Lehren

Lehren bezeichnet die Tätigkeit, bei der einem Lernenden ein Lerngegenstand, beispielsweise Kenntnisse oder Fertigkeiten, vermittelt werden sollen. Das Lehren wird von Lehrenden bzw. Ausbildern, professionell besonders von Lehrern in Schulen und von Dozenten, betrieben.

Begriffsbestimmungen, begriffliche Einordnung

Bedeutungen und Zusammenhänge

In Anlehnung an die etymologische Herleitung von Lehren aus dem gotischen „laisjan“ (Wissen machen), kann Lehren als bewusste und absichtsvolle Tätigkeit definiert werden, die das Ziel verfolgt, Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln und damit einen Lernprozess bei einer oder mehreren Personen anzustoßen.[1] Lehren ist also in erster Linie ein organisiertes und strukturiertes Angebot von Lerngelegenheiten, indem jemandem etwas gezeigt und zugleich dieses als Zeigen markiert wird. Lehren ist somit immer auf Lernen bezogen, auch wenn Lehren nicht automatisch zum Lernerfolg führen muss und Lernen auch unabhängig von Lehren stattfinden kann.[1]

In manchen Theoriekontexten wird der Begriff des Lehrens ersetzt durch andere Begriffe, so etwa in der Systemtheorie durch den Begriff der Vermittlung.[1]

Lehren findet in unterschiedlichen pädagogisch organisierten und institutionalisierten Settings statt, wie bspw. Belehrungssituationen oder Unterricht und ist abzugrenzen von Prozessen der Konditionierung und Indoktrination.[1]

Lehrprozesse sollen durch Motivation, Aktivierung sowie Anleitung, Unterstützung und Gestaltung der Lernumgebung Lernprozesse initiieren und stabilisieren, indem durch didaktische Aufbereitung und Planung zwischen Lernendem und zu lernender Sache vermittelt wird.[1] Lehren kann in expliziter Form, in der Interaktion zwischen Personen (z. B. Lehrer-Schüler-Interaktion) aber auch in impliziter Form in der Interaktion zwischen Artefakten (Medien, Material) und Lernenden verortet werden.[1] Die Allgemeine Didaktik, die Fachdidaktiken, die empirische Unterrichts- und Bildungsforschung, die psychologisch ausgerichtete Lehr-Lern-Forschung sowie die Instruktionspsychologie sind diejenigen Disziplinen, die sich mit der Beschreibung und Erklärung von Lehren und Lehr-Lern-Prozessen, deren Entwicklung und deren Praxis auseinandersetzen.[1]

Entgegen der Annahme, dass sich generell gültige Prinzipien und Konzepte für optimal gelingende Lehrprozesse formulieren lassen, wird in aktuellen Debatten davon ausgegangen, dass der Grad der Professionalisierung des Lehrenden als Qualitätsmerkmal zentral ist.[1] Dabei spielen theoretisches und methodisches Wissen zu fachlichen, fachdidaktischen, organisationalen und pädagogischen Aspekten des Lehrens ebenso eine Rolle, wie Routinen und das auf seiner Erfahrung beruhende, situativ begründete Handeln des Lehrenden.[1]

Begriffsassoziationen und weitere Begrifflichkeiten

Von Lehrern an Schulen sagt man eher, dass sie „unterrichten“, von Hochschullehrern eher, dass sie „lehren“; hier gibt es Lehrveranstaltungen und eine Lehrverpflichtung sowie „Forschung und Lehre“. – Die Berufsausbildung bei Handwerkern hieß oder heißt Lehre: Lehrlinge (Auszubildende) haben einen Lehrherrn oder Lehrmeister.

Die Wissenschaft der Lehr- und Lernforschung heißt Didaktik. Die Didaktik erforscht die Grundlagen des Lehrens und Lernens und entwickelt dazu auch angemessene Lehrmethoden.

Lehren in schulischen Lernsettings

Im Kontext des Lehrens von jungen Menschen, im Besonderen in schulischen Lernsettings, geht Lehren mehr oder weniger auch mit Erziehen einher. Wenngleich auch die Lehrenden nicht über ein Erziehungsmonopol über ihre Schüler verfügen, so besitzt ihre Tätigkeit doch einen beträchtlichen Einfluss auf das Werden und Heranreifen ihrer Zöglinge. Geht es nach dem Schulgesetz, so sollen junge Menschen zur Mündigkeit, Solidaritätsfähigkeit und Verantwortungsübernahme erzogen werden.[2] Als Grundrelation didaktischen Handelns erwächst daraus die Forderung, aktiv und in positiver Absicht auf die Verhaltensdispositionen der Schüler einzuwirken, so dass diese zu einer emanzipierten und eigenständigen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben befähigt werden.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Gruschka: Lehren. (= Pädagogische Praktiken). Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-17-022471-1.

Weblinks

Wikiquote: Lehren – Zitate
Wiktionary: lehren – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Anna Schütz: Lehren. In: Klinkhardt Lexikon Erziehungswissenschaft (KLE), Teil 2: Gruppenpuzzle - Pflegewissenschaft. (= UTB; Bd. 8468 [Teil 2]) / Klaus-Peter Horn et al. (Hrsg.). J. Klinkhardt Verl., Bad Heilbrunn 2012, ISBN 978-3-8252-8468-8, S. 283.
  2. a b Renate Hinz, Melanie Radhoff, Sarah Wieckert: Grundbegriffe der Didaktik. In: Raphaela Porsch (Hrsg.): Einführung in die Allgemeine Didaktik: ein Lehr- und Arbeitsbuch für Lehramtsstudierende. (= UTB; Bd. 4565) Waxmann Verl., Münster [2016], ISBN 978-3-8252-4565-8, Kap. 2, S. 25–49, darin auf S. 28.