Lifthill

Lifthill von Nitro in Six Flags Great Adventure

Ein Lifthill (deutsch etwa: „Aufzugshügel“, „Aufzugsberg“) ist der ansteigende Gleisabschnitt einer Achterbahn, auf dem der Achterbahnzug oder -wagen durch eine mechanische Vorrichtung auf ein höheres Niveau der Strecke gebracht wird. Der Lifthill verleiht dem antriebslosen Fahrzeug die notwendige Potentielle Energie („Lageenergie“), um sich nach dem Passieren des höchsten Punktes dann durch die Hangabtriebskraft weiter fortzubewegen und die auf ihn einwirkenden Luft- und Rollwiderstände zu überwinden. Die Lageenergie wird in den Abfahrten der Strecke teilweise in Kinetische Energie („Bewegungsenergie“) umgewandelt, die es dem Fahrzeug erlaubt, mit Schwung auch über Steigungsabschnitte der folgenden Strecke zu fahren.

Anordnung

Der erste ansteigende Abschnitt einer Achterbahnstrecke ist normalerweise ein Lifthill, da die Strecke üblicherweise in einer geringen Höhe nahe des Niveaus des natürlichen Geländes beginnt, obwohl einige Achterbahnen erhöhte Stationen haben, die ein anfängliches Gefälle ohne Lifthill ermöglichen. Dieses dient bei geringen Niveauunterschieden meist dazu, dass die Fahrzeuge von der Stationsausfahrt zum Beginn des Lifthills rollen können und dann mit angepasstem Tempo etwas schneller als die Fördergeschwindigkeit in die Förderkette einlaufen, um den entstehenden Ruck zu mindern. Einige Anlagen beinhalten auch mehrere Lifthills.

Varianten und Abgrenzung

Kettenlift von Iron Gwazi, zwischen den Schienen rechts neben dem Kettentrog die Rücklaufsperren-Zahnstange.

Lifthills sind grundlegend in zwei Arten einzuteilen: Anlagen, die mit einem Fördermittel wie einer Rollenkette oder einem Drahtseil die Fahrzeuge die schiefe Ebene hinaufziehen und Anlagen, die durch entlang des Aufstiegs angebrachte Vorrichtungen auf die Fahrzeuge einwirken, wie Lifthills mit Reibradsystemen oder Linear-Elektromagneten. Bei seilgezogenen Anlagen, Reibradantrieben und Linearmotoren wurden auch Mischformen entwickelt, die Merkmale einer Katapult-Achterbahn (Launched Coaster) haben können, indem die Fahrzeuge mit Fahrtüberschuss über das Ende der Steigung beschleunigt werden, anstatt nur mehr oder minder vom höchsten Punkt aus loszurollen.

Kettenlift

Ein typischer Kettenaufzug besteht aus einer massiven, endlosen Rollenkette, deren Zugtrum in der Steigungsstrecke zwischen den Schienen verläuft. Am Start des Lifthills und an seinem oberen Ende wird die Kette durch Kettenräder, von denen eines angetrieben ist, umgelenkt. Das Leertrum führt unterhalb des Lifthill-Gleises (bei normalen Achterbahnen) bzw. oberhalb der Schienen (bei allen hängend angeordneten Fahrzeugen wie dem Inverted Coaster) zurück zum Ausgangspunkt. Fahrzeugseitig ist ein schwerer Metallhaken („Chain Dog“) vorhanden, der an der Unterseite eines der Waggons des Zuges montiert ist, um sich in die Kette einzuklinken. Die Kette wird in einem zum Fahrzeug hin offenen Stahltrog geführt und wird normalerweise von einem oder mehreren Motoren angetrieben, die unter dem Lifthill montiert sind. Die Haken unter jedem Zug werden von der Kette erfasst und der Zug wird den Aufzug hochgezogen. Anti-Rückroll-Klauen greifen in eine Zahnstange (Ratschenschiene) neben der Kette ein, um zu verhindern, dass der Zug den Lifthill hinunterrollt, falls es zu einer Fehlfunktion der Kette kommt. Der Zug wird so lange mitgezogen, bis die Schwerkraft überwiegt und er bergab beschleunigt. Die federbelastete Kette und die Anti-Rückroll-Klauen lösen sich dabei von selbst.

Vertikaler Kettenlift

Vertikaler Kettenlift von Typhoon im Bobbejaanland

Eine Sonderform des Kettenlifts ist der vertikale Kettenlift. Dieser findet vor allem bei den Euro-Fighter-Modellen des Herstellers Gerstlauer Amusement Rides Einsatz. Hierbei werden die Wagen senkrecht den Turm hinauf gezogen, wobei die Fahrgäste während der Aufwärtsfahrt somit auf dem Rücken liegen.

Intamin-Seillift

Der Intamin-Seillift (auch Kabellift genannt) ist ein Hebemechanismus, der erstmals bei Millennium Force in Cedar Point in Sandusky, Ohio, eingesetzt wurde.[1] Dieser Aufzugstyp wurde auch für Pantherian in Kings Dominion,[2] Expedition GeForce in Plopsaland Deutschland,[3] Goliath in Walibi Holland,[4] Piraten in Djurs Sommerland,[5] Thunder Dolphin in Tokyo Dome City[6] und viele mehr verwendet. Derzeit gibt es nur zwei Holzachterbahnen, die einen Seillift nutzen: El Toro in Six Flags Great Adventure[7] und T Express bei Everland.[8]

Der Seillift verwendet ein Stahlseil, das an einem Fangwagen befestigt ist, der sich in einer separaten Führung parallel zwischen den Gleisschienen den Lifthill auf- und abbewegt. Auf einigen Anlagen rollt der Fangwagen unter den im Bahnhof stehenden Zug und klinkt sich in die vorderen Wagen des Zuges ein, um ihn den Lifthill hinauf zu befördern.[9] Dazu muss der Bahnhof in gerader Linie direkt vor dem Lifthill positioniert werden. El Toro war die erste Achterbahn, die eine Abzweigung zwischen Bahnhof und Seillift einbaute und war die erste (und bisher einzige) dieser Art, die den Fangwagen während der Fahrt ankoppelte. Sobald sich der Zug vollständig auf der Rampe des Lifthills befindet, wird die Fördergeschwindigkeit erhöht. Da ein Seil leichter als eine Kette ist, sind Seilaufzüge wesentlich schneller als Kettenaufzüge. Ein Seil erfordert auch weniger Wartung als eine Kette. Ein weiterer Vorteil für die Fahrgäste und das Umfeld ist, dass Seillifte in der im Betrieb Regel leiser sind, unter anderem weil das Geräusch der über die Kettenräder laufenden Kette entfällt.

Reibradantrieb

Reibräder der Alpina Bahn

Ein Reibradlift ist eine Art Hebemechanismus, bei dem zwei Räder entweder in einer horizontalen oder in einer vertikalen Position platziert werden. Sie werden häufig für Bremsfahrten, Aufzüge, Lagerung, allgemein Antrieb und mehr verwendet. Der Zug hat eine kleine vertikale Schiene, an der sich die beiden Reibräder an jeder Seite treffen. Dann ziehen die Räder den Zug langsam nach oben. Ein Anti-Rückroll-System ist nicht erforderlich, da die Räder eng an der Schiene anliegen und den Zug damit vollautomatisch bremsen, sobald sie blockieren.

LSM-Lift

LSM-Lift von Maverick in Cedar Point

Neben den mechanischen Lifthillvarianten mit Kette, Seil oder Reibrädern gibt es auch noch die Variante mit berührungslosem Linearmotor. Hierbei werden die Züge, ähnlich wie bei einem Launched Coaster, über einen LSM-Antrieb in die Höhe befördert. Bisher wurden fünf Achterbahnen mit dieser Liftvariante hergestellt.[10]

Riesenradlift

Der Riesenradlift ist eine Aufzugsart, die auf dem rotierenden kreisförmigen Design eines Riesenrads basiert. Es wurde von Premier Rides erstellt und existiert auf Round About (ehemals Maximum RPM), das im Freestyle Music Park in Myrtle Beach, South Carolina, betrieben wurde, bevor es abgebaut und in einen Park in Vietnam verlegt wurde.[11] Es verwendet eine Riesenrad-ähnliche Bewegung, um die Wagen nach oben zu heben wie die Gondeln bei einem Riesenrad. Die Wagen werden dann auf die Strecke gelassen.

Aufzuglift

Der Aufzug wird typischerweise in einer Einzelkabine oder einem kurzen Doppelkabinenzug verwendet. Der Wagen fährt auf einem Gleisstück in Position, das dann zusammen mit dem Wagen vertikal angehoben wird, ähnlich einem Personenaufzug. Einige dieser Systeme verwenden eine einzige Kabine und ein zweites Gleisstück in der gegenüberliegenden Position als Gegengewicht. Bei der Einzelkabine kann die Schiene nach links oder rechts gebogen werden, da die beiden Gleise auf halber Strecke aneinander vorbeilaufen. Die erste Achterbahn, die ein Aufzugsystem mit Gegengewicht einsetzte, war Batflyer im Lightwater Valley.[12] Es wird vermutet, dass dieselben Designer Caripro gründeten, die dann zwischen 1997 und 2001 neun Vertikallift-Untersetzer konstruierten.[13] Der von Mack Rides gebaute Matterhorn-Blitz im Europa-Park war der erste, der ein zweigleisiges System mit einer einzigen Kabine verwendete.[14]

Trommellift

Trommellift der Soarin’ Eagle im Lunapark. Der rechteckige, blaue Rahmen innen rotiert um seine Hochachse und schiebt dabei die Wägen über die Helix hinauf.

Bei einem Trommellift ist der Aufstieg nicht langgestreckt, wie bei einem klassischen Lifthill, sondern bildet eine wendelförmige Helix, in deren Mitte sich ein Drehkörper befindet. Am unteren Ende werden die Wagen mit Hilfe eines seitlichen Mitnehmers gegriffen und die Helix hinauftransportiert. Am oberen Ende wird die Verbindung zwischen Drehkörper und Wagen wieder gelöst. Trommellifte ermöglichen – ähnlich wie Aufzuglifte – eine sehr kompakte Bauweise. Sie kommen ohne Kette oder Seil aus und sind mechanisch relativ einfach gebaut, daher sind sie verschleißarm und geräuscharm.

Nur eine Handvoll Anlagen verfügen über ein solches Liftsystem, darunter Euro-Mir und Eurosat – CanCan Coaster im Europa-Park, aber auch die Volare-Modelle des Herstellers Zamperla.

Tilt-Lift- / Thrill-Lift-Bereich

Ein Tilt-Lift ist eine neue Art, Achterbahnen zu erhöhen. Der Tilt-Lift ist im Wesentlichen ein Aufzugslift, aber der Aufzugslift dreht sich um 90 Grad, sodass der Zug jetzt vertikal ausgerichtet ist, mit der Nase des Zuges zum Boden. Dieses Design wurde noch nicht erstellt; die einzigen Orte, an denen dies vorkommt, sind die Videospiele RollerCoaster Tycoon 3, Thrillville Off the Rails und Coaster Crazy. Es gibt jedoch Achterbahn-Designs, die den Kippaspekt dieses Aufzugs bereits nutzen. Der erste in Betrieb befindliche Tilt Coaster der Welt ist Gravity Max im Lihpao Land in Taiwan. Die Achterbahn wurde von Vekoma gebaut. Bei dieser Achterbahn wird der Zug, nachdem er einen Ketten-Lifthill hinaufgefahren ist, auf einem horizontalen Gleisabschnitt gehalten, der dann nach vorne kippt, um zu einem vertikalen Abschnitt zu werden, der dann in einen durch die Schwerkraft beschleunigten vertikalen Fall führt. Das chinesische Unternehmen Golden Horse hat mehrere inoffizielle Nachbildungen erstellt, von denen jede einen weniger als vertikalen Abfall und deutlich unterschiedliche Streckenelemente aufweist.[15] Es gibt aber Kettenlifte, die so ausgerichtet sind, dass sie den Wagen vertikal nach oben ziehen, wie das beispielsweise beim Kärnan der Fall ist.

Rückrollbremse

Schematische Darstellung einer Rückrollbremse

Das bekannte Klick-Geräusch, das beim Auffahren einer Achterbahn auf dem Lift auftritt, wird nicht durch die Kette selbst verursacht. Die Ursache für dieses Geräusch ist eine Sicherheitsvorrichtung, die an Lifthills verwendet wird – die Rückrollsperre. Diese Sicherung ist ein Standard-Sicherheitsmerkmal, das typischerweise aus einem durchgehenden, sägezahnförmigen Metallabschnitt besteht, der eine Ratschenschiene bildet.

Achterbahnzüge sind mit Klauen ausgestattet, bei denen es sich im Wesentlichen um hochbelastbare Metallstücke handelt, die in jede Nut der Anti-Rückroll-Vorrichtung auf dem Gleis rutschen und langsam weitergezogen werden, wenn die Züge den Lifthill hinauffahren. Sollte die Kette durch einen Stromausfall oder einen Bruch ausfallen, blockiert der Zug dadurch sofort in seiner aktuellen Position und kann nicht zurückfallen.

Diese technische Besonderheit wurde von der ähnlichen Technik abgeleitet, die ursprünglich ab 1846 auf der Mauch Chunk Switchback Railway in Pennsylvania verwendet wurde. Auch das gesamte Konzept der modernen Achterbahn wurde in dieser Hinsicht zunächst von dieser Eisenbahn inspiriert.[16]

Menschlicher Antrieb

Üblicherweise wird der Liftaufzug von einem Elektromotor angetrieben. Bei manchen Achterbahnen für Kleinkinder kann dieser Antrieb allerdings auch menschlich geschehen. Dabei nimmt eine erwachsene Person auf einer Art stationärem Fahrrad Platz und tritt in die Pedale, um den einzelnen Wagen inklusiv Kind in die Höhe zu befördern. Beispiele davon sind Knollis Mais Express im Karls Erlebnis-Dorf Döbeln[17] oder Knollis Mini-K2 im Karls Erlebnis-Dorf Elstal[18]. Die Roller Coaster DataBase listet zurzeit 79 Achterbahnen mit menschlichem Antrieb weltweit.[19]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Millennium Force - Top 10 Roller Coasters - TIME. 25. Februar 2013, abgerufen am 23. September 2023.
  2. Pantherian – Kings Dominion (Doswell, Virginia, United States). Abgerufen am 2. Januar 2025.
  3. Expedition GeForce – Holiday Park (Hassloch, Rheinland-Pfalz, Deutschland). Abgerufen am 4. Januar 2022.
  4. Goliath – Walibi Holland (Biddinghuizen, Flevoland, Netherlands). Abgerufen am 4. Januar 2022.
  5. Piraten – Djurs Sommerland (Nimtofte, Midtjylland, Denmark). Abgerufen am 4. Januar 2022.
  6. Thunder Dolphin – Tokyo Dome City (Bunkyo, Tokyo, Japan). Abgerufen am 4. Januar 2022.
  7. El Toro – Six Flags Great Adventure (Jackson, New Jersey, United States). Abgerufen am 4. Januar 2022.
  8. T Express – Everland (Yongin-si, Gyeonggi-do, South Korea). Abgerufen am 4. Januar 2022.
  9. Joel Rogers: Millennium Force (slide show). In: CoasterGallery.com. Abgerufen am 15. März 2024 (englisch).
  10. LSM Lift Hill. Abgerufen am 8. Dezember 2024 (englisch).
  11. Paradise Fall – Sun World Danang Wonders (Hải Châu, Đà Nẵng, Vietnam). Abgerufen am 4. Januar 2022 (englisch).
  12. Batflyer - Lightwater Valley (Ripon, North Yorkshire, England, Großbritannien). Abgerufen am 4. Januar 2022.
  13. Caripro. Abgerufen am 15. März 2024 (englisch).
  14. Matterhorn Blitz - Europa Park (Rust, Baden-Württemberg, Deutschland). Abgerufen am 4. Januar 2022.
  15. Broken Rail Coaster (KSC-24B) - Golden Horse (Torch Hi-tech Industrial Development Zone, Zhongshan, Guangdong, China). In: rcdb.com. Abgerufen am 11. September 2020.
  16. roller coaster | Definition, History, & Facts | Britannica. Abgerufen am 4. Januar 2022 (englisch).
  17. Knollis Mais Express - Karls Erlebnis-Dorf Döbeln (Döbeln, Sachsen, Deutschland)
  18. Knollis Mini-K2 - Karls Erlebnis-Dorf Elstal (Wustermark, Brandenburg, Deutschland)
  19. Kategorie = Human Powered

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A scene from Cedar Point, an amusement park located in Sandusky, Ohio on Lake Erie. Cedar Point is owned and operated by Cedar Fair, L.P.. This is a view of the cable tensioner reels on Millenium Force
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The lift hill of the Nitro coaster at Six Flags Great Adventure
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The lift hill from Maverick in Cedar Point.
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Nederlands: Wielen van een wieloptakeling in detail van de 'Alpina Bahn'
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Anti-rollback on a roller coaster