Lindgrenit

Lindgrenit
(c) Leon Hupperichs, CC BY-SA 3.0
Lindgrenit aus der Grube „San Samuel“ (auch „San Manuel“), Carrera Pinto, Cachiyuyo de Llampos, Provinz Copiapó, Región de Atacama, Chile
(Sichtfeld 4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Lgr[1]

Chemische FormelCu3[OH|MoO4]2[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/F.02
VI/G.02-010

7.GB.05
48.03.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystemmonoklin
Kristallklasse; Symbolmonoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe (Nr.)P21/n[2] (Nr. 14)
Gitterparametera = 5,39 Å; b = 14,02 Å; c = 5,61 Å
β = 98,5°[2]
FormeleinheitenZ = 2[2]
Häufige Kristallflächen{010}, {100}, {021}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte4,5
Dichte (g/cm3)gemessen: 4,20; berechnet: 4,29[4]
Spaltbarkeitvollkommen nach {010}, undeutlich nach {101} und {100}[4]
Bruch; Tenazitätnicht definiert
Farbegrün, gelblichgrün
Strichfarbeblassgrün
Transparenzdurchsichtig
Glanzschwacher Glasglanz, Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,930
nβ = 2,002
nγ = 2,020[5]
Doppelbrechungδ = 0,090[5]
Optischer Charakterzweiachsig negativ
Achsenwinkel2V = 71° (gemessen); 50° (berechnet)[5]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhaltenlöslich in Salzsäure und Salpetersäure

Lindgrenit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte, siehe Klassifikation)“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu3[OH|MoO4]2,[2] ist also chemisch gesehen ein Kupfer-Molybdat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Lindgrenit ist durchsichtig und entwickelt nur kleine Kristalle bis etwa zwei Zentimeter Größe mit nadeligem bis tafeligem Habitus, die nach der c-Achse gestreift sein können. Meist findet er sich in Form von derben (massigen) Aggregaten sowie krustigen Überzügen. Seine Farbe variiert je nach Dicke der Kristalle zwischen grün und gelblichgrün, seine Strichfarbe ist allerdings nur blassgrün. Unverwitterte Kristallflächen weisen einen schwachen glas- oder fettähnlichen Glanz auf.

Besondere Eigenschaften

Lindgrenit ist löslich in Salzsäure und Salpetersäure.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Lindgrenit im Kupfertagebau Chuquicamata in der chilenischen Región de Antofagasta und beschrieben 1935 durch Charles Palache, der das Mineral nach dem schwedisch-amerikanischen Geologen Waldemar Lindgren benannte.

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Lindgrenit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung „Molybdate und Wolframate“, wo er gemeinsam mit Cousinit, Cuprotungstit, Ferrimolybdit, Ferritungstit, Iriginit, Moluranit, Mourit und Umohoit in der „Lindgrenit-Ferrimolybdit-Gruppe (mit fremden Anionen bzw. H2O)“ mit der Systemnummer VI/F.02 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VI/G.02-010. Dies entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung „Molybdate [MoO4]2− und Wolframate [WO4]2−, Polywolframate“, wo Lindgrenit zusammen mit Biehlit, Cupromolybdit, Cuprotungstit, Ferrimolybdit, Markascherit, Szenicsit, Tancait-(Ce) und Vergasovait eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VI/G.02 bildet.[6]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Lindgrenit in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung „Molybdate und Wolframate“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Mit zusätzlichen Anionen und/oder H2O“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 7.GB.05 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Lindgrenit die System- und Mineralnummer 48.03.01.01. Das entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Molybdate und Wolframate“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Molybdate und Wolframate (Basisch und wasserfrei)“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 48.03.01.

Bildung und Fundorte

Krustiger Überzug aus Lindgrenitkristallen aus der „Inspiration Mine“, Bezirk Miami-Inspiration, Gila County, Arizona, USA (Größe: 2 cm)

Lindgrenit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von molybdänhaltigen Kupfer-Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Antlerit, Brochantit, Chrysokoll, verschiedene Eisenoxide, Molybdänit, Powellit und Quarz auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Lindgrenit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2013) rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[8] Neben seiner Typlokalität, dem Kupfertagebau Chuquicamata, trat das Mineral in Chile noch in der Grube „Santa Catalina“ in der Región de Antofagasta, in mehreren Gruben der Región de Atacama sowie in der Grube „Braden“ (auch „Teniente“) nahe Rancagua in der Región del Libertador General Bernardo O’Higgins auf.

Daneben wurde Lindgrenit unter anderem noch in der französischen Grube „Vaulry“ im Département Haute-Vienne, in der Grube „Sansei“ in der japanischen Präfektur Nara (Honshū), im Kupferbergwerk „Klauvreidnuten“ (Kløvreidnuten) bei Klauvreid in der norwegischen Fylke Telemark und an mehreren Orten in den US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien und Idaho gefunden.[9]


Kristallstruktur

Lindgrenit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 5,39 Å; b = 14,02 Å; c = 5,61 Å und; β = 98,5° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Siehe auch

Literatur

  • C. Palache: Lindgrenite, a new mineral. In: American Mineralogist. Band 20 1935, S. 484–491 (PDF 410,4 kB)
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 621 (Erstausgabe: 1891).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 686.
Commons: Lindgrenite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 420.
  3. Webmineral - Lindgrenite
  4. a b c Lindgrenite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001. (PDF 67 kB)
  5. a b c Mindat - Lindgrenite
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vomOriginal am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  8. Mindat - Anzahl der Fundorte für Lindgrenit
  9. Fundortliste für Lindgrenite beim Mineralienatlas und bei Mindat

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Lindgrenit (Größe: 2 cm)
Fundort: Inspiration, Miami-Inspiration Distrikt, Globe-Miami Distrikt, Gila County, Arizona, USA