Liniennetzplan

Londoner U-Bahn-Netz mit farblich differenzierten Linien, 1908
Früher schematischer Netzplan der Wiener Elektrischen Stadtbahn von 1928, bereits mit Linienfarben sowie Fahrzeitangaben zwischen den Stationen
Schematischer Netzplan von U- und S-Bahn in Ost-Berlin (1984), nur Darstellung der Strecken, keine Unterscheidung der Linien; sehr verzerrter Maßstab

Ein Liniennetzplan ist ein Topogramm von Linien eines öffentlichen Verkehrsnetzes.

Eigenschaften

Es gibt unterschiedliche Formen, beispielsweise Gesamtnetz-, Schnellbahn-, Nachtnetz-, Stadt- und Regionalverkehrspläne. Die Linien auf den Plänen können schematisch oder topographisch dargestellt sein, manchmal enthalten sie auch Hinweise zu Sehenswürdigkeiten und Freizeiteinrichtungen. Dargestellt werden teilweise auch Angaben zum Tarif (Tarifwaben, Tarifzonen), die Häufigkeit der Bedienung (Taktfrequenz, Schülerlinien, Verkehrszeiten) oder Verknüpfungspunkte. Zur Unterscheidung einzelner Linien oder Verkehrsträger werden unterschiedliche Farbtöne und auch Linienstärken verwendet sowie die Liniennummern an die entsprechenden Streckendarstellungen gestellt.

Vereinfachte Liniennetz-Schemata mit großen Eckausrundungsradien werden als übersichtlicher empfunden,[1] bieten aber keine Orientierung, die eine Nutzung außerhalb des Verkehrsmittels zulässt. Dies leisten Verkehrslinien­karten, die neben der (oft vereinfachten) Darstellung der Stadtlandschaft mit ihrem Orts- und Straßennetz einschließlich des Namensgutes die Verkehrslinien mit ihren geografisch lagerichtig dargestellten Haltestellen, teilweise auch mit deren Namen. Hier sind auch wichtige Ziele wie Ämter und Freizeiteinrichtungen (z. B. Schwimmbäder) verzeichnet. Zur Erreichung einer besseren Übersichtlichkeit ist eine gute Farbwahl der verschiedenen Kartenelemente sehr wichtig.

Besonders in Berlin wird für die vereinfachten Übersichts-Schemata der Linienpläne die Bezeichnung Netzspinne oder kurz Spinne benutzt. Sie wird beispielsweise als Bezeichnung für den Berliner U- und S-Bahn-Netzplan verwendet. Der erste Netzplan der Hoch- und Untergrundbahn wurde dort im Jahr 1914 veröffentlicht.

Geschichte

Den allerersten Netzplan, bei dem für jede Linie eine andere Farbe verwendet wurde, war derjenige der London Underground, den die Zeitung The Evening News 1907 veröffentlichte.[2]

Revolutionär war der Verzicht auf topografische Genauigkeit zugunsten einer übersichtlicheren und platzsparenden Gestaltung. 1931 wurde für die Berliner S-Bahn ein Streckennetzplan veröffentlicht mit kreisförmiger Darstellung der Ringstrecke und ansonsten waagerecht, senkrecht oder im 45°-Winkel verlaufenden Strecken mit in regelmäßigen Abständen angeordneten Stationen. In den von Harry Beck erstmals 1931 entworfenen und ab 1933 veröffentlichten Liniennetzplänen der Londoner U-Bahn (der sogenannten tube map) war außerdem jede U-Bahn-Linie durch eine grafische Linie eigener Farbe dargestellt. Dieses Modell wurde zum Vorbild für schematische Liniennetzpläne vieler anderer Städte.

Weblinks

Commons: Liniennetzplan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neues Design für U-Bahn-Netze: Chaos bleibt auf der Strecke – U-Bahn-Pläne: Jug Cerovic Entwürfe für Berlin, London, New York. In: Spiegel Online. 19. April 2014, abgerufen am 11. Juli 2016.
  2. Colouring Inside the Lines. Bryars & Bryars

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East berlin public transport 1984.svg
Verkehrsübersicht U- und S-Bahn Ost-Berlin 1984. Basierend auf dieser Karte für Delegierte des Nationalen Jugendfestivals der FDJ am 10. Juni 1984.