Lanke (Wandlitz)

Lanke
Gemeinde Wandlitz
Koordinaten:52° 46′ N, 13° 34′ O
Höhe: 58 m ü. NHN
Fläche:35,68 km²
Einwohner:537 (30. Sep. 2013)
Bevölkerungsdichte:15 Einwohner/km²
Eingemeindung:26. Oktober 2003
Postleitzahl:16348
Vorwahl:03337
Dorfkirche Lanke
Dorfkirche Lanke

Lanke ist ein Ortsteil der Gemeinde Wandlitz, der im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die Gemeinde gehört zum Landkreis Barnim im Bundesland Brandenburg. Bis zum Jahr 2003 war Lanke eine selbstständige Gemeinde innerhalb des Amtes Wandlitz.

Geografie

Obersee
Liepnitzsee

Lanke liegt im Naturpark Barnim inmitten von Buchen- und Kiefernwäldern, 29,5 Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums von Berlin. Der Hauptort befindet sich in einer Niederung zwischen drei Seen, dem Obersee im Westen, der Krummen Lanke im Nordosten und dem südöstlichen Hellsee. Die höchste Erhebung befindet sich mit 85,6 Metern über dem Meeresspiegel im nördlichen Waldgebiet von Lanke zwischen dem Bogensee und dem Strehlefließ.[1] In Lanke kreuzen sich die Landesstraßen L 29 von Biesenthal nach Wandlitz und L 31 von Bernau nach Prenden. Die Siedlungsteile Ützdorf, Bogensee und Arendsee befinden sich westlich bzw. nordwestlich des Dorfes Lanke.

Das ehemalige Lanker Gemeindegebiet schloss den Liepnitzsee mit seiner Insel, dem 71,5 Meter hohen Großen Werder, östlich von Wandlitz ein, reichte im Osten bis zur Hellmühle, im Norden bis fast an den Prendener Strehlesee und umfasste auch einige Waldstücke der Probstheide zwischen den Bernauer Ortsteilen Waldfrieden und Waldsiedlung. Östlich grenzte Lanke an die Stadt Biesenthal, südlich an Lobetal, Bernau und den heutigen Wandlitzer Ortsteil Schönwalde, westlich an den oben genannten Ortsteil Waldsiedlung und an Wandlitz, sowie nördlich an Klosterfelde und Prenden, heute ebenso wie Lanke Wandlitzer Ortsteile.

Geschichte

Lanke wurde in einem Schriftstück vom 24. Dezember 1315 erstmals urkundlich erwähnt, einer Bestätigung der Besitzungen und Rechte der Stadt Biesenthal in lateinischer Sprache durch den Markgrafen Johann V., „dem Erlauchten“. Dort heißt es wörtlich que ducit versus Lancke – ‚bis zum Wege der nach Lancke führt‘. Eine Urkunde mit direktem Bezug zu Lanke stammt vom 24. Februar 1347. In dieser verlieh der Markgraf Ludwig I., „der Brandenburger“, einem Knappen Fridolin Sessel Einkünfte in dem ville Lanken – ‚Dorf Lanke‘. Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird die Größe des Dorfes mit 36 Bauernhufen und 12 Kossäten angegeben.[2] Zur Namensherkunft siehe Lanke (Toponym).

Seit etwa 1415 Eigentum der Burg Biesenthal, wurde Lanke 1620 durch die Biesenthaler Burgherren von Arnim an Friedrich von Götze aus Zehlendorf verkauft. Im Jahr 1624 hatte das Dorf laut Schossregister 126 Einwohner. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Dorf völlig zerstört, nur ein Müller soll zu dieser Zeit den wüsten Flecken noch bewohnt haben. Schon 1734 wohnten dann wieder 126 Einwohner in Lanke. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel, um 1675 Familie von Happe, 1764 Victor Ludwig Freiherr von Holwede und seine Ehefrau, geb. von Colomb, 1783 Oberstwachtmeister Hans Heinrich von Wülknitz, kam die Herrschaft Lanke 1827 in den Besitz derer von Redern.

Graf Friedrich Wilhelm von Redern ließ nach dem Kauf des Gutes den östlich anschließenden Lustgarten nach Plänen des Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné in einen Landschaftspark umgestalten. In den Jahren 1856 bis 1858 wurde dann im Auftrag des Grafen das alte Gutshaus im Stil der französischen Renaissance schlossähnlich überbaut. Die Arbeiten gehen auf Pläne des Architekten Eduard Knoblauch zurück. Zur damaligen Zeit wurde das Gebäude nach seinem Besitzer auch Landhaus Redern genannt, später volkstümlich Schloss Lanke.

Landhaus Bogensee, Teil des Siedlungsbereiches von Lanke

Im Juni 1866 brannte das Dorf durch Funkenflug fast vollständig nieder. Ein Grund dafür war die damals noch vorhandene Schilfeindeckung der meisten Häuser. Nur das Schloss und vermutlich ein Bauern- und ein Fischerhaus, in dem später die neue Schule eingerichtet wurde, blieben unversehrt. Schon 1867 bis 1868 erhielt Lanke für die durch den Brand zerstörte Kirche eine neue Backsteinkirche in neugotischem Stil, finanziert durch die Familie von Redern.[3]

Die Grafen von Redern waren um 1900 mit dem 4500 Hektar umfassenden Gutsbezirk Lanke die größten Grundbesitzer des Niederbarnim. Das Gut samt Landhaus und seinen Nebengebäuden wurde 1914 an die Stadt Berlin verkauft, die damit in den Besitz ausgedehnter Wälder in ihrem nördlichen Bereich gelangte. Sie sollten als Erholungsgebiete für die Bevölkerung Berlins und als Frischluftschneise für die ausufernde Großstadt-Bebauung erhalten werden. Schon Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Fremdenverkehr in Lanke und dem nahe gelegenen Ützdorf. Für die Berliner Ausflügler entstanden mehrere Gaststätten und Pensionen sowie am Obersee eine Badeanstalt.[4]

Ende der 1930er Jahre wurde für den damaligen Propagandaminister des Deutschen Reiches, Joseph Goebbels, am Bogensee nordwestlich von Lanke ein dreiflügeliges Haus als Landsitz errichtet. Das 16.000 m² große Gelände hatte ihm die Stadt Berlin 1936 auf Lebenszeit zur Nutzung zur Verfügung gestellt.[5] Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Anwesen, erweitert durch mehrere mehrgeschossige Bauten im Stil des Sozialistischen Klassizismus, als Jugendhochschule der FDJ der Ausbildung kommunistischer Kader der SED. Ab 1990 wurde nach neuen Nutzungskonzepten gesucht, u. a. für eine internationale Bildungseinrichtung. Nach vergeblichen Verkaufsbemühungen entschied der Berliner Liegenschaftsfonds, das Areal vorerst nicht weiter anzubieten.[6] Etwa 100 Menschen leben noch immer (Stand: 2009) in dieser kleinen Siedlung, die auch keine vernünftige Infrastruktur ausweist.[7]

Das Schloss und seine Nebengebäude wurden nach 1945 erst ein Tbc-Krankenhaus, dann eine Filiale des Eberswalder Krankenhauses. Bis etwa 1995 diente es als Seniorenheim.

Nach Auflösung der Bezirke der DDR und Neugründung des Landes Brandenburg am 3. Oktober 1990 war Lanke eine selbstständige Gemeinde im Kreis Bernau. Die Verwaltungsaufgaben wurden seit dem 1. Juli 1992 durch das Amt Wandlitz innerhalb des Landkreises Barnim wahrgenommen. Mit der Umwandlung des Amtes zur Gemeinde Wandlitz durch Landesgesetz zum 26. Oktober 2003 verlor der Ort Lanke seine Selbstständigkeit.[8] Die ehemalige Gemeinde ist seitdem Ortsteil der Großgemeinde Wandlitz. Eine Verfassungsbeschwerde aller amtsangehörigen Gemeinden gegen die kommunale Neugliederung vor dem Verfassungsgericht des Landes Brandenburg wurde am 16. Juni 2005 zurückgewiesen.

Anzahl Einwohner
(Quelle: Entwicklung der Einwohnerzahlen in den Ortsteilen der Gemeinde Wandlitz [PDF; 76 kB] und Wandlitz. Daten und Fakten 2008)
Jahr1624199019921994199619982000200120022003200420052006200720082009201020112012
Einwohner126789732693719667641620621620623620582582574567581560543

Politik

Ortsbeirat

Ortsbeirat Lanke
Partei / WahlbewerberStimmenanteil
(Prozent)
Sitze
Bürgerplattform Lanke83,02
Die Linke17,01

Am 25. Mai 2014 fanden die letzten Kommunalwahlen statt. Die Wahlbeteiligung betrug 45 Prozent der wahlberechtigten Einwohner. Der Ortsbeirat setzt sich aus drei Personen zusammen. Die Tabelle zeigt die Ergebnisse dieser Wahl.[9]

Der Ortsbeirat hat beratende Funktion für die Gemeindevertretung von Wandlitz bezüglich der Entscheidungen des Gremiums, die den Ortsteil Lanke betreffen. Einige der Vertreter des Ortsbeirates sind gleichzeitig Gemeindevertreter.

Ortsvorsteher

Das frühere Amt des Bürgermeisters wird seit der Fusion mit Wandlitz von einem Ortsvorsteher, zunächst auch Ortsteilbürgermeister genannt, wahrgenommen. Von Januar 2012 ist bis Mai 2019 war der parteilose Christian Schmidt Ortsvorsteher von Lanke. In Folge der Gemeindewahl 2019 übernahm Frank Wendland (SPD) das Amt. Er hält nach Vereinbarung Bürgersprechstunden im Gemeindezentrum Bernauer Straße 7 ab.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bau- und Bodendenkmale

Jeder der Wandlitzer Ortsteile besitzt Baudenkmale, auch sind einige Bodendenkmale entdeckt worden, die allesamt in der Brandenburgischen Denkmalliste aufgeführt sind.

Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Lanke

Bauwerke

Innenansicht der Kirche

Evangelische Kirche Lanke

Für Lanke wurde erstmals 1458 eine Kirche erwähnt. Bei einem großen Dorfbrand im Jahr 1866 wurde auch die bis dahin genutzte Fachwerkkirche zerstört. Im Jahr darauf begannen die Einwohner mit dem Bau der heute noch vorhandenen neugotischen Backsteinkirche mit ihrem polygonalen Ostabschluss und quadratischen Westturm. Sie wurde 1868 fertiggestellt, finanziert durch die Familie von Redern, den Besitzern des Schlosses und des Gutes Lanke.[11]

Schloss Lanke

Haupteingang Schloss Lanke

Das Lanker Schloss wurde 1856 bis 1858 durch den Architekten Eduard Knoblauch als zweigeschossiger Putzbau im Stil der französischen Renaissance errichtet, wobei Kellergewölbe eines Vorgängerbaus mit einbezogen wurden. Das Gebäude mit seinen steilen Walmdächern hat einen dreiachsigen Mittelrisalit und zweiachsige Seitenrisalite, die durch acht Ecktürme eingefasst sind. Der südwestlich Richtung Hellsee anschließende Park wurde schon vor dem Neubau des Schlosses nach Plänen von Peter Joseph Lenné im Stil eines englischen Landschaftsparks umgestaltet. Es bestand eine Hauptsichtachse zwischen Schloss und See. Weitere Sichtachsen entfernten sich strahlenförmig vom Schlossgebäude. Der Park ist heute größtenteils verwildert.[12][13] Gebäude und Park wurden nach Ausschreibungen des Berliner Liegenschaftsfonds im Jahr 2006 an eine Gruppe von Privatpersonen verkauft. Diese bauen im Hauptgebäude schrittweise Wohnungen ein, erhalten aber Kellergewölbe, Eingangsbereich und Dachgeschoss für die Allgemeinheit.

Regelmäßige Veranstaltungen

Hier sind das jährlich am Freibad des Obersees stattfindende Strandfest, das Osterfeuer am Sportplatz an der Prendener Allee sowie der Auftritt des seit 1968 bestehenden Lanker Frauenchors erwähnenswert.

Wirtschaft und Verkehr

Im Ort gibt es bereits seit DDR-Zeiten in alten Fachwerkhäusern von Ützdorf eine Jugendherberge.[14] Für das Jahr 2008 sind im Gemeinderegister 48 Gewerbebetriebe für den gesamten Ort gemeldet. Außerdem wird weiterhin Landwirtschaft betrieben, vor allem Rinder- und Schweinemast.[6]

Durch den Ort führen die Landesstraßen L 29 und L 31, die eine Verbindung zur Bundesstraße 109 zwischen Wandlitz und Klosterfelde sowie nach Biesenthal (L 29) bzw. nach Prenden und Bernau herstellen. An der L 29 liegen die Siedlungsbereiche Bogensee und Ützdorf. Der Ort wird durch eine Buslinie mit Bernau verbunden. Nahe vorbei führt die Bundesautobahn 11 mit einem Anschluss von und nach Lanke.

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Otto Rudolf von Wülcknitz (um 1794–1866), preußischer Kammergerichtsrat und Grundbesitzer
  • Bernd Hans Heinrich Pommerenicke (1796–1872), preußischer Generalmajor

Persönlichkeiten, die in Lanke wirken oder gewirkt haben

Literatur

Ernst Fidicin: Geschichte des Kreises Nieder-Barnim, J. Guttentag, Berlin, 1857, S. 78 Digitalisat

Weblinks

Commons: Lanke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Topographische Karte N-33-112-C (Bernau b. Berlin), 1:50.000, Ausgabe 1985, Ministerium des Innern (DDR)
  2. Eberhard Stege: Lanke – Wanderungen durch die Geschichte eines märkischen Dorfes, 1991, Teil 1, S. 7
  3. Eberhard Stege: Lanke – Wanderungen durch die Geschichte eines märkischen Dorfes, 1991, Teil 1 und 2
  4. Abschnitt Geschichte: Kleiner Reiseführer rund um Wandlitz im Naturpark Barnim, 1998/1999
  5. Landhaus von Dr. Joseph Goebbels (Memento vom 5. März 2008 im Internet Archive)
  6. a b Jahresbericht Gemeinde Wandlitz, 2008, S. 15 und 26
  7. Horst Schumann: Das vergessene Paradies in: Heidekraut Journal Juni/Juli 2009, S. 5
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  9. Offizielles Wahlergebnis der Kommunalwahl in der Gemeinde Wandlitz 2014 für den Ortsbeirat in Lanke, abgerufen am 10. August 2014.
  10. Wandlitz kompakt, Ausgabe 22, 2020/201, S. 17.
  11. Eberhard Stege: Lanke – Wanderungen durch die Geschichte eines märkischen Dorfes, 1991, Teil 2, S. 7
  12. Schloss Lanke (Memento vom 12. Oktober 2007 im Internet Archive)
  13. Eberhard Stege: Lanke – Wanderungen durch die Geschichte eines märkischen Dorfes, 1991, Teil 2, S. 3
  14. Homepage zur JH Ützdorf, abgerufen am 12. Januar 2010 (Memento desOriginals vom 19. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jugendherberge.de

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