Leinpfad

Treideln auf einem ausgebauten Leinpfad am Finowkanal in Brandenburg, um 1890

Als Leinpfad oder Treidel­pfad, Bomätscher­pfad (Sachsen), Treppelweg[1] (Österreich) oder Reckweg[2] (Schweiz) wird ein Weg unmittelbar am Ufer von Flüssen oder Kanälen bezeichnet, der angelegt wurde, damit Menschen, Zugtiere oder Lokomotiven Frachtschiffe flussaufwärts ziehen konnten. Der Vorgang wird als treideln bezeichnet. Über ein Tauwerk waren die sich auf den Leinpfaden bewegenden Treidler und Treidelpferde mit den Schiffen verbunden.

Eine Besonderheit stellte die Situation am Eisernen Tor dar, dem Durchbruch der Donau durch die südlichen Karpaten an der Grenze zwischen Serbien und Rumänien. Jahrzehntelang wurden dort die bergwärts fahrenden Schiffe mithilfe von Treidel­lokomotiven gezogen, die am rechten (serbischen) Ufer des Flusses verkehrten (siehe Treidelbahn am Eisernen Tor).

Geschichte

Treidelschiff am Binger Mäuseturm, Federzeichnung von Wenzel Hollar, 1636

Die Treidelschifffahrt ging mit dem Aufkommen von maschinengetriebenen Schiffen und Schleppern zu Ende. Bis in die 1980er Jahre war das Betreten der ehemaligen Leinpfade nur auf eigene Gefahr gestattet. Sie unterliegen bis heute der Verwaltung der Wasser- und Schifffahrtsämter (WSA). Aus den meisten der Leinpfade sind mittlerweile Uferpromenaden, Rad- und Wanderwege oder Betriebswege der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung geworden.

Erhaltene Leinpfade

Entlang der Donau ist der Treppelweg über weite Strecken von Bayern bis nach Rumänien an beiden Ufern erhalten und als Donauradweg bis Budapest ausgebaut.

Deutschland / Österreich

Treidler mit Schiff, Skulptur von Martin Adam Foeller (1976) am ehemaligen Hafen in Frankenthal

Dänemark

In Jütland (Dänemark) ist der Treidelpfad von Randers nach Silkeborg als Wanderweg gekennzeichnet.

Frankreich

Treidelpfad entlang des Lot (Frankreich)

Bei Bouziès ist die Felswand auf dem Südufer des Flusses Lot zu einem Treidelpfad (chemin de halage) ausgehöhlt worden. Auch die Ufer der Seine, der Eure, der Dordogne, der Loire und der Mayenne sowie viele historische Kanäle sind von derartigen Wegen gesäumt.

Vereinigtes Königreich

Mitte des 18. Jahrhunderts entstand in England das Bedürfnis nach Transportmöglichkeiten großer Gütermengen zwischen den Städten. 1761 wurde der erste Kanal für Narrowboats (englisch für Schmalboote) eingeweiht, die mit Pferden von einem Boots- und einem Pferdeführer getreidelt wurden. Das Kanalnetz wurde umfangreich ausgebaut, bis ab etwa 1850 die Eisenbahn den Narrowboats den Rang ablief. Die Treidelpfade werden heute als Wander- und Fahrradwege genutzt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Towpaths – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Treidelpfad – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Treppelweg von „trippeln“ im Sinne von kleine Schritte machen
  2. Reckweg von „sich recken“ im Sinne von sich anstrengen
  3. Stadt Frankfurt am Main, Umweltamt (Hrsg.): Die GrünGürtel Freizeitkarte. 7. Auflage, 2011

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Treppelweg und Donau - Hainburg an der Donau (cropped).JPG
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Treppelweg und Donau in Hainburg an der Donau
Frankenthaler Kanal 15.JPG
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Skulptur des Treidlers auf dem Ufer von Frankenthaler Kanal
Ruhr-Leinpfad.JPG
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Ruhr, Leinpfad in Mülheim
Treideln.JPG
Treidelschiff am Binger Mäuseturm, Federzeichnung von Wenzel Hollar 1636
Finowkanal-treidel.jpg
Treideln mit Pferden am Finowkanal
Treidelschiff.jpg
Treidelschiff vor Bonn und Siebengebirge; Kupferstich von Peter Schenk, 1852;
Rittweg bei Hatzenport.jpg
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Nur noch bei Niedrigwasser ist der alte Treidelpfad oder Rittweg am Hatzenporter Werth zu begehen. Seit der Moselkanalisation zu Beginn der 1960er Jahre liegt er unter der Wasseroberfläche.
Chemin de halage bouziès.jpg
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Ein in den Rand einer Klippe gehauener Leinpfad, in der Gemeinde von Bouziès im Département Lot
EltvilleBurgLeinpfadSchildRhein.JPG
Leinpfad am Rheinufer in Höhe der kurfürstlichen Burg in Eltville. Ein Schild des Wasser- und Schiffahrtsamtes Bingen weist diesen Weg als Betriebsgelände aus. Ein Zusatzschild gibt dieses Gelände für Fußgänger und Radfahrer auf eigene Gefahr frei.