Leonhard Harding

Leonhard Harding (* 14. September 1936 in Paderborn) ist ein deutscher Historiker und Afrikawissenschaftler.

Leonhard Harding besuchte vier Jahre die Volksschule in Paderborn. Von 1948 bis 1956 besuchte er Gymnasien in Rietberg und Großkrotzenburg. 1956 folgte die Reifeprüfung. Er studierte vier Semester Philosophie an der philosophischen Hochschule der Weißen Väter in Trier. Von 1959 bis 1963 studierte er katholische Theologie und Missionsgeschichte in Leuven. 1963 begann er das Geschichtsstudium an der Universität des Saarlandes. 1965 folgte die Realschullehrerprüfung für Geschichte. Anschließend ging er nach Köln. 1968/69 war er Gasthörer und seit 1969 Student an der Freien Universität Berlin. Unter der Leitung von Franz Ansprenger (1927–2020) befasste er sich mit Problemen der Kolonialgeschichte Afrikas. Im Jahr 1972 wurde er bei Ansprenger an der FU Berlin promoviert mit der Arbeit Französische Religionspolitik in Westafrika. Hierin untersuchte er die französische Religionspolitik in der Kolonie „Soudan Français“, dem Gebiet der heutigen Staaten Burkina Faso, Mali und Niger. Harding war Mitarbeiter der Arbeitsstelle Politik Afrikas an der FU Berlin. Von 1981 bis 2001 lehrte Harding als Professor für afrikanische Geschichte an der Universität Hamburg.

Harding begründete intensive Kooperationen mit afrikanischen Universitäten und Forschungsinstitutionen. Afrikanische Professoren und Doktoranden waren regelmäßig in Hamburg. Zu Studien- und Forschungszwecken reisten Hamburger Studenten und Doktoranden in verschiedene Staaten Afrikas.[1] Durch seine lange Amtszeit konnte sich Hamburg zu einem führenden Zentrum in Lehre und Forschung über die Geschichte Afrikas in Deutschland entwickeln.[2] Harding ist Lehrbeauftragter für afrikanische Geschichte an der Universität zu Köln.

Hardings Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte Afrikas, insbesondere die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Westafrikas, die Ideen- und Kulturgeschichte Westafrikas, das Königreich Benin und Konflikte in Zentralafrika. Er verfasste eine weithin bekannte Einführung in das Studium der afrikanischen Geschichte, die 1992 erschien. Im Jahr 1999 veröffentlichte er eine ereignis- und problemorientierte Übersicht für einen ersten Einstieg in die Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert.[3] Zu Hardings bedeutendsten akademischen Schülern zählt Andreas Eckert. Nach Hardings Emeritierung wurde 2002 Eckert sein Nachfolger als Professor für afrikanische Geschichte.

Schriften

  • Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Bd. 27). 3. Auflage, Oldenbourg, München 2013, ISBN 978-348-67170-2-0.
  • Das Königreich Benin. Geschichte – Kultur – Wirtschaft. Oldenbourg, München 2010, ISBN 978-3-486-59757-8.
  • Einführung in das Studium der afrikanischen Geschichte (= Hamburger Studien zur afrikanischen Geschichte. Bd. 4). Lit, Münster u. a. 1992, ISBN 3-89473-107-9.
  • Die Politik der Republik Südafrika. Eine Strategie der regionalen Kooperation (= Entwicklung und Frieden. Bd. 6). Kaiser Verlag u. a., München u. a. 1975, ISBN 3-459-01034-7.
  • Französische Religionspolitik in Westafrika. „Soudan Français“ 1895–1920. Berlin (West), Freie Universität, Dissertation, 1972.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Barbara Vogel: Geschichtswissenschaft in Hamburg seit 1970. In: Rainer Nicolaysen, Axel Schildt (Hrsg.): 100 Jahre Geschichtswissenschaft in Hamburg. Berlin u. a. 2011, S. 295–330, hier: S. 315.
  2. Jürgen Zimmerer: Afrikanische Geschichte in Hamburg. In: Jahrbuch der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland Berichtsjahr 2010, 2011, S. 25–31, hier: S. 26.
  3. Vgl. dazu die Besprechung von Ralph Erbar in: Historische Zeitschrift 271, 2000, S. 494–495.