–1507auch Christoph, Cristofferus, Cristoffel, † 13. Oktober 1507
27.Georg Schuhmann1507–1510* in Würzburg, auch Georg Schumann, † 14. Februar 1510
28.Johannes Streuber1510–1519* in Würzburg, auch Johann, † 7. August 1519
29.Kaspar Gotthard1519–1526* in Würzburg, † 1. September 1526
30.Leonhard Walz1526–1529* in Lauda, † 1. Mai 1529
31.Georg Hoffmann1529–1540† 22. Januar 1540
32.Thomas Neidlein1540–1556* in (Groß-)Langheim, † 23. Dezember 1556
33.Georg Bazer1556–1563* in Windsheim, auch Georgius Botzer, † 22. Februar 1563
34.Sebastian Stumpf1563–1571† 20. September 1571
35.Johannes Herbrich1571–1607* in Lauda, auch Johann Herberich, † 9. Mai 1607
36.Nikolaus Reinstein1607–1614auch Nicolaus, Wahl 2. Juni 1607, † 29. September 1614
37.Leonhard Frank1614–1648* in Klebsheim an der Jagst, Wahl 26. Oktober 1614, † 21. September 1648 in Oberzell
38.Gottfried Bischof1648–1688* um 1619 in Sommerach, Wahl 26. Oktober 1648, † 22. September 1688
39.Lorenz Hetzer1688–1692* um 1628 in Volkach, auch Lorenz Hezer, Wahl 4. November 1688, † 11. September 1692
40.Gottfried Hammerich1692–1710* um 1630 in Dittwar, Wahl 9. Oktober 1692, † 15. März 1710
41.Sigmund Hauck1710–1738* 1669 in Neustadt an der Saale, auch Siegmund Hauck, Wahl 7. April 1710, † 18. August 1738
42.Georg Fasel1738–1747* 5. April 1675 in Würzburg, Wahl 11. September 1738, † 12. September 1747
43.Oswald Loschert1747–1785* 21. Dezember 1704 in Rothenfels, Wahl 3. Oktober 1747, † 27. August 1785 in Oberzell
44.Christoph Kroh1785–1803* 8. Juni 1735 in Würzburg, Wahl 27. September 1785, Auflösung des Klosters durch die Säkularisation, † 31. Mai 1812 in Würzburg[3]

Literatur

  • Helmut Flachenecker, Stefan Petersen: Personallisten zu Ober- und Unterzell. In: Helmut Flachenecker, Wolfgang Weiß (Hrsg.): Oberzell – Vom Prämonstratenserstift (bis 1803) zum Mutterhaus der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu (= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg Band LXII). Würzburg 2006, S. 521–570.
  • Leo Günther: Kloster Oberzell. Von der Gründung bis zur Säkularisation 1128–1802. In: Festschrift zum 800jährigen Jubiläum des Norbertus-Klosters Oberzell. Würzburg 1928. S. 5–55.

Weblinks

Commons: Gemälde und Wappen der Oberzeller Äbte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl.: Günther, Leo: Kloster Oberzell.
  2. Flachenecker, Helmut (u. a.): Personallisten zu Ober- und Unterzell. S. 522–523.
  3. Flachenecker, Helmut (u. a.): Personallisten zu Ober- und Unterzell. S. 523–530.

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Ehemals Prämonstratenserkloster Oberzell gegründet 1128, zunächst Doppelkloster, ab 1260 Abspaltung des Frauenklosters und Gründung des Klosters Unterzell, 1802 Säkularisation, ab 1817 Schnellpressenfabrik König und Bauer, seit 1901 erneute Klosternutzung unter der Kongregation der Dienerinnen der Hl. Kindheit Jesu Katholische Klosterkirche Sankt Michael, dreischiffige Säulenbasilika mit Ostquerschiff und zwei Chortürmen mit Welschen Hauben sowie Westvorhalle, im Kern 2.Hälfte 12. Jahrhundert, Einwölbung 1. H. 17. Jahrhundert, Fassade im römischen Barock 1696, Chor und Chortürme nach Abbruch (1838) 1901 wiedererrichtet, mit Ausstattung Konvent- bzw. Prälaturgebäude, vierflügelige Anlage um Binnenhof mit verlängertem Ostflügel (ursprünglich als Doppelhofanlage geplant), in Form von dreigeschossigen Flügeln mit Mansarddächern, West- und Südflügel mit Eck- und Mittelrisaliten sowie Pavillondächern, von Balthasar und Franz Ignaz Michael Neumann, 1744-60
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Katholische Klosterkirche Sankt Michael, dreischiffige Säulenbasilika mit Ostquerschiff und zwei Chortürmen mit Welschen Hauben sowie Westvorhalle, im Kern 2.Hälfte 12. Jahrhundert, Einwölbung 1. H. 17. Jahrhundert, Fassade im römischen Barock 1696, Chor und Chortürme nach Abbruch (1838) 1901 wiedererrichtet, mit Ausstattung, Stifterepitaph Domherr Johannes, Bruder Heinrich D-6-79-209-55