Landtagswahl im Volksstaat Hessen 1924

Stimmzettel zur Landtagswahl

Die Landtagswahl im Volksstaat Hessen 1924 war die dritte im Volksstaat Hessen zum Landtag des Volksstaates Hessen. Sie fand am 7. Dezember 1924 statt und führte zu einer Bestätigung der Regierungskoalition bei nur geringen Stimmergebnissen der Parteien gegenüber der vorangegangenen Landtagswahl im Volksstaat Hessen 1921. Am gleichen Tag fand auch die Reichstagswahl Dezember 1924 statt.

Ausgangssituation

Während die Reichstagswahl Mai 1924 noch zu einem erstarken der radikalen Parteien geführt hatte, fand die Landtagswahl ein halbes Jahr später in einer politisch entspannteren Phase statt. Die Beendigung der Hyperinflation hatte zu einer wirtschaftlichen Stabilisierung geführt. Die weiteren Hintergründe zur politischen Lage sind in Reichstagswahl Dezember 1924 dargestellt.

Im Volksstaat Hessen hatte seit der ersten Wahl 1919 das Kabinett Ulrich II als Weimarer Koalition regiert.

Wahlergebnis

Landtagswahl vom 7. Dezember 1924
Wahlbeteiligung: 75,3 %
 %
40
30
20
10
0
35,2 %
16,1 %
13,2 %
11,8 %
8,5 %
7,0 %
5,4 %
1,4 %
0,9 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1921
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
+2,6 %p
−1,3 %p
−1,9 %p
−2,8 %p
+1,2 %p
+1,6 %p
+1,5 %p
+1,4 %p
+0,9 %p
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Ergebnis der Landtagswahl vom 7. Dezember 1924[1][2]
Gegenstand der
Nachweisung
StimmenSitze±
Anzahlin %
Wahlberechtigte846.196100,0
Wähler637.26475,3
Ungültige Stimmen12.1321,9
Gültige Stimmen625.132100,0700
davon
Sozialdemokratische Partei Deutschlands220.10835,226+2
Zentrum100.38416,111−2
Hessischer Bauernbund und rheinhessische Landliste82.74213,29−2
Deutsche Volkspartei73.93011,88−2
Deutsche Demokratische Partei53.3018,56+1
Deutschnationale Volkspartei43.7177,05+2
Kommunistische Partei Deutschlands33.6895,44+2
Nationalsozialistische Freiheitsbewegung8.4781,41+1
Wirtschaftspartei des deutschen Mittelstandes5.8510,9
Vereinigte schaffende hessische Landwirte2.9320,5

Für die gewählten Abgeordneten siehe die Liste der Mitglieder des Landtages (Volksstaat Hessen) (3. Wahlperiode).

Es ergaben sich folgende Ergebnisse der Wahlen auf Provinzebene

ProvinzKPDSPDDDPZentrumDVPDNVPHBB (*)Ver. s. h. Landw.NSFBWPSumme
Stimmen absolut
Starkenburg241571139282139145418360002216227473147442703973300246
Provinz Oberhessen472147151101207740143631355144571124629061463147832
Rheinhessen4811590292179047226235678004106982121293415177045
Hessen3368922010853301100384739304371782742293284785851625123
Prozent
Starkenburg837,97,115,1127,49,20,51,41,3100
Oberhessen3,231,96,85,29,79,230,10,821100
Rheinhessen2,733,312,326,713,34,560,10,70,2100
Hessen5,435,28,516,111,8713,20,51,40,9100
  • Hessischer Bauernbund und Rheinhessische Landesliste

Es ergaben sich folgende Ergebnisse der Wahlen auf Kreisebene

LandkreisKPDSPDDDPZentrumDVPDNVPHBB (*)Ver. s. h. Landw.NSFBWPSumme
Stimmen absolut
Kreis Darmstadt29263216166013834181379395367444138756178720
Kreis Bensheim20989434157276803228188537864344619230364
Kreis Dieburg1342996413265937171223326421965039329726
Kreis Erbach74481751525894192116493780113069915220669
Kreis Groß-Gerau26011380029512498256378449573820030830700
Kreis Heppenheim1909552014147895137284118526520814421220
Kreis Offenbach125373487460021668070675276300358836252388856
Kreis Gießen1481167963766106062045781102667572822446381
Kreis Alsfeld148310682093511791473673852939710715432
Kreis Büdingen740541611572991217141667631235418417756
Kreis Friedberg210016286310048083429293590926962887143318
Kreis Lauterbach164297564157416001287490537135012612993
Kreis Schotten882572636647346596807792625111952
Kreis Mainz3112287408464217804725307518164334426272361
Kreis Alzey95458139493856256712861769362133418386
Kreis Bingen2824766304177101787315164230752919677
Kreis Oppenheim110560732525643271012512531551692421352
Kreis Worms121215335308482371177820772940484926645269
Prozent
Kreis Darmstadt3,740,98,44,92311,94,70,10,7100
Kreis Bensheim6,931,15,225,310,66,212,50,10,6100
Kreis Dieburg4,533,54,5205,87,821,60,30,3100
Kreis Erbach3,639,67,44,39,3818,35,50,7100
Kreis Groß-Gerau8,5459,68,18,32,616,10,11100
Kreis Heppenheim9266,737,26,548,70,30,7100
Kreis Offenbach14,139,26,818,885,93,40,12,8100
Kreis Gießen3,236,28,12,313,412,522,10,20,5100
Kreis Alsfeld120,15,36,17,69,543,73,40,7100
Kreis Büdingen4,230,56,51,76,9838,10,70,5100
Kreis Friedberg4,837,67,211,17,96,8210,22100
Kreis Lauterbach1,322,94,94,412,39,937,82,91100
Kreis Schotten0,721,55,30,56,15,5570,70,4100
Kreis Mainz4,339,711,730,16,54,22,50,10,4100
Kreis Alzey0,524,921,5211479,60,20,2100
Kreis Bingen1,424,215,539,29,11,68,30,20,1100
Kreis Oppenheim0,526,315,226,412,75,911,90,30,1100
Kreis Worms2,733,96,818,2264,66,50,10,1100

Aufgrund der Verteilung der Konfessionen hatte das Zentrum seine Parteihochburg eindeutig in Rheinhessen, in Oberhessen dominierte der HBB.

Folgen

Otto von Brentano di Tremezzo

Der neu gewählte Landtag trat am 29. Januar 1925 zur Wahl eines hessischen Ministerpräsidenten zusammen. Otto von Brentano di Tremezzo hatte versucht eine bürgerliche Koalition der Mitte aus Zentrum, DDP, DVP und Bauernbund zu bilden. Da diese vier Parteien nur über 34 Mandate im Landtag verfügten, wäre diese Koalition auf Stimmen andere Parteien angewiesen gewesen. Bei der Wahl zum Ministerpräsidenten erhielt Otto von Brentano di Tremezzo jedoch nur die 34 Stimmen seiner Unterstützerparteien. Carl Ulrich erhielt neben den Stimmen der SPD noch die Unterstützung von DNVP und NSFB und erhielt 32 Stimmen. Die KPD unterstützte mit ihren vier Mandaten keinen der beiden Kandidaten, sondern Daniel Greiner. Damit hatte kein Kandidat die erforderliche absolute Mehrheit erhalten. Auch der zweite Wahlgang ergab das gleiche Ergebnis.

Nachdem der Versuch einer Bildung einer Regierung der Mitte gescheitert war, kam es zu Gesprächen über die Fortsetzung der bisherigen Koalition. Am 24. März 1925 kam es unter dem Druck einer Drohenden Landtagsauflösung im Landtag zu der Wiederwahl des bisherigen Präsidenten Ulrich (SPD). Im Ergebnis blieb daher das Kabinett Ulrich II im Amt.[3][4][5]

Literatur

  • Mitteilungen der hessischen Zentralstelle für die Landesstatistik. Nr. 1, Januar 1925, S. 3.
  • Eckhart G. Franz: Parlament im Kampf um die Demokratie: Der Landtag des Volksstaates Hessen 1919–1933. 1991, ISBN 3-88443-027-0, S. 43–44, 301–396.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Volksstaat Hessen: Landtagswahl 1924 auf www.gonschior.de
  2. III. Landtag des Volksstaates Hessen: Drucksache Nr. 4. Regierungsvorlage: Landtagswahl 1924. Darmstadt 29. Dezember 1924 (PDF; 305 kB)
  3. Wahl eines hessischen Ministerpräsidenten scheitert. 29. Januar 1925. Zeitgeschichte in Hessen. (Stand: 3. April 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Walter Mühlhausen: Carl Ulrich - vom sozialdemokratischen Parteiführer zum Staatspräsidenten. 2003, ISBN 3-927127-50-7, S. 12, (Digitalisat)
  5. Eckhart G. Franz: Volksstaat Hessen 1918–1945. In: Handbuch der hessischen Geschichte. 2. Teilband, 3. Lieferung, 2003, ISBN 3-7708-1237-9, S. 899.

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Otto Rudolf von Brentano di Tremezzo (* 9. Dezember 1855 in Darmstadt; † 21. Juli 1927 ebenda) deutscher Politiker (Zentrum)

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The Coat of arms of Hessen
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Stimmzettel zur Landtagswahl im Volksstaat Hessen 1924