Linobambaki

Die Linobambaki (griechisch ΛινοβάμβακοιLinovámvakoi) waren eine Gemeinschaft, die in Zypern lebte.[1] Sie zählen als ein Teil der Zyperntürken[2][3] und Zyperngriechen. Ihre Zahl wurde zur britischen Kolonialzeit auf 1200, anderen Quellen nach auf 2000 bis 3000 geschätzt.[4]

Hassan Pouli (Hasan Bulli), eine historische Figur in der zypriotischen Folklore

Etymologie

Das Wort Linobambaki ist hergeleitet aus der Kombination der griechischen Wörter λινός (lino), „Leinen“ und βαμβάκι (vamvaki), „Baumwolle“.[5] Die Bezeichnung soll aufzeigen, dass sie trotz lateinisch-katholischer Herkunft äußerlich wie Moslems auftreten.[6]

Geschichte

Die Eroberung Zyperns durch die Osmanen 1570/71 endete damit, dass Zypern unter osmanische Herrschaft geriet. Unmittelbar nach dem Krieg wurden Sanktionen gegen die lateinische Bevölkerung der Insel verhängt.[7] Die Rivalität zwischen Venezianern und Osmanen war auf ihrem Höhepunkt. Die Osmanen betrachteten die lateinisch-katholische Bevölkerung als Sicherheitsrisiko für Zypern und fürchteten, dass sie Venezianer zur Rückkehr bewegten. Deshalb waren die Osmanen gegenüber der katholischen Gemeinde weniger tolerant als gegenüber der griechisch-orthodoxen Gemeinde.[8] Neben politischem und religiösem Druck entstand wirtschaftliche Unterdrückung, darunter auch der Verweigerung ihrer Rechte auf Eigentum. Die katholischen Einwohner bekehrten sich zum Islam, um Sklaverei, Unterdrückung oder Tod zu vermeiden. Davon betroffen waren Lateiner, Venezianer, Genuesen, Maroniten und Armenier. Aus diesem Bekenntnis zum Islam leitete sich der Name Linobambaki ab.[9]

Die Linobambaki waren nur scheinbar konvertiert und zeigten ihre religiöse Überzeugung nicht nach außen. Im Alltag hatten sie sowohl einen christlichen als auch einen muslimischen Namen gewählt oder einen gemeinsamen Namen, den es in beiden Glaubensrichtungen gibt. Beispiele sind Ibrahim (Abraham), Yusuf (Josef) oder Musa (Moses).[10] Bei der jährlichen Wehrpflicht wurden sie oft in die osmanische Armee eingezogen[11] und sie vermieden die Zahlung von Steuern für Nicht-Muslime. Die Linobambaki konvertierten nicht völlig zu einem traditionellen muslimischen Leben und zeigten religiöse Praktiken und Überzeugungen nur dann, wenn es ihnen Vorteile brachte, die es nur für Muslime gab. Viele der Dörfer der Linobambaki hatten Namen christlicher Heiliger, die mit άγιος (ayios, „Heiliger“) beginnen, um es so ihrer römisch-katholische Herkunft zuzuordnen.

Siedlung

Viele der Dörfer und benachbarte Regionen, die als zyperntürkisch gelten, waren früher Zentren der Aktivitäten der Linobambaki. Dazu gehören:

Die aktuelle Lage

Das Millet-System des Osmanischen Reiches wurde während der britischen Regierungszeit abgeschafft. Seit dieser Zeit wurden die Menschen bei Volkszählungen und für Verwaltungsaufgaben in zwei Hauptgruppen aufgeteilt.[23]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Selim Deringil: Conversion and Apostasy in the Late Ottoman Empire. Cambridge University Press, 2012, ISBN 978-1-107-00455-9, S. 112 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Chrysostomos Pericleous: Cyprus Referendum: A Divided Island and the Challenge of the Annan Plan. I.B.Tauris, 2009, ISBN 978-0-85771-193-9, S. 131 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Hadjidemetriou: Οι κρυπτοχριστιανοί της Κύπρου. (Nicht mehr online verfügbar.) Kirche von Zypern, 23. März 2010, archiviert vom Original am 27. Juli 2014; abgerufen am 10. Mai 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.churchofcyprus.org.cy
  4. Celâl Erdönmez: Linobambakiler. In: Şer’iyye Sicillere Göre Kıbrıs’ta Toplum Yapısı (1839–1856). Süleyman Demirel Üniversitesi, 2004, S. 44.(eprints.sdu.edu.tr (Memento des Originals vom 24. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/eprints.sdu.edu.tr, PDF, türkisch)
  5. Pinar Senisik: The Transformation of Ottoman Crete: Revolts, Politics and Identity in the Late Nineteenth Century. I.B.Tauris, 2011, ISBN 978-0-85772-056-6, S. 64 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Idesbald Goddeeris: De Europese periferie. Leuven University Press, 2004, ISBN 90-5867-359-6, S. 275 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Servet Sami Dedeçay: Kıbrıslı Türk kadınının eğitim aracılığı sayesinde dinsel mutaassıplıktan sıyrılıp çağdaş hak ve özgürlük kuralllarını kabullenişi. Lefkoşa Özel Türk Üniversitesi, 2008, S. 297 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. James Knowles: The Twentieth Century and After. Spottiswoode, 1908, S. 753 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Captain A. R. Savile: Cyprus. H.M. Stationery Office, 1878, S. 130 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Luigi Palma di Cesnola, Charles William King, Alexander Stuart Murray: Cyprus: Its Ancient Cities, Tombs, and Temples : a Narrative of Researches and Excavations During Ten Years' Residence in that Island. Harper & Brothers, 1878, S. 185 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Frederic Henry Fisher: Cyprus, our new colony, and what we know about it. George Routledge and Sons, 1878, S. 42 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. a b c d Jan Asmussen: "Wir waren wie Brüder": Zusammenleben und Konfliktentstehung in ethnisch gemischten Dörfern auf Zypern. LIT Verlag Münster, 2001, ISBN 3-8258-5403-5, S. 78–79 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Tassos A. Mikropoulos: Elevating and Safeguarding Culture Using Tools of the Information Society: Dusty traces of the Muslim culture. Livanis, 2008, ISBN 978-960-233-187-3, Linovamvaki, S. 93 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. a b c d Alexander-Michael Hadjilyra: The Armenians of Cyprus. Kalaydjian Foundation, 2009, S. 13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Ian Robertson: Cyprus. Benn, 1981, ISBN 0-510-01633-2, S. 85 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. a b Marc Dubin: Cyprus. Rough Guides, 2002, ISBN 1-85828-863-0, S. 412 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Esat Mustafa: Kıbrıs Tarihinde Yağmuralan (Vroişa). Ateş Matbaacılık, Nikosia 2013, S. 39 (türkisch).
  18. Tuncer Bağışkan: Kaleburnu köyüne bir yolculuk (1). In: YeniDüzen Gazetesi, Nikosia. United Media Group, 15. März 2014, abgerufen am 10. Juni 2014 (türkisch).
  19. Kiamran Halil: The Rape of Cyprus. Prosperity Publications, 1983, ISBN 0-905506-07-3, S. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  20. a b Louis Mas Latrie: L'île de Chypre: sa situation présente et ses souvenirs du moyen-âge. Firmin-Didot et cio, 1879, S. 43 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. Mahmut Islamoglu, Sevket Oznur: Linobambaki: The Christian-Muslim Cypriots. 2013, S. 5 (online).
  22. Arif Hasan Tahsin: Yeter ki Tohum Çürük Olmasın. In: Yeniçağ Gazetesi, Nikosia. 3. September 2004, abgerufen am 10. Juni 2014 (türkisch).
  23. Samson Opondo, Michael J. Shapiro: The New Violent Cartography: Geo-Analysis after the Aesthetic Turn. Routledge, 2012, ISBN 978-1-136-34508-1, S. 205 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

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Hassan Poulia (Hasanbulli brothers)