Landtagswahl im Volksstaat Hessen 1921

Die Landtagswahl im Volksstaat Hessen 1921 war die zweite Wahl im Volksstaat Hessen zum Landtag des Volksstaates Hessen. Sie fand am 27. November 1921 statt und führte zu einer Bestätigung der Regierungskoalition bei deutlichen Verlusten der SPD und DDP.

Ausgangssituation

Die Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung des Volksstaates Hessen 1919 wurde durch die SPD gewonnen. In der Folge wurde das Kabinett Ulrich II gewählt, eine Regierung in der Zusammensetzung der Weimarer Koalition. Der erste Landtag des Volksstaates Hessen beschloss die Hessische Verfassung vom 12. Dezember 1919, die im dritten Abschnitt die Wahl und Kompetenzen des Landtags regelte. Mit dem Landtagswahlgesetz vom 16. März 1921[1] und der Landtagswahlordnung vom 14. Juni 1921[2] wurden die rechtlichen Grundlagen für die Landtagswahl geschaffen. Danach bestand der Landtag aus 70 Mitgliedern, die in freien, gleichen, direkten und geheimen Wahlen im Verhältniswahlrecht für drei Jahre gewählt wurden.

Zum Zeitpunkt der Wahl bestand die Alliierte Rheinlandbesetzung fort. Die Wahlen in der Provinz Rheinhessen fanden daher im besetzten Gebiet statt. Prägend für die wirtschaftliche Situation war die Deutsche Inflation 1914 bis 1923. Bei der Reichstagswahl 1920 hatte die Weimarer Koalition ihre Mehrheit verloren. Die SPD hatte nach links zu USPD und KPD verloren, die DDP nach rechts. Die Wahlergebnisse in Hessen bei dieser Wahl zeigten die gleiche Entwicklung.

Wahlergebnis

Landtagswahl vom 27. November 1921
Wahlbeteiligung: 67,0 %
 %
40
30
20
10
0
32,6 %
17,4 %
15,1 %
14,6 %
7,3 %
5,4 %
3,9 %
3,8 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1919
 %p
 16
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
−11,9 %p
−0,2 %p
+15,1 %p
+4,5 %p
−11,6 %p
−2,0 %p
+3,9 %p
+2,3 %p
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Ergebnis der Landtagswahl vom 27. November 1921[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
StimmenSitze±
Anzahlin %
Wahlberechtigte800.547100,0
Wähler536.22067,0
Ungültige Stimmen2.2900,4
Gültige Stimmen533.930100,0700
davon
Sozialdemokratische Partei Deutschlands174.21332,624−7
Zentrum92.68917,4130
Hessischer Bauernbund und rheinhessische Landliste80.42615,111+11
Deutsche Volkspartei78.18514,610+3
Deutsche Demokratische Partei39.1407,35−8
Deutschnationale Volkspartei28.1905,43−2
Kommunistische Partei Deutschlands20.8493,92+2
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands20.1863,82+1
Revisionspartei520,0

Für die gewählten Abgeordneten siehe die Liste der Mitglieder des Landtages (Volksstaat Hessen) (2. Wahlperiode).

Es ergaben sich folgende Ergebnisse der Wahlen auf Provinzebene

ProvinzKPDUSPDSPDDDPZentrumDVPDNVPHBB (*)RevisionsparteiSumme
Stimmen absolut
Starkenburg14847735792270154834064536335123672968352249039
Provinz Oberhessen3002881639312767767561355412145445980135860
Rheinhessen3000401342631159804528828296367861450149031
Hessen2084920186174213391409268978185281908042652533930
Prozent
Starkenburg6337,16,216,314,6511,90100
Oberhessen2,26,528,95,75108,932,80100
Rheinhessen22,728,610,730,4192,54,10100
Hessen3,93,832,67,317,414,65,315,10100
  • Hessischer Bauernbund und Rheinhessische Landesliste

Aufgrund der Verteilung der Konfessionen hatte das Zentrum seine Parteihochburg eindeutig in Rheinhessen, in Oberhessen dominierte der HBB.

Es ergaben sich folgende Ergebnisse der Wahlen auf Kreisebene

LandkreisKPDUSPDSPDDDPZentrumDVPDNVPHBB (*)RevisionsparteiSumme
Stimmen absolut
Kreis Darmstadt25601878225565007306819478400940631962638
Kreis Bensheim12153518620117279372932136140042327615
Kreis Dieburg14083788642979573120377286904126808
Kreis Erbach797327677511897261927726429116758
Kreis Groß-Gerau17501267110662591200019705705859927082
Kreis Heppenheim6415765268100577491653326161318831
Kreis Offenbach647625802934335401343463384647294969307
Kreis Gießen876384712166281678057215082991441202
Kreis Alsfeld38464368989682113741342709715721
Kreis Büdingen9126975011103216412431180655816797
Kreis Friedberg10312904133321809432430812827910738415
Kreis Lauterbach1772325035246421453953521012025
Kreis Schotten128181261160025682761671211700
Kreis Mainz137430311890453792023253951375101856708
Kreis Alzey453723194269533763334383194515344
Kreis Bingen11949298925517714209110758916209
Kreis Oppenheim611493662271656093234621166217714
Kreis Worms1401412138822639835714242119293143056
Hessen2084920186174213391409268978185281908042652533930
Prozent
Kreis Darmstadt4,133684,931,16,46,50100
Kreis Bensheim4,41,331,24,228,710,64,914,50,1100
Kreis Dieburg5,31,432,23,721,47,62,725,80100
Kreis Erbach4,8240,47,14,311,54,325,60100
Kreis Groß-Gerau6,54,740,99,67,47,32,121,60100
Kreis Heppenheim3,43,1285,341,28,81,78,60100
Kreis Offenbach9,33,742,35,119,49,16,74,30100
Kreis Gießen2,19,329,56,81,913,912,324,10100
Kreis Alsfeld0,2323,55,75,28,78,545,10100
Kreis Büdingen5,44,129,86,117,47390100
Kreis Friedberg2,77,634,74,711,387,423,70100
Kreis Lauterbach0,1620,84,45,312,17,943,30100
Kreis Schotten1,11,522,35,10,25,86,557,40100
Kreis Mainz2,45,333,39,535,79,52,41,80100
Kreis Alzey0,32,420,817,62221,72,512,70100
Kreis Bingen0,70,318,415,747,612,90,73,60100
Kreis Oppenheim0,30,820,715,331,718,33,59,40100
Kreis Worms3,3132,26,119,433,12,82,20100
Hessen3,93,832,67,317,414,65,315,10100

Folgen

Das Kabinett Ulrich II blieb im Wesentlichen im Amt, auch wenn die Regierungsmehrheit von 57 auf 42 (von 70) Abgeordneten verringert wurde. Vorangegangen war eine intensive politische Diskussion, da das Zentrum zunächst einmal darauf bestanden hatte, die Koalition um die DVP zu erweitern. Dies stieß bei den Sozialdemokraten auf Ablehnung. Nachdem die Zentrum-Fraktion sich mehrheitlich für die Fortsetzung der alten Koalition entschieden hatte, kam es am 20. Dezember 1921 zur Wiederwahl von Carl Ulrich.[5]

Literatur

  • Mitteilungen der hessischen Zentralstelle für die Landesstatistik, Nr. 10, November 1921, S. 154 ff.
  • Eckhart G. Franz: Parlament im Kampf um die Demokratie: Der Landtag des Volksstaates Hessen 1919–1933, 1991, ISBN 3884430270, S. 43, 187–300.

Einzelnachweise

  1. Hessisches Regierungsblatt Nr. 6, S. 55
  2. Hessisches Regierungsblatt Nr. 15, S. 119
  3. Der Volksstaat Hessen: Landtagswahl 1921 auf www.gonschior.de
  4. Rechtsruck bei Wahlen zum Hessischen Landtag, 27. November 1921. Zeitgeschichte in Hessen. (Stand: 27. November 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Eckhart G. Franz: Volksstaat Hessen 1918–1945; in: Handbuch der hessischen Geschichte, 2. Teilband, 3. Lieferung, 2003, ISBN 3-7708-1237-9, S. 899.

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